Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg

Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg
Lale Andersen in ihrem Garten in Zollikon, ca. 1951

Lale Andersen (* 23. März 1905 im damaligen Lehe, jetzt Bremerhaven-Lehe; † 29. August 1972 in Wien; eigentlich Liese-Lotte Helene Berta Bunnenberg verehelichte Beul) war eine deutsche Sängerin und Schauspielerin. Weltberühmt wurde sie durch das Lied Lili Marleen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lale Andersens Geburtshaus in Bremerhaven

Geboren und aufgewachsen in Bremerhaven als Tochter eines Schiffstewards, heiratete Lale Andersen bereits mit 17 Jahren den Maler Paul Ernst Wilke (†1971). Zwischen 1924 und 1929 wurden dem Paar drei Kinder geboren: Björn, Carmen-Litta und Michael. Die junge Mutter begann Schauspiel- und Gesangsunterricht zu nehmen und verließ schließlich ihre Familie, um nach Berlin zu gehen. 1931 wurde die Ehe geschieden. Die Kinder wuchsen bei Verwandten und in Heimen auf. Im selben Jahr trat sie (noch unter den Namen Liselott Wilke) erstmals am Deutschen Künstlertheater in Berlin auf, dem weitere Engagements an verschiedenen Berliner Theatern folgten. 1933 erhielt sie ein Engagement am Schauspielhaus Zürich, wo sie den Schweizer Komponisten (und späteren Intendanten) Rolf Liebermann kennen und lieben lernte. Es folgten Engagements unter anderem an den Münchner Kammerspielen. Daneben stand sie mit Volksliedern, Chansons und Schlagern auf Kleinkunst- und Kabarettbühnen (u. a. Ping Pong, Simpl, Kabarett der Komiker, Groschenkeller), jetzt unter ihrem Künstlernamen Lale Andersen.

1937 lernte sie in Heidelberg den Pianisten und Kapellmeister Carl Friedrich Pasche kennen, der von 1937 bis 1943 ihr Klavierbegleiter auf allen Tourneen und bei allen Schallplattenaufnahmen war oder die Aufnahmen leitete. 1943 wurde Pasche zum Militär eingezogen und musste sich daher von Lale Andersen trennen. Nach dem Krieg gab es dann immer wieder neue und andere Pianisten, die allerdings nie mehr Pasches Qualität erreichten.

Andersens größter internationaler Erfolg: Lili Marleen 1939

1939 nahm sie das von Hans Leip bereits 1915 getextete und von Norbert Schultze vertonte Lied Lili Marleen auf Schallplatte auf. Im Zweiten Weltkrieg wurde Lili Marleen über den Soldatensender Belgrad europaweit verbreitet und auf beiden Seiten der Fronten gehört, später jedoch vom deutschen NS-Regime wegen des „morbiden und depressiven“ Textes sowie seiner „wehrkraftzersetzenden Wirkung“ vorübergehend verboten.

1942 trat Lale Andersen in dem UFA-Kinofilm G.P.U. unter der Regie von Karl Ritter als Sängerin des schwedischen Liedes Sorte Rudolf auf. Im selben Jahr sang sie für die Truppenbetreuung unter Begleitung von Heinz Wehner und seiner Kapelle in Oslo. Ende September desselben Jahres, nachdem der Erfolg des Liedes Lili Marleen der Reichskulturkammer und dem Propagandaministerium verdächtig geworden war, fiel auch Lale Andersen selber bei den politischen Machthabern in Ungnade: Ihre Privatbriefe an Emigranten in der Schweiz waren bekannt geworden; ebenso ihre Verweigerung des Befehls, das Warschauer Ghetto zu besichtigen.

