MARRS

MARRS

M|A|R|R|S (wie es auf den Schallplattencovern steht) oder M/A/R/R/S (eine graphische Variante), war ein britisches House-Musikprojekt aus dem Jahre 1987, welches lediglich eine einzige Single ("Pump up the volume") veröffentlichte. Dieses Stück erreichte Platz 1 in den englischen Charts und Top-10-Platzierungen in den Verkaufshitparaden anderer europäischer Länder und gilt insoweit als bahnbrechend, als es die erste kommerziell erfolgreiche Sampling-Platte war. Sie zog als erste solche Platte Rechtsstreitigkeiten bezüglich der Legalität des Sampling nach sich.

Inhaltsverzeichnis

Bandgeschichte

M|A|R|R|S war eine einmalige Zusammenarbeit der Indie-Gruppe A R Kane (Alex Ayuli und Rudi Tambala) und der Elektronikband Colourbox (Martyn Young, Steve Young und Lorita Grahame), welche bei derselben Plattenfirma (4AD) unter Vertrag waren. Ergänzt wurden sie durch die beiden DJs CJ Mackintosh und Dave Dorrell, welche für die Scratching-Passagen verantwortlich waren, sowie John Fryer für das Sampling. In der endgültigen Fassung der Platte waren jedoch die Tonspuren von A R Kane nicht mit abgemischt, was die Bereitschaft der Band auf eine Fortsetzung des Projekts minimierte. Im Anschluss wollten Colourbox alleine unter dem M|A|R|R|S-Namen veröffentlichen. Da sie jedoch nicht gewillt waren, A R Kane's Namensrechte an "M|A|R|R|S" für 100.000 Pfund zu erwerben, blieb es bei Pump up the volume als einzigem Werk.

Bandname

Der Name M|A|R|R|S setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von fünf ihrer Mitglieder zusammen: Martyn Young (Colourbox), Alex Ayuli (A R Kane), Rudi Tambala (A R Kane), Russel (aus dem A R Kane-Umkreis), Steven Young (Colourbox).

Single Pump up the volume

Die Zusammenarbeit beider Bands resultierte in zwei Stücken: Pump up the volume, ursprünglich als Instrumental von Colourbox eingespielt und danach von A R Kane mit (später gelöschten) Gitarrenriffs ergänzt, und Anitina (the first time I see she dance) von A R Kane, welches Colourbox mit Drum-Machine-Rhythmen unterlegten. Obwohl die Single in Großbritannien offiziell eine Doppel-A-Seite war, erlangte nur Pump up the volume, nicht zuletzt dank des dazugehörigen Videoclips, die Aufmerksamkeit der Clubs, der Medien und der Käufer.

Pump up the volume wurde durch die beteiligten DJs mit Samples diverser anderer Musikstücke angereichert. Hervorzuheben sind dabei das "Put the needle to the record"-Sample aus dem gleichnamigen Stück des Criminal Element Orchestra (Nr. 63 in den britischen Charts desselben Jahres), das "You're gonna get yours"-Sample aus einem Stück von Public Enemy, Samples aus "Holy ghost" von den Bar-Kays und ein verschnellertes Sample aus Ofra Hazas "Im Nin'Alu". Das "Pump up the Volume"-Sample selbst wurde von Eric B. und Rakim entlehnt. Insbesondere Put the needle to the record wurde in der Folge ein von anderen Künstlern gern verwendetes Sample; die weitere Verwendung von Im Nin'Alu führte letztendlich zur Singleveröffentlichung und einem europäischen Nr. 1-Hit für Ofra Haza.

Ein weiteres Sample, aus dem Stück "Roadblock" des Produzententrios Stock Aitken Waterman, sorgte dagegen für Rechtsstreitigkeiten, weil Stock Aitken Waterman die nicht-autorisierte Benutzung ihres geistigen Eigentums nicht dulden wollten. Da Sampling zu dieser Zeit keine übliche Verfahrensweise war, war die Rechtslage unklar. Die Auslieferung in britische Plattenläden wurde während der Verhandlungen zur Bereinigung des Konflikts gestoppt, was Pump up the volume für eine Woche daran hinderte, die Nr. 1-Position zu erklimmen, welche von Stock Aitken Watermans Interpret Rick Astley eingenommen wurde. Kritiker vermuteten, dass mit der Klageandrohung Astleys Hit Never gonna give up eine weitere Woche an der Spitze der Charts ermöglicht werden sollte. Der Kompromiss zwischen M|A|R|R|S und Stock Aitken Waterman bestand darin, dass in allen Ländern außerhalb Großbritanniens Pump up the volume ohne das Roadblock-Sample erschien. Später veröffentlichten Stock Aitken Waterman einen Remix eines ihrer eigenen Stücke, bei dem sie den kompletten Instrumentaltrack von Pump up the volume benutzten.

Musikhistorischer Kontext

Obwohl Pump up the volume nicht die erste Platte war, die bearbeitete oder nichtbearbeitete Ausschnitte aus anderen Musikstücken verwendet hat, so war es doch die erste solche Veröffentlichung, die die Top 10 der Verkaufscharts erreichte und somit die Sampling-Technik einem Mainstream-Publikum bekannt machte. Gleichzeitig war es die erste Platte, bei der die rechtliche Bedeutung des Sampling thematisiert wurde. Frühere Sampling-Platten wie All you need is love von den Justified Ancients of Mu Mu (später als KLF erfolgreich) oder Say kids, what time is it? von Coldcut waren zwar bei Plattenkritikern positiv aufgefallen, waren aber kommerziell nicht erfolgreich genug für den Sprung in die britischen Charts.

Vom Sampling abgesehen setzt der Instrumentaltrack von Pump up the volume eine Reihe von erfolgreichen House-Hits der Jahre 1986 und 1987 fort, insbesondere Love can't turn around von Farley "Jackmaster" Funk (Nr. 10 im Herbst 1986 in den UK Charts) und Jack your body von Steve "Silk" Hurley (Nr. 1 Anfang 1987).

Pump up the volume ebnete den Weg für weitere Sampling-Platten in den folgenden Jahren, die zum Teil sehr erfolgreich waren: Beat dis von Bomb The Bass (Nr. 2 im Februar 1988), Doctorin' the house von Coldcut (Nr. 6 im März 1988), Theme from S'Express von S'Express (Nr. 1 im April 1988).

Der Titel fand Einzug in die musikalische Umrahmung des Films Meine Stiefmutter ist ein Alien mit Dan Aykroyd und Kim Basinger aus dem Jahre 1988.

Das Musikvideo wurde aus verschiedensten Sequenzen mit der Raumfahrt zusammenhängender Filmaufnahmen zusammengestellt.

Diskografie

Single

  • Pump up the volume / Anitina (the first time I see she dance), 1987, 4AD Records AD 707 (Single)
  • Pump up the volume / Anitina (the first time I see she dance), 1987, 4AD Records BAD 707 (Maxi-Single)
  • Pump up the volume (Remix) / Anitina (the first time I see she dance) (Remix), 1987, 4AD Records BAD 707R (Maxi-Single)
  • Pump up the volume (U.S. Remix), 1987, 4th & Broadway Records BWAY 452

Cover-Versionen

  • Greed feat. Ricardo Da Force, Pump up the volume, 1995 (UK #51)

Parodien

  • Star Turn, Pump up the bitter, 1988, Pacific Records
  • Harry Enfield, Loadsamoney (doin' up the house), 1988, Mercury Records (UK #4)

Weblinks


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