- Logikrätsel
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Unter Rätsel versteht man eine Aufgabe, die durch Denken gelöst werden muss.
Das Wort selbst erlangte durch die Lutherbibel gemeinsprachliche Bedeutung und ist seit dem 16. Jahrhundert als rœtsel bezeugt. Es stammt vom Verb raten im Sinne von erraten, deuten und ist auch im englischen Verb to read zu finden, was ursprünglich Runen deuten bedeutete.
Rätsel sind oft Denkaufgaben auf der Grundlage der Verschlüsselung der Lösung durch Umschreibung, Wortwitz oder Illustration. Sie können dem Zeitvertreib, der Unterhaltung und der Bildung des Rätsellösers dienen. Ihre Lösung wird teilweise durch irreführende, mehrdeutige Angaben erschwert. Gelegentlich werden auch Rätsel gestellt, die keine Lösung besitzen. Ziel solcher Rätsel ist es meistens, den Rater zu foppen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bei fast allen Kulturvölkern, besonders bei den Indogermanen, findet man bereits in den ältesten Überlieferungen eine Art Rätseldichtung. Sie tritt sowohl in der älteren Form des nicht erratbaren Rätsels als auch später in der erratbaren Version auf.
Ältestes Rätsel
Das älteste dokumentierte Rätsel wurde von dem schottischen Ägyptologen Henry Rhind im Jahre 1858 in Luxor auf einer Papyrusrolle, dem später nach ihm benannten Papyrus Rhind erworben. Der Verfasser dieser Papyrusrolle trug den Namen Ahmes (auch Ahmose). Das Dokument selbst stammt um ca. 1650 vor Christus. In einer Notiz am Rande merkt der Verfasser an, dass er dieses Rätsel aus einer 200 Jahre zurückliegenden Quelle abgeschrieben habe. Damit dürfte es fast 3860 Jahre alt sein. Die Schriftrolle, die im British Museum aufbewahrt wird, gibt die als das Katzen-und-Mäuse - Rätsel bekannt gewordene Aufgabe an [1] [2]:
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- Es gibt sieben Häuser, in jedem Haus wohnen sieben Katzen. Jede Katze frisst sieben Mäuse, von denen wiederum jede sieben Kornähren gefressen hat. In jeder Ähre sind sieben Samen. Wie viele Objekte sind es? Die Lösung ist rein mathematisch: 7 + 72 + 73 + 74 + 75 = 19607.
Unlösbare
Das unlösbare Rätsel, eher als ein Mysterium zu verstehen, hat eindeutig magische und kultische Elemente und dient dazu, den "Wissenden" als Mitglied eines Sozialverbandes oder einer Kultgemeinschaft auszuweisen. Dies fand sich bereits bei der Priesterinitiation der wedischen Religionen Indiens, als auch später in den Fragebüchern mit theologischem und philosophischem Inhalt, den Katechismen.
Eine Sonderheit des unlösbaren Rätsels findet sich dort, wo es auf einem individuellen Erlebnis beruht, das nur der Rätselsteller selbst kennt. Hier ist als Beispiel Simsons Hochzeit, aus dem Buch der Richter (14,1-14,20) zu nennen. Dessen Frage an die Verwandten seiner Frau "Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes", konnte nur er selbst wissen. Auch die so genannten Rätselmärchen, in denen ein zum Tode Verurteilter seinen Richtern ein (für diese) unlösbares Rätsel aufgibt, gehören in diese Kategorie.
Lösbare
Die Arten der lösbaren Rätsel werden allgemein als die echten Rätsel betrachtet. Hier spielen keine mystizierenden oder magischen Elemente eine Rolle, es zählen ausschließlich Verstand und Gewitztheit. So hat Homer in seinen Epen mehrere Rätsel eingeflochten, und auch die nordischen Lieder kennen jenes Erzähl- und Spannungselement. Im Mittelalter gibt es dann die zahlreichen Märchen von den klugen Rätsellösern wie in Grimms Die kluge Bauerntochter, der vom König aufgegeben wird: "Komm zu mir, nicht gekleidet, nicht nackend, nicht geritten, nicht gefahren, nicht in dem Weg, nicht außer dem Weg, und wenn du das kannst, will ich dich heiraten." (Lösung hier oder auch das gesamte Märchen).
Die Rätseldichtungen des Biedermeier und der Spätromantik wurden vor allem durch Schillers Bearbeitung des Turandot-Stoffes ausgelöst, bei der die Prinzessin jeden Bewerber töten lässt, der ihre Rätsel nicht besteht.
