Magellan

Magellan
Ferdinand Magellan

Ferdinand Magellan, portugiesisch Fernão de Magalhães, spanisch Fernando de Magallanes (* 1480 in Sabrosa, Portugal; † 27. April 1521 auf Mactan, Philippinen) war ein portugiesischer Seefahrer, der für die spanische Krone segelte. Magellan begann die erste Weltumsegelung, konnte diese aber persönlich nicht beenden, da er während der Reise verstarb. Die Geschichte seiner Reise ist vor allem durch die Aufzeichnungen des Teilnehmers Antonio Pigafetta bekannt geworden.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Seereisen in portugiesischen Diensten

Magellan wurde als Fernão de Magalhães (oder Magalhãens) in einer verarmten Adelsfamilie in der nordportugiesischen Provinz Trás-os-Montes geboren. Sein Vater, Rui de Magalhães, war Bürgermeister seines Heimatdorfes Sabrosa. Seine Mutter war Alda de Mesquita. Magellan hatte außerdem zwei Brüder, Duarte de Sousa, Diogo de Sousa, und eine Schwester, Isabel.

Als er zehn Jahre alt war, verlor Magellan seine Eltern. Zwei Jahre später ging er, wie zuvor schon sein Bruder, als Page an den königlichen Hof von König Johann II. von Portugal und Königin Eleonora. Hier, in Lissabon, genoss er zusammen mit seinem Vetter Francisco Serrano eine umfassende Ausbildung, möglicherweise durch Martin Behaim, und wurde 1496 in den Rang eines Knappen erhoben. 1505 wurde er nach Indien zum Vizekönig Francisco de Almeida zur militärischen Ausbildung gesandt, wo er an Eroberungsfeldzügen teilnahm und sich als Lebensretter und Verhinderer einer Meuterei auszeichnete. 1506 segelte die Expedition weiter zu den Gewürzinseln, wo Magellan 1510 zum Kapitän ernannt wurde. Schon wenig später verlor Magellan das Kapitänspatent jedoch wieder, als er sich mit seinem Schiff heimlich von der Flotte entfernt und weiter nach Osten gesegelt war.

Unter Afonso de Albuquerque nahm er 1511 an der Eroberung der bedeutenden Hafenstadt Malacca im heutigen Malaysia teil. Nach seiner Rückkehr wurde er 1513 nach Marokko geschickt, wo er in der Schlacht von Azamor kämpfte und am Knie verwundet wurde. Da er illegalen Handel mit den Mauren betrieb, fiel er bei König Manuel I. in Ungnade und wurde zum 15. Mai 1514 aus dem portugiesischen Staatsdienst entlassen. Daraufhin ging er nach Spanien und bot seine Dienste 1517 dem spanischen König Karl I. (ab 1519 als Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches) an.

Die Weltumsegelung

Beginn der Reise

Wahrscheinlich im portugiesischen Seefahrtsarchiv hatte Magellan eine geheim gehaltene Karte gefunden, die darauf deutete, dass in Südamerika ein paso, eine Durchfahrt zum Pazifischen Ozean existiere. Möglicherweise war die große Bucht des Rio de Janeiro oder die des Rio de La Plata als Meerenge missdeutet worden. Er entschied, als erster diesen Weg westwärts zu nutzen, um die Gewürzinseln (die heutigen Molukken), zu erreichen, den strategisch wichtigen Ausgangspunkt zum enorm lukrativen Gewürzhandel. Zudem war Magellan überzeugt, dass die Gewürzinseln nach dem Vertrag von Tordesillas von 1494 auf der vom Papst Spanien zugesprochenen Welthälfte lägen. Unterstützung erhielt Magellan bei der Vorbereitung dieses Unterfangens durch den Astronomen Ruy Faleiro, der ebenfalls portugiesischer Herkunft war.

