Lucas Cranach d. Ä.

Lucas Cranach d. Ä.
Selbstbildnis von 1550

Lucas Cranach der Ältere (* 1472 in Kronach, Oberfranken; † 16. Oktober 1553 in Weimar) war einer der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker der Renaissance.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Die oberfränkische Stadt Kronach, in der Lucas Cranach d.Ä. 1472 geboren wurde.

Geboren als Lucas Maler, Sohn des Kronachers Hans Maler und dessen Frau Barbara, war er das älteste von insgesamt neun Kindern. Seine erste künstlerische Ausbildung erhielt er vermutlich durch seinen Vater, danach dürfte er als Geselle auf Wanderschaft gegangen sein.

Mit 29 Jahren ging Cranach 1501 nach Wien und blieb dort bis 1504. Die aus dieser Zeit erhaltenen Gemälde zeigen deutliche Einflüsse der Donauschule. In Wien knüpfte er erste Kontakte zu führenden Humanisten. Bereits gegen Ende seines Wiener Aufenthalts signierte Cranach seine Bilder mit Lucas Cranach (= Lucas (aus) Kronach). 1505 erschien er erstmals in den Urkunden der Stadt Wittenberg und bekam eine Anstellung als Hofmaler bei Kurfürst Friedrich dem Weisen von Sachsen. (Seine späteren Dienstherren waren Herzog Johann der Beständige, dann Johann Friedrich der Großmütige.) Dort richtete er eine Werkstatt ein, die bald blühte und wuchs; zu ihren Aufgaben gehörte nicht nur die Ausstattung von Kirchen und Schlössern mit Gemälden, sondern auch Entwürfe von Festdekorationen. Auch beschäftigte er sich bald mit Druckgrafik (Holzschnitte etc.), die er teilweise – ähnlich wie Albrecht Dürer – selbst frei vertrieb.

Mit Wirkung vom 6. Januar 1508 wurde Cranach durch seinen Dienstherrn ein Emblem (mit geflügelter Schlange mit Rubinring im Maul) als Familienwappen verliehen. Im selben Jahr wurde er vom Kurfürsten in diplomatischem Auftrag in die Niederlande (nach Mecheln) gesandt, wo er – neben anderen Mitgliedern der Familie – von Kaiser Maximilian I. und von dem späteren Kaiser Karl V. Porträts anfertigte. Wahrscheinlich 1512 heiratete Cranach Barbara Brengebier († 25. Dezember 1540), eine Tochter von Jobst Brengebier, dem Bürgermeister von Gotha.

Vom selben Jahr an betrieb er einen Weinausschank, 1520 konnte er sich in Wittenberg eine Apotheke kaufen, wenige Jahre später ist er auch als Buchhändler, Papierhändler und Verleger nachgewiesen. Er wurde – auch als Grundeigentümer und Verleger – in seiner neuen Heimat eine angesehene und einflussreiche Persönlichkeit. 1524 traf er Albrecht Dürer in Nürnberg; bei dieser Gelegenheit fertigte Dürer ein Silberstiftporträt Cranachs an. Cranach gelangte erstmals in der Amtsperiode 1519/1520 in den Ratsstuhl von Wittenberg als Kämmerer und übte dieses Amt in der Folgezeit bis 1535 wiederholt aus. Des Weiteren gehörte er dem Rat als Mitglied in der Amtsperiode 1528/1529 an. Von 1537 an stand er bis 1544 wiederholt als Bürgermeister an der Spitze des Wittenberger Gemeinwesens und übte auch das Amt des Beisitzers eines Bürgermeisters als Altbürgermeister mehrfach aus.

In Wittenberg schloss er Freundschaft mit Philipp Melanchthon und Martin Luther. Bei letzterem fungierte er zusammen mit seiner Ehefrau als Trauzeuge bei dessen Heirat mit Katharina von Bora und war Taufpate von Luthers ältestem Sohn. Cranach entwickelte sich nicht nur zu dem charakteristischen Maler der deutschen Reformation, er wirkte auch mittels seiner Grafiken in reformatorischen Schriften landesweit in der geistigen Auseinandersetzung dieser Zeit.

