Antoniusbriefe

Antoniusbriefe

Unter den Briefen des Antonius versteht man zwanzig Schriften, die dem Wüstenvater Antonius zugeschrieben werden. Diese Schriften sind alle keine Briefe im eigentlichen Sinn, sondern eher Lehrschreiben. Sieben dieser Schreiben gelten nach dem derzeitigen Stand der Forschung als authentisch.

Bemerkenswert ist, dass die sieben echten Antoniusbriefe ein ganz anderes Bild von dem Wüstenvater vermitteln, als dies in der weithin bekannten Vita Antonii der Fall ist. Gilt Antonius dort als ein Wundertäter, der mit Dämonen und gelehrten Häretikern gestritten hatte und sogar mit dem Kaiser Konstantin im Briefkontakt gestanden haben soll, so offenbart er sich in den Briefen als ein einfacher Gottesmann (theios aner), der im Gegensatz zur Darstellung der Vita Antonii des Athanasios der Gnosis und dem später als Häretiker verdächtigten Theologen Origenes nahe stand.

Bezeichnend ist die oft wiederholte Herabsetzung des Körperlichen und die Betonung des Geistes[1] [2]. Besonders häufig weist Antonius auch auf die Selbsterkenntnis hin als einzigen Weg zur wahren Gotteserkenntnis[3].

Solche Bemerkungen sollten allerdings nicht überinterpretiert werden. Im Wesentlichen erweist sich Antonius in diesen Briefen als orthodoxer Schrifttheologe, der ausschließlich aus den von der offiziellen Kirche anerkannten biblischen Schriften zitiert und fest in der paulinischen Tradition steht.

Zitate

Schlüsselsätze:

  1.  »Unsere geistige Natur ist in diesem verderblichen Körper, der ihr ursprünglich nicht anhaftete, verborgen. Der Geist soll deswegen von ihm befreit werden.« – 4. Brief, Verse 70f.
  2.  »Es besteht keine Notwendigkeit, euch mit euren körperlichen Namen anzureden, weil sie ja vergänglich sind. Wenn man seinen wahren Namen kennt, wird er auch den Namen der Wahrheit kennen. Aus diesen Grunde hieß Jakob, solange er mit dem Engel in der Nacht kämpfte, immer noch Jakob. Als aber der Morgen kam, wurde sein Name Israel genannt, was so viel wie „Verstand, der Gott sieht“ heißt.« – 3. Brief, Verse 5f.
  3.  »Wahrlich, meine Geliebten im Herrn, ich schreibe zu euch wie zu verständigen Leuten, die fähig sind, sich selbst zu kennen; ihr wisst, dass derjenige, der sich selbst kennt, Gott kennt.« – 3. Brief, Vers 39.

Literatur

Übersetzungen

  • Derwas J. Chitty: The Letters of St. Antony the Great. S.L.G. Press, Oxford 2005, ISBN 0-7283-0052-4 (Fairacre Publications; 50).
  • Christofoor Wagenaar: Leven, getuigenissen, brieven van de heilige Antonius abt. Abtei Bethlehem, Bonheiden 1981.

Sekundärliteratur

  • Karl S. Frank: Antonius von Ägypten und seine Briefe. In: Margot Schmidt u.a. (Hrsg.): Von der Suche nach Gott. Helmut Riedinger zum 75. Geburtstag. Frommann-Holzboog, Bad Cannstatt 1998, ISBN 3-7728-1922-2, S. 65-82.
  • Samuel Rubenson: The Letters of St. Antony. Monasticism and the making of a saint. Fortress Press, Minneapolis, Minn. 1997, ISBN 0-8006-2910-8 (zugl. Dissertation, Universität Lund 1990, mit weiterführender Literatur).

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