Lohgegerbte Leder

Lohgegerbte Leder
Leder und moderne Lederbearbeitung

Leder ist eine durch Gerbung chemisch haltbar gemachte Tierhaut, deren natürliche Faserstruktur weitgehend erhalten ist. Grundsätzlich muss zwischen den Begriffen Leder und Pelz (Pelzfell) unterschieden werden.

Leder wird meist aus der Lederhaut (anderer Name Dermis) genannten Hautschicht gewonnen. Diese gliedert sich ihrerseits in die nach außen liegende, der Lederoberfläche ihr glattes Aussehen gebenden Papillarschicht und die darunter liegende, für die mechanische Festigkeit verantwortliche Retikularschicht. Während z. B. Spaltleder nur aus der Retikularschicht besteht, werden beispielsweise Skivers, das sind sehr dünne Schafleder, fast nur von der Papillarschicht gebildet.

Pelzfelle enthalten neben der Lederhaut noch die haarbildende Oberhaut oder Epidermis.

Die Körperhülle von Rind, Ross, Büffel, Esel, also alles von größeren Tieren und auch die vom Schwein wird im rohen ungegerbten Zustand ebenso wie als Leder als Haut bezeichnet. Die Hülle von kleineren Tieren wie z. B. Kalb, Ziege, Schaf, etc. wird grundsätzlich Fell genannt. Sind nach der Gerbung die Oberhaut und Haare noch erhalten, spricht man von Pelz oder Pelzfellen.

Nach dem Abzug liegen die Häute und Felle meist flach vor. Bei kleinen Tieren, vor allem bei Pelzfellen, wird die Haut manchmal als Balg abgezogen. Sie liegt dann in einer schlauchförmigen Form vor.

Inhaltsverzeichnis

Eigenschaften und Qualität

Ledergürtel mit Dornschnalle aus Metall

Leder ist ein geschmeidiges, zähes, relativ festes, haltbares und vielseitig einsetzbares Material. Es ist relativ undurchlässig für Wasser, trotzdem ist es atmungsaktiv, d. h. ausreichend durchlässig für Luft und Wasserdampf.

Für die technische Beschreibung und Qualitätsbeurteilung von Leder sind die Dichte (spezifisches Gewicht), die Zugfestigkeit, die Dehnbarkeit, die Bruchfestigkeit des Narbens, die Wasser- und Luftdurchlässigkeit, die Lichtbeständigkeit und die Schrumpfung entscheidend. Neben diesen physikalischen Werten werden auch chemische Werte wie Fettgehalt, Schrumpfungstemperatur im nassen Zustand, Gerbstoffgehalt, Waschbarkeit, Säuregehalt, etc. beurteilt. Für die chemischen und physikalischen Parameter gibt es für die meisten Lederarten entsprechende Richtwerte.

Schwer oder gar nicht messbar sind Eigenschaften wie Weichheit, Struktur und Griff und auch die Optik. In der Praxis sind diese Eigenschaften für eine Entscheidung ob, und welches Leder verwendet wird oft ebenso wichtig wie die technischen Parameter.

Geschichte

Frühgeschichte und Römisches Reich

Lange vor der Zeitenwende waren lederne Gegenstände in Ägypten, in Mesopotamien und bei den Israeliten in Gebrauch. Die pflanzliche Gerbung war schon im 4. Jahrtausend v. Chr. im alten Ägypten bekannt. Auf dem Sarkophag von Ti, einem reichen Ägypter, der etwa zwischen 2850 v. Chr. bis 2700 v. Chr. gestorben ist, kann man Szenen mit Gerbern erkennen.

In der Zeit des römischen Imperiums wurde viel Leder für die Herstellung der Ausrüstung der römischen Legionäre verwendet. Die Produktion wurde vor allem in Rom durch eine Zunft der Leder- und Hautverkäufer aus Ostia geregelt. Der Lederhandel war u. a. auch einer der Gründe für die punischen Kriege; Karthago war ein Zwischenhandelsplatz zwischen den Märkten Nordafrikas und denen des Mittelmeers und hatte dadurch das Monopol für den Lederhandel in Europa und im Mittelmeerraum.

Vom 3. Jahrhundert an war der Lederhandel unter römischer Aufsicht. Vermutlich waren Südfrankreich und Spanien die Produktionszentren dieser Zeit. Dieses bestätigen vor allem Funde in Botonita (Zaragoza); dort wurde größere Mengen Kalk, Schwefel und andere chemische Produkte gefunden, die vermutlich zum Gerben verwandt wurden. In den Ausgrabungen in Contrebia Belaisca wurden ebenfalls Beweise für die Existenz der Lederherstellung aus der Epoche zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. gefunden.

Tipi aus Büffelleder (1869)

Mittelalter bis Barock

Später, nach dem Sturz des römischen Reichs im Jahr 476, übernimmt Karl der Große die Gesetzgebung hinsichtlich der Lederherstellung und deren Handel. Er belegt einige Produkte mit einer Steuer. In dieser Zeit war das Leder relativ grob verarbeitet und stammte meist aus einem nahen Einzugsgebiet, obwohl in Einzelfällen Leder auch importiert wurde.

Im Mittelalter war die Produktion von Leder in Vorderasien und Nordafrika sehr viel weiter fortgeschritten als in Europa, sowohl was die Quantität als auch was die Qualität anbetraf. Erst 1749 wurde die erste Saffianleder-Fabrik im Elsass errichtet.

Für die Mode dieser Zeit wurde oft Leder aus Sibirien importiert. Später wurde dieser Handel aber durch ein Monopol der Juden aus Warschau oder Lemberg kontrolliert, die in direktem Kontakt mit den russischen Jägern standen.

Die Herstellung einzelner Lederarten war in Deutschland lange Zeit einzelnen Regionen oder Städten vorbehalten:

Die Geschichte der Lederwarenfertigung wird im Deutsche Ledermuseum in Offenbach dokumentiert.

