Locri Epizephyrii

Locri Epizephyrii
Locri
Locri (Italien)
DMS
Locri
Staat: Italien
Region: Kalabrien
Provinz: Reggio Calabria (RC)
Koordinaten: 38° 14′ N, 16° 16′ O38.23333333333316.2666666666677Koordinaten: 38° 14′ 0″ N, 16° 16′ 0″ O
Fläche: 25 km²
Einwohner: 12.977 (2005)
Bevölkerungsdichte: 523 Einw./km²
Postleitzahl: 89044
Vorwahl: 0964
ISTAT-Nummer: 080043
Demonym: Locresi
Schutzpatron: Santa Caterina
Website: Locri

Locri ist ein Seebad an der Südostküste Kalabriens mit etwa 12.977 Einwohnern (Stand am 31. Mai 2005). Es ist Sitz des katholischen Bischofs von Locri-Gerace.

Inhaltsverzeichnis

Die antike Stadt

Geschichte

Vier Kilometer südwestlich Locris liegt das antike Lokroi Epizephyrioi (griechisch Λοκροί Ἐπιζεφύριοι, auch Λοκρίς, Lokris beziehungsweise lateinisch Locri Epizephyrii, „das westliche Lokroi“). Die Stadt wurde 680 v. Chr. an der Küste des Ionischen Meeres von lokrischen Kolonisten, wohl aus der ostlokrischen Stadt Opos, mit Unterstützung Spartas und der westlokrischen Ozolae gegründet. Strabon vermutet, dass die Ozolae die hauptsächlichen Gründer waren. Noch im 7. Jahrhundert v. Chr. erhielt der Ort durch Zaleukos seine Gesetze, nach einem Jahrhundert wurde er mit einer aus großen Blöcken gefügten Stadtmauer versehen.

In den ersten beiden Jahrhunderten war Lokroi ein Verbündeter Spartas, ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. ein Verbündeter von Syrakus. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. wurde Lokroi eine der wichtigsten Städte in Magna Graecia. Lokroi ist die Heimat des Philosophen Timaios.

Von Lokroi selbst gingen zwei Koloniegründungen aus, Hipponium und Medma. In hellenistischer Zeit war die Stadt mit Rom alliiert. Erst die Einfälle der Sarazenen zu Beginn des 10. Jahrhunderts leiteten den Untergang der Stadt ein.

Die Hauptstraße
Pinax mit Persephone und Hades auf dem Thron. Gefunden im Persephoneheiligtum im Ortsteil Mannella.

Von der Stadtmauer sind Reste erhalten, ebenso von mehreren Tempeln und dem außerhalb der Stadt liegenden Theater, sowie – ebenfalls außerhalb der Stadt - Nekropolen der Sikuler, Griechen und Römer, von denen einige auch größeren Umfang haben. 1959 wurde bei Ausgrabungen das Finanzarchiv des Zeustempels gefunden.

Aus Lokroi stammen auch die „Lokrische Reliefs“ genannten Pinakes. Es handelt sich um kleine quadratische, bemalte Reliefs aus Ton, die Weihgeschenke an Aphrodite darstellten und hauptsächlich den Mythos der Göttin als Motiv hatten. Die Menschen hängten diese mit zwei Löchern versehenen Tönblätter in die Bäume. Ihre Entstehungs- und Herstellungszeit wird auf Ende des 6. Jahrhunderts und Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr datiert. Die Ausgrabungsstätte der sogenannten 100 Kammern beherbergte vermutlich die Tonwerkstätten Lokrois. Die Pinakes sind im Museo Nazionale della Magna Grecia in Reggio Calabria ausgestellt.

Der ionische Tempel

In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. erneuerten die Einwohner Lokrois ihren archaischen Zeustempel im ionischen Stil. Die Architekten stammten wahrscheinlich aus dem befreundeten Syrakus, denn sie wiederholten an dem um 470 v. Chr. errichteten Tempel Lösungen, die bereits an einem Tempel in Syrakus unter dem Tyrannen Hieron I. eingesetzt wurden.

Der neue Tempel stand am gleichen Ort wie der alte, hatte jedoch eine leicht abweichende Ausrichtung. Er war 45,5 Meter lang, 19,8 Meter breit. Er hatte 6 ionische Säulen an Front und Rückseite und 17 Säulen an den Langseiten. Die Säulenhöhe betrug etwa 12 Meter. Zwischen den Anten des Pronaos standen zwei Säulen. Drei-Faszien-Architrav, Fries und Zahnschnitt bildeten das Gebälk. Die Cella war durch eine zentrale Säulenstellung in zwei Schiffe geteilt. Im Innern der Cella befand sich ein von Kalksteinplatten eingefasster Bothros, ein großes in den Boden eingelassenes Loch, das kultischen Handlungen diente. Der Tempel wurde im 11. Jahrhundert zerstört.

Durch die ab Mitte des 9. Jahrhunderts stattfindenden Sarazeneneinfälle waren die Einwohner Lokrois gezwungen, die Stadt aufzugeben und sich in den Schutz der Berge, nach Gerace, das damals noch ein Basilianerkloster war, zu flüchten. Einige Säulen des ionischen Zeustempels wurden in den dort errichteten und 1084 geweihten Bau des normannisch-romanischen Doms integriert. Das alte Lokroi hingegen verfiel.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts machte sich der italienische Archäologe Paolo Orsi daran, unter anderem die Überreste des Zeustempel freizulegen. Heute sieht man die Fundamente der beiden Tempel sowie einen ionischen Säulenstumpf. Viele Fundstücke sind in der naheliegenden Sammlung untergebracht, einige im Museum von Reggio Calabria.

Das Theater

Das im 4. Jahrhundert v. Chr. errichtete Theater befindet sich nicht weit vom antiken Locri entfernt in der heutigen Contrada Pirettina. Für seine Anlage nutzte man die umgebenden Hügel, indem man die Cavea teilweise in den anstehenden Felsen einschnitt, um Anschüttungen zu vermeiden. Das Theater bot mehr als 4500 Besuchern Platz. Heute ist nur der Zentralbereich zu besichtigen.

Söhne und Töchter der Stadt

Münze aus Locri, ca. 375 v. Chr.

Literatur

  • E. Barillaro: Locri e la locride. Reggio Calabria 1970.
  • F. Costabile: Municipium Locrensium. Neapel 1976.

Weblinks


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