- Lord Cochrane
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Thomas Cochrane, 10. Earl of Dundonald GCB (sprich kóckränn; * 14. Dezember 1775; † 31. Oktober 1860 in Kensington) war ein britischer Seeheld, Politiker, Freiheitskämpfer und Erfinder.
Thomas Cochrane ist ein Vorbild für die literarische Figur Jack Aubrey in den Romanen von Patrick O'Brian und teilweise auch für Horatio Hornblower von C. S. Forester.
Inhaltsverzeichnis
Jugend und Familie
Cochrane war der älteste Sohn des als Chemiker bekannten Archibald Cochrane, 9. Earl of Dundonald, und wurde von seinem Onkel, dem Admiral Sir Alexander Cochrane erzogen, der 1814 Washington D. C. einnahm und verwüstete. Er hatte sechs Brüder. Die Familie war nicht wohlhabend, so musste 1793 der Stammsitz der Familie verkauft werden, um bestehende Verbindlichkeiten zu begleichen.
Cochrane trat 1793 in die Royal Navy ein. 1795 wurde er zum diensttuenden Leutnant befördert und im folgenden Jahr, nachdem er die Prüfung bestanden hatte, in diesem Rang bestätigt. Bereits in dieser Zeit machte er sich John Jervis, 1. Earl of St. Vincent, der damals Erster Lord der Admiralität war, zum Feind.
Seeheld
Während der Napoleonischen Kriege zeichnete Cochrane sich als tapferer und erfolgreicher Führer von kleinen bis mittleren Kampfschiffen aus.
Mit seiner Brigg-Sloop HMS Speedy störte er im Jahr 1800 den Handel an der Mittelmeerküste durch die Kaperung von mehr als 50 Schiffen so nachhaltig, dass die spanische Regierung die Schebecke El Gamos (32 Kanonen, 319 Mann Besatzung) entsandte, um die Speedy zu stellen. Cochrane gelang es mit seiner wesentlich kleineren und schlechter bewaffneten Speedy (14 kleinkalibrige Kanonen, 54 Mann Besatzung), die El Gamos am 6. Mai 1801 nach einem längeren Gefecht zu entern.
Nach 15 Monaten Kaperfahrt wurde Cochrane nach einem Gefecht gegen drei französische Linienschiffe vom französischen Admiral Linois am 3. Juli 1801 gefangen genommen, jedoch nach kurzer Zeit im Zusammenhang mit dem Ersten Seegefecht von Algeciras ausgetauscht. Im August 1801 wurde er zum Vollkapitän ernannt. Nachdem Jervis von seinem Amt abberufen worden war, befehligte Cochrane u. a. die Fregatten HMS Pallas und HMS Imperieuse sehr erfolgreich.
Am 11. April 1809 führte er unter Admiral James Gambier einen britischen Branderangriff gegen eine französische Flotte vor Rochefort und trieb die Mehrzahl der Linienschiffe auf Strand. Da sich Admiral Gambier nach diesem unerwartet erfolgreichen Vorstoß weigerte, den Angriff weiterzuführen und die französische Flotte vollständig zu zerstören, kritisierte Cochrane ihn so massiv, dass dieser ein Kriegsgerichtsverfahren gegen sich selbst beantragte, um seinen Ruf wiederherzustellen. Wegen seiner Opposition gegen Admiral Gambier und die Regierung verlor Cochrane sein Kommando.
Politiker
Cochrane wurde Mitglied des britischen Unterhauses für die Wahlkreise Honiton (1806 bis 1807) und Westminster (1807 bis 1818). Er engagierte sich für eine Parlamentsreform, wobei er sich mit Radikalen wie William Cobbett und Henry Hunt gegen die Politik Castlereaghs verbündete. Durch seine scharfe Kritik an Kriegführung und Korruption in der Marine schuf er sich viele einflussreiche Feinde in Regierung und Admiralität.