Magellan gelang es, einflussreiche Freunde für seine Pläne zu gewinnen, insbesondere den Faktor der Casa de Contratación (des Indienhauses) Juan de Aranda und den Kardinal von Burgos Juan Rodríguez de Fonseca. Am 22. März 1518 schloss er in Valladolid einen Vertrag mit Karl I. von Spanien, der Magellan fünf Schiffe zur Verfügung stellte, mit denen er die Gewürzinseln finden sollte. Ihm und Ruy Faleiro wurde ein Fünftel der Reichtümer zugebilligt, die die Reise einbringen sollte. Sie und ihre Erben sollten in allen entdeckten Ländern als Gouverneure regieren. Zudem sicherte der Kaiser zu, innerhalb von zehn Jahren keinem anderen diese Reise zu ermöglichen. Die Finanzierung erfolgte durch die spanische Krone und den Reeder Cristobal de Haro, in geringerem Maße beteiligte sich das Bankhaus der Augsburger Fugger.

Rekonstruktion der Victoria im Hafen von Nagoya

Am 10. August 1519 begann die Reise in Sevilla. Magellans Flotte bestand aus fünf Schiffen:

  • Trinidad, 120 Tonnen, 55 Mann Besatzung, Kapitän: Ferdinand Magellan
  • San Antonio, 130 Tonnen, 60 Mann Besatzung, Kapitän: Juan de Cartagena
  • Concepción, 90 Tonnen, 45 Mann Besatzung, Kapitän: Gaspar de Quesada
  • Victoria, 90 Tonnen, 42 Mann Besatzung, Kapitän: Luis de Mendoza
  • Santiago, 60 Tonnen, 32 Mann Besatzung Kapitän: Giovanni Serrano

Die Schiffe segelten von Sevilla aus zunächst den Guadalquivir hinab, an dessen Mündung bei Sanlúcar de Barrameda es einen mehr als fünf Wochen langen Aufenthalt gab, da spanische Autoritäten die Reise des portugiesischen Admirals zu verhindern versuchten. Erst am 20. September 1519 stach die Flotte von hier aus in See.

An seinem Flaggschiff, der Trinidad, ließ Magellan nachts eine Fackel anbringen, damit die anderen Schiffe Sichtkontakt halten konnten. Die Mannschaft bestand aus 234 Mann, darunter 170 Spanier, 40 Portugiesen, 20 Italiener sowie vier afrikanische und asiatische Dolmetscher. Der Proviant bestand aus 2.138 Ztr. Zwieback, 75 Ztr. eingelegtem Fleisch, 163 kg Öl, 112 Ztr. Käse, 200 Fässern Sardinen und 17 Ztr. getrockneten Fischen.[1]

Die Vorbereitungen zur spanischen Molukkenfahrt waren dem portugiesischen König Manuel I. nicht verborgen geblieben. Um die unliebsame Konkurrenz gar nicht zum Zuge kommen zu lassen, schickte er portugiesische Geschwader nach Brasilien und ans südliche Afrika, um der spanischen Flotte den Weg zu versperren, was jedoch nicht gelang.

Südamerika

Magellan segelte zunächst zu den Kanarischen Inseln, wo er am 26. September Vorräte auf Teneriffa aufnahm, und weiter zu den Kapverden (3. Oktober), wo er Kurs auf Brasilien nahm. Am 20. November überquerte seine Flotte den Äquator. Durch den weit südlich verlaufenden Kurs geriet die Flotte aus der Passatzone und verlor Zeit. Die spanischen Kapitäne stellten den Oberbefehlshaber deshalb zur Rede. Magellan betrachtete dies als Affront und ließ den Nächstkommandierenden Juan de Cartagena, der sich als conjunta persona, als dem Generalkapitän beigeordnet, ihm ebenbürtig fühlte und dies in der Auseinandersetzung deutlich machte, festsetzen.

