- Little Big Horn
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Schlacht am Little Bighorn Teil von: Indianerkriege
Schlacht am Little Bighorn RiverDatum 25. Juni–26. Juni 1876 Ort Little Bighorn River, Montana, USA Ausgang Sieg der Indianer Konfliktparteien Lakota,
Arapaho,
CheyenneUnited States Army Befehlshaber Sitting Bull,
Crazy HorseGeorge A. Custer Truppenstärke ca. 950 – 1200 Krieger 31 Offiziere,
566 Soldaten,
35 – 40 Scouts,
5 ZivilistenVerluste 200 Krieger getötet, 200 verwundet[1] 268 Gefallene
55 Verwundete und VermissteIn der Schlacht am Little Bighorn am 25. Juni 1876 wurde das 7. US-Kavallerieregiment unter George Armstrong Custer von Indianern der Lakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne unter ihren Führern Sitting Bull und Crazy Horse am Little Bighorn River im heutigen Montana vernichtend geschlagen.
Es war einer der ganz wenigen größeren indianischen Siege gegen die US-amerikanischen Eindringlinge. Die Niederlage ist laut heutiger Analysen maßgeblich der Selbstüberschätzung Custers zuzuschreiben, der nicht damit rechnete, auf ein gewaltiges Kriegslager der Indianer zu treffen und mit seinen aufgesplitterten Truppen auf verlorenem Posten stand.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Die amerikanischen Streitkräfte wurden letztlich aufgrund eines Berichts des Indianer-Inspektors E.C. Watkins vom 9. November 1875 entsandt, dem zufolge einige Hundert Lakota- und Cheyenne-Indianer unter der Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot den Vereinigten Staaten feindlich gesinnt seien.
Dem vorausgegangen waren Versuche, die Sioux-Indianer zum Verkauf der Black Hills zu bewegen. Die Black Hills waren den Sioux wie auch den Cheyennes heilig und galten ihnen als Mittelpunkt der Welt. Eine vertragswidrige Militärexpedition im Jahr 1874 unter General George Armstrong Custer hatte von Goldfunden am French Creek in den Black Hills berichtet, was zu einem Ansturm zigtausender Goldsucher führte. Die Black Hills lagen zwar knapp jenseits der Westgrenze der Großen Sioux-Reservation von 1868, gehörten jedoch zu einem riesigen Gebiet, in dem die Sioux ausschließliche Jagdrechte zugebilligt bekommen hatten, „solange die Büffelbestände die Jagd rechtfertigen“. Nachdem die US-Armee einige halbherzige Versuche unternommen hatte, die Goldsucher aus den Black Hills zu vertreiben und einzelne Sioux-Trupps Jagd auf die Invasoren machten, begann die US-Regierung Kaufverhandlungen mit den Oglala-Lakota-Indianern der Reservation. Die Reservationsindianer unter Red Cloud lehnten einen Verkauf jedoch ab. Bestimmte Gruppen unter Sitting Bull, Crazy Horse und Gall hatten ohnehin nie den Vertrag von 1868 anerkannt und hielten sich außerhalb der Sioux-Reservation in den nicht abgetretenen Jagdgebieten auf. Im Dezember 1875 beschloss die US-Regierung, die Black Hills den Indianern mit Gewalt zu entreißen. Sie setzte den Indianern ein Ultimatum, mitten im Winter in die Reservation „zurückzukehren“ und somit die Black Hills für die Weißen zu räumen. Abgesehen davon, dass viele Sioux und Northern Cheyennes gar nicht aus Reservationen stammten, in die sie hätten zurückkehren können, wäre es ihnen unmöglich gewesen, dem Ultimatum mitten im tiefsten Winter nachzukommen.
Als der Winter vorbei war, verließen tausende von Reservationsindianern heimlich die Reservation, um sich ihren freien Stammesgenossen im Gebiet der Black Hills und am Powder River anzuschließen.
Gleichzeitig schickte sich die United States Army an, in einer dreigliedrigen Zangenoperation die Indianer am Powder River vernichtend zu schlagen und in die Reservation zu zwingen.
