LowCarb

LowCarb

Low-Carb (auch Low Carb, engl.: „wenig Kohlenhydrate“) ist die Bezeichnung für verschiedene Diäten, die auch als Dauerernährung propagiert werden, bei denen der Anteil der Kohlenhydrate an der täglichen Nahrung reduziert wird, meist um eine Gewichtsreduktion zu erreichen. Die Ernährungsregeln der verschiedenen Low-Carb-Vertreter sind jedoch uneinheitlich und weichen teilweise stark voneinander ab. Fast ganz auf Kohlenhydrate verzichtet die Atkins-Diät, während bei einigen nur die Zufuhr von Kohlenhydraten mit hohem glykämischem Index vermieden werden soll. Wissenschaftliche Studien konnten eine Wirkung kohlenhydratreduzierter Diäten nachweisen.[1]


Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Das Prinzip der kohlenhydratarmen Diät stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde zuerst von dem Engländer William Banting (1797-1878) durch sein Buch Letter on Corpulence bekannt gemacht, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Die sehr fleischbetonte Kost war ihm zur Gewichtsabnahme von seinem Arzt verordnet worden, und er nahm damit innerhalb eines Jahres nach eigenen Angaben 23 kg ab. Diese Diät war Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland als Banting-Kur bekannt. Auch der Göttinger Arzt Wilhelm Ebstein empfahl schon im 19. Jahrhundert eine „Fleisch-Fett-Diät“ und den weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate.[2] Auch der französische Gastrosoph Jean Anthelme Brillat-Savarin vertrat die Ansicht, dass vor allem die Stärke in Brot und Mehl dick mache. Wolfgang Lutz, ein österreichischer Arzt, beschränkte ab dem Frühjahr 1958 seine tägliche Kohlenhydrataufnahme auf 72 Gramm (6 BE), worauf sich sein Gesundheitszustand nach eigenen Angaben verbesserte. Im Jahr 1967 veröffentlichte er sein zunächst wenig beachtetes Buch „Leben ohne Brot“. Populär wurde die Low-Carb-Ernährung dann erneut in den 1970er Jahren durch die von Robert Atkins, einem amerikanischen Arzt publizierte Atkins-Diät. Atkins wertete Forschungen aus den 1950er Jahren aus und bewertete sie neu. Eine Variante der Low-Carb-Ernährung sind Diäten, die den Glykämischen Index mit einbeziehen.

Theorie

Die Low Carb-Vertreter gehen davon aus, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Kohlenhydraten generell negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat und die Entstehung so genannter Zivilisationskrankheiten begünstigt sowie eher zu Übergewicht führt als eine kohlenhydratarme Ernährung.

Ein weiteres Argument einiger Low-Carb-Vertreter bezieht sich auf die Auswirkung von Kohlenhydraten auf den Blutzuckerspiegel und postuliert, dass eine häufige starke Insulinausschüttung des Körpers auf Dauer zu Insulinresistenz führe. Low-Carb-Vertreter gehen davon aus, dass bei umständehalber bzw. situationsbedingten zeitweiligem Ausfall der Nahrungszufuhr die Folgen weniger dramatisch seien, weil man durch die fettlastige Ernährung ohnehin an die Verwertung von Fett gewöhnt sei und es daher einfacher sei, auch das in ausreichender Menge vorhandene Körperfett zu verwerten.

Im Gegensatz zur Low-Fat-Diät werden essenzielle Fettsäuren und fettlösliche Vitamine weiterhin in ausreichender Menge zugeführt.

Wenn man Kohlenhydrate wie Einfachzucker, das ist unter anderem Traubenzucker, zu sich nimmt, steigt der Blutzucker-Spiegel schnell und stark an. Dies geschieht, weil der Körper diese speziellen Kohlenhydrate sehr schnell aufnehmen kann. Als Reaktion darauf schüttet die Bauchspeicheldrüse verstärkt das Hormon Insulin aus, da erst das Insulin die Aufnahme des Zuckers zur Verbrennung in die Körperzellen ermöglicht; fehlt (genügend) Insulin, führt dies zur Erkrankung Diabetes Typ 2, weil der Zucker in den Blutgefäßen verbleibt.

Außerdem wird angenommen: Wenn der Blutzuckerspiegel schon durch bestimmte Kohlenhydrat-Zufuhr ausreichend hoch ist, muss der Körper keine vorhandenen Fettreserven abbauen. Kohlenhydratarme Diäten versuchen also diese Insulin-Ausschüttung möglichst gering zu halten und die Energieversorgung des Körpers durch Körperfett zu stimulieren (Ketose) – was dann zum Abbau der Fettreserven des Körpers führt.

Formen von Low-Carb-Diäten

Es gibt einige Diäten bzw. Ernährungsphilosophien, die man unter „Low-Carb“ zusammenfassen kann. Dabei wird zwar immer die Kohlenhydrat-Menge beachtet, die genaue Umsetzung weist aber einige Unterschiede auf.

Begrenzung der täglichen Kohlenhydratmenge

Bei dieser Variante wird die Kohlenhydratmenge begrenzt, beispielsweise auf maximal 70 bis 110 g pro Tag, wobei die genaue Menge für jeden anders sein kann (Atkins-Diät). Bei Wolfgang Lutz werden sechs Broteinheiten empfohlen.

Die Zusammensetzung der Nahrung besteht bei Wolfgang Lutz, Jan Kwasniewski, A. Felix überwiegend aus tierischen Nahrungsmitteln. Der Brennstoff Kohlenhydrat wird durch den Brennstoff Fett ersetzt. Produkte mit Zucker und Stärke sollen weitgehend weggelassen werden.

