M.A. Numminen

M.A. Numminen
M. A. Numminen

Mauri Antero Numminen (* 12. März 1940 in Somero) ist ein finnischer Sänger, Komponist, Entertainer, Schriftsteller und Filmemacher. Sein Musikstil bewegt sich seit vielen Jahrzehnten zwischen finnischem Tango, Jazz, Rock und abstrakter Musik.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Frühwerk und Rebellion

Schon als Kind lernt Numminen durch amerikanische Radiosender den Jazz kennen und lieben. In seiner Heimatstadt Somero lernt er mehrere Instrumente zu spielen und Jazz, Tango und klassische Musik zu interpretieren. Erste Auftritte absolviert er mit der Band Viisi Vierasta Miestä (Fünf aus der Fremde).

Seit 1960 studiert er an der Universität Helsinki acht Jahre lang unter anderem Volkswirtschaftslehre, Soziologie, Philosophie und Finnougristik. Schon während des Studiums schreibt er seinen ersten Roman Energiasäästäjä (Energiesparer), nimmt Musikstücke auf und dreht Kurzfilme. Längst hat er auch schon das Abstrakte für sich entdeckt: der Energiesparer (später ins Schwedische und Deutsche übersetzt) ist durchgängig im Passiv geschrieben, und eine seiner ersten Kompositionen Eleitä kolmelle röyhtäilijälle (Gebärde für drei Rülpser) hat einen komplett gerülpsten Text.

Sein musikalisches Frühwerk ist stark durch deutsche Philosophen geprägt: nach eigenen Angaben erlernt Numminen im Studium die deutsche Sprache, um Karl Marx im Original lesen zu können. Sein erster musikalischer Achtungserfolg wird 1966 seine Vertonung des Tractatus Logico-Philosophicus von Ludwig Wittgenstein. Im selben Jahr gründet er gemeinsam mit Freunden das Plattenlabel Eteenpäin! (Vorwärts!) und beschließt, Berufsmusiker zu werden.

Mit wachsendem Bekanntheitsgrad bringt er das finnische Establishment immer mehr gegen sich auf: Fernsehauftritte haben wütende Anrufe beim Sender zu Folge und den Vorwurf, Numminen pervertiere durch seinen fürchterlichen Gesang die klassische Musik. In entsprechender Weise nimmt er sich auch deutschen Liedgutes an: "Sah ein Knab' ein Röslein steh'n...". Sein Song Naiseni kanssa eduskuntatalon puistossa (Mit meiner Braut im Parlamentspark ) bleibt sechs Jahre lang im Radio verboten, da der Text das finnische Parlament verunglimpfe und zum Alkoholmissbrauch aufrufe. Ein Auftritt, bei dem Numminen ein Handbuch des Geschlechtslebens vertont, wird von der Polizei aufgelöst. In den folgenden Jahren experimentiert er mit elektronischer Musik und provoziert die Öffentlichkeit, indem er die Rolle Finnlands im Winterkrieg 1939/40 musikalisch aufarbeitet.

Das Neorustikale Jazzorchester

Im Jahr 1970 gründet Numminen zusammen mit dem Pianisten Jani Uhlenius das Uusrahvaanomainen Jatsiorkesteri (Neorustikales Jazzorchester), eine Formation, mit der er aus dem Underground auftaucht und bald beachtliche Publikumserfolge feiert. Das Album Swingin kutsu (Einladung zum Swing) macht das Orchester auch außerhalb Finnlands bekannt, vor allem in Schweden, wo Numminen immer öfter auf Jazz-Festivals auftritt und wohin er zeitweise zieht.

Das Neorustikale Jazzorchester tritt noch heute regelmäßig unter der Führung von Numminen/Uhlenius auf und begründete Numminens finanzielle Unabhängigkeit, die es ihm erlaubt, auch in weniger publikumswirksamen Kunstfeldern aktiv zu werden, etwa der Literatur.

In Deutschland wird Numminen gelegentlich mit Helge Schneider verglichen, was vor allem in einer gewissen Ähnlichkeit im optischen und stimmlichen Erscheinungsbild begründet sein dürfte. Eine weitere Gemeinsamkeit beider Künstler ist die Affinität zum Jazz sowie der humoristische, aber doch ehrfurchtsvolle Umgang damit. Letztlich haben Numminen und Schneider jedoch über Jahrzehnte hinweg ihre jeweils eigenen künstlerischen Ausdrucksformen voneinander unabhängig und in verschiedenen soziokulturellen Umfeldern entwickelt - der eine in Finnland, der andere in Deutschland, so dass Ähnlichkeiten zwischen beiden rein zufälliger Natur sein dürften, insbesondere durch den enormen Altersunterschied. Numminen ist fünfzehn Jahre älter.

Literatur

In seiner schwedischen Periode entstehen die ersten Bücher seit dem Studium: der Gedichtband Kauneimmat runot (Die schönsten Gedichte, 1970), die Novellensammlung Lastuja (Späne, 1971), und das Märchenbuch Satuja (Märchen, 1975). Seitdem erscheinen in unregelmäßigen Abständen neue Gedichtbände, Briefwechsel und Romane. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen Baarien mies (Der Kneipenmann, 1986), eine Expedition durch 350 finnische Bierlokale (Numminen: "Dünnbierkneipen"), und der Roman Tango on intohimoni (Tango ist meine Leidenschaft, 1998). Die beiden letztgenannten Veröffentlichungen sind in deutscher Übersetzung erschienen.

Andere Betätigungsfelder

M.A. Numminen gilt als ausgesprochener Tangokenner. Er tritt als Sacherzähler in dem Film "Satumaa" über den Tangokomponisten Unto Mononen auf, den er persönlich kannte und in dessen Ensemble er in jungen Jahren trommelte. Außerdem ist Numminen durch eine Reihe von Kinderliedern bekannt geworden und hat seit 1977 gemeinsam mit dem Akkordeonspieler Pedro Hietanen Kinderprogramme im Hasenkostüm gemacht. 1993 erhielt er den Suomi Preis.

1993 wurde seine Minioper Rameaus brorson (Rameaus Neffe) zum gleichnamigen Buch des französischen Philosophen Denis Diderot im Königlichen Dramatischen Theater, Stockholm uraufgeführt.

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