Moderne

Lederarmband mit Metallapplikationen

Leder hat früh auch eine Bedeutung im Bereich der Bekleidung erreicht, wie es z. B. die Cowboys zeigen, die das Leder aufgrund seiner Resistenz gegen Wind und Wetter bevorzugten. Auch die ersten Piloten- und Motorradfahrerhelme waren aus diesem Material. Außerdem wurde die Lederbekleidung oft mit den Heavy-Metal-Gruppen assoziiert wie z. B. den Scorpions.

Im 19. Jahrhundert findet man in der Literatur verschiedene Hinweise auf Leder, in denen vor allem auch seine Verwendung im Bezug auf die menschliche Fantasie eine Rolle spielt, einschließend sexueller Ausrichtungen. So hat sich z. B. Leopold von Sacher-Masoch, von dessen Nachnamen sich der Masochismus ableitet, sehr von der erotischen Seite des Leders angezogen gefühlt. Dies beweist er in seinen Romanen Venus im Pelz und Falsches Hermelin.

Verwendung

Pokerwürfel mit ledernem Würfelbecher

Leder und Pelz gehören zu den ältesten von der Menschheit verwendeten Materialien, zusammen mit Holz, Stein und Wolle. Neben Schuhen und Lederbekleidung werden Erzeugnisse aus Leder als Lederwaren oder Portefeuilles bezeichnet. Darüber hinaus hat Leder Bedeutung und Verwendung in der Fetischszene und im BDSM. In der Geschichte wurde Leder auch für Waffen und Geräte verwendet. Verschiedene Holzgegenstände wurden mit Leder überzogen, wie z. B. Truhen und kleinere Kästen. Auch Würfelbecher bestanden meist aus Leder, ebenso wie die ersten Eimer.

Pergament ist eine bearbeitete aber ungegerbte Tierhaut, die seit dem Altertum als Beschreibstoff verwendet worden ist. Es ist damit ein Vorläufer des Papiers.

Die nordamerikanischen Indianer verwendeten Leder für die Bekleidung oder als Zelt (Tipi).

Leder wird nach der Fläche des Fells gehandelt. Dies geschieht noch heute in Quadratfuß. Ein Quadratfuß Leder sind 929 cm².

Schuhe

Der überwiegende Teil des weltweit produzierten Leders wird noch immer für Schuhe verwendet. Für die Herstellung eines Schuhs sind verschiedene Lederarten mit gänzlich unterschiedlichen Eigenschaften erforderlich. Je nach Bauart des Schuhs z. B. sehr festes, verschleißfestes Sohlenleder, schweißbeständiges Brandsohlenleder, gut hautverträgliches Futterleder, festes aber prägbares Rahmenleder und natürlich Leder für das Schuhoberteil, das allegemein Oberleder bezeichnet wird und je nach Schuhart unterschiedliche Eigenschaften aufweist. Typische Lederarten für Oberleder sind: Kalbbox (Boxcalf), Rindbox, Chevraux (Ziegenleder), Hunting (Veloursleder aus Vollrind oder Kalb), Waterproof, Schuh- und Stiefelnappa.

Bekleidung

Leder wird vor allem in der Bekleidungsindustrie für Kleidungsstücke (z. B. Jacken, Hosen, Mäntel), Handschuhe, Schuhe oder Hüte verwendet. Daneben gibt es Schutz- und Funktionskleidung aus Leder, wie Fliegerjacken und Motorradkleidung, aber auch Schürzen oder Helme.

Lederjacken und Lederhosen sind fester Bestandteil der Alltagskleidung, in den 1950er Jahren bekamen sie eine zeitlang den Status aufmüpfiger Jugendbekleidung. Vor allem in Bayern und Österreich ist die Lederhose ein wesentlicher traditioneller Bestandteil der Trachten.

Accessoires

Handschuhe aus Leder

Accessoires aus Leder können sein: Taschen, Handtaschen, Geldbörsen (siehe auch Geldkatze) oder Portemonnaies, Koffer, Kästen, Schmuckkästen, Futterale, Gürtel und Hüte. Es wird auch in Form von Lederschnüren als Schmuckkette mit Anhänger, als Lederarmreif angeboten oder auch als Haarschmuck angeboten.

Möbel

In der Möbelindustrie wird Leder vor allem als Bezug verwendet z. B. von Möbeln wie Ledersofas und Ledersesseln. Im weitesten Sinn können hier auch die Ledersitze in den Autos genannt werden.

Sport

Lederfußball

Beispiele sind hier Überzüge von Bällen (z. B. Fußball, Handball, Medizinball) oder Sportgeräten (z. B. Böcke, Boxsack, Boxhandschuhe, Knieschoner und Sportbekleidung, v.a. Sportschuhe).

Technik

Schon früh wurde Leder für Transmissionsriemen, Treibriemen und Ähnliches verwendet. Auch der Blasebalg wurde teilweise aus Leder hergestellt. In modernen Autos nimmt die Verwendung von Leder als Innenraum- oder Lenkradverkleidung sowie für Ledersitze zu (siehe dazu auch: Fahrzeugtuning).

Vor der Verwendung von Kunststoffen wurde Leder auch zur Isolierung von elektrischen Kabeln eingesetzt. Auch als Dichtung, als Putz-, Wasch- und Filtrierleder wird Leder verwendet.

Ein historisches Beispiel für die Verwendung von Lederriemen ist das Bandalier.

Buchbinden

In der Buchbinderei wurde seit ihren Anfängen Leder für Einbände und Einbandgestaltung verwendet. Der Buchbinder überzieht auch Kästen, Schuber, Etuis und Futterale mit Leder.

Ledertapeten

Leder wurde auch in Form von Tapeten (historisch auch Goldledertapeten) für die Wandgestaltung verwendet.

Sattlerei

Reitsattel

Leder ist der überwiegende Bestandteil von Sätteln und Geschirren für Pferde und Ochsen in Reitsport und Landwirtschaft. Auch einige Peitschen (Martinet, Tawse) werden aus Lederschnüren hergestellt. Aber nicht nur für Arbeitstiere wurden Lederriemen verwendet, sondern auch für Hundehalsbänder oder Hundeleinen.

