Antoni van Leeuwehoek

Antoni van Leeuwehoek
Antoni van Leeuwenhoek
Mikroskopischer Schnitt durch ein einjähriges Eschenholz, erstellt von Antoni van Leeuwenhoek.

Antoni van Leeuwenhoek [ˈantoːnɛɪ̯ ˈvɑn ˈleːwənhuk] (auch Anthonie oder Antonie; *  24. Oktober 1632 in Delft; 4. November 1632 getauft als Thonis Philipszoon; † 27. August 1723 ebenda) war ein niederländischer Naturforscher und Mikroskopbauer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leeuwenhoek war Sohn eines Korbmachers, der 1638 früh verstarb. Er nannte sich später „van Leeuwenhoek“, da sein Geburtshaus in Delft am Leeuwenpoort, dem „Löwentor“, lag. Die Mutter, Tochter eines Bierbrauers, schickte ihren Sohn auf ein Gymnasium in der Nähe von Leiden. Der Onkel führte ihn in die Grundlagen der Mathematik und Physik ein. 1648 schickte ihn seine Mutter nach Amsterdam, um ihn Buchhalter werden zu lassen. Stattdessen nahm er dort eine Stelle bei einem schottischen Tuchhändler an. Im Jahr 1654 kehrte er nach Delft zurück, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er kaufte sich ein Haus, eröffnete einen Tuchladen und nahm die Stelle eines Kammerherrn des städtischen Gerichtshofs an. Als zuverlässige und kluge Person wurde er 1679 zum Eichmeister für alkoholische Getränke ernannt, (schon 1669 war er als Landvermesser zugelassen (vgl. Meyer 1998: 15-24)). Er war mit dem Maler Jan Vermeer befreundet und, nach dessen Tod 1675, sein Nachlassverwalter. Da die Gelehrtenbilder von Vermeer Der Astronom und Der Geograph eine große Ähnlichkeit mit van Leeuwenhoek aufweisen, besteht die Möglichkeit, dass der Wissenschaftler Modell für die beiden Gemälde gestanden hat.

Wirken

Leeuwenhoek konnte es sich leisten, seinem Hobby nachzugehen, der Mikroskopie. Er erlernte die Kunst des Linsenschleifens und baute seine eigenen Mikroskope. Das Mikroskop aus zusammengesetzten Linsen, wie wir es heute kennen, war zwar schon vor Leeuwenhoeks Geburt in Gebrauch, vor allem die Linsen wiesen jedoch Mängel auf. Sie waren unzureichend geschliffen und besaßen Einschlüsse, sodass die Mikroskope vor allem im höheren Auflösungsbereich schlechte Ergebnisse lieferten; er aber baute solche, die aus jeweils nur einer winzigen Linse bestanden, die dafür von perfekter Qualität war. Mit diesen erreichte er Vergrößerungen bis zum 270-fachen, was die Leistung der ersten mehrlinsigen Mikroskope bei weitem übertraf.

Seine winzigen, bikonvexen Linsen montierte er zwischen Messingplatten und hielt sie nahe an das Auge. Damit konnte er Objekte, die er an Nadelspitzen befestigt hatte, betrachten. Im Jahr 1668 bestätigte er die Entdeckung des Kapillarsystems (siehe Blutkreislauf) durch den italienischen Anatomen Marcello Malpighi und zeigte, wie rote Blutkörperchen durch die Kapillaren eines Kaninchenohres und eines Froschbeines zirkulierten; 1674 lieferte er die erste genaue Beschreibung von roten Blutkörperchen. Diese waren 1658 von seinem Kollegen und Konkurrenten in der mikroskopischen Forschung Jan Swammerdam entdeckt worden. 1675 beobachtete er Protozoen und Bakterien – beide nannte er animalcules – im Teichwasser, Regenwasser und im menschlichen Speichel. Diese Beobachtung wurde jedoch zunächst von der Royal Society mit außergewöhnlichem Spott kommentiert. Die Überprüfung seiner Angaben bestätigte diese jedoch, sodass er 1680 zum Mitglied ernannt wurde; er nahm aber nie an einem Treffen teil. 1677 beschrieb er Spermatozoen (Samenzellen) von Insekten und Menschen und widersprach der vorherrschenden Theorie von der Spontanzeugung der kleinsten Lebewesen. Er wies nach, dass sich Kornkäfer, Flöhe und Muscheln aus Eiern entwickeln und nicht, wie man damals glaubte, spontan aus Schmutz oder Sand. Er beschrieb weiter die Querstreifung der Muskulatur und das Netzwerk, das die Zellen des Herzmuskels bilden. 1683 entdeckte er Bakterien im eigenen Zahnbelag und dem von Kontrollpersonen.

