Lyophilisierung

Lyophilisierung

Die Gefriertrocknung, auch als Lyophilisation oder Sublimationstrocknung bezeichnet, ist ein Verfahren zur schonenden Trocknung hochwertiger Produkte. Bei der Gefriertrocknung verdampfen die Eiskristalle direkt ohne den Übergang in den flüssigen Zustand. Das Endprodukt der Gefriertrockung wird als Lyophilisat bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Veranschaulichung verschiedener Trocknungsverfahren.

Die Gefriertrocknungsanlage besteht aus zwei Kammern, die miteinander verbunden und durch ein Ventil verschließbar sind. Das zu trocknende Produkt steht auf einer beheiz- und kühlbaren Stellfläche (Horden) und wird zuerst bei Normaldruck tiefgefroren. In der zweiten Kammer ist eine Rohrschlange (Kondensator) eingebaut, die von einer kalten Sole oder einem Kältemittel durchströmt wird. Im nächsten Schritt der Primärtrocknung wird das im Gut enthaltende Wasser sublimiert. Das beruht auf dem Prinzip, dass Wasser auch im gefrorenen Zustand einen ausreichend hohen Dampfdruck hat, um direkt vom gefrorenen in den gasförmigen Zustand überzugehen. Dazu wird ein Vakuum angelegt und gleichzeitig leicht erwärmt. Bei der Sublimation wird Energie verbraucht, da diese Energie aus der Umgebungstemperatur bezogen wird, würde sich die Temperatur in der Trocknungskammer im Laufe des Prozesses erniedrigen. Um die Temperatur konstant zu halten, ist also ein leichtes Erwärmen nötig. Damit wird dem System die entzogene Sublimationswärme wieder hinzugefügt. Im Verlauf des Trocknungsprozesses besteht die Atmosphäre in den Kammern fast ausschließlich aus Wasserdampf, der sich als Eis auf den kalten Rohrschlangen des Kondensators niederschlägt. Im weiteren Prozess folgt noch die Sekundärtrocknung, bei der durch weiteres Erwärmen stärker gebundenes Wasser aus dem Produkt entfernt wird.

Für die Kühlung wird entweder ein Kälteträger (z. B. Silikonöl) eingesetzt oder es erfolgt die direkte Beaufschlagung mit einem Kältemittel (typisch: Stickstoff oder Kohlenstoffdioxid). Die Temperaturen des Kondensators liegen typischerweise bei −60 °C bis −80 °C. In großindustriellen Anlagen werden oft Absorptionskälteanlagen mit dem Kältemittel Ammoniak verwendet. Der Kondensator kann durch Wasserdampf abgetaut werden, nachdem die Verbindungsklappe geschlossen wurde. Die Gefriertrocknung ist ein Batchprozess, da die Produkte chargenweise getrocknet werden.

Anwendungen

Ein bekanntes Beispiel aus der Lebensmittelbranche ist die Gefriertrocknung von Kaffee zu löslichem Kaffee-Granulat (zum Beispiel Nescafé) und von anderen Instantpulver-Getränken. Auch Früchte für Müsli-Flocken werden gefriergetrocknet und behalten so ihre Farbe und ihren Geschmack. Des Weiteren wird es bei Kräutern und Gewürzen angewandt, um sie länger haltbar zu machen, wobei die ätherischen Öle als Geschmacksträger erhalten bleiben.

Ein weiterer Einsatzbereich ist die Trocknung von pharmazeutischen Produkten. Die Pharmaindustrie verwendet dieses Verfahren, um Arzneistoffe zu trocknen, die in Wasser gelöst nicht lange haltbar wären. Vor der Einnahme werden die Medikamente wieder in Wasser aufgelöst (zum Beispiel Antibiotika und neuere biotechnologisch hergestellte Arzneistoffe). Vorteilhaft sind vor allem bei Parenteralia die schnellen Lösungseigenschaften der gefriergetrockneten Substanzen, die durch die amorphe Struktur und der damit zusammenhängenden leichten Benetzbarkeit und der hohen spezifischen Oberfläche der gefriergetrockneten Produkte zustande kommen.

Das Verfahren der Gefriertrocknung lässt sich bei allen sortenreinen Papieren anwenden. Dies funktioniert auch dann, wenn das Papier zu Büchern gebunden ist oder in Form eines Dokumentes vorliegt.

Anwendung findet die Gefriertrocknung weiterhin auch in der Archäologie (zum Beispiel bei feuchtem Holz oder Leder), für gefriergetrocknete Blumen, bei Tierpräparatoren, in Bibliotheken und bei Restauratoren (wassergeschädigte Dokumente).

Die Gefriertrocknung findet ebenso Einsatz in der Lebensmittelanalytik. So wird zum Beispiel Obst oder ähnliche Lebensmittel, die einen hohen Wassergehalt haben (Melonen), vor der Analyse das Wasser entzogen.

Eine verbreitete Anwendung in der Keramikherstellung ist die Trocknung keramischer Pulver, z.B. nach einer Mahlung in Wasser.

Die Gefriertrocknung kann auch als eine besonders ökologische, jedoch in Deutschland nicht zulässige Form der Bestattung vorgenommen werden.

Nachteile der Gefriertrocknung sind allerdings der enorme Energieaufwand und die teuren, aufwändigen Apparaturen. Deshalb ist dieses Verfahren nur bei sehr hochwertigen oder nicht anders konservierbaren Produkten überhaupt lohnend.

Vorindustrielle Verfahren

Die Gefriertrocknung von Kartoffeln wurde in den Ursprungsländern der Kartoffel traditionell zur Entgiftung des Lebensmittels angewandt, solange noch keine züchterisch alkaloidfreien Sorten zur Verfügung standen. Das Produkt der Gefriertrocknung von Kartoffeln wird in den Anden als "Chuño" bezeichnet. Die Kartoffeln werden im Hochland von Peru und Bolivien nachts über längere Zeit dem Frost bei etwa minus zehn Grad ausgesetzt und tagsüber mit Stroh abgedeckt. Nach einiger Zeit werden sie gewässert und erneut gefroren.

Vorteile

  • die ursprüngliche Struktur des Trocknungsgutes bleibt erhalten z.B. bei Pflanzen, Papier etc.
  • schonende Trocknung durch geringere Trocknungstemperaturen
  • keine Ausblutung von Druckfarben
  • Aromastoffe bleiben besser erhalten als bei herkömmlichen Trocknungsverfahren
  • sehr empfindliche Papiere können mit diesem Verfahren getrocknet werden
  • bessere Qualität vor allem bei Lebensmitteln
  • durch die poröse Struktur des Produktes sehr schnelle Auflösung bei gefriergetrockneten Lösungen

Nachteile

  • bei diesem Verfahren ist ein sehr hoher Energieeintrag nötig
  • die Anschaffungskosten für die benötigten Anlagen sind sehr hoch
  • großer Zeitaufwand im Gegensatz zu anderen Trocknungsarten
  • an den einzelnen Papierfasern können ungleichmäßige Spannungen auftreten; dies kann ein Wellen beziehungsweise Verziehen der Bücher zur Folge haben - bei starken Bucheinbänden oder dicken Kartonagen ist dieser Effekt besonders ausgeprägt

Siehe auch

Weblinks


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