Linke-Hofmann R.I

Linke-Hofmann R.I

Die Linke Hofmann R-Typen waren überschwere Langstreckenbomber der deutschen Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg.

Die mehrmotorigen R-Flugzeuge dienten als Langstreckenbomber mit großer Reichweite und schwerer Bombenlast für den strategischen Bombenkrieg. Da aufgrund schwerer Verluste die deutschen Luftschiffangriffe reduziert und schließlich eingestellt wurden, sollten Riesenflugzeuge in noch größerer Dimension als bisher in den Einsatz kommen und diese Lücke füllen.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung[1]

Die Firma Linke Hofmann, Abteilung Flugzeugbau, befasste sich seit 1916 mit der Lizenzfertigung von Albatros- und Roland-Zweisitzern. Chefingenieur Paul Stumpf, der bereits bei der AEG im Flugzeugbau Erfahrung gesammelt hatte, begann jedoch bald selbst mit der Entwicklung von Riesenflugzeugen.

Von der Linke Hofmann R.I wurde der Prototyp (R.8/14?) hergestellt. Es handelte sich um einen gewaltigen Doppeldecker, dessen Propeller von vier im Rumpf untergebrachten Motoren gleichzeitig angetrieben wurde. Der sehr hohe Rumpf füllte vollständig den Raum zwischen den beiden Tragflächen und war mit einem transparenten Cellon-Bezug, einem Celluloid-ähnlichen Kunststoffbezug überzogen, um das Flugzeug möglichst schwer erkennen zu können. Der Cellonbezug bewährte sich jedoch nicht, da er das Sonnenlicht reflektierte und je nach Temperatur seine Ausdehnung änderte. Bei der R.40/16 wurde daher normaler Lozenge-Tarnstoff verwendet[2] Der vordere Teil des Rumpfes war in drei horizontale Abteilungen gegliedert: Der obere Teil für den Piloten und den Funktelegraphen, darunter die Motoren und unten die Tanks sowie der Bombenschacht mit dem Bombenschützen. Die Motoren wirkten auf ein gemeinsames Getriebe, die die Kraft über eine Welle zu den beiden Druck- und Zugpropellerpaaren zwischen den Tragflächen übertrugen.

Von der Linke Hofmann R.II wurden ein oder zwei Prototypen gebaut. Sie wurde nach dem Vorbild der Albatros-Kampfflugzeuge, etwa im Maßstab 3:1 vergrößert, entworfen. Der Preis des Flugzeugs belief sich auf 450.000 RM. Die vier je 260 PS starken Mercedes D.Iva-Motoren trieben einen 6,90m langen Propeller von Rekordgröße an.[3] Die R.II zeigte deutlich bessere Flugeigenschaften. Pläne, sie nach dem Krieg als Verkehrsflugzeug für 12 Passagiere weiterzuentwickeln, wurden aufgrund der harten Friedensbedingungen aufgegeben.

Einsatz

Die Flugleistungen der R.I waren enttäuschend. Besonders die Landung war schwierig, da der Pilot den Boden unter sich kaum erkennen konnte. Auch die Flügelvibration machte dem Flugzeugführer zu schaffen: „Das ist kein Flugzeug, sondern eine Krankheit,“, soll ein Pilot geäußert haben. Trotzdem erhielt Linke-Hofmann den Auftrag zum Bau eines zweiten Flugzeugs (R.40/16). Es ist jedoch unklar, ob die R.I in überhaupt den Einsatz gelangte.

Die R.II kam nicht mehr zur Frontreife.

Technische Daten

Kenngröße R.I R.II
Baujahr: 1915/16 1916/18
Einsatzzweck: Bomber Bomber
Länge: 15,56 m 20,33 m[4]
Spannweite: 32,02 m 42,16 m[5]
Höhe: 6,78 m 6,70 m[6]
Flügelfläche: 264,0 m² 320,0 m²[7]
Leergewicht: 5.800 kg 8.000 kg
Startgewicht: 9.000 kg 11.200 kg
wassergekühlte Reihenmotoren: 4* Mercedes D.IVa mit je 260 PS 4* Mercedes D.IVa mit je 260 PS
Höchstgeschwindigkeit (km/h): 130 130
Steigzeit auf 3.000m: 45 min
Dienstgipfelhöhe:
Reichweite: 1.040 km
Flugdauer: 4 h
Bewaffnung: 4 MG, 1.000 kg Bomben 4 MG
Besatzung: 6 6

Quellen

Einzelnachweise/Anmerkungen

  1. vgl. Angaben in der engl. Wikipedia
  2. vgl. Bild 333 aus Pawlas, Karl R.: Deutsche Flugzeuge 1914-18, Nürnberg 1976
  3. vgl. Guinness-Buch der Rekorde gem. http://www.guinnessworldrecords.com/news/2008/01/080108.aspx sowie http://multisites.phpnet.org/alaurent/zeppelin/technique/geants/GermanGiants.html
  4. Zum Teil widersprüchliche Angaben; hier gem Nowarra, Heinz: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914-18, München 1959
  5. Zum Teil widersprüchliche Angaben; hier gem Nowarra, Heinz: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914-18, München 1959
  6. Zum Teil widersprüchliche Angaben; hier gem Nowarra, Heinz: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914-18, München 1959
  7. Zum Teil widersprüchliche Angaben; hier gem Nowarra, Heinz: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914-18, München 1959

Literatur

  • Brian Cooper und John Batchelor: Bombers 1914–1939. Phoebus Publishing Company, London o.J.
  • G. W. Haddow und Peter M. Grosz: The German Giants, The Story of the R-planes 1914-1919. Putnam & Company, London 1963
  • Günter Kroschel und Helmut Stützer: Die deutschen Militärflugzeuge 1910–18. Wilhelmshaven 1977
  • Heinz Nowarra: Die Entwicklung der Flugzeuge 1914–18. München 1959
  • Karl R. Pawlas: Deutsche Flugzeuge 1914–18. Nürnberg 1976

Weblinks

Siehe auch


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