Waffen und Militär

Römische Militärstiefel Caligae
Lederhalfter einer Browning

Die römischen Soldaten trugen teilweise unter dem Schienenpanzer oder Kettenhemd eine Art Polsterweste aus Leder, die an Schultern und Unterkante mit Lederstreifen verziert war. Auch die Militärstiefel der römischen Armee waren aus Leder, genau wie die Hüllen, die während des Marsches über die Schilde gezogen wurden, um diese vor Feuchtigkeit und Beschädigungen zu schützen. Leder wurde auch für die Pfeil-Köcher der Bogenschützen verwendet. Alternativ wurden auch Pistolen-Holster oder Scheiden für Messer aus Leder gefertigt. Auch Masken, vor allem auch im afrikanischen Raum, waren Symbol eines Kriegers.

Materialbezogene Berufe

Es gibt zahlreiche lederverarbeitende Handwerksberufe, wie den Täschner oder österreichisch Taschner, Feintäschner, Gerber, Punzierer, Buchbinder, Kürschner, Riemer, Sattler, Schuster oder Schuhmacher. Im Mittelalter waren Lederberufe in Zünften organisiert, wie z. B. Lederer, sowie Weiß- und Rotgerber und Corduanmacher. Weitere eher historische Berufsbezeichnungen sind: Beutler, Futteralmacher und Pergamenter.

Ein relativ neuer Beruf, der sich auch mit Leder beschäftigt ist der Restaurator, insbesondere der Buchrestaurator und der Restaurator archäologischer Funde.

Ausgangsmaterial

Häutemarkt nördlich der Altstadt von Fès/Marokko
Fischhäute, gegerbt und gefärbt

Für die Herstellung von Leder kann jede tierische Haut verwendet werden. Das Ausgangsmaterial ist oft entscheidend für die Qualität des Leders. Von allen weltweit verarbeiteten Häuten stammen über 95 Prozent von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen und Schweinen, sie sind quasi ein Abfallprodukt der Lebensmittelindustrie. Insbesondere Rinderhäute lassen sich für die unterschiedlichsten Verwendungen einsetzen.

Daneben finden sich Leder aus Häuten exotischer Tiere und – eher selten – anderen Ursprungs. Vor allem die Schuh-, Handtaschenproduktion und auch andere Modebranchen haben exotische Quellen entdeckt. Dazu gehören Krokodile, Wild (Hirsch, Reh), Bison, Büffel, Känguru, Strauß, Fische (Aalleder) und Schlangen. Besonders Krokodilleder und Schlangenhäute waren eine Zeitlang sehr in Mode, was fast zur Ausrottung dieser Tierarten führte. In den 1970er Jahren wurden vor allem Strauße gezüchtet, deren Fleisch und Leder vielseitig eingesetzt worden ist. Straußenleder gilt als sehr fein und sehr haltbar, es wird immer noch zu modischen Artikeln verarbeitet. Känguru-Leder wird oft für Motorradhandschuhe verwendet, für die es aufgrund seiner Stärke und Dehnungsfähigkeit eher geeignet ist als Kuh- oder Rindsleder.

Auch die Haut von Hunden und Katzen wurde zu Leder verarbeitet. Hundeleder wurde im Mittelalter bis zur Moderne im Bereich des Buchdrucks und anderer Drucktechniken angewendet, bei denen der Auftrag von Druckerschwärze auf den Druckstock mit einem Ledertampon erfolgte. Da der Hund – seine Haut ist nicht von Schweißdrüsen durchsetzt – ein porenfreies Leder hat, wurde vor allem Hundeleder dafür benutzt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war es für bestimmte Artikel, wie beispielsweise Handschuhe, sehr begehrt. In Brasilien werden Hundefelle, insbesondere die der Dackel, zum Bespannen einer bestimmten Reibetrommel, der Cuíca, verwandt.

Einige Fundstücke aus dem 11. Jahrhundert zeigen, dass Katzenfell von den Wikingern getragen und im Mittelalter in Europa bevorzugt gehandelt wurde. Zu dieser Zeit und noch vor etwa hundert Jahren schätzten insbesondere französische und englische Kürschner Katzenleder als besonders geschmeidiges Material für Handschuhe. Es gibt sogar einige - wenn auch wenige - Beispiele für die Verwendung menschlicher Haut für Bucheinbände (Anthropodermic bibliopegy).

Herstellung

Die Inuit (Eskimos) stellten ihr Leder auf eine besondere Weise her. Die Häute wurden gewalkt und dann mit den Zähnen gekaut, bis sie vollkommen geschmeidig und weich geworden sind.

Bei der Gerberei wird aus verderblichen, den natürlichen Abbauprozessen ausgesetzten Häuten ein dauerhafteres Produkt geschaffen. Die Häute werden zunächst in Salz oder durch Trocknen konserviert. In verschiedenen Prozessen der Wasserwerkstatt wie der Weiche, dem Enthaaren (Äschern) und Entfleischen (mechanische Entfernung des Unterhautbindegewebes), dem Entkälken und der enzymatischen Beize, wird die Haut auf die eigentliche Gerbung vorbereitet. Die gewünschten Ledereigenschaften werden bei diesen Arbeitsschritten schon wesentlich beeinflusst. Bei der eigentlichen Gerbung erfolgt die Umwandlung der bis dahin rohen Haut in Leder. In der Gerberei können verschiedene Rohstoffe eingesetzt werden. Bei der pflanzlichen Gerberei (vegetabile Gerbung, Lohgerberei) werden Gerbstoffe in Eichen- oder Fichtenrinden, Auszüge aus Quebracho-, Kastanien- oder Eichenholz, Mimosa-, Sumach- und andere Holz- bzw. Rindengerbstoffe verwendet. Bei der Mineralgerbung werden Chromsalze, Aluminiumsalze Alaun (Weißgerbung) und Zirkonsalze angewendet. Neben den mineralischen und pflanzlichen Gerbstoffen werden auch synthetisch hergestellte Gerbstoffe (Syntane), Aldehyde (Glutardialdehyd, Formaldehyd) und Fettgerbstoffe (Trane) zur Gerbung verwendet. Erfolgte dies früher hauptsächlich in gemauerten Gruben mit wenig Bewegung, werden diese Prozesse heute in drehbaren Fässern aus Holz, Edelstahl oder Kunststoff durchgeführt. Der Aufbau ist ähnlich wie bei einer Waschmaschinentrommel, aber mit einem Fassungsvermögen von mehreren Kubikmetern.

