Lucius Septimius Severus Pertinax

Lucius Septimius Severus Pertinax
Septimius Severus
Münchner Glyptothek

Lucius Septimius Severus (* 11. April 146 in Leptis Magna; † 4. Februar 211 in Eboracum [heute York]) war römischer Kaiser vom 9. April 193 bis zum 4. Februar 211. Er begründete die Dynastie der Severer und war einer der Kaiser des zweiten Vierkaiserjahres.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aufstieg zum Kaiser

Denar des Septimius Severus

Geboren wurde Septimius Severus in Leptis Magna in der Provinz Africa als Sohn des Publius Septimius Geta und der Fulvia Pia. Er hatte einen Bruder, der ebenfalls Publius Septimius Geta hieß. Seine Familie entstammte der römischen Ritterschaft. Septimius sprach als Muttersprache Punisch. Er befasste sich mit der griechischen und lateinischen Literatur. Zur weiteren Ausbildung ging er nach Rom. Obwohl er nicht die militärische Laufbahn durchlaufen hatte, wurde er aufgrund der Fürsprache eines seiner Verwandten von Kaiser Mark Aurel in den Senatorenstand erhoben.

170 war er quaestor in Rom, im Jahr darauf in Sardinien, 173/174 legatus proconsulis provinciae Africae, 178 Praetor und schließlich Legat (und damit Kommandeur) der Legio IV Scythica. Anschließend verbrachte er einige Zeit in Athen. 190 wurde er Suffektkonsul und erhielt im Jahr darauf von Kaiser Commodus den Befehl über die Legionen in der Provinz Pannonien. Nach der Ermordung von Commodus' Nachfolger Pertinax in Rom am 28. März 193 wurde Severus in Carnuntum am 9. April von den pannonischen Truppen zum Kaiser ausgerufen.

Wohl seit 187 war Septimius Severus in zweiter Ehe mit der aus Syrien stammenden Julia Domna verheiratet, mit der er zwei Söhne hatte, den 188 geborenen Caracalla und den 189 geborenen Geta. Zuvor war er seit etwa 175 mit der Afrikanerin Paccia Marciana verheiratet gewesen, die um 185 gestorben war.

Die Lage im Reich war verworren: In Rom hatte sich nach Pertinax' Tod Didius Julianus das Amt des Kaiser von den Prätorianern erkauft, doch konnte sich Septimius auf die Mehrheit der Legionen im Reich stützen. Septimius überquerte die Alpen, um Rom ohne Widerstand einzunehmen; Didius Julianus war bereits vorher ermordet worden. Septimius löste die Prätorianergarde auf und ersetzte sie durch eine neue, ihm loyale Garde, deren Soldaten ein hohes Donativ erhielten.

Die Legionäre in der Provinz Syria hatten jedoch Mitte April Pescennius Niger als Kaiser ausgerufen, während der Kandidat der in Britannien stationierten Truppen Clodius Albinus war. Septimius musste um die Macht kämpfen und stellte sich demonstrativ in die Nachfolge des ermordeten Pertinax. Auf dem Verhandlungsweg gelang es ihm, Clodius Albinus auf seine Seite zu ziehen, indem er ihn zum Caesar und damit zum künftigen Nachfolger erhob. Darauf konnte er sich Pescennius Niger zuwenden. Dessen Truppen wurden 193/194 in Thrakien und Kleinasien geschlagen. Bei Issos unterlag Niger im März 194 und geriet in Gefangenschaft, in der er kurz darauf getötet wurde. Städte, die zu Niger gehalten hatten, wie Antiochia am Orontes, wurden hart bestraft. Die Provinz Syria wurde zweigeteilt, um eine Machtkonzentration in den Händen des Statthalters zu verhindern. Es kam auch zu einer Christenverfolgung.

Septimius Severus als Kaiser

Aureus des Septimius Severus

Militärische Erfolge im Osten

Septimius Severus blieb nach seinem Sieg über Niger im Osten und führte 195 sowie 197/198 erfolgreich Krieg gegen die Parther. 195 diente die Unterstützung des Niger durch parthische Vasallen als Vorwand für die erfolgreich verlaufende expeditio Parthica. Im Verlauf des Feldzugs kamen die Herrschaften Adiabene und Osrhoene unter römische Kontrolle.