Cochrane wurde im Zusammenhang mit dem Börsenbetrug von 1814 angeklagt: Ein Bote aus Frankreich überbrachte 1814 die falsche Nachricht, dass Napoleon I. von Kosaken getötet worden sei und Paris kurz vor einer Besetzung durch russische und preußische Truppen stände. Die Verwandtschaft Cochranes verdiente in dem ausbrechenden Chaos an der Londoner Börse Hunderttausende von Pfund. Obwohl Cochrane höchstwahrscheinlich unschuldig war, wurde er zu Pranger und einem Jahr Gefängnis verurteilt sowie unehrenhaft aus Marine und Parlament entlassen. Die verliehene Ritterwürde wurde ihm aberkannt.
Diese Behandlung des Seehelden erregte großes öffentliches Aufsehen und Cochrane wurde unmittelbar nach dem Urteil als Abgeordneter wiedergewählt. Die Wut der Bevölkerung führte dazu, dass Cochrane von Pranger- und Gefängnisstrafe begnadigt wurde. Seit diesem Zeitpunkt wurde in Großbritannien niemand mehr zum Pranger verurteilt.
Freiheitskämpfer
Cochrane verließ das Vereinigte Königreich 1817, um in den Unabhängigkeitskriegen die Flotten von Chile (1817–1825), Brasilien (1822–1825) und Griechenland (1826–1828) zu befehligen.
Unter dem Befehl von Bernardo O’Higgins restrukturierte Cochrane als Vizeadmiral die kleine chilenische Flotte und führte mit seiner Fregatte O'Higgins einen erfolgreichen Kampf gegen spanische Schiffe und Siedlungen an der Küste. Er plante und befehligte die Eroberung von Valdivia. Gegen Ende des Krieges wurde er in der Expedition von San Martín eingesetzt, um die Befreiung Perus vorzubereiten.
Brasilien führte bereits einen erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg gegen das portugiesische Mutterland, als Cochrane das Kommando über die brasilianische Flotte bekam. Durch einen Bluff brachte er die in Bahia stationierten portugiesischen Truppen dazu, nach Maranhão zu evakuieren, und eroberte bei dieser Gelegenheit den größten Teil der Evakuierungsflotte. Dann segelte er schnell nach Maranhão und überredete die dortige Garnison, sich angesichts der hoffnungslosen Lage zu ergeben. Derselbe Bluff gelang einem seiner Untergebenen mit der Besatzung der Stadt Pará. So eroberte Cochrane den Norden Brasiliens, den letzten Teil des Landes, der noch in der Herrschaft des Mutterlandes war.
Cochrane wurde 1823 von Kaiser Dom Pedro I. zum Marquis von Maranhao erhoben.
Seit 1826 kämpfte er für Griechenland als Oberbefehlshaber der nationalen Seestreitkräfte. Cochrane unterdrückte die Seeräuberei in den griechischen Gewässern, verlor aber durch sein willkürliches Benehmen Ansehen und Einfluss, so dass er Anfang 1828 nach England zurückkehrte, ohne von der griechischen Regierung Urlaub erhalten zu haben.
Vollständige Rehabilitierung
1828 kehrte Cochrane nach Großbritannien zurück; er kämpfte bis zu seinem Tode für seine Rehabilitierung. 1832 wurde er begnadigt und im Range eines Konteradmirals wieder in die Marine aufgenommen, nachdem er durch den Tod seines Vaters ein Jahr zuvor dessen Titel Earl of Dundonald geerbt und die Gunst Williams IV. erhalten hatte. Cochrane wurde 1842 Vizeadmiral und Oberkommandierender der britischen Flotte in Nordamerika und Westindien, 1851 dann Admiral. 1847 erhielt er das Großkreuz des Bath-Ordens.
Zuletzt schrieb er seine Autobiografie. Cochrane starb 1860 und wurde in der Westminster Abbey beigesetzt.
Erfinder
Cochrane erfand Verbesserungen für die Gasbeleuchtung, Schiffslaternen, Dampferzeuger und schlug 1812 angesichts der Bedrohung Englands durch Napoleon den Einsatz von Nebelkerzen und Giftgas vor. Der Vorschlag, Giftgas einzusetzen, wurde von der britischen Regierung bis 1895 streng geheim gehalten, weil man die furchtbaren Auswirkungen voraussah.