Lederfelle

Die gegerbte Haut hat nach dem Gerben eine raue und eine glattere Seite. Die raue wird als Fleischseite (Aasseite) bezeichnet, da sie ursprünglich dem Fleisch zugewandt war. Die glatte wird als Narben bezeichnet und weist die arttypische Oberflächenstruktur auf. Diese Narbenseite kann in verschiedenen Verfahren ihrem Verwendungszweck angepasst werden. Dabei kommen chemische und mechanische Prozesse in Frage.

Dicke des Leders

Leder kann vor und nach dem Gerben gespalten werden (Spaltleder). Der Narbenspalt ist allgemein der wertvollere Teil der Haut. Der Fleischspalt hat zwei raue Seiten und wird zu Veloursleder verarbeitet oder mit einer Beschichtung (Zurichtung) als Ersatz für Narbenleder verwendet. Nicht gespaltetes Leder wird auch Vollleder genannt. Die genaue Dickenregulierung erfolgt nach der Gerbung durch „Falzen“. Dabei werden durch rotierende Messerwalzen Falzspäne vom Leder abgetragen.

Nachgerbung, Färbung, Fettung

Grundlegende Ledereigenschaften wie Weichheit oder Fülle entstehen durch die Arbeiten der Wasserwerkstatt und durch die Gerbung. Die Nachbehandlung mit Gerbstoffen (Nachgerbung), Farbstoffen und Fettungsmitteln legt die Eigenschaften für den speziellen Verwendungszweck des fertigen Leders fest. Insbesondere bei der Mineralgerbung bestimmen diese Arbeitsschritte die späteren Ledereigenschaften, dies sind vor allem Weichheit, Dehnbarkeit, Fülle, Wasseraufnahme und Färbbarkeit.

Die natürliche Farbe des Leders hängt vom Gerbmittel ab. In der Lohgerberei erhält man rötliche-bräunliche Töne, in der Weißgerberei weißes, in der Chromgerbung blaugrünes und mit Fettgerbstoffen gelbliches Leder. Unter anderem deshalb wird Leder oft gefärbt.

Das Färben war bereits den Ägyptern bekannt, wo das Leder noch kostspielig mit Purpurschnecken gefärbt wurde. Bis etwa 1860 war der Färber auf Naturrohstoffe angewiesen, heute werden fast ausschließlich Anilinfarbstoffe verwendet. Es wird zwischen sauren, substantiven, basischen, Entwicklungs- und Schwefelfarbstoffen unterschieden. Die Färbung erfolgt hauptsächlich in der Flotte in Fässern, kann aber auch durch Spritzen, Bürsten oder auf Walzenauftragsmaschinen durchgeführt werden. Gefärbtes Leder wird entweder durchgefärbt oder oberflächengefärbt. Die verwendeten Farbstoffe gehen eine chemische Bindung mit dem Leder ein und beeinträchtigen nicht den natürlichen Oberflächencharakter. Erhalten diese Leder keine oder nur eine geringe Beschichtung (Trockenzurichtung), werden sie als Rein-Anilinleder bezeichnet. Komplett anilingefärbtes Leder hat auf der Ober- und der Unterseite die gleiche Farbe, Kratzer oder Abnutzung fallen dadurch weniger auf. Stärker beschichtetes Leder wird als semianilin, oder wenn die Beschichtung mit deckenden Pigmenten versetzt ist, als gedecktes Leder bezeichnet.

Oberflächenbehandlung

Durch die Oberflächenbehandlung der Narbenseite kann Leder bestimmte Effekte erhalten. Es kann glänzend oder matt werden. Auch die Widerstandsfähigkeit der Oberfläche kann wesentlich verbessert werden. Die Behandlung erfolgt heute hauptsächlich mit umweltfreundlichen, wasserverdünnbaren Bindemitteln, Pigmenten und Additiven. Der Auftrag erfolgt in mehreren Schichten durch Spritzen, Gießen oder über Walzenauftragsmaschinen (Rollercoater). Die Schichten werden durch Bügeln, Polieren oder Glanzstoßen geglättet und fest auf dem Leder verankert. Durch Krispeln, Prägen, Perforieren oder Chagrinieren kann dem Leder eine künstliche Oberflächenstruktur verliehen werden. Auch Lackleder, bei dem ein Öllack, ein Kaltlack oder ein Folienlack auf die Lederoberfläche aufgetragen wird, gehört mit zu den Veredelungen der Lederoberfläche. Wird die Fleischseite geschliffen und als sichtbare Oberfläche verwendet, erhält man ein Rauhleder. Bei Nubukleder wird die Narbenseite mit feinem Schleifpapier angeschliffen.

Lederdekoration

Leder in seinen vielschichtigen Anwendungsbereichen, kann nach der Verarbeitung auch vielfältig dekoriert und geschmückt werden. Leder kann bemalt, neu eingefärbt werden. Mit heißen Stempeln kann man ein Muster im Blinddruck (Gaufrage) oder auch in Gold oder anderen Farben aufbringen. Bei den Ägyptern waren Verzierungstechniken wie Ausschneiden, Ritzen, Unterlegen, Flechten, Schneiden, Punzen, Sticken und andere Applikationen gebräuchlich. In der Buchbinderei kennt man auch die Technik des Lederschnitts. Leder kann auch durch Pressen und durch Druck reliefartig geformt werden.