Verlauf der Schlacht
Brigadegeneral George Crook marschierte in nördlicher Richtung von Fort Fetterman in Wyoming zum Gebiet des Powder River. Colonel John Gibbons Infanterie und eine Batterie von Gatling Guns marschierte ostwärts von Fort Ellis im westlichen Montana. Die dritte Marschkolonne unter Brigadegeneral Alfred Terry, der auch Custers 7. Kavallerieregiment unterstand, machte sich am 17. Mai von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium in Richtung Westen auf den Weg.
Crooks Streitmacht wurde am 16. Juni 1876 in der Schlacht am Rosebud Creek von einer etwa gleich großen Streitmacht von Sioux und Cheyennes überrascht und in ein stundenlanges Kavalleriegefecht verwickelt. Obwohl die beiderseitigen Verluste eher gering waren und die US-Armee vermutlich weniger Männer verlor als die Indianer, war Crook von der Schlagkraft der Indianer schockiert und zog sich zurück, um sich um die Verwundeten zu kümmern und Nachschub zu besorgen. Damit war der südliche Angriffskeil der US-Armee praktisch aus dem Feldzug ausgeschieden.
Terrys Truppe wusste hiervon nichts. Terry schickte Custer mit der 7. Kavallerie entlang des Rosebud-Tals in Richtung Bighorn-River, um die Indianer zu suchen. Seine Befehle an Custer waren sehr auslegungsfähig. Zum einen wurde von Custer erwartet, dass er nicht ohne die Hauptstreitmacht von Terry gegen die Indianer losschlagen sollte, zum anderen wurde ihm jedoch große Handlungsfreiheit gelassen.
Custers Truppe umfasste etwa 650 Mann. Wie groß die Streitmacht der Indianer war, wird sich nie genau feststellen lassen. Schätzungen in der Vergangenheit sind oft weit übertrieben gewesen und gingen bis zu 7000 Kriegern. Heute wird vielfach angenommen, dass das Indianerdorf in seiner anzunehmenden Ausdehnung nicht mehr als 1000 bis maximal 2500 Krieger umfasste. Custer hatte strikten Befehl, die Indianer nicht direkt anzugreifen. Angebotene Verstärkungstruppen und bessere Waffen lehnte er ab. Dabei ist oft angenommen worden, dass er den Ruhm nicht teilen wollte. Zumindest bezüglich der angebotenen Gatling Guns wird heute allgemein angenommen, dass Custers Einschätzung zutraf, diese seien für die Unterstützung eines Kavallerieangriffs völlig ungeeignet. In der Tat war das Terrain am Little Bighorn für solche Waffen in weiten Teilen unpassierbar. Bereits auf dem Marsch hatten sich die pferdegezogenen Kanonen überschlagen und gefährliche Unfälle verursacht.
Am Morgen des 25. Juni orteten Custers Kundschafter das Indianerdorf im Tal des Little Bighorn River. Sie erstatteten Custer Bericht und informierten ihn über eine gewaltige Übermacht. Custer ignorierte ihre Warnungen und entschied sich zum Angriff. Eine wichtige Rolle spielte seine Befürchtung, dass seine Streitmacht bereits entdeckt war und das Überraschungsmoment verloren zu gehen drohte. Einige Soldaten hatten kurz zuvor versucht, auf dem Weg verlorene Essensrationen wieder einzusammeln, als sie auf zwei Indianerjungen stießen, die sich bereits über den am Boden verstreuten Zwieback hermachten. Einen hatten sie erschossen, der andere war in Richtung Indianerdorf entkommen.
Gegen Nachmittag teilte Custer seine Truppen, um aus verschiedenen Richtungen vorzustoßen: Hauptmann Benteen erhielt drei Kompanien unterstellt und den Auftrag, die zur Linken gelegenen Badlands zu durchstreifen; Major Reno bekam ebenfalls drei Kompanien und den Befehl durch das Tal flussaufwärts zu marschieren und die Indianer von der anderen Seite des Flusses am Südende des Lagers zu attackieren. Custer selbst würde mit fünf Kompanien am Nordende des Lagers angreifen, wenn Renos Angriff begonnen hätte. Hauptmann McDougall blieb mit einer Kompanie zurück, um den Versorgungszug zu schützen.