Inspiriert durch die Vorgehensweise des Schiffsbohrwurms entwickelte Cochrane 1818 zusammen mit dem Ingenieur Marc Isambard Brunel den Tunnelbohrschild, der für den Bau des Thames Tunnels in London verwendet wurde.
Cochrane war ein früher Befürworter von Dampfschiffen. Während der Vorbereitung seines Einsatzes in Chile versuchte er, ein Dampfschiff von England nach Chile zu schaffen, das aber erst nach Beendigung des Krieges dort eintraf. Auch die Dampfschiffe, die er nach Griechenland schickte, kamen zu spät. Ab 1830 experimentierte er selbst mit Dampf und entwickelte eine Dampfturbine als Schiffsantrieb. 1851 erhielt Cochrane ein Patent über den Antrieb von Dampfschiffen durch Verfeuern von Bitumen. Cochranes Vater hatte seinerzeit ein Patent über die Verwendung von Bitumen als Schutz des Schiffsrumpfs vor dem Schiffsbohrwurm erhalten.
Ehrungen
Die chilenische Marine benannte bislang vier Schiffe Almirante Cochrane:
- eine Panzerfregatte, die im Salpeterkrieg (1879-1884) erfolgreich eingesetzt wurde, u.a. im Seegefecht von Angamos
- ab 1962 einen Zerstörer der Fletcher-Klasse (ursprünglich USS Rooks);
- ab 1984 einen Zerstörer der County-Klasse (ursprünglich HMS Antrim);
- ab 2006 eine Fregatte vom Typ 23 (ursprünglich HMS Norfolk).
Ein weiteres Schlachtschiff, das diesen Namen tragen sollte, wurde 1918 von Großbritannien gekauft und als Flugzeugträger Eagle fertiggestellt.
Werke
- The autobiography of a seaman. Chatham, London 2000, ISBN 1-86176-156-2 (Repr. d. Aug. London 1860).
- Notes on the mineralogy, government and condition of the British West-Indian islands. Ridgway, London 1851.
- Narrative of services in the liberation of Chile, Peru and Brazil. Ridgway London 1860 (2 Bde.).
Literatur
- Joseph Allen: The life of the Earl of Dundonald, G.C.B. Routledge, Warne, & Routledge, London 1861.
- Ian Grimble: The Sea Wolf. The life of Admiral Cochrane. Birlinn, Edinburgh 2001, ISBN 1-8434-1007-9.
- Wolfgang Mayer: Der Rebell Thomas Cochrane. Seeheld, Radikaler, Revolutionär 1775-1860. Idea Verlag, Puchheim 1980, ISBN 3-9800371-5-0.
- Brian Vale: The audacious Admiral Cochrane. The true life of a naval legend. Conway Maritime Press, London 2004. ISBN 0-85177-986-7.
Weblinks
- The Scotsman newspaper - Great Scots - Admiral Thomas Cochrane (englisch; im Webarchiv)
- Spartacus Educational - Thomas Cochrane
- Gazeteer for Scotland - Thomas Cochrane
- Royal Navy - Admiral Lord Thomas Cochrane, 10th Earl of Dundonald 1775-1860
- Napoleonic Guide - Thomas Cochrane
- Projekt Gutenberg: Autobiography of a Seaman, umfasst die Jahre 1814 bis 1827
- Projekt Gutenberg: Beschreibung der Befreiungskriege von Chile, Peru und Brasilien, Band 1
- Projekt Gutenberg: Beschreibung der Befreiungskriege von Chile, Peru und Brasilien, Band 2
PND: kein individualisierter Datensatz vorhanden (Stand: 26. August 2006) Vorgänger
Archibald Cochrane
Earl of Dundonald
1831–1860Nachfolger
Thomas Barnes Cochrane
Personendaten NAME Cochrane, Thomas, 10. Earl of Dundonald ALTERNATIVNAMEN Dundonald, Thomas Cochrane, 10. Earl of KURZBESCHREIBUNG britischer Seeheld, Politiker, Freiheitskämpfer und Erfinder GEBURTSDATUM 14. Dezember 1775 STERBEDATUM 31. Oktober 1860 STERBEORT Kensington
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