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Ein Vizegouverneur (engl. lieutenant governor) ist die Bezeichnung für einen hohen Staatsbeamten in den Vereinigten Staaten und zahlreichen Staaten des Commonwealth of Nations. Meist handelt es sich dabei um den Stellvertreter des Gouverneurs bzw. des Generalgouverneurs. In Kanada jedoch vertritt er de facto direkt das Staatsoberhaupt gegenüber den Provinzregierungen.
Inhaltsverzeichnis
Australien
Als Australien aus mehreren britischen Kolonien bestand, standen die Vizegouverneure australischen Subkolonien vor, die ursprünglich der Kolonie New South Wales unterstanden, wie z. B. Van Diemen's Land (Tasmanien).
Heute sind in Australien Vizegouverneure, Administratoren und Oberste Richter der Bundesstaaten von der Verfassung her getrennte Ämter. In New South Wales, Victoria und South Australia übernimmt der Vorsitzende des Obersten Gerichtshofes zusätzlich das Amt des Vizegouverneurs. Die Vizegouverneure üben keine Funktionen aus, können aber jederzeit das Amt des Gouverneurs übernehmen.
Indien
In Indien ist ein Vizegouverneur für die Leitung eines Unionsterritoriums verantwortlich und verfügt über fast die gleichen Kompetenzen wie die Chief Minister der Bundesstaaten. Das Amt existiert jedoch nur in den Unionsterritorien Chandigarh, Delhi, Puducherry und Andamanen und Nikobaren. Delhi und Puducherry besitzen einen gewissen Grad an Selbstverwaltung mit einer gewählten Legislative und einer Regierung, weshalb das Amt des Vizegouverneurs eher repräsentativen Charakter hat. Die drei übrigen Unionsterritorien (Dadra und Nagar Haveli, Daman und Diu, Lakshadweep) werden von einem Administrator des IAS verwaltet.
Isle of Man
→ Siehe auch: Vizegouverneur der Isle of Man
Auf der Isle of Man war der Vizegouverneur bis 1980 Vorsitzender des Legislativrates und des Tynwald (die vereinigte Versammlung des Legislativrates und des House of Keys). Beide Funktionen werden heute vom Präsidenten des Tynwald wahrgenommen. Die einzige Sitzung, die der Vizegouverneur heute leitet, ist jene am Tynwald Day.
Kanalinseln
In den Kronbesitztümern von Guernsey und Jersey ist der Vizegouverneur der Vertreter des Monarchen. Das Amt ist jedoch zum größten Teil zeremoniell, die Exekutivfunktionen liegen bei der gewählten Regierung der jeweiligen Inseln.
Kanada
In Kanada ist der Vizegouverneur (frz. lieutenant-gouverneur) der Vertreter des Monarchen in den Provinzen, so wie der Generalgouverneur von Kanada den Monarchen auf nationaler Ebene vertritt. Die Vizegouverneure sind nicht dem Generalgouverneur unterstellt, sondern gleichrangig, da sie alle dasselbe Staatsoberhaupt vertreten. Aus Gründen des Protokolls und des Vorrangs gilt der Generalgouverneur als Erster unter Gleichen, gefolgt von – gemäß dem Beitritt zur Kanadischen Konföderation in dieser Reihenfolge – den Vizegouverneuren von Ontario (1867), Québec (1867), Nova Scotia (1867), New Brunswick (1867), Manitoba (1870), British Columbia (1871), Prince Edward Island (1873), Saskatchewan (1905), Alberta (1905) und Neufundland und Labrador (1949).
Ebenso wie der Generalgouverneur werden die Vizegouverneure auf Vorschlag des kanadischen Premierministers ernannt. Diese werden jedoch nicht durch den Monarchen eingesetzt, sondern vom Generalgouverneur. Die drei kanadischen Territorien (Nordwest-Territorien, Nunavut und Yukon) besitzen einen Kommissar (commissioner), der über vergleichbare Aufgaben verfügt. Im Gegensatz zu den Provinzen und der Bundesregierung sind die Territorien jedoch keine souveränen Staatsgebilde. Die Territorialkommissare vertreten daher nicht das Staatsoberhaupt, sondern sind lediglich Beamte der Bundesregierung.
Neuseeland
Der einzige Vizegouverneur Neuseelands war von 1839 bis 1841 William Hobson. Damals war Neuseeland ein abhängiges Gebiet der Kolonie New South Wales, das von George Gipps verwaltet wurde. Nach der Erhebung Neuseelands zur Kronkolonie wurde Hobson zum Gouverneur ernannt.
Vereinigte Staaten
In den Vereinigten Staaten verfügen 42 der 50 Bundesstaaten über einen Vizegouverneur. In der Regel tritt er an die Stelle des Gouverneurs, wenn dieser außerhalb des Staates weilt und vorübergehend sein Amt nicht ausüben kann. In 24 Staaten werden der Gouverneur und sein Vize gemeinsam gewählt, um sicherzustellen, dass beide der gleichen Partei angehören. In 18 Staaten jedoch erfolgt die Wahl getrennt. Vielfach ist der Vizegouverneur Vorsitzender des Senats des jeweiligen Bundesstaates.
Keinen Vizegouverneur haben Arizona, Maine, New Hampshire, New Jersey, Oregon, Tennessee, West Virginia und Wyoming.
Vor der Unabhängigkeit verfügte jede der Dreizehn Kolonien über einen Vizegouverneur. Der Hauptunterschied zum Gouverneur bestand darin, dass der Vizegouverneur zwingend seinen Wohnsitz in der jeweiligen Kolonie haben musste. Außerdem erhielt der Vizegouverneur seinen Lohn aus der Kasse der Kolonie, während der Gouverneur direkt von der britischen Krone bezahlt wurde.
Literatur
- George F. G. Stanley: The Role of the Lieutenant-Governor – A Seminar. Legislative Assembly of New Brunswick, Fredericton 1992.
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