Um 15:05 Uhr griff Renos Trupp das südliche Ende des Indianerlagers an. Obwohl die Überraschung zunächst glückte, etwa zehn Frauen und Kinder erschossen wurden und viele Dorfbewohner in Panik die Flucht ergriffen, gelang es den Hunkpapa-Sioux unter Führung von Gall schnell, Renos Angriff abzuwehren. Erst eröffneten sie frontal das Feuer auf Renos Männer, dann begannen sie, seine linke Flanke zu überflügeln und aufzurollen. Reno zog sich in einen nahen Pappelwald zurück. Als seine Männer auch dort von den Indianern angegriffen wurden, verwandelte sich der Rückzug der US-Soldaten schnell in eine panische Flucht. Einige von ihnen wurden auf der Flucht durch den Fluss getötet, aber die meisten erreichten die rettenden Felsenklippen. Benteen hatte die Ereignisse zum Teil beobachtet; er begab sich mit seinen Männern zu Renos Stellung. Kurz zuvor hatte Benteen noch einen Befehl Custers erhalten, den er nicht ausführte: Er sollte Custer unterstützen, dessen Angriff ungefähr zur selben Zeit, um 16:15 Uhr begann. Später sagte er aus, es wäre seinen drei Kompanien unmöglich gewesen, Custer zu retten und diesen Einsatz zu überleben. Entscheidender ist hingegen, dass Benteen vom ranghöheren Reno den Befehl bekam, seine belagerten Männer vor Ort zu verstärken anstatt sich auf die Suche nach Custer zu machen. Reno war nach den gängigen Befehlsregeln berechtigt, den Befehl seines Vorgesetzten Custer an Benteen aufgrund der prekären Situation vor Ort durch seinen eigenen Befehl zur Unterstützung seiner Truppe außer Kraft zu setzen. Im weiteren Verlauf des Tages gelang es dann auch McDougall zu Reno und Benteen zu stoßen.
Custers Trupps C, E, F, I und L griffen den Hügel hinab an, doch aufgrund des hügeligen Geländes konnte sich eine typische Kavallerieattacke nicht entwickeln. Das Eindringen in die Mitte des Dorfes erfolgte so gezwungenermaßen in einer Zweierreihe, die leicht von einigen Kriegern und Frauen aufgehalten werden konnte, bis mehr und mehr Indianer aus dem Dorf stürmten und den Angriff zurückschlugen. Als die Übermacht zu groß schien, folgte zunächst ein geordneter Rückzug. Custer schickte Trupp F und I unter Yates und Keogh zur Rückzugdeckung. Diese Linie wurde aber nach kurzen und harten Kämpfen von den Indianern überrannt. Weitere Krieger der Sioux unter Crazy Horse und der Cheyenne unter Two Moon umgingen Custers Stellung auf dem „Last Stand Hill“ und schnitten ihm den Rückzugsweg ab. Die Indianer überrannten eine Kompanie nach der anderen. Ein taktischer Vorteil für die angreifenden Indianer bestand darin, dass viele Krieger mit mehrschüssigen Repetiergewehren der Hersteller Spencer, Henry und Winchester bewaffnet waren, mit denen eine auf kurze Distanz besonders wirksame, hohe Feuerkraft entwickelt werden konnte. Die Kavalleristen führten dagegen nur einschüssige Springfield Modell 1873 Trapdoor-Karabiner im Kaliber .45-55. Der Springfield-Karabiner Modell 1873 neigte außerdem bei längerem Gebrauch aufgrund der hitzebedingten Ausdehnung der Kupferpatronenhülsen zu Ladehemmungen. Leere Hülsen ließen sich nicht mehr automatisch ausziehen, sondern nur noch umständlich mit dem Messer entfernen, was zur Folge hatte, dass die US-Soldaten schließlich nur noch ihre Colt-Revolver zur Verteidigung hatten. Zudem mussten die Kavalleristen auf ihre Säbel verzichten, denn auf eine Anordnung Custers hin waren diese für den Nahkampf schwerlich ersetzbaren Hiebwaffen bereits vor dem Ausrücken eingezogen worden. Custer hatte befürchtet, dass das metallische Klappern, das die Säbel beim Reiten