197 wurden für den zweiten Partherkrieg drei neue Legionen ausgehoben. Die römische Offensive stieß auf keinen nennenswerten Widerstand: Die parthische Hauptstadt Ktesiphon wurde wohl Ende 197 (oder Anfang 198) gestürmt, der Partherkönig Vologaeses V. hatte es vorgezogen zu flüchten; nach Cassius Dio (76,9) sollen dabei 100.000 Gefangene gemacht worden sein. Diese Siege im Osten wurden auf dem Septimius-Severus-Bogen verewigt. Anfang 198 nahm er den Beinamen Parthicus maximus an, der auch auf Münzen geprägt wurde; diesen Titel hatte vor ihm Trajan getragen, als dessen Nachfahre Septimius sich nun darstellte. Zwei Vorstöße gegen das strategisch wichtige Hatra scheiterten jedoch.

Im Anschluss an den Partherkrieg blieb Septimius noch einige Zeit im Osten. Er besuchte im Winter 199/200 Alexandria und Ägypten. Ende 200 richtete er die neue Provinz Mesopotamia ein und belegte sie mit zwei Legionen. Anschließend begab er sich 202 nach Rom.

Innenpolitik

Die Beziehungen des Kaisers zum römischen Senat waren gespannt. Er machte sich dadurch unbeliebt, dass er die Macht des Senats beschränkte.

195 erhob sich Clodius Albinus, der sich offenbar mehr von seiner Vereinbarung mit Septimius versprochen hatte und über eine große Anhängerschaft im Senat verfügte, als deutlich wurde, dass Septimius nicht ihn, sondern seine beiden eigenen Söhne als Nachfolger vorgesehen hatte. Albinus wurde zum Staatsfeind (hostis publicus) erklärt und zog seinerseits mit einer Armee nach Gallien, wo er Anfang 197 jedoch in einer sehr blutigen Schlacht unterlag und getötet wurde. Nun war Septimius Severus endgültig Alleinherrscher des Reiches. Mehrere Anhänger des Albinus, darunter Sulpicianus, verloren im Zusammenhang mit dessen Erhebung ihr Leben. Nun gewann das consilium principis an Bedeutung, in welchem vor allem Juristen den Ton angaben. Ebenso spielten die Ritter (equites) in Verwaltung und Militär eine zunehmend wichtige Rolle. Die Heranziehung von ritterlichen Juristen sollte auch für die Entwicklung des römischen Rechts von Bedeutung sein; und die Legionen, die Septimius neu aufstellte, wurden von Rittern kommandiert und nicht, wie zuvor üblich, von Senatoren. Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, die schließlich zum Ausschluss der Senatoren von militärischen Befehlshaberstellen unter Gallienus (um 260) führen sollte.

Demonstrativ wurde die Legio II Parthica bei Rom stationiert und damit die (angesichts der Anwesenheit der Prätorianer ohnehin nur scheinbare) Demilitarisierung Italiens beendet. Septimius stützte sich während seiner gesamten Regierungszeit auf das Militär und belohnte die ihm ergebenen Truppen großzügig, was allerdings zur Geldentwertung beitrug. Zudem gestattete er den Soldaten nun erstmals rechtsgültige Eheschließungen während der Dienstzeit, und besonders verdiente Centurionen konnten nun die ritterliche Laufbahn einschlagen und so sozial weiter aufsteigen. Daneben wurde die Macht des Militärs aber auch eingeschränkt, etwa indem einzelne Kommandeure bzw. Statthalter nun weniger Legionen unter ihrem Kommando hatten; die Zeit, in der mehrere Legionen in einer Provinz stationiert gewesen waren, war vorbei.

Triumphbogen des Septimius Severus

Trotz der Strenge seiner Herrschaft war Septimius bei der Bevölkerung Roms beliebt und hielt formell an der Prinzipatsideologie fest. Er dämmte die Korruption ein und bekämpfte das Räuberwesen in Italien. Als er von seinem Sieg über die Parther zurückkehrte, ließ er einen Triumphbogen errichten, der sich bis heute erhalten hat und seinen Namen trägt. Ein umfangreiches Bauprogramm wurde initiiert, von dem Rom beträchtlich profitierte.

