- Luitpoldhütte AG
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Die Luitholdhütte AG ist eine Gießerei im oberpfälzischen Amberg. Neben dem verbliebenen Rest der Maxhütte (Sulzbach-Rosenberg) ist es das letzte größere Unternehmen der Schwerindustrie in der Region. Der Firmenname bezieht sich auf den bayerischen Prinzregenten Luitpold von Bayern, zu dessen 90. Geburtstag die "Amberger Hütte" in Luitpoldhütte umbenannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erzabbau um Amberg
Das Umland von Amberg war im Mittelalter ein wichtiges Zentrum des Eisenerzabbaus und Verhüttung. Eine erste Nennung des Erzabbaus geht bis auf das Jahr 1270 zurück. Das wichtigste Abbaugebiet, der Amberger Erzberg, war bis 1621 im Besitz der Stadt Amberg. In den Folgejahren gelang es den Landesherrn in München immer mehr Einfluss zu nehmen, bis 1792 Amberg keinerlei Rechte mehr besaß. Mit der Verfassung von 1818 ging der Bergbau in den Besitz des Königreichs Bayern über.
Beziehung zur Maxhütte
Die beginnende Industrialisierung Bayerns brachte eine rasant steigende Nachfrage nach Eisenerz mit sich. Im benachbarten Sulzbach-Rosenberg wurde 1853 zudem die "Private Eisenwerk-Gesellschaft Maxhütte" gegründet. Die Beziehung zwischen beiden Gesellschaften verlief jedoch alles andere als reibungslos, dabei sollten sich beide ergänzen. Zuerst stellte Amberg die Lieferungen ein, da lukrativere Angebote vorlagen, dann erschloss die Maxhütte eigene Eisenerz-Lagerstätten und kaufte nur noch zu Spitzenzeiten von Amberg. Die Abhängigkeit des Amberger Bergbaus von der Maxhütte zeigt sehr anschaulich das Geschäftsjahr 1879: 635 Tonnen an Erz wurden verkauft, noch zwei Jahre zuvor wurden alleine an die Maxhütte 25.300 Tonnen geliefert.
Amberger Hütte
Um sich aus der Abhängigkeit der Maxhütte zu lösen wurden verschiedene Modelle diskutiert. Die Bayerische Regierung lehnte einen Verkauf des Bergbaus an die Maxhütte ab, vielmehr gab es sogar Pläne ein eine eigene Stahlproduktion aufzubauen. Die Gesellschafter der Maxhütte setzten alles daran genau dies zu verhindern und nach langen Diskussionen im Bayerischen Landtag wurde ein Mittelweg gefunden: Der Bau eines Hochofens in Amberg. 1882 erfolgte der Spatenstich, am 28. September 1883 floss das erste Roheisen. Dieser Tag gilt als Gründungsdatum der Amberger Hütte.
Die Geschäftsentwicklung der Amberger Hütte verlief in den Folgejahr sehr positiv und es wurden ergänzende Geschäftsbereiche aufgebaut. 1890 wurde eine Schlackenziegelei errichtet, 1899 eine Gaskraftanlage fertig gestellt und ab 1909 der Kalksteinbruch in Theuern erschlossen. 1908 wurde vom Landtag der Errichtung einer Rohr- und Handelsgießerei zugestimmt. Ein zweiter Hochofen wurde 12. März 1911 in Betrieb genommen und die Amberger Hütte zu Ehren des Prinzregenten Luitpold in Luitpoldhütte umbenannt. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde der dritte Hochofen angeblasen.
Ab 1915 wurde auf Kriegsproduktion umgestellt. Im Jahr 1918 war die Belegschaft auf 1.200 Menschen angewachsen, darunter ungefähr 400 Frauen und weit über 500 Kriegsgefangene.
Luitpoldhütte AG
Das politische Chaos und der wirtschaftliche Niedergang der Nachkriegszeit erfasste auch die Luitpoldhütte. In den 1920er Jahren kam es immer wieder zu Streiks und Protestmaßnahmen der Arbeiter. 1924 schloss die Betriebsleitung die Luitpoldhütte sogar für mehr als einen Monat.
1927 wurde die Luitpoldhütte, die bisher als Amt geführt wurde, in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und in die neu gegründete Bayerische Berg-, Hütten und Salzwerke AG (BHS) eingebracht. Alleiniger Gesellschafter war der Freistaat Bayern.