verursachen konnten, den Feind würde warnen können. Zunächst kämpften die US-Soldaten noch in Formation, doch bald zerfiel diese und die Truppen kämpften in immer kleineren ungeordneten Gruppen. Custer und ungefähr 60 seiner Männer waren die letzten, die getötet wurden, auf einer kleinen Anhöhe, die heute Custer Hill oder Last Stand Hill genannt wird. Gerüchte, die von Berichten der Cheyenne herrühren, sagen, dass Custer selbst als letzter gefallen sei. Seine fünf Kompanien wurden restlos vernichtet. Außer Custer selbst wurden alle Leichen furchtbar verstümmelt und skalpiert, Custers Bruder Tom wurde das Herz herausgeschnitten, Custers Adjutanten, Capt. W. W. Cook wurden seine imposanten Backenbärte aus dem Gesicht geschnitten. Custer hatte eine Schusswunde in der linken Seite und der linken Schläfe. Seine Trommelfelle waren durchstochen und ein Glied des linken kleinen Finger war abgeschnitten. Skalpiert wurde Custer nicht. Das lag wohl daran, dass Custer nur noch, für ein Skalp nicht lohnendes, schütteres Haupthaar besaß. Um 17:30 Uhr war die eigentliche Schlacht vorbei.
Am späten Nachmittag versuchte der Trupp D unter Hauptmann Thomas Weir und Oberleutnant Edward Godfrey ohne besondere Autorisierung von Reno und Benteen den Ort des Geschehens zu erreichen. Zwar setzten Reno und Benteen dann wohl auch zu einer Unterstützung dieses Vorstoßes an, doch bevor es dazu kam, waren die vorgerückten Soldaten des D-Trupps bereits wieder von den Indianern zu den Felsklippen zurückgedrängt worden. Während des sich nun fortsetzenden Belagerungszustandes griffen die Indianer die relativ sichere Stellung sonst nicht weiter an, sondern töteten oder verwundeten nur einzelne Soldaten mit gezielten Schüssen aus der Entfernung. Am Nachmittag des 26. Juni zogen die Indianer nach Süden ab und zerstreuten sich in kleinere Gruppen. In der folgenden Nacht verschoben Reno und Benteen ihre Stellung näher an den Fluss heran. Am nächsten Morgen trafen dann dort die Einheiten Terrys und Gibbons ein, auf die Custer eigentlich hätte warten sollen.
Das 7. Kavallerieregiment verlor während der Kämpfe am 25./26. Juni 1876 am Little Big Horn: 14 Offiziere, einen Assistenzarzt, 247 Soldaten, fünf Zivilisten und drei Indianer-Kundschafter. 52 wurden verwundet. Noch heute werden etwa 28 Soldaten (darunter der komplette Trupp E) vermisst. Erstaunlicherweise waren nur rund 64 Indianer auf dem Schlachtfeld gefallen, wie viele allerdings später ihren Verletzungen erlagen, ist unbekannt. Man schätzt die indianischen Verluste auf ungefähr 200 Tote, da an den indianischen Rückzugspfaden viele Tote mit Schussverletzungen gefunden wurden.
Reflexion als geschichtliches Ereignis
Die Nachricht von der Niederlage und Vernichtung von Custers Truppen erreichte die Ostküste der Vereinigten Staaten erst unmittelbar nach der Feier zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1876. Auch mit Unterstützung von Custers Witwe wurde die Niederlage in der US-Geschichte und zahlreichen Filmen als Kampf eines heldenhaften Generals gegen die Wilden verklärt. Nachdem die Behandlung der Indianer bei der Eroberung Amerikas mittlerweile als Unrecht begriffen wird, hat sich zum Ende des 20. Jahrhunderts das Bild der Schlacht am Little Bighorn und das des „Generals Custer“ gewandelt. Maßgeblich dafür sind auch Berichte von Zeitzeugen, die Custer als militärischen Karrieristen darstellen, dem – damit allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechend – jedwedes Unrechtsbewusstsein im Kampf gegen die nordamerikanischen Ureinwohner fehlte.
