Limeskastell Zwing

Limeskastell Zwing
Kleinkastell Zwing
Alternativname Kleinkastell Jägerwiese
ORL --
Limesabschnitt Neckar-Odenwald-Limes
ältere Odenwaldlinie
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannte Vexillatio
Größe 20 × 20 m
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand markiertes Bodendenkmal
Ort Mudau-Schloßau
Geographische Lage 49° 33′ 40″ N, 9° 6′ 4″ O49.5611111111119.1011111111111491.4Koordinaten: 49° 33′ 40″ N, 9° 6′ 4″ O
Höhe 491,4 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 50 Kastell Hesselbach (nördlich)
Anschließend Kleinkastell Seitzenbuche (südöstlich)

Das Kleinkastell Zwing – auch Kleinkastell Jägerwiese genannt – war ein römisches Grenzkastell an der älteren Odenwaldlinie des Neckar-Odenwald-Limes. Das heutige Bodendenkmal befindet sich auf einem 491,4 m ü. NN gelegenen Bergsattel knapp zwei Kilometer südlich von Hesselbach, einem Ortsteil der Gemeinde Hesseneck im Odenwaldkreis, unmittelbar an der Kreisstraße K40 bzw. K3919 von Hesselbach nach Schloßau, einem Ortsteil der Gemeinde Mudau im Neckar-Odenwald-Kreis.

Inhaltsverzeichnis

Kleinkastell

Durch Steinraub und zeitbedingt unzureichende Grabungsmethoden des altertumsbegeisterten Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach (1754–1823), der bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts dort hatte graben lassen, war bereits sehr viel zerstört, als die Reichs-Limes-Kommission 1895 das Areal untersuchte. Es konnte ein maximal 20 × 20 m großes Steinkastell nachgewiesen werden.

Heute ist von dem Kastell nichts mehr sichtbar außer einem römischen Relief, von dem eine Kopie in eine moderne Mauer eingelassen wurde. Das Original befindet sich im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe. Weitere Funde aus dem Kleinkastell sind im Heimatmuseum Amorbach ausgestellt.

Limesverlauf vom Kleinkastell Zwing bis zum Kleinkastell Seitzenbuche

Limesmauer

Etwa 150 m südlich des Kleinkastells Zwing befinden sich die Überreste eines eher ungewöhnlichen Abschnittes des Odenwaldlimes. Auf einer Länge von 112 m wurde der Limes nicht als Palisade, sondern als Mauer aus Buntsandstein ausgeführt. Der Grund dürfte wohl die Schwierigkeit beim Ausheben des Palisadengräbchens in felsigem Untergrund gewesen sein, während Steine hier, am höchsten Punkt des Odenwaldlimes, in Fülle vorhanden waren. Die Mauer weist eine Breite von 0,9 m auf und wurde nach oben mit abgerundeten Sandsteinblöcken abgeschlossen. Auf der „römischen“ Seite sind die Steine ordentlich abgearbeitet, während sie auf der dem Reich abgewandten Seite nur grob behauen sind.

Spuren weiterer Limesbauwerke zwischen den Kleinkastellen Zwing und Seitzenbuche:

ORL[A 1] Name/Ort Beschreibung/Zustand
KK [A 2] Kleinkastell Zwing siehe oben
Wp 10/34 [A 3] „Im Hohen Wald“
Wp 10/34, rekonstruiertes Fundament des Steinturms.
Unweit der Limesmauer befindet sich der Wp 10/34 „Im Hohen Wald“. Sichtbar ist die konservierte Steinturmruine. Die Holzturmstelle wurde durch einen kleinen Steinbruch teilweise zerstört. [1]
Wp 10/35 „Am Klosterwald“ Steinturmruine nebst zwei Turmhügeln der hölzernen Vorgängerbauten. [2]
Wp 10/36 „Am Fischerspfad“ Holzturmhügel mit Ringgraben und zwei konservierte Steinturmfundamente. [3]
KK Kleinkastell Seitzenbuche siehe Hauptartikel Kleinkastell Seitzenbuche


Denkmalschutz

Das Kleinkastell Zwing und die anschließenden Limesbauwerke sind Bodendenkmale nach dem Denkmalschutzgesetzt des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur und Kartenmaterial

  • Dietwulf Baatz: Kastell Hesselbach und andere Forschungen am Odenwaldlimes. Gebr. Mann, Berlin 1973, ISBN 3-7861-1059-X, (Limesforschungen, Band 12)
  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0
  • Holger Göldner und Fritz-Rudolf Herrmann: Wachtposten 10/30 „In den Vogelbaumhecken“ und Kastell Hesselbach am Odenwaldlimes. Amt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89822-154-7, (Archäologische Denkmäler in Hessen, 154)
  • Gerhard Hoffmann: Odenwaldlimes im Neckar-Odenwaldkreis. In: Philipp Filtzinger (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. 3. Aufl., Theiss, Stuttgart 1986, S. 363-365
  • Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg : Römerstätten und Museen von Aalen bis Zwiefalten. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 187f.
  • Egon Schallmayer: Der Odenwaldlimes. Vom Main bis an den Neckar. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0328-8
  • Hessisches Landesvermessungsamt: TF 20-10, Beerfelder Land. Topographische Freizeitkarte 1:20.000. Hessisches Landesvermessungsamt, Wiesbaden 1999, ISBN 3-89446-292-2

Grabungsberichte der Reichs-Limes-Kommission:

  • Ernst Fabricius, Friedrich Hettner, Oscar von Sarwey (Hrsg.): Der obergermanisch-raetische Limes des Römerreiches, Abteilung A, Band 5: Strecke 10 (Der Odenwaldlimes von Wörth am Main bis Wimpfen am Neckar), 1926, 1935

Weblinks

Anmerkungen

  1. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  2. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
  3. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.

Einzelnachweise

  1. Wp 10/34 auf der privaten Limesprojektseite von Claus te Vehne.
  2. Wp 10/35 auf der privaten Limesprojektseite von Claus te Vehne.
  3. Wp 10/36 auf der privaten Limesprojektseite von Claus te Vehne.

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