Legionsadler

Legionsadler
Denarius des Marcus Antonius mit Darstellung römischer Feldzeichen auf der Rückseite

Die Aquila (lateinischAdler“), im Deutschen auch häufig als Legionsadler bezeichnet, war das höchstrangige Feldzeichen der Römischen Legionen. Er wurde wahrscheinlich während der Heeresreform durch Gaius Marius als Identifikationszeichen für die nun langfristiger bestehenden Legionen eingeführt.

Die Aquila genoss unter allen Feldzeichen die größte Verehrung und ihr Verlust galt als große Schande, während die Wiedererlangung verlorener Aquilae als wichtiges Ereignis gefeiert wurde. So ist die Rückgabe der bei der Schlacht bei Carrhae unter Marcus Licinius Crassus verlorenen Legionsadler durch die Parther auf Münzen und auf dem Brustpanzer des Augustus von Primaporta dargestellt.

Inhaltsverzeichnis

Konstruktion

Legionsadler (Rekonstruktion)

Es sind keine antiken Aquilae erhalten, so dass ihre Konstruktion nur anhand von bildlichen und schriftlichen Darstellungen rekonstruiert werden kann. Die Stange der Aquila trug einen Lanzenschuh sowie zwei Handhaben, um das Feldzeichen in den Boden stecken und wieder herausziehen zu können, aber meist keine weiteren Verzierungen wie die häufig an anderen Feldzeichen angebrachten Phalerae. Der eigentliche Adler saß am oberen Ende der Stange auf einem Sockel und war zu Beginn aus vergoldetem Silber, in der Kaiserzeit meist aus reinem Gold getrieben. Die Rolle des Adlers als Symbol des römischen Hauptgottes Jupiter wurde durch in den Krallen getragene Donnerkeile und in manchen Fällen durch eine im Schnabel getragene Eichel betont. Die Flügel waren meist nach oben, seltener zur Seite hin, ausgebreitet oder selten angelegt und konnten einen Lorbeerkranz tragen, der möglicherweise als Auszeichnung verliehen wurde. In manchen Fällen traten weitere Verzierungen auf.

Auf dem Grabrelief des Aquilifers der Legio II Parthica Felsonius Verus ist eine Aquila abgebildet, bei der der Adler von einer Art Käfig umgeben ist, woraus manche Autoren die Vermutung abgeleitet haben, diese Legion hätte einen lebenden Adler als Feldzeichen besessen.[1] Es könnte sich dabei aber auch um eine Schutzvorrichtung oder einen tragbaren Schrein für eine normale Aquila gehandelt haben.[2]

Einsatz

Aquilifer mit Aquila (Rekonstruktion)

Die Aquila unterstand der Aufsicht der ersten Kohorte, insbesondere des diese anführenden Primus pilus, des höchsten Centurio der Legion. Getragen wurde sie vom Aquilifer (lat. „Adlerträger“), dem ranghöchsten Feldzeichenträger der Legion. Dieser stand im Rang direkt unter den Centurionen, erreichte deren Rang im Gegensatz zu anderen ranghohen Unteroffizieren allerdings nur selten. Wahrscheinlich wurde der Rang des Aquilifer als Ehrenposten an verdiente Unteroffiziere vergeben. Als „duplicarius“ erhielt der Aquilifer den doppelten Sold eines normalen Legionärs.

Zur Ausrüstung des Aquilifer gehörten neben der Aquila ein runder Schild (parma). Auf Grabstelen werden Adlerträger darüber hinaus häufig mit einem Schuppenpanzer (lorica squamata) und einem Löwenfell über dem Helm dargestellt. Das Schwert wurde teilweise wie bei den Centurionen und im Gegensatz zum gewöhnlichen Legionär auf der linken Seite getragen.

Im Gegensatz zu den Signa der einzelnen Zenturien hatte die Aquila wahrscheinlich keine taktische Bedeutung als Orientierungspunkt für die Einheiten im Gefecht. Sie wurde nur dann aus dem Lager geführt, wenn die gesamte Legion ausmarschierte und wurde beim geordneten Marsch der Legion vorangetragen.

Besondere Bedeutung kam der Aquila als Identifikationssymbol zu. So wurde die aktive Dienstzeit des Legionärs als Dienst sub aquila („unter dem Adler“) bezeichnet und der Gründungstag der Legion als dies natalis aquilae („Geburtstag des Adlers“) begangen. Den Adler im Gefecht zu beschützen, stellte wahrscheinlich für die Legionäre eine bedeutende Motivation dar. So beschreibt Caesar, wie bei der Landung in Britannien der Aquilifer der Legio X Gemina zuerst von Bord sprang und so die zögernden Legionäre zum Vorrücken auf den Feind brachte.[3]

Literatur

  • Marcus Junkelmann: Die Legionen des Augustus. Der römische Soldat im archäologischen Experiment. 5. Auflage. Philipp von Zabern, Mainz 1991, ISBN 978-3805308861. 
  • Oliver Stoll: Der Adler im „Käfig“. Zu einer Aquilifer-Grabstele aus Apamea in Syrien und Tabellarischer Anhang zur Darstellung des Legionsadlers und anderer Signa in der römischen Plastik. In: Römisches Heer und Gesellschaft: Gesammelte Beiträge 1991-1999. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 9783515078177, S. 13–46. 
  • Peter Connolly: Greece and Rome at War. Greenhill Books, London 1998, ISBN 978-1853673030. 

Einzelnachweise

  1. Ross Cowan, Angus McBride: Imperial Roman Legionary AD 161-284. Osprey Publishing, Oxford 2003, ISBN 978-1841766010. 
  2. Oliver Stoll: Der Adler im „Käfig“. Zu einer Aquilifer-Grabstele aus Apamea in Syrien und Tabellarischer Anhang zur Darstellung des Legionsadlers und anderer Signa in der römischen Plastik. In: Römisches Heer und Gesellschaft: Gesammelte Beiträge 1991-1999. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 9783515078177, S. 13–46. 
  3. Gaius Iulius Caesar De bello Gallico. IV, 25

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