Der Einweisung in ein Konzentrationslager (wegen „undeutschen Betragens“) kam glücklicherweise eine Falschmeldung der BBC über ihre angeblich bereits erfolgte Verhaftung zuvor. Dadurch zu heftigem Dementi genötigt, konnten die Nationalsozialisten diesen tatsächlich geplanten Schritt nicht mehr realisieren. Daraufhin wurde der Künstlerin „nur noch“ untersagt, das Lied je wieder zu singen. Im Mai 1943 wurde ihr Auftrittsverbot zwar teilweise gelockert; doch blieb ihr strikt verboten, vor Soldaten zu singen oder sich in irgendeiner Weise mit ihrem Erfolgslied in Verbindung zu bringen. Stattdessen hatte sie sich laut Anordnung der Reichskulturkammer jederzeit für das Propagandaministerium bereitzuhalten, um für die Rundfunkpolitische Abteilung englische Schallplatten („Propagandajazz“) einzusingen.

Als Interpretin von Chansons und Seemannsliedern ging sie nach dem Krieg auf erfolgreiche internationale Tourneen. Charakteristika blieben stets ihr herbes Timbre und die ungekünstelte Art ihres Vortrags.

1953: Lale Andersen mit ihrem Ehemann Artur Beul
Lale Andersens Haus auf der Nordseeinsel Langeoog

1949 heiratete sie den Schweizer Liedkomponisten Artur Beul und blieb bis zu ihrem Tod mit ihm menschlich und ehelich eng verbunden. Beul schrieb für sie rund zwanzig Lieder, darunter He, hast du Feuer, Seemann?, Lieselott aus Bremerhaven, Die Fischer von Langeoog, Mit zwei Augen wie den deinen und das gospelartige Lied Moses, Moses.

1956 sang sie in dem Film ...Wie einst, Lili Marleen (Regie Paul Verhoeven) die Lieder Lili Marleen und Südseenacht. 1958 nahm sie erfolglos an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil. 1961 trat sie mit dem Lied Einmal sehen wir uns wieder erneut in der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest an, gewann und vertrat Deutschland beim Eurovision Song Contest in Cannes. Sie erreichte jedoch nur den 13. Platz unter 16 Teilnehmern.

Neben den genannten Filmen trat Lale Andersen mit ihren Liedern und Schlagern bis 1970 in zahlreichen Fernsehsendungen und großen Shows auf (u. a. sechsmal in der beliebten „Haifischbar“). Der Regisseur Truck Branss drehte mit ihr 1964 ein Portrait in Musik. 1968 spielte sie im Fernsehkrimi Einer fehlt beim Kurkonzert unter der Regie von Jürgen Roland die mutmaßliche Täterin. 1969 wirkte sie in Peter Zadeks Der Pott mit und sang das eigenwillige Antikriegslied Tragt sie sanft (Die Kugel); 1970 drehte wiederum Truck Branss ein musikalisches Porträt ihrer Wahlheimat-Insel Langeoog mit ihr, in der sie plattdeutsche Lieder zum Besten gab.

Grab von Lale Andersen auf dem Friedhof von Langeoog

1972 veröffentlichte Lale Andersen die Autobiografie Der Himmel hat viele Farben, die wochenlang in der Spiegel-Bestsellerliste geführt wurde. Kurz darauf starb sie in Wien an einem Leberkrebsleiden. Sie wurde auf dem Dünenfriedhof der Nordseeinsel Langeoog beerdigt.

Rezeption und Nachlass

Denkmal für Lale Andersen und Lili Marleen auf Langeoog
Gedenktafel an Lale Andersens Geburtshaus in Bremerhaven, Lutherstraße 3

1980 drehte Rainer Werner Fassbinder den Film Lili Marleen mit Hanna Schygulla in der Hauptrolle: ein Film, der laut Abspann unter anderem auf der genannten Autobiografie beruht. Gemäß Lale Andersens letztem Ehemann Artur Beul hat die Filmhandlung mit ihrem wirklichem Leben jedoch nicht viel gemeinsam und lässt auch von den zeitweiligen Problemen der Künstlerin unter dem Nationalsozialismus nichts ahnen.

Auf Langeoog befindet sich Lale Andersens ehemaliges Wohnhaus, der Sonnenhof. Ihr ältester Sohn, Björn Wilke, leitete zeitweise im Sonnenhof einen Pensionsbetrieb, bis er das Anwesen später verkaufte. Im Vorderhaus befinden sich heute eine Teestube und ein Restaurant; hier sind noch einige wenige Erinnerungsstücke an Lale Andersen zu besichtigen. In Bremerhaven steht seit 1981 eine ihr zugeeignete gusseiserne Laterne. Schließlich wurde am 23. März 2005 – ihrem 100. Geburtstag – auf Langeoog ihr zu Ehren eine Bronzestatue der Goldschmiedin Eva Recker enthüllt.

