- Magdalenenstrom
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Der Río Magdalena (Magdalenenstrom, Magdalena) ist ein Fluss mit 1538 km Länge im Westen von Kolumbien in Südamerika. Sein Einzugsgebiet beträgt 263.858 km² und ist damit in etwa so groß wie das des Rheins.
Inhaltsverzeichnis
Name
Etymologie
Der Name des Stromes hat mit seiner Entdeckung zu tun. Sein Entdecker, Rodrigo de Bastidas, und seine Männer landeten am 1. April 1501 mit ihren Schiffen an der Mündung. Wie es damals üblich war, benannten sie die Flüsse und Orte nach einem Heiligen. Die Tagesheilige am 1. April war Maria Magdalena.
Namen und Beinamen
Der volle Name des Río Magdalena heißt: Río Grande de la Magdalena. Übersetzt aus dem Spanischen heißt das "Großer Fluss der (Maria) Magdalena".
Die Indianer haben dem Fluss verschiedene Namen gegeben. Die Kariben-Indianer am Unterlauf nannten den Río Magdalena Caripuana, was übersetzt "Großes Wasser" bedeutet. Einige Indianervölker am Oberlauf nannten ihren Teil Guacacallo für "Fluss der Gräber". Andere Ureinwohner am Fluss nannten ihn Yauma für "Freund des Flusses".
Der Río Magdalena besitzt viele Beinamen. Hierzu zählen beispielsweise "Mutter aller Flüsse" oder "Strom des Vergessens".
Geografie
Lage und Verlauf
Der gesamte untere Lauf des Río Magdalena durchschneidet die so genannte Tiefebene des Río Magdalena, die im Osten bis zur Sierra Nevada de Santa Marta und im Westen bis an das Antillenmeer reicht.
Der Río Magdalena entspringt in der Zentralkordillere und ist dort auch von erloschenen Vulkanen umgeben, wie z. B. Alto del Purutal oder Cerro de la Pelota. Danach fließt der Fluss nach Osten durch die archäologische Zone San Agustín. In dieser Zone wurden einige Meter große Statuen aus Stein entdeckt, dessen Ursprung ein Rätsel ist. Der Strom misst an der engsten Stelle nur 1,7 m. Anschließend fließt der Magdalena nach Norden in die Ebene, die die Zentralkordilleren von den Ostkordilleren trennt. So teilt er praktisch das Gebirge. Der Strom fließt nach Norden durch Städte wie z. B. Neiva oder Barrancabermeja. Nahe El Banco verlässt der Magdalenenstrom den Gebirgsraum und es kommt zum Zusammentreffen mit seinem größten Nebenfluss, dem Río Cauca. Von hier ab fließt er nach Nordwest. Zuletzt fließt er nach Norden und bei Barranquilla in das Karibische Meer.
Quelle
Der Río Magdalena entspringt auf dem Gebirgsknoten von Las Papas in die Zentralkordilleren aus der Lagune del Buey (auch Laguna de Magdalena genannt) unter dem 2. nördlichen Breitengrad. Dies liegt im kolumbianischen Verwaltungsdepartment Huila. Nahe der Quelle befindet sich San Agustin.
Mündung
Vom 11. Breitengrad an bei Barranquilla beginnt der Río Magdalena, sich in mehrere Mündungsarme zu teilen und ein großes Mündungsdelta zu bilden. Hier befinden sich Inseln, die mit Urwäldern bedeckt sind und starken Überschwemmungen ausgesetzt sind. In den 1930ern wurde die Mündung ausgebaut und nun befindet sich Barranquilla direkt an der Mündung. Das Süßwasser des Río Magdalena erstreckt sich weit in Karibische Salzwassermeer und ist daher noch kilometerweit nach der Mündung bemerkbar.
