MSTS

MSTS

Der von Kuju entwickelte und von Microsoft vertriebene Train Simulator ist ein Eisenbahn-Fahrsimulator für den PC, der im Jahr 2001 auf den Markt gebracht wurde. Die im Internet übliche Abkürzung für dieses Programm lautet MSTS.

Im Gegensatz zu Zugsimulatoren früherer Generationen wie Railsim liegt dem Train Simulator ein räumliches, dreidimensionales Fahrzeug- und Landschaftsmodell zu Grunde. Der Führerstand selbst wird zweidimensional simuliert; alle Betätigungsorgane sind aus Momentaufnahmen räumlicher Modelle übernommen, so, dass kaum ein Unterschied zu dreidimensionalen Modellen zu bemerken ist.

Inhaltsverzeichnis

Routen und Rollmaterial

In der im Handel befindlichen Version enthält der Train Simulator folgende Strecken und Rollmaterial:

Ansichten

In der Hauptansicht befindet sich der Spieler im Führerstand einer Lokomotive und bewegt einen Zug durch eine Landschaft, die der natürlichen Landschaft nachempfunden ist. Weitere Sichten erlauben den Blick von außen auf die Lokomotive, auf den letzten Wagen, auf den Zug neben der Strecke stehend, aus dem inneren eines Personenwagens oder von oben auf die vordere oder hintere Kupplung zum Ankuppeln weiterer Wagen oder Lokomotiven. Bei vielen Lokomotiven ist ein Hinauslehnen und ein stufenloser Rundumblick aus dem Seitenfenster möglich.

Simulation der Lokomotiven und des Rollmaterials

Grundsätzlich lassen sich nahezu alle Lokomotivtechniken und Wagen anhand einer großen Anzahl von Parametern simulieren. Dazu gehören die verschiedenen Arten von Druckluft- und Vakuumbremsen, unterschiedliche Kupplungen, Spitzensignale, Zugkräfte, Kupplungsabriss bei Überlastung, Schleudern der Lok, Kesselparameter bei Dampflokomotiven, Parameter der dynamischen Bremse, so die Lokomotive darüber verfügt. Tender können bekohlt und mit Wasser befüllt werden. Wichtige Bedienelemente der Dampflok wie die Wasserstrahlpumpe, der Hilfsbläser und die Zylinderhähne sind vorhanden und funktionieren. Der Schlupf der Antriebsräder ändert sich beim Betätigen des Sandens, manche moderne Lokomotive besitzt eine Antriebsschlupfregelung.

Akustische Simulation

Die Akustik der Lokomotiven und Züge und der Umwelt wird mit Hilfe von sogenannten Samples simuliert. Eine akustische Einschränkung des Simulators ist, dass der Auspuffschlag der Dampflokomotiven nicht geschwindigkeitssynchron ist, sondern stufig geändert wird (Überblendung). In den kostenlosen Add-ons sind sehr oft Mängel des ursprünglichen Simulators behoben. Die akustische Simulation ist allerdings nicht lastabhängig, so dass man zum Beispiel bei einer Dampflok bei Reglerstellung 0 und vielen Auspuffschlägen in den Bahnhof rollt.

Mensch-Maschine-Schnittstelle

Der MS Train Simulator wird grundsätzlich mit der Tastatur oder der Maus bedient. Er besitzt keine Schnittstelle für Joysticks oder externe Anzeigen wie etwa der MS Flight Simulator. Zukaufbare externe Bedienelemente lesen die Bildschirmanzeige aus und emulieren eine Tastatur über den USB-Anschluss, ein Beispiel dafür ist der RailDriver.

Softwarefehler

Der MS Train Simulator enthält auch in der aktuellen Version 1.2 Software-Fehler. Beispiele:

  • Auf der Strecke Marias Pass und auf einigen wenigen Zusatzstrecken reißen an bestimmten Stellen Züge aus unerklärlichen Gründen auseinander.
  • Dynamische Bremsen der Lokomotive funktionieren nur in einer Fahrtrichtung. Die dynamische Bremse einer Elektrolokomotive wird im optional einblendbaren Overhead-Display falsch angezeigt und ist so über externe Steuergeräte nicht bedienbar.
  • Falls Entgleisen in der Simulation eingeschaltet ist, entgleisen die Züge schon unmittelbar vor Erreichen der zulässigen Streckengeschwindigkeit.
  • Fehler im Signal- bzw. Blocksystem: computeranimierte Züge fahren ab und zu in belegte Blöcke ein.
  • Bei mangelnder Rechnerleistung werden nicht ladbare Dateien (meist Objekte oder Texturen) fälschlicherweise als nicht vorhanden angezeigt.

Da Microsoft in der Vergangenheit keine Ressourcen mehr für den Train Simulator aufwendete, war nicht damit zu rechnen, dass diese Fehler behoben werden.

Realitätsgrad

Ein realistischer Simulationsbetrieb ist unter anderem wegen fehlender Zugsicherungssysteme (z. B. LZB, PZB) nicht ohne Kompromisse möglich. Der Train Simulator bietet dafür jedoch eine bessere Landschaftsdarstellung als andere Zugsimulatoren.