Weil die 1939er-Fassung von Lili Marleen Lale Andersens erste deutsche Schallplatte war, die im Verkauf die Millionengrenze überschritt und weil sie zudem – laut Komponistenmeinung – die beste Fassung von Ein Schiff wird kommen (Les enfants du Pirée / Never on Sunday) sang sowie vom amerikanischen Nachrichtenmagazin Time in die „Liste der berühmtesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen wurde, darf Lale Andersen als einer der wenigen deutschen Weltstars bezeichnet werden.

Viel gelobt wurden auch ihre 1958 aufgenommenen Dreigroschenoper-Songs und ihre mehrsprachigen Folklore-Lieder. Ihr Pseudonym als Liedtexterin war Nicola Wilke, unter dem sie etliche bekannt gewordene Lieder übersetzte oder selbst verfasste (Spiel' mir eine alte Melodie, Bésame mucho, La Seine, Sunset Boulevard und viele andere). Nachdem Ende der 1940er Jahre einige ihrer Lied-Übersetzungen (so unter anderem von Bewitched (Verliebt) oder La vie en rose / Schau mich bitte nicht so an) von Ralph Maria Siegel durch seinen Musikverlag verwertet wurden, hat Lale Andersen danach diese Lieder „aus Rache“ öffentlich nicht mehr gesungen.

Diskografie (Auswahl)

  • 1939: Der Junge an der Reling
  • 1939: Lili Marleen (in über 48 [angeblich sogar 80] Sprachen übersetzt)
  • 1941: Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei
  • 1941: Unter der roten Laterne von St. Pauli
  • 1949: Schäferlied (getextet von Peter Hacks)
  • 1949: Die Fischer von Langeoog
  • 1951: Blaue Nacht, o blaue Nacht am Hafen (orig. Jealous Heart)
  • 1951: Spiel' mir eine alte Melodie (orig. Simple Melody)
  • 1952: Grüß mir das Meer und den Wind (orig. Please, Mister Sun)
  • 1953: Fernweh (später für Petula Clark ins Englische übersetzt als Helpless)
  • 1953: Ich werd' mich an den Jonny schon gewöhnen
  • 1954: Kleine Nachtmusik (nach dem Thema von Mozart)
  • 1958: Dreigroschenopersongs
  • 1958: Die Dame von der Elbchaussee
  • 1958: Hein Mück
  • 1959: Ein Schiff wird kommen (orig. Ta pedia tou Pirea / Never on Sunday)
  • 1961: Einmal sehen wir uns wieder
  • 1961: Wenn du heimkommst (später für Hank Locklin ins Englische übersetzt als Happy Journey)
  • 1963: He, hast du Feuer, Seemann?
  • 1963: Die kleine Bank im Alsterpark
  • 1964: In Hamburg sind die Nächte lang (für The King Sisters ins Englische übersetzt als In Hamburg When the Nights Are Long)
  • 1964: Was ist ein Strand ohne Wind und Meer
  • 1965: Zum Abschied reich' ich dir die Hände
  • 1969: Der Rummelplatz am Hafen
  • 1971: Geh' nicht zurück auf's Meer

Lale Andersen Preis

Lale Andersen zu Ehren wurde 1999 der Lale Andersen Preis der Sparkasse Bremerhaven ins Leben gerufen.

Literatur

  • Lale Andersen: Leben mit einem Lied. Autobiographie. dtv, München 1981, ISBN 3-423-01003-7
  • Arne Krone: Ihr Gesang lässt im Krieg die Waffen verstummen, Nordsee-Zeitung, 22. August 2008, S. 10
  • Arne Krone: Lales Leben nach "Lili Marleen", Nordsee-Zeitung, 23. August 2008, S. 20

Weblinks


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