Limeskastell Wörth am Main

Limeskastell Wörth am Main
Kastell Wörth
ORL 36
Limesabschnitt Obergermanischer Limes, Mainlinie
Anschlusspunkt der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes
Zusammenhang ungesichert
Datierung (Belegung) ungesichert
Typ Numeruskastell
Einheit nicht sicher bekannt
Größe 93 × 84 m = 0,78 ha
Bauweise Steinkastell, möglicherweise zuvor Holz-Erde-Mauer
Erhaltungszustand nur schwache Bodenspuren
Ort Wörth am Main
Geographische Lage 49° 48′ 4,7″ N, 9° 8′ 41″ O49.8013027777789.1447361111111121Koordinaten: 49° 48′ 4,7″ N, 9° 8′ 41″ O
Höhe 121 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 35 Kastell Obernburg
nördlich, Mainlinie
Anschließend ORL 37 Kastell Trennfurt
südlich, Mainlinie
ORL 46b Kastell Seckmauern
westlich, Odenwaldlinie

Das ehemalige römische Kastell Wörth befindet sich am nordwestlichen Rand des heutigen Ortes Wörth am Main, einer Stadt des Landkreises Miltenberg in Unterfranken. Das Numeruskastell gehört wohl zur Mainlinie des Obergermanischen Limes, möglicherweise aber auch zur älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes, was aber bislang nicht mit Sicherheit archäologisch nachgewiesen werden konnte.

Inhaltsverzeichnis

Zuordnungsproblematik

Da der Anfangspunkt des Odenwaldlimes bis heute nicht endgültig bestimmt werden konnte, zur Diskussion steht alternativ auch der Bereich des Kastells Obernburg (ORL 35), wird diese Frage endgültig erst durch weitere Ausgrabungen geklärt werden können. Vieles spricht für Wörth (ORL 36), es fehlt allerdings an signifikant datierbarem Fundmaterial. Sicher ist, dass in dem Bereich der nahe aufeinander folgenden Kastelle Obernburg und Wörth der Verlauf des Odenwaldlimes - dessen nächstes nachgewiesenes Militärlager das Kastell Seckmauern (ORL 46b) ist - seinen Anfang genommen hat. In der neueren Forschung wird die Vermutung geäußert, dass der „Pitschengraben“, ein schluchtartig eingetieftes Waldtal, das die direkte Verbindung vom Main zum Kastell Seckmauern herstellt, den Beginn dieser Limeslinie darstellen könnte. Dies würde auch das Fehlen jeglicher Spuren von Wachtürmen zwischen den Kastellen Seckmauern und Wörth erklären (siehe unten). Das etwas weiter mainaufwärts gelegene Kastell Trennfurt (ORL 37) scheidet schon deshalb aus allen Überlegungen aus, weil es jüngeren Datums ist.

Bisherige Untersuchungsergebnisse

Das Kastell Wörth wurde 1882/83 lokalisiert und in den Jahren 1887 und 1890 durch die Reichs-Limes-Kommission unter Wilhelm Conrady als Streckenkommisar archäologisch untersucht.

Es handelt sich um ein steinernes Numeruskastell von 93 Metern Länge und 84 Metern Breite. Die Porta Praetoria (Haupttor) der insgesamt viertorigen Anlage ist nach Nordosten, zum Main hin ausgerichtet. Das Kastell war mit vier Ecktürmen bewehrt und von einem einfachen Spitzgraben umgeben. Im Kastellinneren konnte lediglich die Principia (Stabsgebäude) nachgewiesen werden. Alle anderen Innenbauten dürften aus Fachwerk bestanden haben und waren mit den Grabungsmethoden der Untersuchungszeit nicht nachweisbar.

Erbauungs- und Endzeit des Kastells konnten bislang nicht sicher datiert werden. Einzelne Streu- und Lesefunde deuten auf eine mögliche Errichtung schon in domitianischer Zeit, den Schwerpunkt der insgesamt spärlichen Funde bildet aber die Zeit vom mittleren zweiten bis zum frühen dritten Jahrhundert.

Auch über die hier einst stationierte Auxiliartruppe ist nichts Gesichertes bekannt. Möglicherweise handelt es sich um einen Numerus Brittonum et Exploratorum Nemanigensium (zu Deutsch etwa: "Numerus der Brittonen und Aufklärungseinheit vom Bach Mümling"). Diese Zuordnung ist jedoch insofern nicht ganz unproblematisch, als dieselbe Einheit auch dem Kastell Obernburg zugewiesen wird.

Heute sind von dem Kastell nur noch sich dem geübten Auge erschließende schwache Bodenkonturen im Gelände sichtbar.

Rund 45 Meter südöstlich der Porta Principalis Dextra befand sich das Kastellbad, von dem heute nichts mehr zu sehen ist. Die Therme hat mehrere Bauperioden durchlaufen.

Der Vicus wurde 2004 bei einer geophysikalischen Prospektion nordwestlich des Kastells lokalisiert.

Limesverlauf zwischen den Kastellen Wörth und Seckmauern

Profile des Palisadengrabens im Anfangsbereich der Strecke 10

Vom Kastell Wörth aus zieht der Limes unregelmäßig in westliche Richtung. Bis zum folgenden Kastell Seckmauern werden drei Wachtposten auf Grund der topographischen Gegebenheiten und der durchschnittlichen Entfernung zwischen jeweils zwei Wachttürmen vermutet. Sie sind aber nicht archäologisch gesichert. Ein weiterer Turm (Wp 10/4 „Bei der feuchten Mauer“) soll sich bereits im unmittelbaren Bereich des Kastells Seckmauern befunden haben. Er ist aber ebenfalls nicht gesichert. Auch der Verlauf des Limes selbst ist nicht durchgängig gesichert, der Palisadengraben ließ sich bestenfalls als flache, 80 cm bis 85 cm tiefe und rund 110 cm breite Mulde nachweisen.

ORL[1] Name/Ort Beschreibung/Zustand
ORL 35 [2] Kastell Wörth siehe oben
Wp 10/1/[3] „Moorrain“ Nur vermutet, nicht archäologisch nachgewiesen.
Wp 10/2 „Auf dem Schneeberg“ Nur vermutet, nicht archäologisch nachgewiesen.
Wp 10/3 „Im Pförtchen“ Nur vermutet, nicht archäologisch nachgewiesen.
ORL 46b Kastell Seckmauern siehe Hauptartikel Kastell Seckmauern
Wp 10/4 „Bei der feuchten Mauer“ Nur vermutet, nicht archäologisch nachgewiesen.


Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0
  • Dietwulf Baatz und Fritz-Rudolf Herrmann: Die Römer in Hessen. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-58-9
  • Wolfgang Czysz u.a.: Die Römer in Bayern. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-11-6
  • Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Vom Main bis an den Neckar. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0328-8

Grabungsberichte der Reichs-Limes-Kommission:

  • Wilhelm Conrady in der Reihe Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches (Hrsg. Ernst Fabricius, Friedrich Hettner, Oscar von Sarwey): Abteilung B, Band 3 Kastell Nr. 36 (1900)
  • Ernst Fabricius, Friedrich Hettner, Oscar von Sarwey: Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches, Abteilung A, Band 5: Strecke 10 (Der Odenwaldlimes von Wörth am Main bis Wimpfen am Neckar), 1926, 1935

Weblinks

Anmerkungen

  1. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  2. ORL XY = fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL
  3. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.

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