Lokalpatriot

Lokalpatriotismus (Patriot von lat. patrius für väterlich, heimisch) meint die besonders starke Zuneigung zum gegebenenfalls auch die Hingabe für den eigenen Wohnort oder die übersteigerte Vorliebe für die unmittelbare Heimat. Er ist oft mit unbewusster oder bewusster Herabsetzung anderer, vor allem benachbarter und etwa gleich bedeutender Ortschaften verbunden. Der Begriff selbst hat von seiner Wortbildung her eine leicht ironische Konnotation, da ja Patriotismus eigentlich eine affektive Haltung kennzeichnet, die auf das „Vaterland“ gerichtet ist, sich also in der Regel auf eine ganze Nation bezieht. Dazu scheint die Einschränkung auf „Lokales“ nicht ohne weiteres zu passen. Engstirnig lokalpatriotische Geisteshaltungen in Bezug auf die Abgrenzungen von Regionen gegeneinander werden oft auch als Kantönligeist, in Anspielung auf die Schweizer Kantone, bezeichnet.

Verbreitung

Verbreitet ist eine solche Haltung insbesondere in Gebieten, die in der Vergangenheit als Klein- oder Stadtstaaten organisiert waren, oder auch in Fällen, in denen z. B. Städte vereinigt oder Dörfer eingemeindet werden. In manchen Städten Italiens gibt es nach wie vor nicht nur eine heftige Konkurrenz etwa unter den Kommunen der heutigen Toskana, sondern sogar eine ritualisierte zwischen den einzelnen Stadtvierteln (den contrade), wie sie beispielhaft im Palio von Siena zum Ausdruck kommt.

Dies wird von manchen der daran Beteiligten durchaus noch wesentlich ernster genommen als etwa die Frage, wer nun der „wahre“ Münchner Fußballverein sei: TSV 1860 München oder der FC Bayern München.

Weitere Beispiele sind: Die „Erbfeindschaft“ zwischen Kölnern und Düsseldorfern, zwischen Frankfurtern und Offenbachern, zwischen Zürchern und Baslern oder auch die zwischen Bayern und Franken, Rheinländern und Westfalen, Badenern und Württembergern, Saarländern und Pfälzern, Oldenburgern und Hannoveranern, Ostfriesen und Oldenburgern, Braunschweigern und Hannoveranern, Duisburgern und Meiderichern, sowie zwischen Mainzern und Wiesbadenern.

Lokalpatriotismus kann in kirchturmpolitischen Provinzialismus umschlagen. So kommt es gelegentlich vor, dass eine sinnvolle wirtschaftliche oder kulturelle Zusammenarbeit zwischen benachbarten Städten oder Regionen ohne sachlichen Grund behindert oder verweigert wird. Häufig wird in solchen Fällen die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität als Ursache genannt.

Zitate

• Mir san mir, bläida wäi die Stier' - Und wenn da Preiss' as Maul afdout, dann speit a Blout. (Oberpfälzische Grundregel; etwa: „Wir sind wir, blöder als die Stiere - Und wenn der Preuße den Mund auftut, dann speit er Blut.“)

• Et Hätz vun dr Welt, jo dat es Kölle, / et Hätz vun dr Welt, dat schläät am Rhing! (Beginn eines beliebten Kölner Schunkel-Liedes: „Das Herz der Welt ist Köln, das Herz der Welt schlägt am Rhein!“)

• Es gibt Badische und unsymbadische!

• Es scheenschde an da Palz is de Blick uffs Saarland. („Das schönste an der Pfalz ist der Blick aufs Saarland.“)

• Bischt a Tiroler bischt a Mensch, bischt koana bischt a Oarschloch. („Bist du ein Tiroler bist du ein Mensch, bist du kein Tiroler bist du ein Arschloch.“)

Siehe auch

• Patriotismus
• Heimat

Weblinks

• Geschichtspflege und Lokalpatriotismus - Zeitungen in Dortmunds „Vororten“ (PDF)
• Lokalpatriotismus - Beispiel Trier