Ließ

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Bernhard Ließ (* 16. September 1926 in Braunschweig) ist ein deutscher Politiker (SPD). Er war unter anderem Oberbürgermeister von Braunschweig und Landtagsabgeordneter in Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Bernhard Ließ ist der Sohn des gelernten Bäckers und Konditiors Hermann Ließ und seiner Ehefrau Frida, geb. Steinmeyer, und hat fünf Schwestern. Seine Jugend verbrachte er in Braunschweigs Siegfriedviertel.[1] Bereits als Kind wurde er politisch durch seinen Vater geprägt, der nach einer Umschulung aufgrund einer Kriegsverletzung in verschiedenen Berufen arbeitete und [[Betriebsrat|Betriebsratvorsitzender)) in einem optischen Werk sowie Vorstandsvorsitzender der Berufsgenossenschaft Feinmechanik und Elektrotechnik war. Darüber hinaus war sein Vater langjähriges Mitglied der SPD und bis zu seiner Verhaftung durch die Nationalsozialisten „Jungreichsbannerführer„ des Stadtbereichs Braunschweig.

Ostern 1933 wurde Ließ in die Volksschule Comeniusstraße eingeschult, die er bis 1941 besuchte. Im Anschluss daran absolvierte er bis Ende 1943 eine Ausbildung an der Lehrerbildungsanstalt Braunschweig und Helmstedt, bevor er zum Reichsarbeitsdienst nach Uelzen einberufen wurde. Im März 1944 folgte die Einberufung als Panzergrenadier zum Reservebataillon 585 der Wehrmacht nach Hannover-Bothfeld. Dort absolvierte er seine Grundausbildung und wurde anschließend zum Truppenübungsplatz in Bergen versetzt, um dort eine Ausbildung zum Reserveoffizierbewerber zu erhalten. Im September 1944 hatte Ließ seinen ersten Fronteinsatz in Holland, bevor er weitere Lehrgänge und Ausbildungen absolvierte. Schließlich kehrte er als Fahnenjunker im März 1945 zum Reservebataillon 585 zurück und wurde als Gruppenführer bei einer Einsatzgruppe eingesetzt. Er geriet in amerikanische Kriegsgefanngenschaft, wurde jedoch kurz darauf wieder freigelassen.

Nachkriegsjahre

Im Winter 1945 begann er eine Lehre zum Werkzeugmacher, das erste Lehrjahr absolvierte er in nur sechs Monaten. Ließ besuchte ab dem Frühjahr 1946 in Wolfenbüttel eine neugegrüdete Oberschule, einer Nachfolgeeinrichtung der dortigen Lehrerbildungsanstalt, um einen „normalen“ Schulabschluss zu erlangen.

Im elterlichen Wohnzimmer befand sich zwischenzeitlich das SPD-Parteilokal seines Stadtteils. Die Gründungsveranstaltung der Jungsozialisten am 23. Mai 1946 in Braunschweig veranlasste Ließ, am 24. Juli 1946 in die SPD einzutreten. Im Herbst 1946 wurde er Mitglied in der Sozialistischen Jugend „Die Falken“.

Berufsleben

Am 1. April 1947 wurde Ließ als Stadtassistentenanwärter im Rathaus Braunschweig eingestellt und legte im Rahmen seiner Ausbildung die erste und zweite Verwaltungsprüfung ab. Als Stadtsekretär erhielt er von der Stadt ein Stipendium für ein zweisemestriges Studium an der Hochschule für Arbeit, Politik und Wirtschaft in Wilhelmshaven, wo er Betriebswirtschaft, Finanzwirtschaft und Arbeitsrecht studierte. Im Anschluss daran wurde er zum Stadtinspektor befördert und Abteilungsleiter.

1955 wechselte er als Fachsekretär zur Ortsverwaltung Braunschweig der ÖTV.

Bernhard Ließ war Vorsitzender mehrerer Aufsichtsräte städtischer Betriebe sowie Mitglied im Beirat der Braunschweiger Staatsbank (später Aufsichtsrat der NORD/LB), der Braunschweig GmbH, Vorstandsvorsitzender der LVA Braunschweig und Beiratsmitglied der Öffentlichen Versicherung Braunschweig. Er gründete zudem ein Büro für Standort- und Marktuntersuchungen, das er freiberuflich betrieb.

Von 1974 bis 1978 war er Verbandsdirektor des Regionalverbundes Großraum Braunschweig und 1979 bis 1983 Hauptgeschäftsführer beim BTSV Eintracht Braunschweig.

Politische Karriere

Ließ trat nach seiner Anstellung bei der Stadt in die Gewerkschaft ÖTV ein und war Gründungsmitglied der ÖTV-Jugendgruppe im Rathaus. Als Vorsitzender dieser Gruppe wurde er auch Mitglied des Betriebsrates und wurde schließlich in den Bundesjugendausschuss der ÖTV gewählt.