Am 6. Dezember erreichte die Flotte die südamerikanische Küste, wo sie am 13. Dezember in einer Bucht vor Anker ging, die Magellan nach der Tagesheiligen Bahia de Santa Lucía (heute Guanabara) benannte. Die Portugiesen gaben ihr später den Namen des heiligen Januarius. Es ist die heutige Bucht von Rio de Janeiro. Die indigene Bevölkerung hielten die Weißen für Götter, denn sie brachten den ersten Regen seit langer Zeit, und sie waren ihnen daher sehr freundlich gesinnt. Um den vermuteten paso, die Durchfahrt ins Südmeer, nicht zu übersehen, tastete sich die Flotte langsam an der südamerikanischen Küste hinunter. Am 10. Januar 1520 erreichte sie die Einmündung des Río de la Plata, der zunächst Río de Solís genannt wurde. Die dort erhoffte Meerenge blieb jedoch unauffindbar. Durch die Erkundung der riesigen Meeresbucht verlor Magellan etwa einen Monat. Weiter südlich begegneten den Spaniern großgewachsene Menschen, die sie Patagonier, Großfüßer, nannten. Zwei der Patagonier wurden mitgenommen, um sie nach Spanien zu bringen. Beide verstarben jedoch auf der Reise.

Am 30. März erreichte die Flotte eine Bucht, die Puerto San Julián genannt wurde. Da mittlerweile der Südwinter herannahte, beschloss Magellan die Überwinterung. Da alsbald die Vorräte zur Neige gingen, ließ er die Rationen kürzen. Am 1. April kam es aufgrund der schlechten Lage zu einer Meuterei. Wegen Aushungerung, Krankheiten und Erschöpfung verlangten einige der Besatzung die Rückkehr nach Spanien. Angeführt wurde die Meuterei von Quesada, Juan de Cartagena, und Juan Sebastián Elcano, dem Meister der Concepción. Sie übernahmen die San Antonio. Während des Gefechtes gelang es Magellan, die Victoria zu entern. Nun standen drei gegen zwei Schiffe, und Magellan konnte den Aufstand niederschlagen. Die Kapitäne der Victoria und der Concepción, Luis de Mendoza und Gaspar de Quesada, wurden hingerichtet, der Kapitän der San Antonio, Juan de Cartagena, und der Priester Sanchez de Reina, die die Meuterei anführten, wurden an der Küste ausgesetzt, als sich das Geschwader wieder auf den Weg machte.

Bald darauf wurde die Santiago zum Kundschaften südlich die Küste entlang geschickt, wo sie am 22. Mai Schiffbruch erlitt. Zwei Matrosen kehrten über Land zurück und teilten die Nachricht mit, den anderen gelang der beschwerliche Rückmarsch erst Wochen später. Im Oktober 1520 verließen die vier Schiffe nach siebenmonatigem Winterquartier Puerto San Julián. Wieder wurden alle Buchten und Flussmündungen aufs genaueste nach dem paso abgesucht.

Am 21. Oktober 1520 erreichte Magellan ein Kap, das er Cabo Vírgenes (Kap der Jungfrauen) nannte. Die Concepción und die San Antonio wurden auf eine Erkundungsfahrt südlich des Kaps geschickt und entdeckten die Einfahrt zur lang gesuchten Passage. Vor der Durchfahrt stellte Magellan den Kapitänen der anderen Schiffe die Frage, ob sie eine Fortsetzung der Fahrt befürworteten oder eine Rückkehr bevorzugten. Niemand außer dem Piloten der San Antonio, Estevão (oder Esteban) Gómez wagte, eine Umkehr zu empfehlen. Da sich die Passage mehrfach aufteilt, wurden ein Boot und zwei Schiffe zur Erkundung ausgeschickt. Von der Besatzung des Bootes kam die Nachricht, dass die Straße einen Ausgang nach Nordwesten habe: Das Südmeer war erreicht. Doch von den beiden ausgesandten Schiffen kehrt nur die Concepción unter Serrano zurück. Erneut hatte sich auf der San Antonio eine Meuterei abgespielt, der neue Kapitän Álvaro de Mezquita wurde gefangengesetzt, das größte Schiff mit den reichsten Vorräten desertierte und kehrte nach Spanien zurück. Initiator war Gómez, der Pilot gewesen. So verblieben nur drei Schiffe, die die mühsame Fahrt durch die Meerenge, welche heute als Magellanstraße bekannt ist, bewältigten und den Pazifischen Ozean am 28. November erreichten. Magellan nannte ihn Pazifik oder Stillen Ozean, weil die sie bis dahin begleitenden Stürme sich legten. Da die Mannschaft während der Durchfahrt Allerheiligen feierte, nannte Magellan die Meerenge Estreito de Todos los Santos – Allerheiligenstraße.

