Lorenz Hannibal Fischer

Lorenz Hannibal Fischer

Laurenz Hannibal Fischer (* 7. April 1784 in Hildburghausen; † 8. August 1868 in Rödelheim) war ein deutscher Politiker und von 1831-1848 Regierungspräsident des zum Großherzogtum Oldenburg gehörenden Fürstentums Birkenfeld.

Fischer studierte in Göttingen die Rechte, wurde 1805 in seiner Vaterstadt Advokat, 1811 Landschaftssyndikus, 1812 Regierungsassessor und später Landrat, trat 1825 in fürstlich Leiningensche und 1831 in Oldenburgische Dienste über und wurde zum Regierungspräsidenten des Fürstentums Birkenfeld und 1847 zum Geheimen Staatsrat befördert.

Er machte sich in Birkenfeld durch sein reaktionäres Auftreten sehr verhasst. Im April 1848 durch eine tumultuarische Bewegung zum Rücktritt gezwungen, lebte er darauf als Privatmann in Jena. 1852 versteigerte er, aus dem oldenburgischen Staatsdienst förmlich entlassen, im Auftrag des Bundestags die in Bremerhaven liegende deutsche Flotte und erregte durch sein Verhalten dabei die Entrüstung des deutschen Volkes („Flottenfischer“) (siehe Artikel Karl Rudolf Brommy). 1853 wurde er zum lippeschen Wirklichen Geheimen Rat ernannt, um die Verfassungsreformen von 1848 und 1849 wieder zu beseitigen, und gab Veranlassung zu den lange dauernden, erst 1876 beseitigten Verfassungswirren in diesem Ländchen.

Am 3. Juli 1855 wurde er bei einer zufälligen Anwesenheit in Coburg wegen Majestätsbeleidigung in seiner 1852 für die sachsen-gothaische Ritterschaft an den Bundestag gerichteten Beschwerdeschrift in betreff der ihr 1848 entzogenen Rechte und Privilegien verhaftet, jedoch nach Kautionsstellung wieder entlassen und später von der Appellationsinstanz, der Fakultät zu Breslau, freigesprochen.

Noch im Juli 1855 auch aus dem lippeschen Staatsdienst entlassen, lebte er seitdem als Privatmann an verschiedenen Orten und starb am 8. August 1868 in Rödelheim bei Frankfurt am Main.

Werke

  • Generalbericht aus dem Fürstentum Birkenfeld: 1832. Reprint Birkenfeld: Kreisverwaltung 1979
  • Unpartheische Beurtheilung der Verfassung und Verwaltung der Gothaischen Feuerversicherungs-Bank für Teutschland: mit Grundlage der in dieser Sach erschienenen Anschuldigungs- und Vertheidigungsschriften. Heidelberg: 1834
  • Landwirthschaftliche Humoresken: ein Gedenkbuch für seine Freunde. Frankfurt am Main: 1842
  • Freundes-Worte eines teutschen Mannes an das badische Volk. Frankfurt a. M.: 1842
  • Freundliche Mahnung an die Bewohner des Fürstenthums Birkenfeld. Birkenfeld 1845
  • Des teutschen Volkes Noth und Klage. Frankfurt a. M.: Hermann 1845
  • Der Patrimonial-Staat und die Demokratie: Väterlichkeit oder Volkswillen? Ein Beitrag aus dem praktischen Staatsleben. Jena: Cröker 1849
  • Die Verfassungszustände des Fürstenthums Lippe in Bezug auf die bei dem Bundestag dagegen erhobenen Beschwerden. Detmold: Meyer 1853
  • Aburtheilung der Jesuiten-Sache aus dem Gesichtspunct der historischen Kritik, des positiven Rechts und des gesunden Menschenverstandes. Leipzig: Hoffmann 1853
  • Ehren- und Rechts-Vertheidigung des Fürstl. Lippischen wirklichen Geheimenrathes, Ritter des Koeniglich preussischen roten Adlerordens zweiter Klasse Laurenz Hannibal Fischer gegen die grossherzogl. Oldenburgische Regierung wegen verhängter Entfernung aus seiner gesetzlichen Heimath, Gehalts-Verkürzung, Dienstentsetzung, Pensionsentziehung und Verlustigung seiner Capitularstelle nebst der damit verbundenen Ordens-Präbende. (Als Manuscr. gedr. 1854)
  • Politisches Martyrthum: eine Criminalgeschichte mit Actenstücken. Leipzig 1855
  • Die teutschen Monarchieen und ihre Feinde: Denkschrift Teutschlands hohen Fürsten und Familien. Angehörigen sowie wahren Freunden der Monarchie gewidmet. Freiburg im Breisgau: Dilger 1856
  • Worte der Wahrheit, der Pflicht-Treue und des Schmerzes; eine Bittschrift, den hohen Souverainen Teutschlands ... überreicht. Freiburg im Breisgau: 1857
  • Der Teutsche Adel in der Vorzeit, Gegenwart und Zukunft vom Standpunkte des Bürgerthums betrachtet. Frankfurt am Main: Lizius 1852

Biographie

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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