Folgeversionen

Die von Microsoft angekündigte Version 2 sollte ursprünglich im Juli 2004 veröffentlicht werden. Da aber die Entwicklerfirma Kuju in finanzielle Schwierigkeiten geraten war und nicht die gewünschte Qualität abgeliefert hatte, war es nicht möglich, die Version fertig zu stellen. Daher wurde die Entwicklung abgebrochen, obwohl das Projekt bereits fast fertig gestellt war. Es wurden bereits Screenshots und Videos einer fast fertigen Version im Internet publiziert.

Erste Pläne, die Version 2 in Eigenregie fertig zu stellen, sah Microsoft als nicht vielversprechend an. Einige Lokbauer, die am MSTS2 mitgewirkt haben, verwendeten einige Elemente in ihren eigenen Projekten weiter.

Microsoft hat 2007 einen neuen Train Simulator angekündigt. Dieser würde jedoch nichts mit dem vor einigen Jahren eingestellten MSTS 2 in Zusammenarbeit mit Kuju zu tun haben, sondern ein komplett neues Programm darstellen. Dabei sollte die Erfahrung aus den Flight-Simulator-Spielen behilflich sein. Basierend auf der Version X sollte eine neue Rendering-Engine entstehen.

Laut Microsoft sollte der Train Simulator 2 pünktlich zum Weihnachtsgeschäft 2009 auf dem Markt erhältlich sein. Bei MSTS 2 sollten unterschiedliche Natureinflüsse, wie etwa Nebel, die Fahrweise des Spielers beeinflussen. Außerdem sollte es für den computergesteuerten Verkehr auf den Strecken eine neuartige künstliche Intelligenz geben und beispielsweise Züge in der Lage sein, die Signale zu erkennen und ihnen Folge zu leisten. Außerdem war geplant, leicht überhöhte Kurven in MSTS 2 einzubauen. Überhöhte Kurven sind leicht geneigt, so dass diese schneller befahren werden können.

Aufgrund von massiven finanziellen Einsparungen seitens Microsoft wurde im Januar 2009 angekündigt, dass eine Fertigstellung des weit fortgeschrittenen MSTS 2 nicht stattfinden wird. [1] Die ACES Game Studios als Teil der Microsoft Game Studios wurden geschlossen.

Systemvoraussetzungen

Der unter Microsoft Windows laufende Train Simulator hat aus heutiger Sicht geringe Hardwareanforderungen. Wenn jedoch dreidimensionale Modelle mit hoher Polygonzahl verwendet werden oder computeranimierter Zugverkehr simuliert wird, so sind mindestens Prozessoren der 1-GHz-Klasse erforderlich. Neuere zusätzliche Strecken und Züge erfordern einen PC mit mindestens 2,5 GHz und wenigstens 512 MB RAM, empfohlen sind aber mindestens 1 GB RAM.

Erweiterungen

Inzwischen gibt es zum Train Simulator eine große Menge Zusatzpakete, Add-ons genannt, einige zu kaufen (Payware), viele als Freeware.

Eisenbahn

Payware

Im Bereich deutscher, kommerzieller AddOn-Hersteller haben sich vier Unternehmen etabliert: German Railroads mit der Reihe German Railroads (Strecken, Aufgaben und Rollmaterial) und German Trains (Aufgaben und Rollmaterial), Aerosoft unter dem Namen Train-World mit verschiedenen Add-on-Reihen sowie Halycon Media. Was die Qualität der einzelnen Hersteller angeht, gehen die Meinungen teilweise weit auseinander.

Freeware

Einige der kostenlosen Zusatzpakete übertreffen nach Anwenderangaben in der Qualität die Kaufsoftware. Viele Strecken, Objekte, Triebfahrzeuge und Aufgaben stehen frei im Internet zum Herunterladen zur Verfügung.

Straßen- und U-Bahnen

Städtische Nahverkehrsstrecken sind beim Train Simulator vernachlässigt worden, da die begrenzte Engine des Train Simulators keine großen Objektzahlen zuließ. Dennoch schafften es einige Streckenbauer nach einiger Zeit, mit diesen Limitierungen umzugehen und bauten entsprechende Strecken. Als besonders gut umgesetzt gelten das Netz und der Fuhrpark der Kölner Verkehrs-Betriebe, bei dem auf mehrere Strecken verteilt ein Großteil des Streckennetzes nachgebaut wurde. Die von Anwendern gebauten Freeware-Strecken fanden sogar bei den Offiziellen der KVB Anklang und werden dort Besuchern des Museums als "Jedermannsimulator" präsentiert.

Programm-Patches

Neben zwei offiziellen Updates von Microsoft zur Version 1.1 und 1.2 (eigentlich 1.4) erschien im Mai 2006 eine erste Version einer Reihe kostenloser, privat herausgegebener und inoffizieller Patches für das Grundprogramm, die sich unter dem Titel MSTS Bin das Ziel setzen, die Anwendung um neue Funktionen zu erweitern oder bestehende Ungereimtheiten zu korrigieren.

Ähnliche Programme

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Microsoft shuts down its Aces Studio But the company did say that there would be no future versions of Train Simulator. From a spokeswoman: "I can confirm that development on future versions of that franchise will not continue."

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