Lopes de Lima

Lopes de Lima
José Joaquim Lopes de Lima

José Joaquim Lopes de Lima (* zwischen 1796 und 1798 in Porto/Portugal; † 8. November 1852 in Batavia/Niederländisch-Indien) war ein portugiesischer Offizier, Politiker und Administrator verschiedener Gebiete in Portugal und seinen Überseegebieten. Zuletzt führte er die Titel capitão de mar e guerra und governador do Timor e Solor.

Leben

Flagge der Liberalen

Lopes de Lima wanderte 1820 nach Brasilien aus, als es in Portugal zur Liberalen Revolution kam. Durch sie wurde das Land in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt und erhielt 1822 seine erste demokratische Verfassung. 1826 diktierte der neue König Peter IV. (Pedro IV.) Portugal von seinem Regierungssitz in Rio de Janeiro aus eine neue Verfassung, die so genannte Carta Constitucional. Diese war wesentlich konservativer als die Verfassung von 1822, da Peter IV. hoffte, durch die Carta auch die Wünsche der Absolutisten zufriedenzustellen.

Peter IV. war gleichzeitig als Peter I., Kaiser von Brasilien. Da es ihm klar war, dass er Portugal nicht dauerhaft von Brasilien aus regieren konnte, übertrug er den portugiesischen Thron seiner minderjährigen Tochter Maria II.. Zu ihrer Volljährigkeit sollte sie ihren Onkel heiraten, der 1826 die Regentschaft übernahm. Doch dann schaffte der Onkel die Charta ab, kehrte zum Absolutismus zurück, entthronte Maria II. und ließ sich 1828 als Michael I. (Miguel I.) krönen. Peter I. wollte diesen Vertrauensbruch durch seinen Bruder nicht durchgehen lassen und dankte daher als Kaiser von Brasilien ab, um sich als Herzog von Braganza wieder um Portugal zu kümmern. Es kam zum Miguelistenkrieg (Lutas Liberais), während dem Lopes de Lima als Marineoffizier nach Portugal zurückkehrte und in dessen Laufe er zum Kapitän aufstieg. 1834 wurde Michael I. ins Exil und zur Abdankung gezwungen. Maria II. kehrte auf den Thron zurück und die Carta Constitucional trat wieder in Kraft. Die rechtsliberalen Anhänger der Carta wurden als Cartisten bezeichnet, zu denen auch Lopes de Lima gehörte. Sie stellten nun die Regierung.

Doch 1836 kam es zur Septemberrevolution in der die linksliberalen Befürworter der Verfassung von 1822, die Setembristen (Setembristas) die Macht übernahmen. Lopes de Lima verfasste gegen sie eine Vielzahl von Flugblättern und Artikel in den Journalen A Carta, O Estudante und A Matraca. Daneben schrieb er über Poesie, Theater und Geschichte, bei denen sich ebenfalls seine politische Einstellung widerspiegelte. 1842 gelang António Bernardo da Costa Cabral ein neuer Staatsstreich und die Cartisten übernahmen wieder die Regierung.

Lopes de Lima übernahm in seinem Leben verschiedene Ämter. Er war Ratsherr, Mitglied der Cortes und Gouverneur von verschiedenen Distrikten in Portugal und seinen Überseegebieten.

In Goa war Lopes de Lima Marineverwalter. Als dort 1840 der Generalgouverneur Manuel José Mendes, Baron von Candal, ermordet wurde, übernahm zunächst ein Regierungsrat (Conselho de Governo do Estado da Índia) die Verwaltung und übergab sie dann an Lopes de Lima als Interimsgouverneur. In diesem Amt regierte er offiziell den gesamten portugiesischen Kolonialbesitz in Asien. Lopes de Lima führte Reformen in allen Bereichen der Administration durch: Finanzwesen, Streitkräfte und Justiz. Ihm werden in diesem Zusammenhang „mangelnde Energie, Ausdauer, Klugheit, Mut,“ sowie „Fehler und Leichtfertigkeiten“ vorgeworfen. Lopes de Lima verursachte damit in Goa politische Spannungen, die soweit führten, dass sich im April 1842 ein Battalion weigerte nach Macau zu gehen und revoltierte. Der Senat von Macau war in Sorge aufgrund der damaligen Spannungen zwischen China und den Engländern in Hong Kong. Statt direkt gegen die Revolte vorzugehen, trat Lopes de Lima zurück, übergab seine Amtsgewalt wieder an einen Regierungsrat und floh nach Bombay, wo er sich mit einem Hilfsgesuch an die britische Kolonialregierung wandte. Seine Bitte wurde abgelehnt. Lopes de Lima wurde als Generalgouverneur abgesetzt und musste sich aufgrund dieses Vorfalls in Lissabon vor dem Kriegsrat verantworten, wurde aber freigesprochen. Ministerpräsident Costa Cabral soll sich hierbei persönlich für Lopes de Lima eingesetzt haben.

