Lloyd Aereo Boliviano

Lloyd Aereo Boliviano
Lloyd Aéreo Boliviano
Boeing 727-200 CP-1366 in Cochabamba
IATA-Code: LB
ICAO-Code: LLB
Rufzeichen:
Gründung:
Sitz: Cochabamba, Bolivien Bolivien
Mitarbeiterzahl: ca. 1.600
Flottenstärke:
Ziele: Lateinamerika, USA, Spanien

Lloyd Aéreo Boliviano (abgekürzt LAB) ist die größte Fluggesellschaft in Bolivien. Heimatflughafen ist der Aeropuerto Jorge Wilstermann in Cochabamba. Sie betreibt mit ihrer Flotte von 8 Flugzeugen neben einem inländischen Streckennetz internationale Verbindungen in die Nachbarländer Argentinien, Brasilien, Chile und Peru sowie nach Kolumbien, Mexiko, Panama, Venezuela, in die USA (Miami, Washington DC) und nach Spanien (Madrid).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Lloyd Aéreo Boliviano S.A. (LAB) wurde am 15. September 1925 gegründet. Sie ist somit die älteste, noch heute unter ihrem Gründungsnamen operierende lateinamerikanische Airline. Dies konnte zuvor die kolumbianische Avianca für sich beanspruchen, die jedoch Anfang des neuen Jahrtausends in Konkurs ging und nun nach jahrelanger Unterbrechung als New Avianca wieder fliegt.

Erste Jahre

Im Juli 1925 traf die South American Junkers Mission mit einer Junkers F 13 in Bolivien ein. Zuvor hatte man das Können der Maschine erfolgreich in Argentinien demonstriert. Und auch in Bolivien war sie ein Höhepunkt - unter anderem auf der Feier zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Boliviens in Sucre, der damaligen Hauptstadt, am 5. August 1929. Die deutsche Gemeinde in Bolivien, die schon länger wegen der schlechten Infrastruktur unzufrieden war, zeigte sich äußerst beeindruckt. So gründete man am 15. September 1925 die Lloyd Aéreo Boliviano (LAB) und kaufte der Junkers-Mission die Vorführmaschine ab. Am 24. Dezember 1925, lief der reguläre Flugbetrieb zwischen Cochabamba und Santa Cruz mit der auf El Oriente getauften Junkers F-13 an. Durch eine Regierungsbeteiligung konnte LAB schon nach kurzer Zeit drei weitere F-13 erwerben. Doch Abstürze und nicht mehr einsatzfähige Flugzeuge stellten die Unternehmung in Frage. Junkers entsandte Hilfe nach Südamerika und beteiligte sich auch finanziell an LAB. So war es möglich, die größere Junkers W34 zu kaufen. 1930 nahm die LAB mit der W34 einen Luftpostdienst von La Paz nach Corumba Brasilien auf. Von dort flog die Syndicato Condor, eine Tochter der Lufthansa bis nach Rio de Janeiro weiter.

Chaco-Krieg

Ford AT-5 Trimotor und Junkers Ju 52/3m waren LAB's erste mehrmotorige Flugzeuge und konnten bis zu 16 Passagiere befördern. Diese Maschinen wurden dann auch 1932 im Krieg gegen Paraguay um das El-Chaco-Gebiet eingesetzt. Nach Kriegsende 1935, bei dem Bolivien unterlag, übergab die Regierung die Ju 52/3m endgültig der LAB und erhielt im Gegenzug eine 48-prozentige Beteiligung. 1936 hatte LAB zwei Junkers W 33, drei Junkers F 13, eine Sikorsky S-38B, drei Junkers Ju 52/3m und zwei Junkers W34 in der Flotte.

Verstaatlichung und Beginn des Düsenzeitalters

Am 14. Mai 1941 erwarb der Staat die Aktienmehrheit der finanziell stark angeschlagenen LAB, um sie zu stabilisieren. Dies gelang, und den 1950er Jahren konnte die LAB erfolgreich expandieren. 1968 entschied sich die LAB für den Einstieg ins Düsenzeitalter und bestellte Jets vom Typ Boeing 727. Die erste Boeing 727-100 wurde 1970 ausgeliefert und in Dienst gestellt. In den 1970ern konnte die LAB ihr Streckennetz mit den neuen Jets ausbauen und Non-Stop-Verbindungen nach Rio de Janeiro, Sao Paulo, Buenos Aires und Chile aufnehmen.