San Agustín
Die berühmte Archäologie-Zone San Agustín wurde 1857 vom Italiener Agostino Codazzi entdeckt. Er sah Dutzende von Steinskulpturen. Diese Skulpturen sind mehrere Meter groß und bilden Menschen ab, z. B. ein Priester mit einer Schlange oder ein Ballspieler. Zu den bekanntesten Forschern, die dort nach solchen Skulpturen suchten, gehörten die Deutschen Eduard Seler und Konrad Theodor Preuß.
Geschichte
Der Spanier Rodrigo de Bastidas aus Sevilla erforschte zusammen mit dem Kartografen Juan de la Cosa mit zwei Schiffen 1501 die weitgehend unbekannte nördliche Küste Südamerikas. Vom Osten her kamen sie am 1. April 1501 an die Mündung des "großen Flusses", dem Rio Grande de la Magdalena. Bastidas und Cosa fuhren nicht flussaufwärts, sondern gingen weiter nach Westen. Jedoch soll heute noch ein Teil von Bastidas' Nachkommen am Fluss leben.
Eine nähere Erkundung wagten erst wieder die Portugiesen. Im Auftrag der portugiesischen Königin Johanna von Kastilien befuhr Jerónimo de Melo den Strom flussaufwärts. Dort begegneten sie den legendären Königen von Malambo.
Der stellvertretende Gouverneur Gonzalo Jiménez de Quesada befuhr den Fluss 1536 mit 600 Mann auf der Suche nach der Quelle des Rio Magdalenas. Die Quelle, so glaubte man, befindet sich in dem Goldland Piru. Gonzalo de Quesada und seine Mannschaft kam jedoch nur bis nach Barrancabermeja.
1539 entstand der erste Flusshafen Kolumbiens auf dem Rio Magdalena nahe der Stadt Guataqui.
Vom 6. April bis 15. Juni 1801 besuchte der deutsche Forscher Alexander von Humboldt den Fluss bei seiner Südamerika-Reise.
Indianer
Am Unterlauf lebten früher die Könige von Malambo. In diesem Gebiet waren die Kariben angesiedelt, ein Volk, dem Kannibalismus nachgesagt wurde und von dessem Namen sich vielleicht das Wort Kannibalismus herleitet. Die Kogi leben in der Sierra Nevada de Santa Marta, einem Gebirge nahe der Mündung. Direkt am Unterlauf leben seit Jahrzehnten so gut wie keine Indianer mehr.
Am Oberlauf leben in der Nähe heute noch Indianer. Hierzu zählen die Andaquíes, die in den Urwäldern besonders im Amazonasbecken leben. Weiter südlich leben die Uitoto. Deren Vorfahren gelten einigen Forschern als die Erbauer der mysteriösen Steinskulpturen von San Agustin. Ab etwa 1200 bis 1540 lebten am Oberlauf auch die Muisca.
Schifffahrt
Vom Río Magdalena sind etwa 1000 Kilometer, von der karibischen Küste bis zum Binnenhafen Honda, schiffbar und der Hauptverkehrsweg ins Landesinnere von Kolumbien. Nach den Stromschnellen bei Honda sind weitere 240 Kilometer schiffbar. Von Neiva (437 m ü. M.) an ist der Fluss schiffbar, doch unterbrechen oberhalb Honda (200 m ü. M.) Katarakte die Schiffbarkeit auf 150 km. Dampfschiffe befahren den unteren Magdalena 800 km weit bis Honda und seit 1875 (Dampfer Moltke) auch die oberhalb der Stromschnellen gelegene Strecke bis Neiva.
Geschichte der Schifffahrt
Die Ureinwohner befahren heute noch den Río Magdalena mit Booten namens Champán. Diese Champánes bestehen aus Zedernholz und sind 15 bis 20 m lang. Etwa in der Mitte befindet sich ein halbrundes Palmrohrdach. Sie werden mit Rudern oder Staken bewegt. Sie waren vor den Dampfschiffen das einzige Verkehrsmittel auf dem Fluss. Um den ganzen Strom aufwärts mit diesen Booten zu befahren braucht man fast drei Monate.
