Lorm-Alphabet

Lorm-Alphabet
Übersicht: Lormalphabet

Das Lormen oder Lorm-Alphabet ist eine Kommunikationsform für Taubblinde zur Verständigung mit anderen Menschen. Der „Sprechende“ tastet dabei auf die Handinnenfläche des „Lesenden“. Dabei sind einzelnen Fingern sowie bestimmten Handpartien bestimmte Buchstaben zugeordnet.

Das Lorm-Alphabet wurde von Hieronymus Lorm 1881 aus eigener Betroffenheit heraus entwickelt. Diese Form der Verständigung öffnete taubblinden Menschen ein Tor zur Außenwelt und befreite sie aus der Isolation. Sie setzte sich in Deutschland wegen ihrer leichten Erlernbarkeit und Effizienz schnell durch.

Lormen ist für schriftsprachkompetente Menschen relativ leicht erlernbar. Es stellt jedoch hohe kognitive Anforderungen und ist dadurch als Kommunikationssystem nicht für alle Personen mit Sinnesbehinderung geeignet. Vor allem für spät erblindete Gehörlose oder bei spät erworbener Taubblindheit wird es erfolgreich verwendet.

Sind beide Partner geübt im Lormen, geht die Kommunikation sehr schnell. Für die Kommunikation mit einer Gruppe von nicht sinnesbehinderten Menschen muss ein sprechender „Dolmetscher“ vorhanden sein, der das Lormen beherrscht. Die Muttersprache der Taubblinden ist meistens jedoch nicht das Lormen, sondern eine abgewandelte Form der Gebärdensprache, bei der der Taubblinde die Gesten der Gebärdensprache mit den Händen abtastet.

Das Lorm-Alphabet als Verständigungsmittel für Taubblinde wird besonders im deutschsprachigen Raum, den Niederlanden, Tschechien und den USA angewendet.

Für andere ethnische Sprachen gibt es andere Tastalphabete, im englischen Sprachraum beispielsweise das Deafblind alphabet, eine Abwandlung des zweihändigen Fingeralphabets.

Inhaltsverzeichnis

ABC für Taubblinde nach Lorm

Die einzelnen Buchstaben werden auf den Fingern und der Handfläche mit Berührungen dargestellt. Ein Abstrich, ob kurz oder lang, läuft immer in der Richtung Fingerspitze-Handwurzel, ein Aufstrich entgegengesetzt.

A = Punkt auf die Daumenspitze

B = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Zeigefingers

C = Punkt auf das Handgelenk

D = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Mittelfingers

E = Punkt auf die Zeigefingerspitze

F = Leichtes Zusammendrücken der Spitzen von Zeige- und Mittelfinger

G = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Ringfingers

H = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Kleinfingers

I = Punkt auf die Mittelfingerspitze

J = Zwei Punkte auf die Mittelfingerspitze

K = Punkt mit vier Fingerspitzen auf den Handteller

L = Langer Abstrich von den Fingerspitzen zum Handgelenk

M = Punkt auf die Kleinfingerwurzel

N = Punkt auf die Zeigefingerwurzel

O = Punkt auf die Ringfingerspitze

P = Langer Aufstrich an der Außenseite des Zeigefingers

Q = Langer Aufstrich an der Außenseite der Hand (Kleinfingerseite)

R = Leichtes Trommeln der Finger auf den Handteller

S = Kreis auf den Handteller

T = Kurzer Abstrich auf der Mitte des Daumens

U = Punkt auf die Kleinfingerspitze

V = Punkt auf den Daumenballen, etwas außen

W = Zwei Punkte auf den Daumenballen, etwas außen

X = Querstrich über das Handgelenk

Y = Querstrich über die Finger in der Mitte

Z = Schräger Strich vom Daumenballen zur Kleinfingerwurzel


Ä = Zwei Punkte auf die Daumenspitze

Ö = Zwei Punkte auf die Ringfingerspitze

Ü = Zwei Punkte auf die Kleinfingerspitze

CH = Schräges Kreuz auf den Handteller

SCH = Leichtes Umfassen der Vier Finger

ST = Langer Aufstrich am Daumen, Außenseite

Siehe auch

Literatur

  • Peter Hepp: Die Welt in meinen Händen. Ein Leben ohne Hören und Sehen, Verlag List, Berlin. ISBN 3-471-79534-0

Weblinks


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