Septimius Severus bemühte sich vor allem um eine innenpolitische Stabilisierung seiner Herrschaft, die er ursprünglich einer Usurpation verdankte. In diesen Zusammenhang gehört seine fiktive Adoption durch Kaiser Mark Aurel, an den er damit anknüpfen wollte. Daher rehabilitierte er den beim Senat verhassten Commodus, ließ ihn sogar unter die Götter erheben und nannte sich divi Marci filius, divi Commodi frater, also „Sohn des vergöttlichten Markus und Bruder des vergöttlichten Commodus“. Seinem älteren Sohn Caracalla, seit 198 Augustus, gab er den neuen Namen Marcus Aurelius Antoninus, um so ebenfalls an das „goldene Zeitalter“ der Antonine anzuknüpfen.

Christenverfolgung

Unter seiner Regierung kam es zu lokalen Christenverfolgungen: Bereits 202 hatte der Kaiser den Übertritt zum Christentum unter Strafe gestellt. Zweifelsohne hielten sich dennoch Christen an seinem Hof auf. Die Christenverfolgungen in Ägypten und in Theben sowie in den Provinzen Africa und im Osten ließ er geschehen, auch wenn die Kirche davon kaum getroffen wurde.

Letzte Jahre und Tod

In den letzten Jahren seiner Herrschaft unternahm Septimius Severus mehrere Feldzüge zum Erhalt des römischen Machtanspruches in Britannien. 208 reiste der schwer von Gicht geplagte Kaiser zusammen mit seinen Söhnen Caracalla und Geta, die seit ihrer Jugend unerbittlich verfeindet waren, nach Britannien. Geta erhielt 209 die zivile Kontrolle über die Provinz, Caracalla den Oberbefehl über das Heer. Das römische Heer stieß von Eboracum weit nach Norden vor. Der Kaiser befahl den Wiederaufbau des Hadrianswalls. Schließlich starb er in Eboracum am 4. Februar 211. Seine letzten Worte an seine beiden Söhne sollen gelautet haben:

Seid einig, bereichert die Soldaten und verachtet alle anderen (Cassius Dio 77,15).

Nach seinem Tod wurde er durch den Senat zum Gott erklärt. Seine Nachfolge traten Caracalla und Geta an, deren Feindschaft nun offen zu Tage trat. Der machtbewusste Caracalla ermordete Geta bald darauf.

Bilanz

Die Herrschaft des Septimius Severus hat sich trotz mancher Schrecken für Senat und Christen stabilisierend auf das Reich ausgewirkt. Er sicherte die Grenzen, die Provinzen profitierten von der Ruhe im Reich. Die Verdrängung von Senatoren aus der Reichsführung war eher eine folgerichtige Maßnahme als eine wirkliche Neuerung. Doch gerade die Ausschaltung des Senats und die Bevorzugung des Militärs brachte Septimius Severus in der zeitgenössischen, vor allem in der senatorischen Geschichtsschreibung einen schlechten Ruf ein.

Quellen

Die wichtigsten historiographischen Quellen sind die oft unzuverlässige Historia Augusta, Cassius Dio (Buch 72ff.; Zählung nach der Ausgabe in der Loeb Classical Library) sowie Herodian (Buch 2 und 3). Mehrere Quellen berichten, dass Septimius Severus auch eine Autobiografie verfasst hat, die aber verloren ist; angeblich wurde sie vom Autor der Historia Augusta benutzt.

Literatur

  • Anthony R. Birley: Septimius Severus.The African Emperor. Batsford, London 1988, ISBN 0-7134-5694-9 (Standardwerk)
  • Michael Grant: The Severans. The changed Roman Empire. London 1996 (sehr knapp und teils überholt)
  • Zeev Rubin: Dio, Herodian, and Severus’ Second Parthian war. In: Chiron 5 (1975), S. 419–441
  • Jörg Spielvogel: Septimius Severus (Gestalten der Antike). Darmstadt 2006, ISBN 3534154266

Weblinks


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