Im Sommer 1926 zum 50. Jahrestag der Schlacht fand als Medienereignis ein „Versöhnungsfest“ auf dem ehemaligen Schlachtfeld statt, zu dem Historiker und in den Reservationen lebende Häuptlinge als Gäste eingeladen wurden. Zuschauer aus allen Teilen des Landes wurden mit ermäßigten „General-Custer-Bahn-Tickets“ gelockt. Ein Spezialgast war der (im Gegensatz zu den meisten Lakota) frei in Kanada lebende Enkel von Sitting Bull. 1926 war fast nichts über die Schlacht selbst bekannt, da sich die Lakota in Schweigen hüllten. Vom Enkel Sitting Bulls erhoffte man sich aus Anlass des Jahrestages einige Einzelheiten zum Verlauf. Tatsächlich jedoch war sein Auftritt in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit ein Desaster für die Veranstalter, das in der Presse keinen Widerhall fand.
Der Enkel Sitting Bulls legte eine Anzahl von Dollarscheinen auf das Rednerpult und sagte folgendes: „Die weißen Männer, die mich hierher geladen haben, haben mich gebeten, einige versöhnliche Worte zu sagen. Ich kann den weißen Männern, die von mir für Dollars versöhnliche Worte zu hören wünschen, solche Worte nicht sagen. Damit würde ich das Andenken meines Großvaters schänden. Ich gebe das Geld zurück. Es liegt hier. Wer es haben will, kann es sich nehmen. Das sind die Worte eines freien Lakota, der in Kanada wohnt und sein Leben mit seiner Hände Arbeit verdient.“
Bereits seit 1879 ist der Schauplatz der Schlacht als National Cemetery (Nationalfriedhof) ausgewiesen, seit 1940 untersteht er dem National Park Service und seit 1946 ist er eine Gedenkstätte vom Typ eines National Monuments. Zwischen 1999 und 2003 wurden im „Little Bighorn Battlefield National Monument“ Denkmäler für gefallene Indianerkrieger enthüllt.
Die Schlacht am Little Bighorn ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie ein Fanal in der sonst eher schleichend betriebenen und von der Weltöffentlichkeit kaum beachteten Vernichtung der nordamerikanischen Urbevölkerung darstellt. Für das Selbstbewusstsein der nordamerikanischen Prärieindianer ist der Sieg, der das langjährige Schicksal der Indianer als quasi Gefangene in ihrem eigenen Land nicht verhindern konnte, von großer Bedeutung.
Teilweise versucht man auch heute noch mit Hilfe von archäologischen Grabungen den Verlauf der Schlacht zu rekonstruieren. Zunehmend erweisen sich die Überlieferungen der Nachfahren der beteiligen Stämme als zutreffend. Die Schlacht war eigentlich kein heldenhafter „Last Stand“ so wie in unzähligen Hollywood-Filmen dargestellt, sondern ein verzweifelter, von Panikattacken begleiteter Überlebenskampf der Soldaten. Umstritten ist allerdings die Behauptung der Crow-Späher, die Soldaten hätten, bevor sie in die Schlacht ritten, Alkohol getrunken. Zu diesem Zweck habe Custers Kompanie sechs Maultiere mit sich geführt, die auf jeder Seite mit einem Fass beladen gewesen seien. Diese habe man vor Beginn der Schlacht großzügig verteilt. Die indianischen Kundschafter hätten es allerdings abgelehnt mitzutrinken. US-Historiker bestreiten diese Behauptung vehement und entgegnen statt dessen, dass Custer niemals Alkohol im Dienst getrunken habe. Aber laut den Berichten habe auch Custer seinen privaten Flachmann bei sich gehabt und sich vor der Schlacht bedient. Man unterstellt dem Absarokee-Volk, hier die Unwahrheit zu verbreiten und behauptet, diese wollten mit der Geschichte die Leistung ihrer damaligen Feinde mindern, denn betrunkene Soldaten seien natürlich leicht zu besiegen gewesen.
