M-Paisa

M-Paisa
Werbeplakat zur Einführung von M-Pesa in Tansania

M-Pesa ist ein von der kenianischen Mobilfunkfirma Safaricom in Kooperation mit dem Kommunikationsunternehmen Vodafone entwickeltes und Anfang 2007 in Kenia eingeführtes System für die Abwicklung von grundlegenden Funktionen des Geldtransfers und des privaten bargeldlosen Zahlungsverkehrs über Mobiltelefone ohne die Notwendigkeit eines regulären Bankkontos. Es ermöglicht den Nutzern über als M-Pesa-Agents bezeichnete Händler die Ein- und Auszahlung von Bargeld auf ein elektronisch geführtes Guthaben. Auf dieser Basis können dann direkte bargeldlose Übertragungen vom eigenen M-Pesa-Guthaben an andere M-Pesa-Nutzer und Übertragungen von Geld an Personen ohne eigenes M-Pesa-Guthaben durch Abwicklung über einen M-Pesa-Agent durchgeführt werden.

Die Beziehung „M-Pesa“ setzt sich zusammen aus dem Kürzel „M“ für mobile und dem aus dem Swahili stammenden Wort „Pesa“ für Bargeld. Anfang 2008 wurde von Vodafone und der Mobilfunkfirma Roshan unter der Bezeichnung M-Paisa mit dem Aufbau eines vergleichbaren Dienstes in Afghanistan begonnen, Vodafone plant darüber hinaus die Einführung in weiteren Ländern wie Tansania und Äthiopien.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

Als Agents fungieren bei M-Pesa beispielsweise die Niederlassungen der Firma Safaricom, die Inhaber von Tankstellen und Supermärkten oder die Betreiber von Internetcafés. Neben der bargeldlosen Übertragung zwischen M-Pesa-Agents und M-Pesa-Kunden sowie zwischen verschiedenen M-Pesa-Kunden besteht für M-Pesa-Kunden auch die Möglichkeit, ein als Airtime bezeichnetes Prepaid-Gesprächsguthaben zu kaufen, das durch eine direkte Übertragung an andere Safaricom-Kunden als Ersatzwährung fungieren kann. Eine weitere verbreitete und vom Anbieter nicht vorhergesehene Anwendung ist die Nutzung des M-Pesa-Guthabens als elektronische Geldbörse durch Ein- und Auszahlung von größeren Geldbeträgen zum sicheren Transfer während einer Reise.

M-Pesa fungiert damit in zunehmenden Umfang als Alternative zu einem regulären Bankkonto beziehungsweise einer Kreditkarte sowie anderen Formen des Geldtransfers und des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Deren Nutzbarkeit ist in Kenia insbesondere im ländlichen Bereich durch die geringe Vor-Ort-Verfügbarkeit von Bankfilialen und Geldautomaten stark eingeschränkt. Auch für Kunden, für die aufgrund ihres geringen Einkommens ein Bankkonto oder eine Kreditkarte nicht erhältlich oder nicht wirtschaftlich ist, stellt M-Pesa eine Ersatzlösung dar. Die Bezahlung der Nutzung erfolgt pro Transaktion, so dass keine Kosten für den Bestand des M-Pesa-Guthabens entstehen.

Die Transaktionen werden durch die Übertragung von SMS-Nachrichten zwischen den Kunden beziehungsweise zwischen den Kunden und den Agents abgewickelt. Technisch basiert M-Pesa auf der Ergänzung der Funktionen der SIM-Karte des Telefons durch sogenannte SIM-Toolkit-Erweiterungen, die jeweils spezifisch für M-Pesa-Kunden und für M-Pesa-Agents sind. Es ist damit ohne weitere technische Voraussetzungen mit nahezu jedem Mobiltelefon nutzbar.

Verbreitung

Nach einer ab Oktober 2005 laufenden Testphase mit acht Agents und 500 Kunden, die mit kostenlosen Telefonen ausgestattet wurden, besteht das System in Kenia seit März 2007 als regulärer Dienst. Rund ein Jahr nach dem Start hatte M-Pesa bereits rund 1,6 Millionen Nutzer, was zu diesem Zeitpunkt etwa einem Drittel aller Safaricom-Kunden und fast fünf Prozent der kenianischen Bevölkerung entsprach. Bereits einen Monat nach Einführung hatten sich 20.000 Kunden registriert.

Im Februar 2008 begann Vodafone zusammen mit der Mobilfunkfirma Roshan mit der Einführung eines vergleichbaren Dienstes in Afghanistan, der beispielsweise von Firmen auch zur Auszahlung von Gehältern an ihre Mitarbeiter genutzt werden kann. Im Rahmen dieses M-Paisa genannten Projekts erproben Vodafone und Roshan aufgrund der geringen Alphabetisierungsrate in Afghanistan auch die Nutzung einiger der angebotenen Funktionen mittels Spracherkennung. Vodafone plant in naher Zukunft die Einführung von M-Pesa in weiteren Ländern wie beispielsweise Tansania und Äthiopien.

Literatur

  • Gregor Honsel: Geld gegen SMS. In: Technology Review. Das M.I.T.-Magazin für Innovation. 1/2008. Heise Zeitschriften Verlag, S. 42–43
  • Nick Hughes, Susie Lonie: M-PESA: Mobile Money for the “Unbanked” Turning Cellphones into 24-Hour Tellers in Kenya. In: innovations. 2(1-2)/2007. MIT Press, S. 63–81, ISSN 1558-2477

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