Chemische Zusammensetzung

Leder setzt sich je nach Herstellungsverfahren verschieden zusammen. Die eigentliche Ledersubstanz kann prozentuell schwanken. Ein pflanzlich gegerbtes Leder hat einen höheren Gerbstoffgehalt und somit eine Ledersubstanz von 38 bis 46 Prozent, ein chromgegerbtes Leder dagegen kann bis zu 72 Prozent Ledersubstanz aufweisen. Die Alaun- und die sämischgegerbten Leder liegen dazwischen.

Daneben wird immer auch der Wassergehalt des Leders begutachtet. Leder ist hygroskopisch und daher ist der Wassergehalt immer auch abhängig von der umgebenden Luftfeuchte. Bei pflanzlich gegerbten Leder liegt er um 14 Prozent, bei mineralgegerbten Leder etwas höher um 18 Prozent. Steigt der Fettgehalt im Leder, so sinkt der Wassergehalt. Die Wassermenge im Leder bestimmt dessen Reißfestigkeit, Griff, Stand, Gewicht und Elastizität.

Der Fettgehalt des Leders hängt auch davon ab, von welchem Tier die Haut stammt. Normalerweise liegt der Naturfettgehalt der Haut bei ca. 1 Prozent; eine Ausnahme ist Schafleder, das bis zu 12 Prozent Naturfettgehalt aufweist. Während der Fettung im Herstellungsprozess kann ein Fettgehalt von bis zu 50 Prozent erreicht werden. Der Fettgehalt beeinflusst ebenso wie der Wassergehalt die Eigenschaften des Leders: Reißfestigkeit, Elastizität, Wasseraufnahmevermögen, etc.

Wichtig ist auch der Gehalt an gebundenem Gerbstoff. Darunter versteht man, den an die Proteine der Haut gebundenen Gerbstoff in Relation zur Hautsubstanz. Pflanzlich gegerbte Leder enthalten 24 bis 32 Prozent, mineralgegerbte Leder 4 bis 6 Prozent und fettgegerbte Leder 12 bis 18 Prozent gebundenen Gerbstoff.

Daneben findet man in Leder verschiedene Mineralien, die aus dem Herstellungsprozess (Äschern, Gerben) stammen. Normalerweise ist der Mineralstoffgehalt bei pflanzlich gegerbten Leder unter 2 Prozent, der der mineralisch gegerbten zwischen 7 und 9 Prozent.

Lederbezeichnungen

Nach Verwendungszweck

  • Sattler- und Täschnerleder
    • Geschirrleder. Geschwärztes oder naturelles, stärker gefettetes Blankleder.
    • Feinleder. Sammelbezeichnung für die in der Feintäschnerei verarbeiteten Lederarten.
  • Schuhunter- und Schuhoberleder
    • Sohlleder. Dickes, wenig biegsames Leder pflanzlicher Gerbung, meist Rindsleder
  • Möbelleder und Autoleder
  • Bekleidungs- und Handschuhleder
  • Buchbinderleder
  • Futterleder
  • Technische Leder

Nach Herstellung

  • Blankleder ist ein pflanzlich gegerbtes, leicht gefettetes naturelles oder gefärbtes Rindleder für Sättel, Taschen und Reitzeug.
  • Chromleder wurde 1858 erfunden und wird mit dreiwertigen Chromsalzen gegerbt.
  • Glacéleder besteht meist aus Lamm-, Zickel- oder Kalbleder. Es ist sehr weich und durch eine besondere Behandlung waschbar.
  • Pflanzlich gegerbtes Leder. Diese Leder wurde mithilfe von pflanzliche Gerbstoffen (z. B. Rinden) gegerbt. (Geringe Schrumpfungstemperatur).
  • Rhabarberleder durch Gerbung mit Extrakten der Rhabarberwurzel.
  • Sämischleder ist eine Ledersorte, welche nur mittels Fett (ursp. Waltran) gegerbt wird. Als Rohmaterial wurden Häute von Gämsen, Rehen, Hirschen, Rentieren, Ziegen, Schafen, Kälbern und Rindern verwendet.
  • Spaltleder wird durch spalten gewonnen. Es wird zwischen Narbenspalt und Fleischspalt unterschieden. Ersteres besteht aus Papillar- und Retikularschicht und hat eine glatte Oberfläche. Zweiteres besteht nur aus Retikularschicht. Die glatte Oberfläche wird bei Fleischspalten oft durch Beschichtungen mit Folien oder Polymeren nachgebildet.
  • Alaungegerbtes Leder wurde mit Aluminiumsalzen gegerbt. (Weißgerberei).
  • Vollleder sind die nach der Haarseite gelegenen oberen Teile der Haut, die durch Bearbeitung von der Fleischseite oder durch Spalten auf die erforderliche Stärke gebracht worden sind.
  • Waterproof sind meist Rindsleder mit Chromgerbung, die durch eine spezielle Behandlung eine geringe Wasseraufnahme und eine gute Wasserdichtigkeit zeigen. Sie werden hauptsächlich für schwere Schuhe (Bergschuhe, Militärschuhe, Arbeitsschuhe) verwendet.
  • Juchtenleder wurde früher mit Weidenrinden gegerbt und mit Birkenteeröl imprägniert. Es war sehr haltbares und gut wasserdichtes Leder - der Vorläufer von Waterproof.
  • Schrumpfleder zeigt eine stark strukturierte Narbenschicht. Die Struktur entsteht durch eine spezielle Gerbung und ist wesentlich beständiger als bei geprägten Ledern. es wird für Schuhe, Taschen und Koffer verwendet.
  • Altgrubengerbung wird für die Herstellung von hochwertigen Sohlenledern durchgeführt. Sie ist eine reine Vegetabilgerbung und es dürfen nur gemahlene Gerbmittel (Rinden, Blätter, Hölzer und Früchte) und keine Gerbextrakte verwendet werden. Die Gerbdauer beträgt bis zu 12 Monate.

