Lobkarte

Lobkarte

Als Fleißkärtchen, auch Fleißbildchen oder Lobzettel bezeichnet man in der Pädagogik eine als Belohnung vergebene Karte, die den Schüler positiv zum Lernen motivieren soll.

Inhaltsverzeichnis

Historisches

Fleißkärtchen aus dem Schulmuseum Nürnberg

Fleißkärtchen tauchen zum ersten Mal im 19. Jahrhundert im Schulwesen auf. Damals legte man in der Schulerziehung der Kinder besonderen Wert auf Fleiß und Gehorsam. Die Kreativität sowie die Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit wurden kaum gefördert, meistens sogar unterbunden. Die jungen Schüler mussten sich den Anordnungen ihres Lehrers widerspruchslos fügen, so dass sie kaum Kritikfähigkeit entwickeln konnten. Fleißkärtchen wurden nur für Gehorsam und pflichtbewusste Erledigung der aufgetragenen Aufgaben vergeben.

Bei diesen Fleißkärtchen handelt es sich um vorgedruckte Karten. Sie waren meist aufwändig gestaltet, damit sie als Belohnung erstrebenswert waren. Eine typische Inschrift eines historischen Fleißkärtchen lautet beispielsweise: Fahre fort, fleissig und folgsam zu sein!.

Bei Verstoß gegen die Schulregeln wurden die Schüler jedoch durch körperliche Züchtigung bestraft. Die Kinder wurden beispielsweise vom Lehrer mit einem Stab, Lineal oder einem Gürtel geschlagen. Ein harmlosere Variante der Bestrafung war das Eckstehen. Durch diese Art der Bestrafung versprach man sich dieselbe pädagogische Wirkung wie durch Fleißkärtchen.

Über ein anderes Belohnungssystem in einer Klippschule liest man in den Lebenserinnerungen von Friedrich Hebbel: Susannas Tisch, mit Schulbüchern beladen, stand in der Mitte, und sie selbst saß, ihre weiße tönerne Pfeife im Munde und eine Tasse Tee vor sich, in einem Respekt einflößenden urväterlichen Lehnstuhl dahinter. Vor ihr lag ein langes Lineal, das aber nicht zum Linienziehen, sondern zu unserer Abstrafung benutzt wurde, wenn wir mit Stirnrunzeln und Räuspern nicht länger im Zaume zu halten waren; eine Tüte voll Rosinen, zur Belohnung außerordentlichen Tugenden bestimmt, lag daneben. Die Klapse fielen jedoch regelmäßiger als die Rosinen, ja, die Tüte war, so sparsam Susanna auch mit dem Inhalt umging, zuweilen völlig leer, wir lernten daher Kants kategorischen Imperativ zeitig genug kennen.

Das Bestrafungssystem führte jedoch dazu, dass die Lernmotivation der Schüler aus Angst vor Schlägen meist gehemmt wurde. Die Fleißkärtchen hatten daher nur geringe Auswirkungen auf den Lernerfolg der Schüler.

Die Fleißkärtchen heute

Inzwischen ist das Fleißkärtchen im Sinne einer Belohnung für Fleiß und Gehorsam aus dem Schulwesen weitgehend verschwunden. Das Wort hat sich jedoch in die Metaphern der Deutschen Sprache gerettet und wird meist ironisch gebraucht, wenn man eine erbrachte Leistung bewertet, deren intellektuellen Wert man eher gering einschätzt.

Eintrag in einem ostdeutschen Muttiheft mit Bienchen als Auszeichnung "für vorbildliches Verhalten" (1986)

Auch heute werden jedoch vereinzelt Fleißkärtchen hergestellt und in Schulen benutzt. Sie dienen wie früher zur Motivation, Bekräftigung und Belohnung von Verhaltensweisen von Schülern, nur werden nicht mehr blinder Gehorsam und sturer Fleiß belohnt, sondern soziale Fähigkeiten oder auch besondere schulische Leistungen. Die Kärtchen sind oft kindgerecht künstlerisch gestaltet und mit pädagogischen Sinnsprüchen versehen, manchmal lassen sie sich auch zu einem größeren Motiv nach Art eines Puzzles zusammenlegen, so dass ein Anreiz zum Sammeln entsteht. Als fleißkärtchenähnliche Belohnungsformen werden auch Motivstempel (z. B. Bienchen) oder Aufklebesternchen verwendet.

Verwandtes

Den Fleißkärtchen verwandt sind Andachtsbildchen, die im kirchlichen Unterricht (Kommunionsunterricht, Sonntagsschule, Kindergottesdienst) verwendet wurden, um gute Teilnahme zu belohnen.

Ebenfalls in diesen Zusammenhang gehören Oblatenbildchen, die unter Schülerinnen und Schülern getauscht und in Poesiealben eingeklebt wurden.

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