Maarsee

Maarsee
Die Ukinrek-Maare in Alaska (letzter Ausbruch 1977)

Ein Maar (von lateinisch mare n. „die See“, „das Meer“) ist ein schüssel- oder trichterförmiger Vulkan, der in die vorvulkanische Landoberfläche eingesenkt ist und durch Gasexplosionen beim Zusammentreffen von Oberflächenwasser und heißem Magma entstand, in den meisten Fällen in einer einzigen Explosionsperiode.[1] Maare sind meistens kreisförmig oder oval, die Mulde des Maars kann flach oder trichterförmig (kraterförmig) sein. Man unterscheidet den wassergefüllten Maarsee vom Trockenmaar.

Die sowohl in wassergefüllten als auch in trockenen Maaren vorgefundenen Sedimente geben mittels sedimentologischen Untersuchungen für die Klimaforschung Einblicke in die klimatische Vergangenheit der Erde.[2],[3]

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Der Name Maar leitet sich wahrscheinlich vom gleichnamigen Eifler Mundartbegriff ab. Eine der ersten schriftlichen Erwähnungen ist die Anwendung des Wortes Marh auf das Ulmener Maar und den Laacher See durch Sebastian Münster in seinem Buch Cosmographica. Der Trierer Geologe und Gymnasiallehrer Johannes Steininger (1794–1874) griff diesen Mundartnamen auf und wandte ihn als erster in der geologischen Literatur entsprechend an (ein normalerweise mit Wasser gefüllter Vulkantrichter). Später ging dieser Begriff in die internationale Fachsprache ein. Die Ableitung vom lat. mare ist naheliegend.[1]

Aufbau und Entstehung

Phreatomagmatische Explosion im östlichen Ukinrek-Maar

Maare entstehen bei einer phreatomagmatischen Explosion, wenn kaltes Wasser auf heiße Gesteinsschmelze (Magma) trifft. Der davon verursachte Explosionsvorgang führt zu einem raschen Auswurf von Tuffmaterial, das in manchen Fällen fast gänzlich aus zertrümmertem nichtvulkanischem Nebengestein besteht, auf jeden Fall ist ein Nebengesteinsanteil in den ausgeworfenen Tuffen festzustellen. Die Tuffe können einen Wall um den Maarrand bilden, in unregelmäßig verteilten Tuffächern vom Maar ausgehen oder als Tuffdecke die Umgebung des Maars überdecken. In manchen Fällen ist ein zentraler, kegelförmiger Hügel ausgebildet. Ein solcher Zentralkegel kommt in der Eifel nicht vor. Die Größe typischer Maare liegt zwischen 50 und 2.000 m, noch größere Maare sind bekannt.

Die Bildung von Maaren war lange umstritten, konnte jedoch aufgrund der Beobachtungen an aktiven Maarvulkanen rund um den Pazifik geklärt werden. Die Explosionen werden vor allem von in den Schlot eintretendem Oberflächenwasser ausgelöst. Die dabei beteiligten Wassermengen können sehr gering sein: bereits die bei einem Vulkanausbruch oft in der Aschenwolke entstehenden Gewitter können genug Wasser liefern, um eine Maarexplosion auszulösen. Grundwasser ist zumindest im Fall der Eifelmaare kaum an der Entstehung von Maaren beteiligt.[4]

Die Größe des Maars hängt im Wesentlichen von der zugeführten Wassermenge ab. Bei geringer Wassermenge liegt das Zentrum der Explosion nahe der Erdoberfläche in etwa 30 bis 100 m Tiefe. Der herausgesprengte Trichter ist einige hundert Meter groß, sein Volumen entspricht dem des ausgeworfenen Materials. Ist die Wassermenge groß, weil etwa ein wasserreicher Bach oder ein See in den Vulkanschlot hineinläuft, so kann das Wasser größere Tiefen erreichen, und die Explosion findet in bis zu 500 m Tiefe statt. Die Explosion kann das Gestein über ihr nicht vollständig ausräumen, so dass das bei der Explosion zertrümmerte Gestein in engen Explosionskanälen und -spalten nach oben durchbricht und dort als Tuffächer oder -strahl ausgeworfen wird, während der entleerte Hohlraum schließlich einbricht. Explosionen solchen Typs erzeugen Maare mit mehr als 1.000 m Durchmesser.