Der Pazifik und Ostasien

Magellan glaubte, höchstens noch einen Monat bis zu den Gewürzinseln zu benötigen. Jedoch sollten ganze drei Monate und 20 Tage vergehen, während derer, bis auf zwei winzige unbewohnte Inseln, kein Land zu sehen war. Ein Großteil der Mannschaft erkrankte an Skorbut; es gab an Bord der Schiffe nichts mehr zu essen außer mit Würmern und Rattenkot durchsetzten Zwieback. Die Seeleute begannen daher, in Salzwasser gedünstetes und geröstetes Leder oder Suppe aus Sägespänen zu essen. Besonders begehrt waren Ratten, die die Seeleute für eine halbe Krone verkauften. Mindestens 19 Menschen starben.

Am 6. März 1521 erreichten sie endlich die Marianen. Magellan nannte sie Islas de los Ladrones (Inseln der Diebe), nachdem die einheimische Bevölkerung versucht hatten, eines der Beiboote zu stehlen, als die Flotte vor einer Insel (möglicherweise Guam) ankerte. Magellan ließ daraufhin einige Ureinwohner hinrichten und ihre Häuser niederbrennen.

Nachdem sie die dringend benötigten Vorräte aufgenommen hatte, segelte Magellans Flotte weiter zu den Philippinen und erreichte am 16. März die Insel Homonhon. Zu dieser Zeit waren noch 150 Seeleute am Leben. Die Sprache der Einheimischen war Magellans malaiischem Sklaven und Dolmetscher Enrique Melaka bekannt, der so zum ersten Menschen wurde, der nach einer Reise um die Erde seine Heimatregion wieder erreichte. Mit Hilfe dieses Dolmetschers konnte Magellan, mit dem König von Limasawa, Radscha Kolambu, Geschenke auszutauschen. Kolambu geleitete die Spanier auf die Insel Cebu, wo es ihnen gelang, den König der Insel, Radscha Humabon, und viele seiner Untertanen zum Christentum zu bekehren. Auch Cebu unterwarf sich dem König von Spanien. Die Häuptlinge auf der Nachbarinsel Mactan mit dem Namen Lapu-Lapu lehnten jedoch eine Oberherrschaft und Missionierung ab. Daraufhin versuchte Magellan, die Insel gewaltsam für seinen Verbündeten und damit für Spanien und das Christentum in Besitz zu nehmen. Die militärische Aktion am 27. April 1521 auf Mactan scheiterte, die Spanier wurden, trotz ihrer Feuerwaffen, von den Einheimischen noch am Ufer zurückgedrängt und hatten mehrere Gefallene zu beklagen. Magellan kam in dieser Schlacht ums Leben. Den Berichten seines Chronisten Pigafetta zufolge kämpfte er noch im Wasser stehend als einer der letzten, um den Rückzug seiner Leute zu decken. Ein vergifteter Pfeil habe seinen Oberschenkel durchbohrt; kurz darauf sei er von zwei Lanzenstößen niedergestreckt worden, wobei einer ihn im Gesicht, der andere unter dem rechten Arm verwundete.

Ende der Reise nach Magellans Tod

Bald nach dem misslungenen Angriff auf Mactan sagte der König von Cebu sich vom Christentum los und ließ die Spanier angreifen. 35 Seeleute kamen ums Leben. Die Spanier konnten knapp entkommen, doch waren sie nun so wenige, dass sie die Concepción selbst versenkten und die Überlebenden auf die Trinidad und Victoria verteilten. Juan Sebastián Elcano übernahm als Kapitän die Victoria und Gonzalo Gómez de Espinosa die Trinidad. Elcano war zum Kapitän gewählt worden, obgleich er am Anfang der Reise nur einfacher Bootsmann war.