Die Weltwirtschaftskrise führte auf der Luitpoldhütte zu weiteren Entlassungen. Erst 1937 erreichte die Luitpoldhütte wieder Belegschaftszahlen wie zuletzt am Ende des 1. Weltkrieges. Nachdem die deutsche Wirtschaft in planmäßig auf Kriegswirtschaft getrimmt wurde, musste die BHS 1938 die Luitpoldhütte an die Reichswerke Hermann Göring Linz gegen 5,8 Millionen Reichsmark abtreten. Eine Umstrukturierung der Reichswerke ordnete die Luitpoldhütte den Reichswerken Salzgitter zu.
Kriegswirtschaft
Die Luitpoldhütte AG galt zwar als kriegswichtig, Rüstungsgüter wurden jedoch nicht direkt hergestellt. Das Unternehmen profitierte jedoch stark von der Einbindung in den Reichswerkeverbund. Gleichzeitig hatte es immer mehr mit Arbeitskräftemangel zu kämpfen. Die Lücke, die durch Einberufung von Arbeitern in die Reichswehr entstand, sollten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene schließen. 1944 wurden von den über 2.000 Beschäftigten 616 als Kriegsgefangene geführt, was in etwa der Zahl der eingezogenen Arbeiter entspricht. Am 14. April 1945 wurden die Werke der Luitpoldhütte bei Bombenangriffen stark beschädigt. Etwa 70 Beschäftigte verloren dabei ihr Leben.
Nachkriegszeit und Neugründung
Nachdem die Betriebe der Luitpoldhütte zuerst unter amerikanischer Verwaltung standen und von einer Demontage verschont blieben, erreichte die BHS eine Lösung der Luitpoldhütte aus den Reichswerken. 1952 erfolgte eine Neugründung der Luitpoldhütte AG mit veränderter Gesellschafterstruktur. 74 Prozent hielten die bundeseigenen Salzgitter AG, 26 Prozent der Freistaat Bayern. Mit dem Wirtschaftswunder kam auch der Schwung in die Nachfrage nach Eisenprodukten. Doch schon in den frühen 1960igern zeigten sich erste Schwächen. 1964 wurde der Erzabbau, 1968 der Hochofenbetrieb endgültig eingestellt. Zwischen 1964 und 1968 gingen 1.000 der vormals 2.300 Arbeitsplätze verloren. Die Luitpoldhütte beschränkte sich hauptsächlich auf die Handels- und Schleudergießerei.
Häufige Besitzerwechsel
1970 wurden Gewinne erzielt und die Expansion, auch durch Zukauf von Unternehmen, vorangetrieben. Doch schon 10 Jahre später stand die Luitpoldhütte vor dem Konkurs. Freistaat und Salzgitter AG mussten Kapital nachschießen.
Am 1. Oktober 1985 übernahm die Halberghütte in Saarbrücken 51 Prozent der Aktien und war damit Hauptanteilseigner. Bis 1987 wurden über 300 Stellen gestrichen. 1988 wurde die Luitpoldhütte der neu gegründeten Halberg Guss GmbH zugeordnet. Diese wurde 1991 an die französische Valfond veräußert. Valfond erwirbt 1994 die restlichen bei der Salzgitter AG verbliebenen Anteile und kann so 1995 die Aktienmehrheit von 74 Prozent an Novaterra veräußern.
Farina BV und Jean-Pierre Derimay heißen 2002 die neuen Mehrheitsaktionäre, die 2008 an die die Aktien an die russische Agromash Holding weitergeben.
Positionierung
Die Luitpoldhütte AG gehört heute zu den leistungsfähigsten Gießereien für Kleinserien in Europa. Die 385 Mitarbeiter erwirtschaften im Geschäftsjahr 2006/2007 einen Umsatz von 72 Millionen Euro. Das Unternehmen ist mit seinen Produkten in den Marktsegmenten, Landmaschinenbau, Off-Highway-Fahrzeuge, Baumaschinen und Flurförderfahrzeuge, Getriebebau, Dieselmotoren sowie Kälte- und Klimaanlagenbau (Kompressorengehäuse) vertreten.
Quellen
- Anne Dreesbach / Michael Kamp: Luitpoldhütte: 125 Jahre Eisen aus Amberg. August Dreesbach Verlag 2007
- Volker Nichelmann: Der Amberger Erzberg und die Luitpoldhütte von 1800 bis 1945. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg. 126. Band 1986, S. 99-343
Weblinks
49.46554411.83603Koordinaten: 49° 27′ 56″ N, 11° 50′ 9,7″ O
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