Beachtung des Glykämischen Index bzw. der Glykämischen Last

Bei dieser Form der Low-Carb-Ernährung wird bei den Kohlenhydraten nicht nur die Menge betrachtet, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sie den Blutzucker erhöhen.

Lange wurde nach der Größe des Kohlenhydrat-Moleküls sortiert: Man unterschied die Monosaccharide (Einfachzucker) und die Polysaccharide (Mehrfachzucker). Mittlerweile bewertet man Kohlenhydrate aber nach dem Glykämischen Index, um zu erfahren, wie schnell ein Lebensmittel den Blutzuckerspiegel erhöht (siehe GI-Liste).

Der Grund für die Beachtung der Geschwindigkeit des Blutzuckeranstiegs ist die Tatsache, dass ein schneller Anstieg des Blutzuckerspiegels zu einer starken Insulinausschüttung führt, weswegen der Blutzuckerspiegel auch schnell wieder sinkt. Dadurch bekommt man schneller wieder Hunger, so die Theorie.

Seit Kurzem wird anstelle des Glykämischen Index' vermehrt die Glykämische Last verwendet, da diese die tatsächliche Belastung des menschlichen Körpers genauer widerspiegelt (siehe dort).

Übersicht

  • Die Atkins-Diät erlaubt kaum Kohlenhydrate und ist sehr fett- und eiweißreich.
  • Die Montignac-Methode richtet sich nach dem GI, begrenzt die Menge der Kohlenhydrate nicht und ist eine Form der Trennkost. Der Fettanteil beträgt maximal 30 %.
  • Die South-Beach-Diät nach Arthur Agatston basiert ebenfalls auf dem GI. Hier werden kohlenhydratarme und fettarme Ernährung miteinander kombiniert, eiweißbetont.
  • Die Logi-Methode nach Nicolai Worm basiert vor allem auf GI/GL. Grundlage sind Fleisch, Fisch, Gemüse, Obst und Öle. Die Ernährung ist sehr eiweißreich.
  • Die Warrior Diet bzw. Kämpfer-Diät nach Ori Hofmekler.

Studien

Seit einigen Jahren wird am Universitätsklinikum Benjamin Franklin in Berlin unter ärztlicher Kontrolle eine kohlenhydratreduzierte Diät durchgeführt.

Eine systematische Meta-Analyse bestätigte die Wirkung kohlenhydratreduzierter Diäten.[1]

Kritik an Low-Carb

Viele Ernährungswissenschaftler kritisieren Low-Carb als Fehlernährung. Argumente gegen diese Ernährungsform folgen aus der einseitigen Ernährung auf Grund der Vermeidung von Kohlenhydraten und der in Relation dazu vermehrten Aufnahme von Eiweißen und Fetten. So kann ein erhöhter Eiweiß-Konsum zu Nierenschäden führen und eine vermehrte Fettaufnahme eine Erhöhung des Cholesterinspiegels und einen erhöhten Harnsäuregehalt mit der Gefahr von Gichtanfällen zur Folge haben. Auch die Anfälligkeit für Nierensteine soll zunehmen, genauso wie die Gefahr von Infarkten durch Fettablagerungen in den Blutgefäßen.

Bei Absinken des Blutzuckerspiegels (Unterzucker, Hypoglykämie) in Folge eingeschränkter Zufuhr kommt es zu Funktionsstörungen des Organismus, angefangen mit Hunger und Kraftlosigkeit bis hin zu starkem Schwindel oder völligem Black out. Solche Unterzuckerungen sind mindestens unangenehm, können aber je nach Situation lebensgefährlich werden, da Wahrnehmung und Koordinationsfähigkeit u.U. drastisch eingeschränkt sind. Dies betrifft nicht nur Extremsportarten mit potenziell lebensbedrohlichen Szenarien sondern auch alltägliche Tätigkeiten wie Schwimmen, Bedienung von Maschinen oder Autofahren.

Quellenangaben

  1. a b Hession M, Rolland C, Kulkarni U, Wise A, Broom J: Systematic review of randomized controlled trials of low-carbohydrate vs. low-fat/low-calorie diets in the management of obesity and its comorbidities. In: Obes Rev. August 2008. doi:10.1111/j.1467-789X.2008.00518.x. PMID 18700873
  2. Christian Pfister/Kaspar Staub: Der alte Streit um die "richtige" Diät, in: Tabula 03/2006 (pdf)

Literatur

  • Arthur Agatston: Die South Beach Diät. Knaur, München 2004, ISBN 978-3-4266-6963-1. 
  • Robert C. Atkins: Die neue Atkins-Diät. Abnehmen ohne Hunger.. Goldmann, Munchen 1999, ISBN 978-3-4421-4113-5. 
  • Wolfgang Lutz: Leben ohne Brot: Die wissenschaftlichen Grundlagen der kohlenhydratarmen Ernährung. 16. Auflage. Informed, 2004, ISBN 978-3-8876-0100-3.  (aus dem Amerikanischen: Living Low Carb - The complete Guide to Long-Term Low-Carb Dieting
  • Jan Kwasniewski: Optimal essen. Podgorski, G, 2000, ISBN 978-8-3875-3414-1. 
  • Nicolai Worm: LOGI-Methode: Glücklich und schlank. 5. Auflage. Systemed, 2006, ISBN 978-3-9273-7226-9. 

Weblinks


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