- Leopold Scharnschlager
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Leupold Scharnschlager, auch Leopold Scharnschlager und Leupold der Seifensieder genannt (* um 1485 vermutlich in Hopfgarten / Tirol; † März 1563 in Ilanz / Graubünden), war ein Tiroler Gutsbesitzer und eine führende Persönlichkeit der reformatorischen Täuferbewegung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Über die Kindheit und Jugend Scharnschlagers ist nichts bekannt, auch über sein genaues Geburtsjahr können nur Vermutungen angestellt werden. Überliefert ist nur, dass er vor seiner Begegnung mit der Täuferbewegung seinen Lebensunterhalt als Gutsbesitzer und eine handwerkliche Tätigkeit als Seifensieder verdiente.
Am Anfang von Leupold Scharnschlagers Weg zu den Täufern stand der Wasserbauingenieur und das spätere Oberhaupt des sogenannten Marbeck-Kreises Pilgram Marbeck, der ebenfalls aus Tirol stammte. Um 1530 verließ Scharnschlager seine Heimat und folgte Marbeck nach Straßburg, wo er zu dessen bedeutendstem Mitarbeiter wurde. Unter seinem Einfluss entwickelte sich der Täuferkreis in Speyer zu einer der wichtigsten täuferischen Gemeinden der südwestdeutschen Region. 1544 - so wird angenommen - folgte Scharnschlager Pilgram Marbeck nach Augsburg, wurde dort jedoch wegen seiner täuferischen Missionstätigkeit zu einer Geldbuße von 40 Gulden verurteilt und anschließend - gemeinsam mit seiner Ehefrau - außer Landes verwiesen. Ab 1546 wohnte das Ehepaar Scharnschlager in Ilanz / Graubünden, wo Leupold eine Anstellung als Schulmeister gefunden hatte. Im Untergrund wirkte er dort bis zu seinem Tod als Führer einer kleinen Täufergemeinde und hielt durch Sendbriefe Kontakt zu verschiedenen verstreuten täuferischen Gemeinden bis hin nach Mähren.
Nach dem Tod des Ehepaares Scharnschlager kam es zu einem Erbschaftsstreit, über den eine umfangreiche Aktensammlung existiert.
Werke
1542 gab Scharnschlager gemeinsam mit Marbeck die Bekenntnisse des Täufers Bernd Rothmann heraus. Ebenfalls von 1542 datiert eine vermutlich von ihm und Marbeck gemeinsam verfasste Schrift mit dem Kurztitel Vermahnung. Beteiligt war er auch an der Abfassung der Marbeckschen Schrift Verantwurtung über Casparn Schwenckfelds Judicium. Die genannten Werke sind u.a. hier veröffentlicht:
- Vermahnung, in: Gedenkschrift zum 400jährigen Jubiläum der Mennoniten oder Taufgesinnten 1525 - 1925, 1925 (hrsg. von Christian Hege).
- Verantwurtung über Caspar Schweckfelds Judicium, 1542, in: Quellen und Forschungen zur Geschichte der oberdeutschen Taufgesinnten im 16. Jahrhundert, 1929, S. 61 - 578 (hrsg. von Johann Loserth).
- Heinold Fast (Hrsg.): Der linke Flügel der Reformation. Glaubenszeugnisse der Täufer, Spiritualisten, Schwärmer und Antitrinitarier, Bremen 1962, S. 117 - 137.
Literatur
- Traugott Schieß: Aus dem Leben eines Ilanzer Schulmeisters, in: Bündnerisches Monatsblatt 1916, 73-89 (Wiederabdruck in: Ders., Beiträge z. Geschichte St. Gallens u. d. Ostschweiz, St. Gallen 1932, 229-238;
- Jan ten Doornkaat Koolmann: Leupold Scharnschlager und die verborgene Täufergemeinde in Graubünden, in: Zwingliana 4, 1921-28, 329-337
- J. Loserth: Zwei Tiroler. Ein Beitrag zur Geschichte des tirolisch-mährischen Täufertums im 16. Jahrhunderts, in: Zeitschrift des deutschen Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens 30, 1928, S. 1-12
- Gerhard Hein: Leupold Scharnschlager. Ein Mitarbeiter Pilgram Marbecks, in: Mennonitische Geschichtsblätter 4, 1939, 6-12
- Oskar Vasella: Von den Anfängen der bündnerischen Täuferbwegung, in: Zeittschrift für schweizerische Geschichte 19, 1939, 165-184
- Heinold Fast (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der Täufer in der Schweiz, Bd. II: Ostschweiz, Zürich 1973
- Staatarchiv Graubünden Band V/2: Landesakten der Drei Bünde. Erste Regestenfolge zu den Landesakten, S. 843-1584 (hrsg u bearbeitet von Rudolf Jenny), Chur 1974
- Claus-Peter Clasen: The Anabaptists in South and Central Germany, Switzerland and Austria, 1978
- Alice Zimmerli-Witschi: Frauen in der Reformationszeit, Diss. Zürich 1981, 142 f.
- Marc Lienhard, Stephen F. Nelson u. Hans Georg Rott (Berarb.): Quellen zur Geschichte der Täufer, XVI. Band: Elsaß, IV. Teil Stadt Straßburg 1543-1552 samt Nachträgen u. Verbesserungen zu Teil I., II. u. III., Gütersloh 1988
- Stephen B. Boyd: Pilgram Marpeck. His Life and Social Theology, Mainz 1992
- Dieter Skala: Art. Pilgram Marbeck. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). (BBKL V, 1993, 753-755);
- ders., dass., in: Mennonite Encyclopedia III, 491-502; Mennonititisches Lexikon IV, 46-49.
- Erich Wennecker: Art. Leupold Scharnschlager. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Weblinks
- Biographie Scharnschlagers (englisch); eingesehen am 14. Januar 2009
- Brief Scharnschlagers (um 1540): Gemeinsame Ordnung der Glieder Christi in sieben Artikel gestellt; eingesehen am 14. Januar 2009
Personendaten NAME Scharnschlager, Leupold ALTERNATIVNAMEN Scharnschlager, Leopold; Leupold der Seifensieder KURZBESCHREIBUNG führende Persönlichkeit der Täuferbewegung GEBURTSDATUM um 1485 GEBURTSORT unsicher: Hopfgarten im Brixental (Tirol) STERBEDATUM März 1563 STERBEORT Ilanz
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