- Antichambre
-
Antichambrieren (abgeleitet von Antichambre = französisch für Vorzimmer) bedeutet ein langes Warten oder auch mehrmaliges Vorsprechen im Vorzimmer höhergestellter Persönlichkeiten oder Behörden. Davon wiederum abgeleitet ist die negative Bedeutung „in den Vorzimmern der Großen und Mächtigen verkehren und diesen dort zu schmeicheln“, um mit Buckeln und Kriechen eine Gunst oder Gnade von eben diesen Großen zu erschleichen.
Der Begriff stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, als es für den einfachen Bürger im zunehmend bürokratischer werdenden Europa immer schwieriger wurde, alle Gesetze und Verordnungen zu verstehen und diese einzuhalten. Auch ließen die Bediensteten des Staates oder der Militärbehörde einfache Bürger oft übermäßig lange warten oder empfingen diese erst gar nicht. Dies lag zum Teil an deren Einstellung dem Volk gegenüber, als auch an der Demonstration eines Teiles ihrer bürokratischen Macht. Wer es sich leisten konnte, beauftragte daher einen Antichambreur, der sowohl in der Etikette bewandert war als auch einen Wortschatz an Schmeicheleien besaß, um stellvertretend für einen Antragsteller dessen Geschäfte wahrzunehmen.
Von Prosper Mérimée ist der kluge Lebensrat Stendhals überliefert, im Vorzimmer zu einer großen Gesellschaft den gewärtigen Gemütszustand und die innere Haltung beim Eintritt unbedingt zu bewahren. Stendhal litt in seiner Jugend unter einer alles durchdringenden Scham, die ihn auf der gesellschaftlichen Bühne stark behinderte. Vor diesem Hintergrund ist Antichambrieren, sich einer Art „Fegefeuer der Eitelkeit“ auszusetzen.
Siehe auch
Wikimedia Foundation.