Mit ihren beiden verbliebenen Schiffen segelten sie daraufhin weiter nach Borneo, wo sie 35 Tage in Brunei verbrachten. Am 6. November erreichten sie die Molukkeninsel Tidore, wo sie mit dem Sultan handeln konnten und endlich an die ersehnten Gewürze kamen. Die dortigen Einwohner kannten die Europäer, da Portugal bereits über die Afrikaumrundung dorthin gelangt war. Am 21. Dezember segelte die Victoria mit 47 Europäern und 13 Ostindern als Besatzung los, jedoch ohne die Trinidad, da diese noch Reparaturen unterlag. Von Tidore aus segelte die Trinidad in Richtung Südamerika. Sie wurde jedoch von den Portugiesen gekapert. Nur fünf Seeleuten gelang 1525 die Rückkehr nach Spanien.

Am 11. Februar durchquerte die Victoria den Indischen Ozean. Die Heimreise war jedoch von schwierigen Wetterbedingungen gekennzeichnet, so dass sie 12 Wochen brauchte, um das Kap der Guten Hoffnung (6. Mai 1522) zu umsegeln. Danach brauchte sie die Zeit bis zum 4. Juli, um die Kapverdischen Inseln zu erreichen. Nach 21 Wochen auf See hatte die Victoria ihren Vormasten sowie 21 Besatzungsmitglieder verloren. Die Portugiesen unternahmen einen Versuch, die Vollendung der Weltumseglung durch die Victoria zu verhindern, und nahmen bei Santiago 13 Besatzungsmitglieder gefangen. Aufgrund des schlechten Zustandes des Schiffes und da er um seine Ladung Gewürze fürchtete, entschied Elcano, auf eine Rettungsoperation zu verzichten, und verließ stattdessen den Hafen, bevor die portugiesische Flotte eintraf. Am 6. September des Jahres 1522 erreichte die Victoria Sanlúcar, den spanischen Ausgangshafen. Lediglich 18 Männer der einst aufgebrochenen 256 gingen an Land, begleitet von drei ostindischen Besatzungsmitgliedern. Die erste Weltumseglung war vollendet und hatte zwei Jahre, elf Monate und zwei Wochen gedauert.

Die Victoria brachte von den Molukken 520 Quintals (ungefähr 26 Tonnen) Gewürze heim, welche einen Reingewinn von etwa 500 Golddukaten über die Kosten brachten; die eine Schiffsladung hat also den Verlust der vier anderen Schiffe finanziell aufgewogen.

Als das Schiff eintraf, war ein Konflikt mit dem Kalender zu lösen: Die Mannschaft schien sich im Kalender geirrt zu haben, ihr Schiffstagebuch wies einen Tag Abweichung auf. Damit war Elcanos Mannschaft die erste, die die Notwendigkeit einer Datumsgrenze erkannte.

Elcano berichtete dem Kaiser Karl V. über die Ereignisse und wurde offiziell wieder in den Rang eines Kapitäns befördert.

Bedeutung und Nachleben

Charakter

Zielstrebigkeit, Hartnäckigkeit und Frömmigkeit zeichneten Magellan wie auch andere spanische und portugiesische Entdecker aus, zudem hatte er sich ein überdurchschnittliches nautisches Wissen angeeignet. Uneigennützigen Einsatz zeigte er in seiner indischen Zeit bei der Rettung seines Freundes Serrao 1509 vor Mallacca. Im Gegensatz zu vielen Konquistadoren vermied er nach Möglichkeit brutale Gewaltanwendung. Strenge Durchsetzung seiner Befehle und hartes Durchgreifen bei der Meuterei verhinderten einen Misserfolg des Unternehmens, die Grausamkeiten eines Cortez oder Pizarro waren Magellan jedoch fremd. Die – den europäischen Entdeckern der damaligen Zeit selbstverständliche – Unterwerfung und Christianisierung der entdeckten Gebiete versuchte er zumeist auf friedliche Weise zu erreichen. Auch war er durchaus an anderen Kulturen interessiert.