Nach Herkunft der Haut

Beschlagnahmte Handtaschen aus Krokodil- und Schlangenleder

Nach Oberflächenbehandlung

  • Anilinleder hat ist sehr dünn zugerichtet, die natürliche Struktur des Leders ist hierbei gut zu erkennen.
  • Farbleder
  • * Hühnerleder stammt nicht von Hühnern sondern bezeichnet ein feines Schaf- oder Ziegenleder.
  • Lackleder ist ein gedecktes, d.h. mit einer Lackschicht bedecktes Leder.
  • Nubukleder entsteht, wenn die Oberfläche von Rinds- oder Kalbleder angeschliffen wird, so dass eine feine, samtartig aufgeraute Struktur entsteht.
  • Rauhleder ist ein veloursartig aufgerautes chromgegerbtes Rinds- oder Kalbleder.
  • Schwarzleder wird durch Bürsten des gegerbten Leders mit Eisensalzlösungen (Schwärzen) hergestellt.
  • Schleifbox ist nicht, wie oft vermutet wird, ein Artikel der Firma Boxmark - diese sollen angeblich gar keine Schleifmaschinen besitzen - sondern ein Rindleder, dessen fehlerhafter Narben angeschliffen wird und bei dem durch eine relativ dicke Zurichtung ein künstlicher Narben nachgebildet wird. Schleifbox wird hauptsächlich für Schuhe und Taschen verwendet.
  • Veloursleder ist ein Sammelbegriff für Ledersorten mit aufgerauter Oberfläche, die auf der Fleisch- oder der Narbenseite angeschliffen werden. Auch Leder, bei dem die rauere Fleischseite nach außen gewendet wird, wird als Veloursleder bezeichnet.
  • Hirschleder wird sämisch (Tran) gegerbt.

Sonderbezeichnungen

Fensterleder oder Chamoisleder
  • Boxcalfleder wird vor allem für Schuhe verwendet. Dieses Kalbleder ist geschmeidig und hat eine hohe Reißfestigkeit.
  • Chagrin – Leder vom Pferd. Chagrin ist ein relativ grobes Leder mit grüner Färbung und mit viel Narben. Früher wurde es aus dem Leder des Pferde- oder Eselrückens, heute kann es auch aus Hai- oder Rochenhaut gewonnen werden. Meistens handelt es sich aber um ein chromgegerbtes Rind- oder Mastkalbleder mit Pressnarben und Deckfarbenzurichtung.
  • Chamoisleder ist ein fettgegerbtes Gämsenleder mit gutem Saugvermögen.
  • Chevreauleder. Ursprünglich wurde mit diesem Begriff ein feines Glacéleder französischer Herkunft bezeichnet. Heute versteht man unter Chevreau ein Ziegenleder, chromzweibad oder kombiniert gegerbt. Für eine Imitation dieses Leders wird oft Schafsleder verwendet (sogenannte Chevretten)
  • Cordovan – Leder nur aus der Kruppe des Pferdes
  • Ecraséleder werden aus Kapziegen- oder Kalbhäuten hergestellt. Es zeichnet sich nach der Färbung durch kleine, helle „Äderchen“ aus.
  • Goldchrom ist ein aus Häuten junger Rinder hergestelltes Chromleder, das gelb gefärbt wird. Es wird vorwiegend zu Sportbällen verarbeitet.
  • Juchtenleder ist russischen Ursprungs. Mit jufte „Paar“ wurde die Herstellungstechnik beschrieben. Für die Gerbung wurden immer zwei Häute des sibirischen Steppenrinds zusammengeheftet und mit Weidenrinde gegerbt. Auch heute werden Rinderhäute mit Birkenrindenteer und Weidenrinde gefärbt; danach erhält es eine starke Fettung. Juchtenleder ist rötlich, wasserdicht und geschmeidig.
  • Knautschlack ist ein Leder, das mit einer wasserunlöslichen Lackschicht bedeckt ist.
  • „Kühlendes Leder“. Im Gegensatz zu herkömmlichem Leder soll es sich in der Sonne nicht aufheizen, weil hier Farbpigmente das Sonnenlicht reflektieren.
  • Maroquin oder Marokkoleder ist ein geschwärztes Saffianleder. In der Buchbinderei versteht man darunter aber sumachgegerbtes, grobnarbiges, sehr haltbares Ziegenleder aus den Häuten der afrikanischen Kapziege.
  • Mastboxleder ist ein Boxcalfleder aus den Häuten von Mastkälbern.
  • Mochaleder oder Mochetto sind auf der Narbenseite geschliffene tuchartig zugerichtete Lamm- und Zickelfelle oder Kalbfelle. Mit das teuerste und haltbarste Handschuhleder, an Weichheit nicht zu übertreffen.
  • Nappaleder ist sehr weich und flexibel und wird für Geldbörsen, und andere Lederwaren verwendet. Es wird aus Lamm-, Zickel- oder Kalbleder hergestellt. Nappaleder hat noch die natürliche Oberfläche, auf der einstmals die Haare gesessen haben. Diese Oberfläche ist nicht abgeschliffen.
  • Oasenziege ist ein Buchbinderleder, hergestellt aus den Häuten der Sudanziege in Zentralafrika
  • Saffianleder. Echtes Saffianleder wird aus den Fellen ostindischer Ziegen hergestellt und mit Sumach gegerbt. Die Bezeichnung wird von der Stadt Safi in Marokko hergeleitet. Für eine Imitation dieses Leder werden Schafsfelle verwendet, die auch unter der Bezeichnung Mouton verkauft werden.
  • Skivers sind sehr dünne Narbenspalte von Schafleder. Sie fallen teilweise bei der Produktion von Schaf- oder Lammvelour an und bestehen oft nur aus der Papillarschicht. Dadurch haben sie auch meist sehr schlechte mechanische Eigenschaften und werden bei der Verarbeitung auf Trägermaterialien aufkaschiert. Verwendet werden sie zB. als Futterleder für Kleinlederwaren.
  • Vacheleder. Sohlleder, aus Kuhhäuten hergestellt.
  • Vachetta Leder oder Vachetten wurde für Koffer und Handtaschen verwendet und bekannt durch Louis Vuitton. Das Leder dunkelt und verändert sich bei Berührung mit Wasser und anderen Flüssigkeiten. Es wird aus großflächigen, vor der Gerbung gespaltenen Rinderhäuten hergestellt. Man unterscheidet zwischen den stark gefetteten und geschwärzten Schmiervachetten, Koffer- und Taschenvachetten und Lack- und Autovachetten.
  • Walknappaleder ist wie Nappaleder sehr weich aber glänzt auf Grund seiner Behandlung weniger.
  • Waschleder ist meist ein Lammleder, das sehr dünn ausgeschliffen wird. Es ist voll waschbar.
  • Wildleder wird heute noch gelegentlich als Bezeichnung für angeraute Leder benutzt, richtiger und mittlerweile gebräuchlicher ist Veloursleder. Tatsächliches „Wild“leder stammt von Gämsen, Rehen, Hirschen, ostindischen Ziegen, Antilopen, Gazellen oder Rentieren.