Die ersten Schiffe waren Dampfschiffe, wie am Mississippi River im 19. Jahrhundert. Sie wurden vom deutschen Einwanderer Johann Bernhard Elbers eingeführt. Am 2. Juli 1823 erhielt er das alleinige Recht für die Schifffahrt auf dem Río Magdalena. Im Januar des nächsten Jahres fuhr das erste Schiff namens Fidelidad auf dem Fluss. Wegen des vielen Treibholzes im Wasser mussten die Schaufelräder bei den Schiffen verlegt werden. Die meisten Schiffe sanken jedoch aus verschiedenen Gründen (Motorausfall, Tiefgang oder das Schiff war zu instabil) und so kamen immer mehr Konkurrenten, die auch das Recht für die Schifffahrt haben wollten. Es kam zu mehreren Prozessen, bis der kolumbianische Präsident Simón Bolívar die Schifffahrt für Dampfschiffe am 28. Januar 1837 auf dem Strom für frei erklärte.
Flora und Fauna
Flora
Die Pflanzenwelt am Madgalenenstrom ist sehr exotisch. An den Ufern befinden sich Palmen (Unama-Palmen), Yuccas, Koka, Kakteen (Carnegiea gigantea) usw.. Die Flora unterscheidet sich aber je nach Höhe (gebirgig, Ebene) oder Unter- bzw. Oberlauf. Im gebirgigen Oberlauf ist weniger Urwald.
Im 19. Jahrhundert bestand noch fast jedes Ufer aus üppigem Regenwald. Im 20. Jahrhundert kam dann die Industrie und die Städte, aber es gibt noch heute viel Urwald an den Ufern.
Fauna
Die Tierwelt am Río Magdalena ist vielfältig und einmalig. Die meisten Tiere am Fluss sind jedoch vom Aussterben bedroht.
Es gibt eine Vielzahl von Vögeln, darunter auch Eulen, wie beispielsweise die Schleiereule oder der Brillenkauz, die bei den Ureinwohnern als mystisch gelten.
Als besonders gefährlich gelten die Krokodile, Alligatoren und Kaimane, die im Ober- und im Unterlauf leben. Hier leben auch die seltenen Korallenottern: Falsa coral und die giftige Micrurus corallinus.
An den Ufern leben Jaguare, die für die Indianer als heilig galten. Großkatzen sind weitgehend ausgestorben. Am Fluss leben auch Zebu-Rinder, Affen und Tapire. Das Nabelschwein (Weißbartpekari) lebt heute nur noch in der Serrania de la Macarena, einem kleinen Hochland etwa 200 km südöstlich der Quelle.
Im Fluss schwimmen seltene Fische wie zum Beispiel der Rotbuckel-Buntbarsch im Oberlauf oder der Cachama, ein beliebter Speisefisch. Am Strom leben auch giftige Coya-Spinnen.
Fossile Tiere
Im Frühjahr wird der Fluss oft von Regengüssen heimgesucht. Dann wird oft Erde abgespült und es kommen an einigen Stellen Fossilien zum Vorschein. Gefunden wurden hierbei schon die Überreste eines Riesengürteltiers oder eines Mastodons. Auch Fischsaurier wurden bereits entdeckt, was aber nicht bedeutet, dass es den Strom bereits vor mehreren Millionen Jahren gab. Es gibt einige Hobby-Paläontologen, die sich solche Überreste ergattern.
Mythen und Legenden
Um den Strom ranken sich viele Mythen und Legenden, die zum Teil von dem Indianerglauben stammen. Auch hier gibt es den Mythos von der Ertrunkenen im weißen Gewand, die die Schiffe in die Irre führt. Diese Legende erinnert an die Sirenen. Die Leute in den Städten an den Ufern sind sehr abergläubisch und es gibt bei ihnen sehr viele verfluchte Orte, z. B. die Ebene von Matanzas oder Alto de las Pierra. Ein weiterer Mythos ist das Haus von Adolf Bastian Hars, das angeblich nachts in verschiedenen Farben leuchtet. Hier soll der Teufel die Finger im Spiel haben.