Cranachhaus in Weimar (links)
Sein Grab in Weimar

Im Jahr 1547 unterlag sein dritter Dienstherr Herzog Johann Friedrich der Großmütige in der Schlacht bei Mühlberg den kaiserlichen Truppen und wurde gefangengesetzt. Auf die Aufforderung Johann Friedrichs folgte ihm Cranach drei Jahre später in die Gefangenschaft nach Augsburg, dann nach Innsbruck. Auch dort war er – der seine Wittenberger Werkstatt seinem Sohn Lucas übergeben hatte – für den Herzog und dessen Besucher tätig. In Augsburg machte er die Bekanntschaft Tizians. Zwei Jahre später ging er mit dem Herzog in dessen neue Residenz nach Weimar.

Im Alter von 81 Jahren starb Lucas Cranach der Ältere am 16. Oktober 1553 im Haus seiner Tochter Barbara Cranach in Weimar (dem „Cranachhaus“). Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Weimarer Jakobsfriedhof; auf seinem Grabstein wird er als „der schnellste Maler“ bezeichnet.

Cranach hatte mit seiner Frau Barbara folgende Kinder:

  • Hans (* um 1512; † 1537), der ebenfalls Künstler war,
  • Lucas (* 1515; † 1586), genannt „der Jüngere“, übernahm 1550 (52?) die Werkstatt des Vaters, der Enkel Augustin (1554–1595) und Urenkel Lucas (1586–1645) führten die künstlerische Familientradition fort
  • Barbara (Lebensdaten unbekannt), verheiratet mit Christian Brück, aus dieser Linie stammt u.a. Goethes Mutter, so dass Lucas Cranach der Urgroßvater 7. Grades von Goethe ist.
  • Ursula (Lebensdaten unbekannt), erste Heirat am 3. Mai 1537 (Ehemann unbekannt) und zweite Heirat 1544 mit Georg Dasch
  • Anna (* unbekannt; † 30. Juni 1577), verheiratet mit Caspar Pfreund

Seine Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

Leistung

Neben Albrecht Dürer und Hans Holbein dem Jüngeren zählt Lucas Cranach sicherlich zu den bedeutendsten bildenden Künstlern des frühen 16. Jahrhunderts in Deutschland. Seitdem er 1505 die feste Stellung als Hofmaler der sächsischen Kurfürsten innehatte, arbeitete er zusätzlich für Kaiser Maximilian I., für Albrecht von Brandenburg, für dessen Bruder Joachim I. Nestor und seinen Neffen, Joachim II. von Brandenburg, und andere hohe Adlige und – gleichzeitig – für seine protestantischen Freunde. Zusammen mit Albrecht Dürer hatte er den ehrenvollen Auftrag erhalten, an dem Gebetbuch Maximilians I. zu arbeiten.

In vielen seiner Werke findet sich der indirekte Einfluss seines großen Nürnberger Kollegen. Doch suchte Cranach weniger als Dürer die Auseinandersetzung mit klassisch-italienischen Formen, sondern verblieb innerhalb nordalpiner Gestaltung: er wechselte von den Neuerungen der Donauschule zu niederdeutschen Traditionen. Besonders bekannt wurde Cranach mit seinen weltlichen und allegorischen Aktdarstellungen, die in der deutschen Malerei völlig neu waren.

Drei-Grazien (1530)

Für den Konflikt zwischen altgläubigen Katholiken und reformatorischen Protestanten stehen – wie Symbole – der Kardinal Albrecht von Brandenburg und Martin Luther. Dazwischen der Künstler Lucas Cranach. Dieser machte aus seiner Sympathie für Luther und die Reformation kein Geheimnis, und obwohl Cranachs Grafiken an der Verbreitung reformatorischen Gedankengutes entscheidenden Anteil hatten (1522 erschien Luthers Bibelübersetzung mit den Illustrationen Cranachs), arbeitete er immer auch – mit Erfolg – für katholische Auftraggeber, besonders für Albrecht von Brandenburg oder den albertinischen Herzog Georg den Bärtigen. Für die neue Stiftskirche Albrechts in dessen Lieblingsresidenz Halle stellte die Cranach-Werkstatt den umfangreichsten Gemäldezyklus der deutschen Kunstgeschichte fertig. Andererseits entwickelte Cranach für seine protestantischen Auftraggeber neue Themen, die das Konzept der göttlichen Gnade bzw. die Rechtfertigung des sündigen Menschen durch den Glauben in den Mittelpunkt stellten.