Lederkonservierung

Schäden

Buchrücken von Lederbänden mit Brüchen im Falz

Leder kann - wie jedes Material - durch eine konstante Nutzung geschädigt werden. Dazu gehören Schäden wie Einrisse, Abrieb, Flecken, Wasserränder, usw. Oft findet man bei Ledern auch Risse in der Oberfläche, die durch eine zu hohe Trockenheit oder auch einen zu hohen Fettgehalt im Leder ausgelöst worden sein können.

Schuhe können, abgesehen durch die tägliche Beanspruchung – auch durch den Fußschweiß geschädigt werden. Um dieses zu vermeiden wird heute Leder verwendet, das schweißbeständiger ist. Kleidungsstücke wie Jacken und Hosen sind ebenso jeder Witterung, d.h. Regen, Schnee, Sonne und Wind ausgesetzt, die auf Dauer auch schädigend auf das Leder einwirken können.

Das gegerbte Leder kann im Laufe der Zeit übersäuern. Die entstehende Säure baut das Leder ab. Dieser Prozess wurde vor allem während der Gasbeleuchtung vorangetrieben, bei der schwefelhaltige Substanzen durch die Luft auch auf das Leder einwirkten. Dieses war vor allem in den Bibliotheken der Fall, so dass dieses Phänomen eine eigene Bezeichnung erhielt: Im Englischen wird es als red rot, im Deutschen auch als Roter Zerfall bezeichnet. Das Leder wird dadurch komplett zerstört, die Oberfläche pulvert ab. Dieser Prozess resultiert bei gleichzeitiger geringer Luftfeuchte (kleiner als 40 Prozent) über einen längeren Zeitraum in einem trockenen, irreversiblen Schaden der Faserstruktur des Leders. Es werden verschiedene Hausmittel empfohlen, besser ist es doch, einen fachkundigen Restaurator zu konsultieren.

Lederpflege

Leder sollte einen Wassergehalt von 14 bis 18 Prozent haben. Mit zunehmenden Fettgehalt nimmt der Wassergehalt des Leders ab. Durch den Wassergehalt des Leders werden Reißfestigkeit, Griff, Stand, Gewicht und Elastizität stark verändert. Der Naturfettgehalt der Haut liegt bei 1 Prozent. Nur Schaffelle weisen bis zu 12 Prozent Naturfettgehalt auf. Wie der Wassergehalt, so beeinflusst auch der Fettgehalt die Eigenschaften des Fertigleders, wie Elastizität, Reißfestigkeit, Wasseraufnahmevermögen, etc. sehr stark. Daher muss bei wertvollen Objekten mit Lederpflegemitteln vorsichtig umgegangen werden – im Zweifelsfall sollte man auf jeden Fall einen Fachmann (z. B. Lederrestaurator) zu Rate ziehen.

Schuhe

Schuhe unterliegen vergleichsweise sehr hohen Belastungen durch äußere Einflüsse wie Schmutz (= schmirgelnde Reibung), Nässe (= Gefahr des Auswaschens von Fettungs- und Farbstoffen), Reibung und Stößen der Oberfläche (= mechanische Beschädigung), wie sie im Alltagsgebrauch nicht zu vermeiden sind. Zusätzlich wird das Leder durch Fußschweiß, Zug, Druck und Walkbewegungen ständig beansprucht. Oft kommen noch chemisch Einflüsse aus den Strumpfmaterialien oder Waschmittelreste hinzu. Deshalb erfordern Lederschuhe eine regelmäßige Pflege.

Glattleder

Die Pflege von Glattlederschäften besteht darin, dass nach einer gründlichen Reinigung der Oberfläche eine Schuhcreme dünn aufgetragen wird und abschließend poliert wird. Dadurch entsteht ein weitgehend geschlossener Schutzfilm, der besonders bei Verwendung einer Hartwachscreme (Dosencreme) das Oberleder optimal schützt, glänzt und eine Neuanschmutzung erschwert. Bei sehr stark beanspruchten Schuhschäften (Arbeitsstiefel, Bergschuhe usw.) ist der für chromgegerbte Schäfte normaler Alltagsschuhe ausreichende Schutz durch Hartwachscreme nicht zufriedenstellend. Hierfür gibt es deshalb spezielle Pflegemittel, wie Fettwachse, Lederfette und andere.

Rauhleder

Schuhe aus Rauhleder (Velours und Nubuk) haben sehr offenporige Schäfte und erfordern deshalb regelmäßiges gründliches Ausbürsten um den eingedrungenen Staub zu entfernen. Gelegentliches Imprägnieren mit Imprägnierflüssigkeiten oder -sprays verhindert ein vorzeitiges Neuanschmutzen und sorgt in einen gewissen Grad für einen Wasser abstoßenden Effekt.

Sonstiges

Ledersohlen können durch spezielle Ledersohlenöle gepflegt werden. Damit wird der Abrieb verringert und es entsteht eine zusätzliche Hydrophobierung.

