- Ludwig der deutsche
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Ludwig II. (* um 806; † 28. August 876 in Frankfurt am Main), genannt Ludwig der Deutsche (Ludovicus II Germanicus), aus der Familie der Karolinger war von 840 bis 876 ostfränkischer König.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ludwig war der dritte Sohn Ludwigs des Frommen und der Irmingard. In der ersten Reichsteilung seines Vaters, der sogenannten Ordinatio imperii von 817, erhielt er Baiern und die nach Osten hin angrenzenden Länder als Unterkönigtum. Ab 825 war er in diesem Reich tatsächlich als Herrscher nachweisbar und nannte sich selbst „König der Baiern“. In die Streitigkeiten seiner Brüder mit dem Vater wegen der nachträglichen Ausstattung des jüngsten Sohnes (Karl der Kahle, aus zweiter Ehe Ludwigs mit Kaiserin Judith) mit einem Herrschaftsteil mischte er sich bis 831 kaum ein. Erst 833 empörte er sich mit seinen Brüdern Lothar und Pippin gegen den Vater. Nach dessen Sturz und der Teilung des Reiches unter den siegreichen Brüdern urkundete Ludwig als selbstständiger rex. Entrüstet über Lothars hartes Benehmen gegen den Vater fiel er jedoch von seinem Bruder ab und setzte 834 Ludwig den Frommen wieder ein.
Bei der Reichsteilung nach Pippins Tod 839 übergangen, erhob er sich 840 von neuem gegen seinen Vater, der am 20. Juni des Jahres starb. Nun begann unter den Brüdern ein mehrjähriger Krieg um das Erbe, welches sich Lothar gern allein zugeeignet hätte. Ludwig und Karl verbündeten sich daher gegen denselben, schlugen ihn 841 bei Fontenoy und nötigten ihn, nachdem Ludwig vorher noch die von Lothar zur Empörung gereizten Sachsen wieder unterworfen und 842 im Februar in Straßburg sein Bündnis mit Karl erneuert hatte, zum Vertrag von Verdun (843), durch welchen Ludwig Ostfranken bis zum Rhein und überdies Mainz, Speyer und Worms zuerkannt wurden.
In diesem Bereich erwies sich Ludwig als effizienter Herrscher, dem es in den verbleibenden Jahren bis zu seinem Tod gelang, dem zunächst als künstliches Gebilde im Zuge der Erbauseinandersetzungen geschaffenen Reich einen starken Zusammenhalt zu geben. Auf diese Weise konnte, trotz einiger späterer Reichsteilungen, das Ostfränkische Reich zum Vorläufer des späteren Deutschen Reichs im Mittelalter werden.
Schon in seiner früheren Zeit der Statthalterschaft in Baiern, seit 825, hatte Ludwig wiederholt Kämpfe mit den von Südosten her andrängenden Bulgaren und mit einzelnen slawischen Völkerschaften, den slawischen Stämmen Böhmens , den Sorben und Moraven, zu bestehen (siehe auch Großmähren); mehr aber noch machten ihm nach seinem Regierungsantritt die Einfälle der Normannen in die Rheinlande und nach Friesland zu schaffen.
Nach Lothars II. Tod 869 – das Mittelreich war nach dem Tod Lothars I. 855 unter dessen Söhnen Ludwig II. und Lothar II. aufgeteilt worden – erwarb Ludwig im Vertrag von Meersen vom 22. Januar 870 die östliche Hälfte von Lotharingien. Dagegen kam ihm Karl der Kahle nach Ludwigs II. Tod 875 als dessen Erbe in Burgund und Italien in der Bewerbung um die Kaiserkrone zuvor. Ludwig rächte sich durch einen verheerenden Einfall in Westfranken.
Er starb am 28. August 876 in Frankfurt am Main und wurde im Kloster Lorsch begraben. Er hinterließ von seiner Gemahlin Hemma, die er 827 geheiratet hatte, drei Söhne, Karlmann, Ludwig, genannt der Jüngere, und Karl III., auch der Dicke genannt, unter die er schon 865 sein Reich so geteilt hatte, dass Karlmann Baiern, Ludwig Ostfranken und Sachsen, Karl Alemannien erhielt, und vier Töchter namens Hildegard, Irmgard und Berta, die in den Kirchendienst traten, und Gisla, von der nichts weiter bekannt ist.