Am 7. Mai 1960 wurde Ließ zum geschäftsführenden Vorsitzenden des Kreisausschusses Braunschweig-Wolfenbüttel des DGB gewählt[2], ein Amt, das er bis 1968 inne hatte.[3]

Seit 1959 war Bernhard Ließ Ratsherr der Stadt Braunschweig und wurde zunächst am 4. September 1963 als Nachfolger von Albert Höft zum Zweiten Bürgermeister gewählt[4] und schließlich am 21. Oktober 1964, als Nachfolger von Martha Fuchs, Oberbürgermeister.[5] Das Amt des Oberbürgermeisters bekleidete er, nach seiner Wiederwahl am 23. Oktober 1968[6], bis zum 21. November 1972.[7]

In seine Amtszeit fiel unter anderem die Eröffnung der Ausstellung „Wien – Stadt der Arbeit, Stadt der Kunst“ am 2. September 1966 im Braunschweiger Rathaus[8] und der Empfang der Meistermannschaft von Eintracht Braunschweig am Abend des 3. Juni 1967 in der Dornse des Altstadtrathauses.[9] Nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die Tschechoslowakei im Zuge des Prager Frühlings rief Bernhard Ließ als Oberbürgermeister dazu auf, den Verkehr für drei Minuten ruhen zu lassen; in der Braunschweiger Zeitung wurde am 23. August 1968 folgender Aufruf veröffentlicht: „Verkehrsruhe für 3 Minuten. Oberbürgermeister Bernhard Ließ ruft die Braunschweiger Bevölkerung an diesem Freitag, von 12.00 bis 12.03 Uhr zu einer absoluten Verkehrsruhe auf. Braunschweig will damit seine Solidarität mit dem tschechoslowakischen Volk in seinem Kampf um Demokratie und Freiheit dokumentieren.“[10]

Während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig war er zudem Gründer und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Niedersächsischer Oberbürgermeister sowie Vizepräsident des Niedersächsischen Städtetages.

Am 14. Juni 1970 wurde Ließ als Braunschweiger Abgeordneter in den Niedersächsischen Landtag gewählt[11] und am 7. Februar 1974 zum Direktor des Großraumverbandes Braunschweig.[12]

Als Ruheständler ist Bernhard Ließ unter anderem in der Arbeitsgemeinschaft SPD 60 plus aktiv, in deren Vorstandskreis im Braunschweiger SPD-Unterbezirk er am 19. März 2008 erneut gewählt wurde.[13]

Sonstiges

Ließ lernte 1949 bei einer Kundgebung der SPD in der Braunschweiger Stadthalle seine spätere Frau kennen, die er 1952 heiratete. In den Jahren 1953 und 1954 wurden seine beiden Töchter geboren.

Er war Mitglied der Bundesversammlung 1969, bei der Gustav Heinemanns zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Außerdem ist er Mitglied der Deutsch-Norwegischen-Freundschaftsgesellschaft sowie Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, dessen Präsidium er früher ebenfalls angehörte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sonja Jänig und Sarah Wiegand: Es sind die kleinen Erfolge, die zählen. In: Braunschweiger Zeitung. Braunschweiger Zeitungsverlag, Braunschweig 17. September 2005, S. 31 (Zitat: „‚Das Siegfriedviertel hat auch stolze Söhne‘, […] nennt Namen wie Bernhard Ließ, den früheren Braunschweiger Oberbürgermeister, oder den Unternehmer Richard Hartwig. Beide wuchsen im Siegfriedviertel auf.“). 
  2. Stadtarchiv - Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „07. Mai 1960: Wahl des Ratsherrn Bernhard Ließ zum geschäftsführenden Vorsitzenden des Kreisausschusses Braunschweig-Wolfenbüttel des Deutschen Gewerkschaftsbundes“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  3. Stadtarchiv – Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „26. März 1968: Der Kreis Braunschweig-Wolfenbüttel im Deutschen Gewerkschaftsbund wählt als Nachfolger des bisherigen Vorsitzenden und Oberbürgermeisters, Bernhard Ließ […]“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  4. Stadtarchiv - Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „04. September 1963: Wahl von Bernhard Ließ zum 2. Bürgermeister […]“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  5. Stadtarchiv - Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „21. Oktober 1964: Ratssitzung: Bernhard Ließ (SPD) zum Oberbürgermeister […] gewählt […]“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  6. Stadtarchiv – Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „23. Oktober 1968: […] Wiederwahl von Bernhard Ließ (SPD) zum Oberbürgermeister […]“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  7. Geschichte – Braunschweigs Oberbürgermeister und Oberstadtdirektoren. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „21.10.1964 – 21.11.1972: Bernhard Ließ (SPD)“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  8. Wien im Rückblick - September 1966. In: wien.at. Stadt Wien.: „[…] Wien und Braunschweig waren auf der IVA-München Ausstellungsnachbarn und der Wiener Beitrag hat die Braunschweiger auf den Gedanken gebracht, eine Wiener Ausstellung nach Braunschweig einzuladen […]“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  9. [ohne Titel]. In: Braunschweiger Zeitung. Braunschweiger Zeitungsverlag, Braunschweig 2. Juni 2007, S. 18 (Bild mit der Meistermannschaft und dem damaligen Oberbürgermeister in der Dornse des Alstadtrathauses – mit Bildunterschrift). 
  10. Uwe Hildebrandt: Als die Sowjets Prag besetzten, gingen 2000 Wolfsburger auf die Straße. In: Braunschweiger Zeitung. Braunschweiger Zeitungsverlag, Braunschweig 21. August 2008, S. 12 (Mit Abbildung des Aufrufs in der damaligen Zeitungsausgabe). 
  11. Stadtarchiv - Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „14. Juni 1970: Landtagswahl. Als Braunschweiger Abgeordneter werden gewählt: Oberbürgermeister Bernhard Ließ (SPD) […] in den Wahlkreisen […]“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  12. Stadtarchiv – Stadtchronik Braunschweig. In: braunschweig.de. Stadt Braunschweig.: „07. Februar 1974: Wahl der Führungsspitze des Großraumverbandes Braunschweig. Direktor: Landtagsabgeordneter Bernhard Ließ …“. Abgerufen am 5. Dezember 2008.
  13. Vorstandsneuwahlen bei der AG „SPD 60 plus“. In: spd-braunschweig.de. SPD-Unterbezirk Braunschweig. Abgerufen am 5. Dezember 2008.



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