Rätselarten
Schwierig zu lösende Rätsel werden auch redensartlich als Knacknuss bezeichnet, da sie einer Nuss ähnlich „schwer zu knacken“ sind. Einige gängige Rätselarten (Auswahl):
- Kreuzworträtsel
- Worträtsel (Umschreibung eines einzelnen Zielbegriffs) siehe: Anagramm, Palindrom, Homonym
- Rösselsprung
- Puzzles
- Rätselgedichte oder auch literarische Rätsel sind eine sehr alte, volkstümliche literarische Form. Einige dieser Rätsel gehen auf mündliche Überlieferung zurück oder stammen aus der Frühzeit der Schrift. Auch Orakelsprüche gehörten häufig zu jenen Rätseln. Die dramatischen Dichter und Lyriker der Antike mischten gern rätselartige Aussprüche in ihre Dichtungen ein. Bekannt ist das von Ödipus gelöste Rätsel der Sphinx. Eine weitere Ausbildung hat das Rätsel im 18. und 19. Jahrhundert erhalten, wo man ihm durch die poetische Form größeren Reiz zu geben suchte. Durch poetischen Gehalt und Formenschönheit ragen Schillers bekannte Rätsel in der "Turandot" hervor. Mehr durch Humor oder durch Witz und Scharfsinn ausgezeichnet sind die Rätsel von Hebel und Schleiermacher, ferner von Mises, Thiersch, Hauff, Schmidlin, Brentano. Die erste deutsche Rätselsammlung wurde 1505 in Straßburg gedruckt und 1875 auch dort neu herausgegeben.
- Kinderrätsel, auch Rätselfragen, lassen sich als gesunkene "normale" Rätsel auffassen.
- Beispiele:
- Was hängt an der Wand, hat den Rücken verbrannt? (Die Bratpfanne)
- Was hängt an der Wand, gibt jedem die Hand? (Das Handtuch) etc.
- auch: Übergang zur Scherzfrage
- Was hängt an der Wand, macht tick tack und wenn's runter fällt, ist die Uhr kaputt?
- Immer wieder haben Schriftsteller diese Form des Rätsels aufgegriffen. So gibt es Rätsel von Goethe, Schiller, Arnim, Edgar Allan Poe und Grillparzer. Der Altphilologe Tolkien bezieht sich auf diese alte Tradition, wenn er in seinen Werken das Rätsel zur beliebtesten Literaturform der Hobbits wie auch von Gollum macht.
- Beispiel: Ein Rätsel von Goethe
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- Ein Bruder ist's von vielen Brüdern,
- in allem ihnen völlig gleich,
- ein nötig Glied von vielen Gliedern
- in eines großen Vaters Reich;
- jedoch erblickt man ihn nur selten,
- fast, wie ein eingeschobnes Kind;
- die anderen lassen ihn nur gelten
- da, wo sie unvermögend sind. (Lösung auf der Diskussionsseite)
Die folgenden Kategorien werden oft auch als Denksportaufgaben bezeichnet:
- Bilderrätsel
- Logikrätsel, auch teilweise Logical genannt (die Lösung erfordert logische Schlussfolgerungen wie beispielsweise beim Zebrarätsel. Siehe dazu aber auch nebenstehende Abbildung, Lösung auf der Diskussionsseite). Auch Sudoku gehört eher in die Logik-Kategorie als zu den mathematischen Rätseln, da man es genauso gut mit Buchstaben wie mit Ziffern spielen kann.
- Mathematische Rätsel (Das Rätsel basiert auf einem mathematischen Sachverhalt). Dazu zählt auch das auf der Graphentheorie basierende Kinderrätsel: Haus vom Nikolaus.
- Streichholzrätsel Beispiel: Wie bildet man aus 6 Hölzchen 4 gleichseitige Dreiecke?
- Knobeleien (siehe auch Geduldsspiel und Mechanische Geduldspiele)
- Laterale (Ja-Nein-Rätsel)
Zu einem regelrechten Rätselwettkampf, bei dem vor allem das Wissen zählt, wurde in heutiger Zeit vor allem das Quiz. Mit dem WWW entstanden auch etliche, teilweise sehr schwierige, Online-Rätsel, bei denen oft auch die Antworten im Web recherchiert werden müssen. Die Art der Aufgaben ist recht unterschiedlich. Lösungen sind im Web oft unter dem Begriff "Cheats" zu finden.
Siehe auch
- Kategorie:Zahlenrätsel, Kategorie:Buchstabenspiel, Scharade
- Denksport, Unterhaltungsmathematik
- Esoterische Programmiersprachen
- Notpron
- Straßburger Rätselbuch
Literatur
- Hugo Kastner: Die Fundgrube für Denksport und Rätsel, Cornelsen 2004
- Günther Tolar: Das große Rätselvergnügen, Heyne 1984
- Willy Hochkeppel: Denken als Spiel, dtv 1973
- Samuel Loyd, Martin Gardner: Mathematische Rätsel und Spiele, dumont 1978
Weblinks
Quellen
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