Darstellung der Schlacht in Filmen
Die Schlacht wurde in zahlreiche Filmen inszeniert und dabei Custers Rolle sehr unterschiedlich bewertet. Häufig wird das Motiv Custers, der in dem heldenhaften Kampf fällt, aufgegriffen. Das eigenmächtige Vorrücken, das die Niederlage erst ermöglicht, wird mal als mutig, mal als fatale Selbstüberschätzung gewertet. In dem Film Little Big Man wird Custer am negativsten, als brutal und ignorant dargestellt. Das Vorrücken sei von Custer ein bewusster Schritt gewesen, da dieser mit einem Sieg über die Indianer hoffe, populär genug zu werden, um als Präsident zu kandidieren. In jedem Film wird der Last Stand Hill gezeigt, in dem Custer als letzter stirbt, mal heldenhaft, mal zerknirscht und im Film Little Big Man verrückt dargestellt. 1991 entstand der Fernsehspielfilm Son of the Morning Star. Er bemüht sich um eine authentische Darstellung der Geschehnisse am Little Bighorn und ist eine eher gelungene Version, auch aus der Sicht der Indianer.
Literatur
- Holger Bütow: George Armstrong Custer: Der Tod eines Medienstars. in: Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung, 4/2007, S. 18–21. Online abrufbar unter http://www.mgfa.de/pdf/ZMG%204%202007.pdf
- Evan S. Connell: Son of the Morning Star. Custer and the Little Bighorn. New York 1985.
- Patty Frank: Die Indianerschlacht am Little Big Horn. Deutscher Militärverlag (DDR), 1968.
- Ulrich van der Heyden: Kampf um die Prärie. Der Freiheitskampf der nordamerikanischen Prärieindianer. Berlin 1990.
Quellen zum Schlachtverlauf
- Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte. Heyne, 2001, ISBN 3-453-86127-2.
- William A. Graham, Brian C. Pohanka (Einleitung): The Reno Court of Inquiry: Abstract of the Official Record of Proceedings. Stackpole Books, Mechanicsburg (PA) 1995.
- Wolfgang Hebold: 50 Klassiker: Siege und Niederlagen. Gerstenberg 2002, ISBN 3-8067-2527-6.
- Frederik Hetmann: Der Rote Tag. Loewes, 1975, ISBN 3-7855-1708-4.
- Ronald H. Nichols: Reno Court of Inquiry: Proceedings of a Court of Inquiry in the Case of Major Marcus A. Reno. Hardin (MT): Custer Battlefield Museum 1996, 678 S.
- Charles Windolph, Frazier Hunt, Robert Hunt: I fought with Custer: the story of Sergeant Windolph, last survivor of the Battle of the Little Big Horn, as told to Frazier and Robert Hunt. With explanatory material and contemporary sidelights on the Custer fight. Reprint der Ausgabe New York, Lincoln (Nebr.) 1954, University of Nebraska Press 1987 (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ http://www.custerwest.org (indian casualties, - 2006)
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Seite des National Park Service (engl.)
- Friends of the Little Bighorn Battlefield website (engl.)
- Schlacht am Little Bighorn (dt.)
- Vorläufiger Bericht von Major Marcus A. Reno vom 5. Juli 1876 zum Schlachtverlauf (engl.)
- Auszüge des Protokolls der Marcus A. Reno Untersuchungskommission (Reno Court of Inquiry) von 1879 (engl.)
- custerwest.org website (engl./fr)
- Sonderausstellung zur Schlacht am Little Big Horn im Karl-May-Museum Radebeul bei Dresden (dt.)
45.565-107.42888888889Koordinaten: 45° 33′ 54″ N, 107° 25′ 44″ W
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