Werden durchnässte Schuhe durch Wärme (Strahlung oder warme Luft) beschleunigt getrocknet, besteht die Gefahr eines irreversiblen chemischen Umbaus der Lederfaser. In der Folge verhärtet das Leder, wird spröde und reißt oder bricht leicht. Das gilt sowohl für Lederschäfte (besonders gefährdet: vegetabil gegerbte Leder) wie auch für Ledersohlen. Deshalb werden durchnässte Schuhe nur mit Zeitungspapier ausgestopft, das die Feuchte aufsaugt und regelmäßig ausgetauscht wird. Dabei ist der Schuh am besten von allen Seiten von Luft umspült (beim Vorhandensein von Ledersohlen gar durch Aufhängen an eine Wäscheleine). Um den Verlust der Passform zu vermeiden, wird gegen Ende der Trocknungsphase in den noch leicht feuchten Schuh ein passender Schuhspanner eingelegt.

Weitere Hinweise siehe Schuh#Schuhpflege.

Bekleidung

Die Reinigung der Bekleidung gehört in die Hände eines Fachmanns, wo sie meist mit organischen Lösungsmitteln durchgeführt wird. Nappaleder ist, da es eine in sich geschlossenere Oberfläche hat, besser gegen Schmutz, Wasser und Staub geschützt.

Lederhandschuhe

Handschuhe aus Glacéleder können mit Waschbenzin gereinigt werden. Handschuhe aus Nappaleder, Schweinsleder und Wildleder können mit weichen Waschmitteln oder Spezialwaschmitteln gewaschen werden. Sie werden dann im angezogenen Zustand gewaschen, danach werden sie aufgeblasen und langsam getrocknet. Durch Glattziehen erhält der fast trockene Handschuh seine ursprüngliche Form wieder, durch Knautschen und Dehnen kann man ihn wieder so weich wie vorher bekommen.

Ledermöbel

Clubsessel

Ledermöbel können mit Hilfe eines weichen, ggf. leicht feuchten Lappens gereinigt werden. Die Verwendung von Lederpflegemitteln ist als problematisch einzustufen. Es sollte in jedem Fall ein Fachmann aufgesucht werden, der sich auf die Reinigung und Restaurierung mit original Gerbereiprodukten spezialisiert hat.

Lederaufbewahrung

Wertvolle Lederobjekte sollten sorgfältig aufbewahrt werden. Dazu gehört ein Schutz vor der energiereichen Sonnenbestrahlung, vor Staub, Schmutz und Nässe. Leder wird im Museum bei einer mittleren, möglichst konstanten Temperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 45 bis 55 Prozent r. F. konserviert. Bei einer höheren Feuchte fördert man die Schimmelbildung. Dabei sollte ein angemessener Luftaustausch gewährleistet sein.

Ist das Lederobjekt bereits geschädigt, brüchig, eingerissen, abgerieben, verzogen, mit Schimmel überzogen, sollte ein ausgebildeter Restaurator hinzugezogen werden.

Metaphern und Redewendungen

Leder wird oft mit Wildheit und Ungezügeltheit in Verbindung gebracht. Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass zur Gewinnung von Leder ein Tier sterben muss und der Träger deshalb ein potentieller Jäger sein muss. In dieser Funktion diente Leder lange Zeit zur absichtlichen Abgrenzung Jugendlicher von der bürgerlichen Gesellschaft (Jugendkultur). Leder haftete deshalb lange ein Hauch von Abenteuerlust und harter Männlichkeit an.

Leder kann aber auch ein Ausdruck für Konvention, Brauchtum und Tradition sein. Es wird schon sehr lange von Menschen verwendet. Daher ist es auch ein Ausdruck einer Verbundenheit mit der Vergangenheit und der Verbindung zu Natur. Bekannte Beispiele sind Trachtenjacken und die berühmte bayerische Lederhose.

In Redewendungen findet man Leder oft als Synonym für die menschliche Haut. In diesem Sinn bedeutet jemandem das Leder gerben, ihn zu verprügeln und jemandem ans Leder wollen, ihn angreifen zu wollen.

Alternativen zum Leder

Aufgrund der aufwändigen und daher teuren Herstellung werden anstelle von echtem Leder oft Lederimitate, sogenanntes Kunstleder, eingesetzt. Kunstleder kann positive Eigenschaften von echtem Leder in Teilbereichen ersetzen oder sogar übertreffen (z. B. in der Reißfestigkeit - Treibriemen, im Abrieb - Schuhsohlen, in der Wasserundurchlässigkeit - Schuhe, für Schutzkleidung, im optischen Eindruck). Werden aber viele der Eigenschaften gleichzeitig gefordert, ist Leder noch immer überlegen (z. B. in der mechanischen Festigkeit und Atmungsaktivität, Zähigkeit, Haptik, Feuchtigkeitsaufnahme, Trageverhalten bei Bekleidung).Zudem ist Leder im weiteren Sinn ein nachwachsender Rohstoff, der in fast allen Kulturen als Nebenprodukt der Nahrungsgewinnung anfällt.

Siehe auch

Literatur

  • Rainer Atzbach: Leder und Pelz am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit. Die Funde aus den Gebäudehohlräumen des Mühlberg-Ensembles in Kempten (Allgäu). Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 2.=Mühlbergforschungen 1, Bonn 2005.
  • Hans Herfeld (Hrsg.): Bibliothek des Leders. 10 Bände. Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-524-82004-2. - Sehr ausführliche Quelle für Leder!!
  • Gerhard E. Moog: Der Gerber, Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-1228-0
  • Hans Hegenauer: Fachkunde für Leder verarbeitende Berufe. Verlag Ernst Heyer, Essen 2001, 8. Auflage, ISBN 978-3-920454-23-8
  • Werner Schmitzer: Lederrestaurierung. Tips für Sammler. Deutsches Ledermuseum/ Deutsches Schuhmuseum, 4. Aufl., 1991.
  • Farren, Mick, Black Power-Der Kult der schwarzen Lederjacke, Verlag Heyne, München 1985, ISBN 3-453-35086-3

Weblinks


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