Das Geheimnis seiner Mikroskope

Leeuwenhoek fertigte über 500 Mikroskope an, einige innerhalb kürzester Zeit. Dagegen ist das Schleifen einer Linse ein sehr langwieriger Prozess. Seine Methode hat er nie veröffentlicht, es wird allerdings vermutet, dass die Linsen erschmolzen wurden und nicht ausschließlich durch Schleifen entstanden. Er könnte einen Stab aus Kalk-Natron-Glas in der Mitte erhitzt und durch Auseinander ziehen der Stabenden das Glas zu einem dünnen Haar gedehnt haben. Wird ein solches Haarende erneut erhitzt, entsteht eine winzige Glaskugel, die Linse des Mikroskopes. Zudem wird vermutet, dass er neben den wackeligen einlinsigen Modellen auch mehrlinsige Mikroskope mit Stativ verwendet hat.

Entdeckungen

Er beschrieb drei Bakterienformen: Bazillen, Kokken und Spirillen. Er hütete die Kunst des Linsenherstellens jedoch als Geheimnis, so dass Bakterien erst wieder beobachtet werden konnten, als es im 19. Jahrhundert gelang, bessere mehrlinsige Mikroskope zu bauen.

Leeuwenhoek hatte nicht studiert, sondern nur seinen Beruf erlernt. Er konnte daher auch kein Latein, in dem damals alle wissenschaftlichen Arbeiten veröffentlicht wurden. Bis ins Jahr 1673 nahm die Welt keine Notiz von ihm. Im April dieses Jahres berichtete Reinier De Graaf, ein in Delft geborenes Mitglied der Royal Society of London, dieser von der hervorragenden Qualität der Mikroskope van Leeuwenhoeks. Von diesem Zeitpunkt an wurde ihm erlaubt, seine Arbeiten an die Royal Society zu senden. Er empfing Besuche von bedeutenden Persönlichkeiten wie der englischen Königin Anne, dem Zaren von Russland Peter der Große und Leibniz.

Während das Teleskop sofort zu Beobachtung des Weltalls und zum Entdecken von bis dahin unsichtbaren Details und Himmelskörpern eingesetzt wurde, kam vor Leeuwenhoek kaum jemand auf die Idee, mit Mikroskopen nach Strukturen oder Objekten zu suchen, die so klein sind, dass sie mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Bis dahin beschränkte man sich darauf, kleine, aber sichtbare Objekte wie z. B. Insekten mit Linsen zu untersuchen. Leeuwenhoek dagegen entdeckte das Reich des mikroskopisch Kleinen (animalcula). Möglicherweise entwickelte er auch eine Camera obscura, was die Detailpräzision der Werke seines Freundes Jan Vermeer erklären könnte. Nach seinem Tod überließ er 26 seiner Mikroskope der Royal Society.

Literatur

  • Robert D. Huerta: Giants of Delft: Johannes Vermeer and the natural philosophers; the parallel search for knowledge during the age of discovery. Bucknell University Press, Lewisburg, Pa., U.S.A. 2003, ISBN 0-8387-5538-0.
  • Clifford Dobell: Antony van Leeuwenhoek and his “Little Animals”. John Bale, Sons and Danielsson, London 1932; Nachdruck: Dover, New York 1960, ISBN 0-486-60594-9.
  • Klaus Meyer: Geheimnisse des Antoni van Leeuwenhoek. Pabst Science Publishers, Lenerich 1998, ISBN 3-931660-89-3.

Weblinks


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