Macedonische Sprache

Macedonische Sprache
Dieser Artikel beschreibt die makedonische Sprache der antiken Makedonen, sie ist nicht mit dem modernen slawischen Mazedonisch oder Ägäis-Mazedonisch zu verwechseln.
Makedonisch (†)

Gesprochen in

Makedonien (historische Region)
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

ine

ISO 639-3:

xmk

Das Makedonische ist eine ausgestorbene, kaum rekonstruierbare indogermanische Sprache. Seine Stellung innerhalb dieser Sprachgruppe ist jedoch nicht genau fassbar. Gesprochen wurde es in der historischen Region Makedonien. Die Schwierigkeiten bei der Einordnung des Makedonischen ergeben sich aus der spärlichen Überlieferung und dürftigen Quellenlage. Alle erhaltenen Zeugnisse sind in griechischen Schriftzeichen verfasst. In einigen griechischen Quellen sind makedonische Orts- und Personennamen überliefert, darüber hinaus wenige Einzelwörter.

Immer noch diskutiert wird die Frage, ob das Makedonische ein griechischer Dialekt war oder eine mit dem Griechischen verwandte eigenständige Sprache sei.

Nach Auffassung des Linguisten Otto Hoffmann (Lit.: 1906) ergibt sich aus dem Namenmaterial, insbesondere den Personennamen, aber auch den Orts- und Monatsnamen, dass das Makedonische ein griechischer Dialekt sei. Der Linguist R.A. Crossland bezeichnet diese Auffassung als fragwürdig, da man von ungefähr 130 Namen- und Inschriften nicht mit Sicherheit auf eine gesamte Sprache schließen kann und behauptet, dass das Makedonische eine selbständige Sprache war. Diese Auffassung vertreten auch führende Sprach- und Geschichtswissenschaftler unserer Zeit (C.G. Thomas, P. Green). Es gibt in Makedonien zwar eine Präsenz von Inschriften die mit griechischen Buchstaben geschrieben sind, was aber keinen Rückschluss auf die Sprache selber erlaubt. (E. Borza).

Die Makedonen wurden von den meisten Griechen zeitweise als Barbaren bezeichnet (nicht so Hesychios frg. 5), was in der griechischen Antike in erster Linie sprachliche Verschiedenheit ausdrückte: d.h. Makedonisch wurde von den Griechen zeitweise nicht als Griechisch anerkannt. Darüber hinaus zeigen die wenig mehr als hundert überlieferten Wörter, dass die Lautstruktur teils erheblich vom Griechischen abwich (vgl. makedonisch danos vs. griechisch thanatos, Tod), teils aber auch deutliche Ähnlichkeiten zeigt (makedonisch Hüerberetos "Regenbringer", maked. Bezeichnung für den Dezember). Durchgängig zeigt sich in der makedonischen Schreibweise die Ersetzung des φ durch das β so z.B. in Φίλιππος (Philipp), was auf eine frikative Aussprache des β wie im Neugriechischen hinweist. Die Namenslisten (Grabsteine, Historiker) zeigen einen großen Anteil griechischstämmiger Namen auch außerhalb der Oberschicht (die von mehr Griechen als Griechisch akzeptiert wurde, Königsliste bei Herodot).

Seine größte Verbreitung hatte das Makedonische im 4. Jahrhundert v. Chr. unter Philipp II. und Alexander dem Großen. Seine Sprecher assimilierten sich während der hellenistischen Periode allmählich an die nun entstandene griechische Koine.

Einige makedonische Wörter

abagna (Rose)
abroutes (Augenbrauen)
agēma (Makedonische Elitetruppe) *griechisch ἄγημα agēma „Zug“
agkalis (Sichel)
aliē (Eber)
aliza (Erle) vgl. slawisch *jelïxa (Erle), litauisch alksnis (Erle), altpreußisch elira, lateinisch alnus
argiopous (Adler) *griechisch ἀργίπους argipous „glanzfüßig“
arkon (Langsamkeit)
axos (Holz)
danōn (Mörder)
danos (Tod) *griechisch θάνατος thanatos
hetairoi (Freunde) *griechisch ἕταιροι hetairoi „Freunde“
grabion (Eiche) *grabh-, slawisch *grabъ „Hainbuche“, altpreußisch wosigrabis
ilax (Eiche) lat. ilex, auch elex „Steineiche“
kanadoi (Kiefer)
klinotrokhon (Ahorn) griech. γλῖνος glînos „Ahorn“ + griech. τροχός trokhos „Lauf“; bulgarisch klen (dass.), walisisch kelyn, litauisch klevas
kombous (Backenzahn) (Akk. Pl.) *griechisch κόμπος „Lärm, Knirschen“ *gombh- (Kante), russisch zub (Zahn), litauisch z'ambas (scharf), Sanskrit jambhas (Zahn)

Literatur

  • Ernst Badian: Greeks and Macedonians. in: Macedonia and Greece in Late Classical and Early Hellenistic Times. Studies in the History of Art. Bd 10. Washington D.C. 1982, S.33-51. ISBN 0-89468-005-6
  • Eugene N. Borza: Greeks and Macedonians in the Age of Alexander. The Source Traditions. in: Transitions to Empire. Essays in Greco-Roman History, 360-146 BC, in honor of E. Badian. Univ. of Oklahoma Press, Norman 1996, S.122-139. ISBN 0-8061-2863-1 (Contra Hammond)
  • Nicholas G.L. Hammond: Literary evidence for Macedonian speech. in: Historia. Zeitschr. für Alte Geschichte. Steiner, Stuttgart 43.1994,2, S.131-142. ISSN 0341-0056 (Vertritt die Ansicht, dass die Makedonen Griechen waren und Griechisch sprachen.)
  • Otto Hoffmann: Die Makedonen, ihre Sprache und ihr Volkstum. Göttingen 1906.

Weblinks


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