Erste Weltumseglung

Als die Flotte die Philippinen und damit nachweislich asiatische Gewässer erreichte, war der endgültige Beweis für die Kugelgestalt der Erde erbracht, der lange Zeit zu gering geschätzte Erdumfang wurde nun richtig erkannt. Magellans Expedition bedeutete weiterhin die erste Weltumrundung der Menschheitsgeschichte. Der von Kolumbus gesuchte westliche Seeweg nach Asien war mit der Entdeckung der Magellan-Straße und der Überwindung des Stillen Ozeans gefunden, erwies sich allerdings aufgrund der langen Wegstrecke als unpraktikabel. Juan Sebastián Elcano, der Kapitän des Schiffes Victoria, das als einziges die Reise zu Ende brachte, und seinen 17 Seeleuten gebührt die Ehre, als erste die Welt auf einer durchgehenden Reise umrundet zu haben. Dies gilt ebenfalls für die 13 auf den Kapverden gefangengenommenen Seeleute, da sich die Kapverden an einem westlicheren Längengrad als Spanien befinden.

Auch Magellan selbst umrundete die Erde vollständig, wenn auch auf zwei verschiedenen Reisen: 1505 bis 1511 hielt er sich das erste Mal in Asien auf, wo er unter anderem die Molukken besuchte. 1521 kam er zwar nie auf den Molukken an, erreichte immerhin die nordwestlich von diesen gelegenen Philippinen.

Zu der Mannschaft der ersten Weltumseglung gehörte ein Sklave von vermutlich philippinischer Herkunft, in dessen Besitz Magellan 1511 auf Sumatra gekommen war. Er hatte ihn auf den Namen Enrique taufen lassen. 1519 begleitete Enrique Magellans Expedition als Dolmetscher. Als Magellan 1521 auf den Philippinen ums Leben kam, gelang Enrique, dem zuvor noch von Magellan die Freiheit versprochen worden war, mit Hilfe des Königs von Cebu die Flucht. Es ist jedoch möglich, dass Enrique nicht von den Philippinen, sondern von Sumatra stammte, in diesem Fall hätte er keine ganze Weltumseglung zurückgelegt (siehe dazu den englischen Artikel).

Seeweg nach Asien

Weiterhin entdeckte Magellan den Seeweg westwärts nach Asien. Wegen der großen Distanzen und der hohen Verluste während der Reise bot er jedoch keine ernsthafte Alternative zu dem von den Portugiesen kontrollierten Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung, der sogenannten Gewürzroute. Als die Victoria nach rund drei Jahren wieder in Spanien ankam, hatte sie etwa 69.000 Kilometer zurückgelegt.

Bald nach Magellans Entdeckung kam es zwischen Spanien und Portugal zu Konflikten um die Molukken, da beide Nationen die Gewürzinseln gemäß dem Vertrag von Tordesillas für sich beanspruchten. Erst 1529 konnte die Auseinandersetzung im Vertrag von Saragossa beigelegt werden. Darin verzichtete Spanien auf seinen Anspruch auf die Molukken.

Noch während des 16. Jahrhunderts gelang es den Spaniern, sich auf den von Magellan entdeckten Philippinen sowie auf Guam festzusetzen. Diese blieben bis zum Spanisch-Amerikanischen Krieg im Jahr 1898, also mehr als 300 Jahre lang, in spanischer Hand.

Einzelnachweise

  1. D. Martin de Navarrete: Colleccion de los viages y descubrimentos. Madrid 1837.

Siehe auch

Literatur

  • Ralf Berhorst, Olaf Mischer: In 1082 Tagen um die Welt. In: Geo Epoche. Das Zeitalter der Entdecker. Hamburg 2006, 24. ISSN 1861-6097
  • Richard Humble: Die Entdecker. Time-Life Die Seefahrer. Time-Life International, Amsterdam 1979.
  • Bernhard Kay: Der Navigator. BL Taschenbuch 14 441. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2000. ISBN 3-404-14441-4
  • Siegfried Schmitz: Hermes Handlexikon Große Entdecker und Forschungsreisende. ECON Taschenbuch, Düsseldorf 1983. ISBN 3-612-10008-4
  • Walter Krämer (Hrsg.): Die Entdeckung und Erforschung der Erde. F.A. Brockhaus Verlag, Leipzig 1949, 1979.
  • Stefan Zweig: Magellan. Der Mann und seine Tat. Fischer TB, Frankfurt am Main 1986. ISBN 3-596-25356-X
  • Francis Guillemard, Antonio Pigafetta, Francisco Albo, Gaspar Correa : Magellan, Viartis [2008] ISBN 978-1-906421-00-7

Weblinks


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