Schon seine Zeitgenossen waren verblüfft von der Produktivität Cranachs (noch heute sind etwa 1000 Gemälde erhalten). Nach dem Muster italienischer Kollegen hatte er eine sehr gut organisierte Werkstatt aufgebaut, in der erfolgreiche Muster aufgehoben und für spätere Aufträge weitergenutzt wurden. (So wurde für verschiedene Porträts Georgs des Bärtigen dieselbe Vorlage verwendet, lediglich die Bartlänge wurde „aktualisiert“.) Lehrlinge und Gesellen waren strenger Disziplin unterworfen. Dies führte zu einem stark genormten Stil, der es schwer macht, einzelne Bilder ihm bzw. einem seiner Mitarbeiter zuzuordnen.

Werke

Tafelgemälde von 1520: Gabriel von Eyb (links), Bischof von Eichstätt, mit den hll. Willibald und Walburga
Vorderseite des Cranach-Altars in der St. Wolfgangskirche in Schneeberg
Rekonstruktion des Magdalenenaltars, Festtagsseite

Zirka 5.000 Gemälde wurden vom Künstler und seiner Werkstatt geschaffen, wovon noch etwa 1.000 existieren. Die Anzahl von Grafiken ist unbekannt, einige von ihnen sind in der Anhaltischen Gemäldegalerie in Dessau zu bewundern. Daher kann auch hier nur ein unvollständiger Überblick des künstlerischen Schaffens erfolgen.

vor 1500

  • Nach neuester Forschung ist das Bildnis eines jungen Mannes (s. Abbildung auf dem früheren Zehnmarkschein), welches früher Albrecht Dürer zugeschrieben wurde, als frühes Werk Lucas Cranach anzusehen.

1500–1509

1510–1519

1520–1529

1530–1539

Hirsch- und Eberjagd, 1544

1540–1549

1550-Ende

Gedenkstätten

Einweihung des Cranachdenkmals am 27. November 2005

Literatur

  • Gunnar Heydenreich, Lucas Cranach the Elder: Painting materials, techniques and workshop practice, Amsterdam University Press 2007, ISBN 978-90-5356-745-6
  • Lucas Cranach, hrsg. von Bodo Brinkmann, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-7757-1334-4
  • Paul Gottlieb Kettner, Das Raths-Collegio der Chur-Stadt Wittenberg, Wolfenbüttel 1734.
  • Lucas Cranach. Glaube, Mythologie und Moderne, Hrsg. Heinz Spielmann, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2003, ISBN 978-3-7757-1334-4
  • Nikolaus Müller, Die Funde in den Turmknäufen zu Wittenberg, Magdeburg 1912.
  • Peter Moser, Lucas Cranach – Sein Leben, seine Welt und seine Bilder, Bamberg 2004, ISBN 3-933469-14-7.
  • Werner Schade, Die Malerfamilie Cranach, Dresden 1974.
  • Hans Düfel, Cranach, Lucas der Ältere und der Jüngere, in: Theologische Realenzyklopädie 8 (1981), S. 218-225.
  • Ernst Ullmann, Geschichte der deutschen Kunst 1470–1550, Leipzig 1985.
  • Lexikon der Renaissance, Leipzig 1989, ISBN 3-323-00268-7.
  • Heinrich Kühne, Jutta Strehle, Lucas Cranach der Ältere in Wittenberg, 1993 ISBN 3-9803358-4-4.
  • Claus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff, Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken, Augsburg 1994, ISBN 3-927233-33-1.
  • Edgar Bierende, Lucas Cranach d. Ä. und der deutsche Humanismus. Tafelmalerei im Kontext von Rhetorik, Chroniken und Fürstenspiegeln, München 2002.
  • Richard Muther, Lucas Cranach, ABOD 2006, ISBN 3-8341-0175-3.
  • Andreas Tacke (Hg.): Lucas Cranach d. Ä. – Zum 450. Todesjahr Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, ISBN 9783374024346

Einzelnachweise

  1. http://www.kreuzkirche-hannover.de

Weblinks

Cranachs Signatur

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