Rezeption
Otfrid von Weißenburg widmete Ludwig sein deutsches Evangelienbuch, das deutsche Gedicht Muspilli soll er möglicherweise selbst aufgeschrieben haben. Ludwig ist der Begründer des ostfränkischen, später des Heiligen Römischen Reichs. In zeitgenössischen Quellen aus Westfranken wurde er gelegentlich als „rex Germanorum“ oder „rex Germaniae“ apostrophiert. Dieser Sachverhalt erfuhr im 19. Jahrhundert eine verfrühte nationalgeschichtliche Umdeutung, die Ludwig den Beinamen „der Deutsche“ einbrachte. Dieser Beiname ist also anachronistisch und deshalb anders als beispielsweise der Karls des Großen auch urkundlich nicht erwähnt.
Nachkommen
Ludwig war seit 827 mit Hemma, der jüngeren Schwester seiner Stiefmutter, der Kaiserin Judith, verheiratet. Mit ihr hatte er sieben Kinder.
- Hildegard (* 828; † 856/59), Äbtissin in der Abtei Münsterschwarzach von 844 bis 853/57 dann in der Abtei Fraumünster in Zürich 853 bis 856/59.
- Karlmann (* vermutlich 830; † 29. November 880 in Altötting), Unterkönig in Bayern ab 865 und nach 876, König von Italien 877–879
- Ludwig III. der Jüngere (* um 835 ; † 20. Januar 882 in Frankfurt am Main), Unterkönig in Franken, Sachsen und Thüringen ab 865 und nach 876, Unterkönig in Bayern ab 879
- Karl III. der Dicke (* 839; † 13. Januar 888 in Neudingen), Unterkönig in Alemannien (Schwaben) ab 865 und nach 876, König von Italien ab 879, römischer Kaiser 881, ostfränkischer König 882, westfränkischer König 885
- Irmgard bzw. Irmengard (* um 830/833 in Regensburg; † 16. Juli 866 in Frauenchiemsee), Äbtissin im Benediktiner-Kloster Frauenchiemsee vor 857 bis vermutl. 866
- Bertha († 26. März 877), Äbtissin im der Abtei Münsterschwarzach von 853/857 bis 877 und in der Fraumünsterabtei in Zürich 857 bis 877.
- Gisela (Lebensdaten unbekannt)
Literatur
- Boris Bigott: Ludwig der Deutsche und die Reichskirche im Ostfränkischen Reich: (826–876), Husum 2002, ISBN 3-7868-1470-8. (Rezension)
- Ernst Dümmler: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Erster Band. Ludwig der Deutsche bis zum Frieden vom Koblenz 860. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1960 (Nachdruck der 2. Auflage von 1887; alte, aber grundlegende Darstellung).
- Ernst Dümmler: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Zweiter Band. Ludwig der Deutsche vom Koblenzer Frieden bis zu seinem Tode (860–876). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1960 (Nachdruck der 2. Auflage von 1887; alte, aber grundlegende Darstellung).
- Eric J. Goldberg: Struggle for Empire. Kingship and Conflict under Louis the German. 817–876. Cornell University Press, Ithaca 2006, ISBN 0-8014-3890-X (Rezension)
- Wilfried Hartmann: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag, Darmstadt 2002, ISBN 3-89678-452-8 (Rezension).
- Wilfried Hartmann (Hrsg.): Ludwig der Deutsche und seine Zeit. Darmstadt 2004 (Aufsatzsammlung mit 11 Beiträgen renommierter Mediävisten, Ergänzung zur Biographie von Wilfried Hartmann von 2002), ISBN 3-534-17308-2 (Rezension).
Weblinks
- Literatur von und über Ludwig der Deutsche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ludwig der Deutsche. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Ludwig der Deutsche. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 417–446.
- Theodor Schieffer: Ludwig der Deutsche. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 318–323.
- Urkunde Ludwigs des Deutschen für Kloster St. Emmeram in Regensburg, 18.8.831 als Fotografie in den Beständen des Lichtbildarchivs älterer Originalurkunden an der Philipps-Universität Marburg mit Wiedergabe des Siegels.
Vorgänger Amt Nachfolger Ludwig der Fromme König des Ostfrankenreichs
843-876Karl III. Herzog von Bayern
829–865Karlmann Personendaten NAME Ludwig der Deutsche KURZBESCHREIBUNG fränkischer König GEBURTSDATUM um 806 STERBEDATUM 28. August 876 STERBEORT Frankfurt am Main
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