Portugiesische Besitzungen auf den Kleinen Sundainseln im 16. bis 19. Jahrhundert

Auf Costa Cabrals Betreiben hin wurde Lopes de Lima zum königlichen Beauftragten für die Verhandlungen mit den Niederlanden über die Gebietsstreitigkeiten zwischen den beiden Kolonialmächten auf den Kleinen Sunda-Inseln ernannt. Die Verhandlungen blieben aber zunächst erfolglos. 1851 wurde Lopes de Lima zum Gouverneur von Portugiesisch-Timor ernannt, zu dessen Gebiet auch die anderen portugiesischen Besitzungen auf den Kleinen Sunda-Inseln gehörten. Am 23. Juni erreichte Lopes de Lima Dili an Bord des Kanonenboots Mondego. Auch hier versuchte Lopes de Lima die Verwaltung zu reorganisieren und verhandelte weiter mit den Niederländern. Schließlich kam er mit den Niederländern zu einer Vereinbarung über die kolonialen Grenzen in Timor. Darin gab er die portugiesischen Ansprüche auf den Großteil von Westtimor zu Gunsten der Niederländer auf. Außerdem wurden gleichzeitig der Ostteil von Flores, Solor, Pantar und Alor an die Niederländer für 200.000 Florins verkauft, jedoch ohne Autorisation der portugiesischen Regierung. Grund für die Eile war der akute Geldmangel der kolonialen Verwaltung in Dili. Die Beamten hatten seit zwei Jahren keinen Lohn mehr erhalten, die Kriegsschiff Mondego war reparaturbedürftig und Lopes de Lima wollte einige Schoner ankaufen, um den Handel wieder in Schwung zu bringen. Daher verlangte er auch eine sofortige Auszahlung einer ersten Rate von 80.000 Florins.

Wie zu erwarten stand, fiel der Gouverneur in Ungnade, als Lissabon von dem Vertrag erfuhr, obwohl die verkauften Gebiete eher eine Last als ein Gewinn für das portugiesische Kolonialreich darstellten. Am 8. September 1852 traf Lopes de Limas Nachfolger Manuel de Saldanha da Gama (1852 bis 1856) an Bord der Mondego in Dili ein, ließ ihn in Arrest nehmen und schickte ihn nach Lissabon zurück. Lopes de Lima starb allerdings auf der Rückreise mit der Mondego in Batavia an einem Fieber.

Afonso de Castro, Lima de Lopes späterer Nachfolger als Gouverneur Timors, nannte dessen Vorgehen das „größte Verbrechen im Bereich der Diplomatie“, gestand Lima de Lopes aber zu, dass die Höhe der Verkaufssumme den Schaden wieder wett machen würde, weswegen die harten Maßnahmen aus Sicht de Castros unverständlich waren. Erklärbar ist dies durch die politischen Veränderungen in Portugal. 1851 hatte ein Teil des Militärs sich gegen Costa Cabral erhoben, woraufhin dieser zurücktrat. Lima de Lopes verlor damit seinen Protegé und die Setembristen, die nun wieder an der Macht waren, nutzten den Verkauf der Besitzungen um gegen die Vorgängerregierung Stimmung zu machen. Es wurde sogar das Gerücht ausgestreut, Lima de Lopes sei mit dem Geld nach Amerika geflohen. Auch die Vorfälle in Goa spielten bei der Stimmung gegen Lima de Lopes eine Rolle.

Doch die Vereinbarungen konnten nicht mehr rückgängig gemacht werden, auch wenn der Vertrag über die Grenzen 1854 neu verhandelt wurde und erst 1859 als Vertrag von Lissabon ratifiziert wurde.

Auszeichnungen

Lopes de Lima war Ordensritter von Avis und Träger des Turm- und Schwertordens.

Literatur


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