Ludwig I. (Neapel)

Ludwig I. (Neapel)
vor 1382
nach 1382

Ludwig von Anjou, (* 1339; † 21. September 1384 in Bisceglie bei Bari) war ein nicht anerkannter König von Neapel aus dem Haus Anjou.

Er war der zweite Sohn des Königs Johann II. von Frankreich und seiner Frau Bonne von Luxemburg (auch Guta von Luxemburg oder Böhmen genannt), einer Tochter des böhmischen Königs Johann von Luxemburg, des Vaters des späteren Kaisers Karl IV.. Er war Graf und Herzog von Anjou, Graf von Maine, Herzog von Touraine, König von Neapel und Jerusalem, Graf von Provence und Forcalquier.

Ludwig kämpfte 1356 in der Schlacht bei Maupertuis unter dem Kommando seines Bruders Karl V. (auch Dauphin genannt). Es wurde hart gekämpft und mitten in der Konfrontation floh die ganze Gruppe. Sie verhinderten somit ihre Gefangennahme seitens der Engländer. König Johann II. und Ludwigs jüngerer Bruder Philipp II. dagegen wurden von Edward, dem „Schwarzen Prinzen“, gefangengenommen. Am 8. Mai 1360 kam es zum Friedensvertrag von Brétigny zwischen Frankreich und England. Der ausgehandelte Vertrag bestimmte, dass Johann II. gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen werden sollte. Als Garantie für die Zahlung des Lösegeldes sollten 40 adlige Geiseln übergeben werden. Ludwig, der schon Herzog von Anjou war, war in dieser Gruppe und segelte im Oktober 1360 nach England. Frankreich war aber in keiner guten wirtschaftlichen Lage und weitere Schuldenraten wurden aufgeschoben. Infolgedessen dauerte Ludwigs englische Haft viel länger als die erwarteten sechs Monate. Er bemühte sich, seine Freiheit in einer privaten Verhandlung mit Eduard III. von England auszuhandeln und, als dies scheiterte, entschied er zu fliehen. Nach Frankreich zurückgekehrt, warf ihm sein Vater sein unritterliches Verhalten vor. Johann II. fühlte sich entehrt; seine Lösegeldzahlungen, die im Rückstand waren, zwangen ihn nach England in die Gefangenschaft zurückzukehren, um seine Ehre wiederzugewinnen.

Von 1380 bis 1382 regierte Ludwig mit seinen Brüdern Johann von Berry und Philipp von Burgund in der Regierung der Herzöge für seinen Neffen, König Karl VI. von Frankreich; er verließ aber Frankreich, um den Thron Neapels nach dem Tod der Königin Johanna I. zu beanspruchen. Da sie kinderlos war und nicht wünschte, ihr Erbe der nahen Verwandtschaft zu überlassen, adoptierte sie ihn. Während er es geschafft hatte, ihr nach ihrer Ermordung (1382) durch Karl II. von Ungarn (ihr Cousin zweiten Grades) als Graf von Provence und Forcalquier zu folgen, schaffte er es nicht das Königreich Neapel von Karl II. von Ungarn wiederzugewinnen.

Er starb 1384 in Bari. Seinen Thronanspruch vererbte er seinem Sohn Ludwig II..


1360 heiratete er Maria von Blois († 1404). Sie hatten die folgenden Kinder:

  1. Marie (* 1370–† nach 1383)
  2. Ludwig II. von Anjou (* 1377–† 1417)
  3. Karl (* 1380–† 1404, Angers), Fürst von Tarent, Graf von Roucy, Étampes und Gien

Siehe auch: Liste der Herrscher von Neapel

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.



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