Privatisierung

Im Rahmen der neoliberalen Wirtschaftspolitik ab Ende der 1980er Jahre wurden die meisten staatlichen Großbetriebe teil-privatisiert ("kapitalisiert"), wobei der Staat die Aktienmehrheit an private Investoren veräußerte und nur Minderheitsbeteiligungen behielt, um die Unternehmen weiterhin zu kontrollieren und mit Dividenden am unternehmerischen Erfolg teilzunehmen und die Rentenkasse zu finanzieren.

1995 übernahm die brasilianische VASP 50% der Aktien und die Betriebsführung. Die Farbgebung der LAB-Maschinen wurde optisch an die der VASP angeglichen. Nach wenigen Jahren wurde deutlich, dass die finanziell angeschlagene VASP systematisch Kapital aus der LAB abzog und sie finanziell an den Rand des Ruins brachte. Im Dezember 2001 wurde der Aktienanteil der VASP unter politischem Druck der bolivianischen Regierung an den bolivianischen Unternehmer Ernesto ("Tito") Asbún Gazaui verkauft, der auch die Geschäftsführung übernahm. LAB war wieder ein rein bolivianisches Unternehmen.

Aktuelle Entwicklungen und Krise

Anfang Februar 2006 traten die Piloten der LAB in einen Generalstreik, da sie seit Monaten keine Gehälter mehr erhalten hatten. Nach 9 Tagen Streik wurde die LAB für 90 Tage unter provisorische staatliche Zwangsverwaltung gestellt, um den Flugbetrieb wieder anlaufen zu lassen. Hierdurch sollten die wirtschaftlichen Schäden für gestrandete Reisende und der entstehende Imageschaden für Bolivien im Ausland begrenzt werden.

Der Zwangsverwalter stellte eine kritische finanzielle Situation fest:

  • LAB war mit den Raten für ihre geleasten Flugzeuge erheblich im Rückstand. Ende Februar 2006 ließ die Aviation Capital Group zwei geleaste Boeing 727-200 pfänden, Ende März 2006 erwirkte auch die Pegasus Aviation die Pfändung ihrer beiden Boeing 767, woraufhin LAB ihren Inlandsflugverkehr einschränken und die Flüge nach Madrid ganz einstellen musste.
  • Die staatliche Rentenkasse Boliviens gab bekannt, dass LAB seit Jahren keine Sozialbeiträge mehr abgeführt hatte und drohte wegen der Rückstände in Millionenhöhe ebenfalls, die verbleibenden Flugzeuge zu pfänden.
  • LAB ist mit den Mitgliedsbeiträgen bei der IATA in Rückstand, weswegen sie aus dem Buchungs- und Abrechnungssystem der IATA ausgeschlossen wurde.

Die staatliche Zwangsverwaltung wurde vom Obersten Gerichtshof für ungültig erklärt und aufgehoben. Da hierdurch die provisorischen staatlichen Garantien wegfielen, wurde LAB zahlungsunfähig, gleichzeitig streikte die Belegschaft gegen den Geschäftsführer Asbún, dessen Misswirtschaft sie für die Krise des Unternehmens verantwortlich machen. Asbún bot schließlich an, seine Aktien zu verkaufen.

Derzeit versucht die Regierung zusammen mit Lufthansa Consulting ein Umstrukturierungs- und Sanierungskonzept für die LAB zu erarbeiten, während ein sehr eingeschränkter Flugverkehr (Ende Juni 2006 verfügte LAB nur noch über zwei betriebsbereite Flugzeuge) aufrechterhalten wird.

Dieses Konzept war nicht erfolgreich. In Auswanderungswelle der bolivianischen Bevölkerung bis zur Änderung Einreisebedingungen der Schengenländer am 1. April 2007 kulminierte die schleichende Insolvenz in der Festnahme dreier Geschäftsführer, Franklin Taendler, Luis Durán und Fernando Rocha. Ihnen wird Betrug vorgeworfen, sie sollen Tickets für drei Flüge nach Madrid verkauft haben, obwohl nur einer geplant war. Zum heutigen Datum sind fast alle Flüge der LAB bis auf weiteres eingestellt, nur einige wenige Charterflüge werden noch geleistet.

Flotte

(Stand: April 2008)[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ch-aviation.ch: Flotte der Lloyd Aéreo Boliviano 7. April 2008

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