Maarseen und Trockenmaare

Die drei Dauner Maare

Ein Maarsee ist ein mit (Grund-)Wasser gefüllter Maarkessel. Maarseen füllen die trichterförmige und meist runde Hohlform der vulkanischen Explosionstrichter aus. Beispiele für diesen Maartyp sind die drei Dauner Maare in der Eifel. Ein Trockenmaar ist ein mit Sediment aufgefüllter (verlandeter), angelandeter oder trockengelegter Maarsee. Ein verlandeter Maarsee ist zum Beispiel das Eckfelder Maar. Bei Steffeln ist das im letzten Jahrhundert trockengelegte Eichholzmaar (auch „Gussweiher“ genannt) wieder zu einem Maar renaturiert worden. In einigen Fällen ist der Untergrund so wasserdurchlässig, dass sich kein Maarsee bilden kann. Nach schneereichen Wintern und starken Regenfällen füllen sich manche Trockenmaare partiell und temporär mit Wasser, andere enthalten kleine Moore oder oft künstlich angelegte Weiher, die jedoch nur Teile der Hohlform einnehmen.

Abgrenzung zu anderen Vulkanformen

Der Vulkantyp des Maares lässt sich gegen ähnliche vulkanische Formen wie folgt abgrenzen:

  • im Gegensatz zu Kraterseen sind Maare in eine nichtvulkanische Oberfläche eingesenkt. Von ihm gehen keine oder selten Lavaströme aus.
  • im Gegensatz zu Calderen entstehen Maare nicht durch den Einsturz einer Magmakammer. Durch den Auswurf von Gesteinsmaterial aus tieferen Regionen bei einer Maareruption kann der Einsturz der Oberfläche verursacht werden, Reste eines Vulkankegels oder anderer Vulkangebäude fehlen jedoch, ebenso Hinweise auf eine längere Entstehungszeit.
  • im Gegensatz zum Diatrem weist ein Maar einen in die Erdoberfläche eingesenkten Trichter oder Krater auf.

Vorkommen

Beide Maarformen, sowohl Maarseen wie auch Trockenmaare, sind typisch für die Vulkaneifel. Ein berühmtes Beispiel für ein deutsches Maar außerhalb der Eifel ist die Grube Messel, ein ehemaliger Maarsee bei Darmstadt, der durch seine ausgezeichnet erhaltenen Fossilien bekannt ist. Daneben weist auch die Schwäbische Alb Maare auf, wie das Trockenmaar Randecker Maar. Aktive Maarvulkane sind vor allem außerhalb Europas bekannt.

Maare finden sich in beinahe allen vulkanischen Regionen der Erde, zum Beispiel in Frankreich, Spanien, Italien und Griechenland, in den USA (Alaska, New Mexico), Mexiko und El Salvador, in Südamerika, in Sibirien auf der Halbinsel Kamtschatka sowie in Japan, Australien, den Philippinen, in Indonesien, auf Papua-Neuguinea, in Äthiopien in Kamerun und vielen anderen Ländern.

Maare der Eifel

Weinfelder Maar
Schalkenmehrener Maar

In der Vulkaneifel kommen über 50 Maare vor, sowohl als wassergefüllte Maarseen, in den weitaus überwiegenden Zahl der Fälle jedoch als Trockenmaar. Die letzten Ausbrüche liegen mindestens 9.000 Jahre zurück, und viele Maare der Eifel sind deutlich älter. Aus diesem Grund sind viele bereits stark erodiert und ihre Formen und vulkanischen Merkmale nicht so deutlich, wie dies bei jüngeren oder gar aktiven Maaren anderswo auf der Erde der Fall ist. Dennoch sind die Maare der Eifel gut erhalten und in ihrer Vielzahl und Formenvielfalt ein beeindruckendes und berühmtes Zeugnis des Maarvulkanismus.[5]

Bekannte (und einzige wassergefüllte) Maare der Eifel sind:

Darüber hinaus kommen zahlreiche Trockenmaare in der Vulkaneifel vor. Beispiele für Trockenmaare der Eifel sind:

Abweichende Verwendung des Begriffs Maar

Die im folgenden genannten Vulkanformen werden oft landläufig als „Maar“ oder „Maarsee“ bezeichnet, obwohl es sich dabei nicht um Maare im eigentlichen Sinn handelt:

Maare außerhalb Deutschlands

Gour de Tazenat, Chaîne des Puys, Frankreich

Auch anderswo in Europa kommen Maare vor. So enthält etwa die Chaîne des Puys in Frankreich zahlreiche Maare, der Lago Albano in den Albaner Bergen ist ein komplex gebautes Maar, und von Santorini in Griechenland ist ebenfalls ein Maar bekannt (Colombo). Das Vulkangebiet von Campo de Calatrava in Spanien enthält zahlreiche Maare, ein typisches Beispiel ist etwa der Hoya del Mortero bei Poblete in der Provinz Ciudad Real.

In den USA bestehen zahlreiche Maargebiete, so etwa in Alaska (Ukinrek-Maare, Nunivak Island in der Beringsee), in Washington (Battle Ground Lake, in Oregon (Fort Rock Basin mit den Maaren Big Hole, Hole-in-the-Ground, Table Rock, Seven-Mile Ridge, im Death Valley (Ubehebe Crater) sowie die Maare des White Rock Canyon, Mount Taylor und Potrillo Volcanic fields, Zuni Salt Lake Crater und Kilbourne Hole Crater in New Mexico.

In Zentralmexiko enthält das Tarascan-Vulkanfeld in den Bundesstaaten Michoacán und Guanajuato mehrere Maare. In El Salvador findet sich das Maar der Laguna Aramuaca. Aus Südamerika sind etwa in Chile Maare bekannt (Carrán-Los Venados in Zentralchile, Cerro Overo und Cerro Tujle in Nordchile). Die Laguna Jayu Khota ist ein Maar in Bolivien.

Das Maar von Birket Ram liegt auf den Golanhöhen, weiter südlich kommen in Afrika ebenfalls Maare vor (Bilate-Vulkanfeld und Haro Maja im Butajiri-Silti-Vulkanfeld, Äthiopien, und der Nyos-See im Mount Oku-Vulkanfeld in Kamerun).

In Sibirien ist etwa das Kinenin Maar sowie das Maar des Sees Dal'ny unter den Vulkanen der Halbinsel Kamtschatka zu nennen. In Japan gibt es Maare im Kirishima-Yaku-Vulkanfeld im Kirishima-Yaku-Nationalpark auf Kyushu (Kagamiike Pond) sowie zahlreich auf der Vulkaninsel Miyake-jima, Izu-Inseln (Furumio, Mi'ike, Mizutamari, Shinmio).

Die Newer Volcanics Province in der Provinz Victoria, Australien, enthält zahlreiche Maare, so etwa Mount Gambier und Mount Schank. Auf Papua-Neuguinea ist der Koranga bekannt, und im Krummel-Garbuna-Welcker-Vulkanfeld auf Neubritannien liegt das Numundo-Maar. Der Kawah Masem am Sempu in Indonesien ist ebenfalls ein Maar, und das San Pablo Volcanic Field in der Provinz Laguna auf der Insel Luzon auf den Philippinen enthält Maare.

Weitere Maare finden sich in der Volksrepublik China, in Saudi-Arabien, Argentinien, Kenia, Uganda, Tansania und im Tschad, in Honduras, Nicaragua, Guatemala und Costa Rica, in der Türkei, im Iran und in Afghanistan, in Neuseeland sowie auf Gran Canaria, den Azoren, Island, Java, Sulawesi, Sunda, Vanuatu, den D’Entrecasteaux-Inseln, den Aleuten, auf Basse-Terre (Guadeloupe) und schließlich in der Antarktis.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Wilhelm Meyer: Geologie der Eifel. 1. Auflage. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1986, ISBN 3-510-65127-8, S. 311f. 
  2. www.wissenschaft.de: Maare in der Eifel zeichneten Klimawandel vor der letzten Kälteperiode auf
  3. Klimaforschung im Vulkan-Kratersee, GeoForschungsZentrum Potsdam
  4. Meyer 1986, S. 312
  5. Meyer 1986, S. 311

Weblinks


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