Nebenflüsse
Der größte Zufluss des Río Magdalena ist der Cauca. Während oberhalb von Honda der Fluss nur kleine Zuflüsse aufnimmt, weil sein Tal eine geringe Breite hat, empfängt er weiter unten bedeutendere, wie den Carare, Río Sagamoso und Cesar von Osten und den Quali, Nare und Cáuca von Westen. Der Río Magdalena empfängt den Río Cauca durch den Brazo de Loba. Oberhalb von Honda gibt es kleine Zuflüsse wie den Río Sombrerillos oder Río Matanzas von Osten und den Río Mazamorras im Westen. Insgesamt hat der Río Magdalena tausende Nebenflüsse, wovon die meisten jedoch relativ klein sind.
Kanäle
Von den einzelnen Kanälen war früher der nach Cartagena führende El Dique der wichtigste. Später erhielt die größte Bedeutung der gegen Norden gehende Kanal, der unterhalb von Sabanilla in das Antillenmeer mündet. An seiner Mündung liegt eine gefährliche Barre.
Orte am Fluss
Im Einzugsgebiet (mit Nebenflüssen) des Río Magdalena leben etwa 80 % der gesamten kolumbianischen Bevölkerung. Die größte Stadt am Fluss ist Barranquilla, die in der Nähe der Mündung des Río Magdalena am Karibischen Meer liegt. Barranquilla ist auch der bedeutendste Seehafen Kolumbiens. Die Stadt hat mit Agglomeration 1,3 Millionen Einwohner und ist damit die viertgrößte Stadt. Auch andere Städte gehören zu den 50 größten Städten des Landes, wie Neiva mit 348.920 (Platz 15), Soledad mit 320.115 (18.), Barrancabermeja mit 202.167 (27.) und Girardot mit 124.520 (40.) Einwohnern. La Dorada gehört mit 45.000 Einwohnern auch zu den größeren Städten.
Ablauf
Am Oberlauf durchfließt der noch kleine Magdalenenstrom mehrere kleine Orte. Die erste große Stadt ist Neiva. Danach kommen erneut kleine Städte, wie La Palmita oder Purificación, bis dann Girardot folgt. Nach Guataquil und Cambao kommt Honda, einer der wichtigsten Flusshäfen des Flusses. Auch für die Schifffahrt hat der Ort eine Bedeutung. Kurz darauf fließt der Río Magdalena durch La Dorado, das sogar über einen Flughafen verfügt. Nun folgen über eine lange Strecke nur kleine Städte, darunter Puerto Gutiérrez, Puerto Boyacá, Puerto Olaya oder Puerto Carare. Der Fluss ist nun ein Strom, es folgt Barrancabermeja, eine wichtige Industriestadt. Bis Mompós gibt es wieder nur kleinere Orte, wie z. B. San Pablo, La Gloria, El Banco und Guamal.
Der Río Magdalena, der bereits den Río Cauca empfing, durchfließt nun die Städte Santa Ana, Plato, Calamar und Salamina. Calamar hat einen wichtigen Flusshafen.
An der Mündung liegen die Städte Sitionuevo, Soledad und schließlich Barranquilla.
Industrie
Das Tal des Río Magdalena, inklusive das des Río Cauca, ist reich an Erdöl und Erdgas. Diese Rohstoffe werden gefördert. Viele Großstädte in der Nähe besitzen Erdölraffinerien, wie z. B. Barrancabermeja oder Neiva. Der erstgenannte bildet das Zentrum der Erdölförderung. Barranquilla ist ein bedeutendes Industriezentrum mit Aluminium-, Glas- und Holzindustrie.
Siehe auch
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