Li Hung-Chang

Li Hung-Chang
Li Hongzhang

Li Hongzhang [li˨˩˦ xʊŋ˧˥ ʈʂɑŋ˥˥] (chin. 李鴻章, Lǐ Hóngzhāng, W.-G. Li Hung-chang, frühere dt. Schreibweise Li Hung Tschang; * 15. Februar 1823 in Qunzhi (群治村); † 7. November 1901 in Peking) war ein chinesischer General, der mehrere größere Rebellionen beendete, und ein führender Staatsmann des China der Qing-Dynastie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Li Hongzhang verbrachte seine Jugend in Hefei (sein Geburtsort Qunzhi (群治村) liegt 14 km nordöstlich). Er war auf dem Lande geboren und erzogen, von ehrenwerten aber einfachen Eltern. Sein Vater gehörte zu den besseren Ständen, er hatte seine Examen gemacht, bekleidete aber keine öffentliche Stellung, er war unbemittelt und konnte seinem Sohn nur so viel geben, daß dieser seinen Studien obliegen und seine Examen machen konnte.[1] Nach seinem Abschluss an der Han-lin Hochschule wollte er eigentlich die Laufbahn eines Gelehrten[2] einschlagen – wurde dann aber doch Militärbefehlshaber.

Im Gegensatz zu vielen anderen Politikern seiner Zeit suchte Li Hongzhang den Kontakt zur internationalen Politik. So mobilisierte er ausländische militärische Unterstützung, mit der 1864 der Taiping-Aufstand niedergeschlagen wurde. Nach diesem Erfolg wurde er der wichtigste außenpolitische Verhandlungsführer Chinas. 1870 erhielt er das Gouverneursamt in der Provinz Zhílì (heute Hebei), in der die Hauptstadt Peking liegt, und wurde damit auch eine der mächtigsten Gestalten in der chinesischen Innenpolitik. 1895 unterschrieb er den Vertrag von Shimonoseki, wurde deshalb für die Niederlage im Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg verantwortlich gemacht und entlassen.

Dennoch wurde er ein Jahr später ins Russische Reich geschickt und schloss dort ein Abkommen, das unter anderem den Bau der Transsibirischen Eisenbahn zur Folge hatte. Dabei erhielt er vom russischen Finanzminister Witte ein Bestechungsgeld von drei Millionen Goldrubel im Gegenzug für die Konzession zur Durchquerung der Mandschurei mit der sogenannten Chinesischen Ostbahn, einem vor Fertigstellung der Amurstrecke (Amur-Bahn) sehr wichtigen Teilabschnitt der Transsib. Als diese Zahlung bekannt wurde, litt Li Hongzhangs Ruf massiv darunter. 1901 wurde er wieder mit den Verhandlungen zur Beendigung des Boxeraufstands betraut, starb aber vor deren Abschluss. Li Hongzhang: Meine größte Sorge sind die Russen und die Deutschen. Die Deutschen, wegen des Todes ihres Gesandten, schicken täglich Regimenter nach China ab, und bestimmten einen ihrer größten Feldmarschälle (Graf Waldersee) die Truppen zu befehligen. Wenn sie eine große Armee in der Hauptstadt festsetzen und einen Schadensersatz verlangen, wie sie es mit den Franzosen machten, und da bleiben bis alles bezahlt ist, da fürchte ich, werden sie uns nie wieder verlassen.[3]

Besuch bei Fürst Bismarck

Fürst Otto von Bismarck und Li Hongzhang 1896 auf Schloß Friedrichruh

Ab dem 13. Juni 1896 weilte Li Hongzhang zu einem Staatsbesuch in Deutschland. Dabei besuchte er auch Fürst Otto von Bismarck auf dessen Schloss Friedrichsruh. Angeblich war Kaiser Wilhelm etwas verärgert, dass Li Hongzhang Bismarck ihm vorzug. Scheinbar sind sich die beiden Männer näher gekommen[4], da Li Hongzhang voll des Lobes über den deutschen Reichskanzler war: Ich fand, daß der Fürst so schnell wie irgend jemand eine Liebenswürdigkeit erwidern konnte, denn er sagte sofort, nachdem wir uns die Hand gereicht hatten: „So also, sie haben Exzellenz den Bismarck des Ostens genannt? Nun ich möchte Ihnen sagen, daß ich niemals darauf hoffen darf, als der Li Hung Chang von Europa bezeichnet zu werden!“[5]

Wilhelm II. über Li Hongzhang

Im Zusammenhang mit dem Boxeraufstand findet sich im SPIEGEL folgende Sichtweise des deutschen Kaisers über Li Hongzhang: Wilhelm II. aber hielt es für eine „unerhörte Zumutung“, mit diesem „Erzhalunken und Lügner“ Verhandlungen zu führen. Er kannte ein besseres Mittel, mit Li umzugehen. Wilhelm: „Wir müssen unter allen Umständen versuchen, sowie Li Hung-tschang sich aus Schanghai wegrührt, ihn ohne weiteres zu kapern und uns seiner zu versichern als einer wertvollen Geisel.“[6]

Literatur

  • Li-Hung-Tschang in Friedrichsruh in: Westdeutsche Zeitung vom 24. Juni 1896
  • Bismarck and Li Hung Chang, Their interview was amusingly serious and peppered with compliments in: The New York Times, 12. Juli 1896
  • Penzler, Johannes: Fürst Bismarck nach seiner Entlassung, Band VI, 1898, S. 67 ff.
  • Memoiren des Vizekönigs Li Hung Tschang, Übertragen ins Deutsche von Gräfin Martha vom Hagen, Berlin 1915
  • Franke, Otto: Li Hung Tschang in Meister der Politik, Eine Weltgeschichtliche Reihe von Bildnissen, Erich Marcks und Karl Alexander von Müller (Hgg.), Stuttgart 1922-1923
  • Meng, Hong: The Germany Visit of Li Hongzhang and Prince Chun in: Journal of the GCPD e.V., Vol. 7, No. 1 (2003) Seite 34 f.

Einzelnachweise

  1. Memoiren des Vizekönigs Li Hung Tschang, Seite 10
  2. Es ist für die Wirkungsgeschichte Li Hongzhangs interessant, dass der Soziologe Max Weber in seiner Schrift Politik als Beruf den Chinesen als Beispiel für den Herrschertypus „humanistisch gebildeter Literat“ sieht. vgl. Weber, Max Politik als Beruf Stuttgart 1992, Seite 28 (Reclams Universal-Bibliothek)
  3. Memoiren des Vizekönigs Li Hung Tschang, Seite 188 f.
  4. vgl. Bismarck and Li Hung Chang, Their interview was amusingly serious and peppered with compliments in: The New York Times, 12. Juli 1896
  5. Memoiren des Vizekönigs Li Hung Tschang, Seite 126
  6. DER SPIEGEL 1+2/1980 vom 7. Januar 1980, Seite 102

Weblinks

Name
Kurzzeichen: 李鸿章
Langzeichen: 李鴻章
Pinyin: Lǐ Hóngzhāng
Wade-Giles: Li Hung-chang
Höfliche Anrede (字): Jianfu (漸甫)
Zifu (子黻)
Pseudonyme (號):
(Yisou and Shengxin
im hohen Alter verwendet)
Shaoquan (少荃)
Yisou (儀叟)
Shengxin (省心)
Spitzname: Herr Li II. (李二先生)
(d.h. zweiter Sohn seines Vaters)
postume Bezeichnung: Wenzhong (文忠)
(d.h. "belesen und loyal")

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