- Anziehsachen
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Als Kleidung wird in einem umfassenden Sinn die Gesamtheit aller Materialien bezeichnet, die als künstliche Hülle den Körper des Menschen mehr oder weniger eng anliegend umgibt. Einerseits dient sie dem Schutz vor belastenden Umwelteinflüssen, andererseits in ihrer jeweiligen Gestaltung der nonverbalen Kommunikation. Damit hat sie sich entsprechend der klimatischen, individuellen und modischen Bedürfnisse des Menschen kultur- und zeitabhängig sehr unterschiedlich entwickelt. Reine Schmuckgegenstände zählen nicht zur Kleidung, im engeren Sinne auch nicht das Accessoire (als "Beiwerk" zur Kleidung).
Inhaltsverzeichnis
Funktionen
Kleidung soll den Menschen vor Unterkühlung und Erfrierung (durch Kälte, Nässe, Wind) und vor einem Hitzeschaden oder Sonnenbrand (durch Wärmestrahlung und UV-Licht) schützen und gleichzeitig die Verdunstung des Schweißes beim Schwitzen nicht behindern. Weitergehenden Schutz vor besonderen Risiken bietet spezielle, heute meist normierte Schutzkleidung wie die "kugelsichere" Weste, die Schnittschutzhose für Arbeiten mit der Motorsäge, die Hitzeschutzkleidung oder der Chemieschutzanzug.
Darüber hinaus dient Bekleidung als Zeichen und Kommunikationsmittel, das ein breites Spektrum an Signalen zur Verfügung stellt. Eine sehr einfache Form ist die schlichte Markierung/Kennzeichnung als beachtenswertes Objekt: z. B. neonorangene Warnwesten von Straßenarbeitern verhindern es, dass ein Arbeiter übersehen wird.
Häufig kennzeichnet Kleidung die Mitglieder einer Gruppe als Angehörige dieser Gruppe, z. B. als Angehörigen einer Mannschaft im Sport (siehe dazu Trikot). Im einfachsten Fall dienen sie nur der Unterscheidung von anderen Gruppen und sagen wenig über die Eigenschaften der Gruppe aus. (Das ist zum Beispiel beim Mannschaftssport der Fall, wenn diese Kennzeichnungen der Mannschaften spontan und beliebig vor einem Spiel vereinbart werden.) Das ist bei anderer gruppenspezifischer Kleidung deutlich anders. Beispiele dafür sind neben Sportkleidung in etablierten Vereinsfarben auch die Präsentation von Berufsrollen, Rang- (etwa Uniform des Militärs) und Standesunterschiede (die Abgrenzung bzw. Zugehörigkeit von anderen gesellschaftlichen Gruppen bzw. Individuen).
Weitere Markierungsfunktionen der Kleidung sind ästhetischer Art (teils unbewusst): das Sich-Ausdrücken-Wollen oder das Schmücken des Trägers, aber auch das ästhetische-ironische Spielen und Experimentieren mit etablierten Formen der Kennzeichnung.
Darüber hinaus hat Kleidung oft auch noch eine sinnliche Erlebnisfunktion. Kleidung ist Genussmittel oder sogar Spielzeug. Darunter fällt der sinnliche Genuss an bestimmten Materialien, Formen und Farben und am Spielen und Experimentieren mit Formen, Farben, Materialien. Beispiele: das Kuscheln in weichen Materialien und die erotisch-sexuell stimulierende Wirkung bei Materialfetischismen (siehe auch Fetischismus), sowie der Genuss einer anmutigen Erscheinung.
Bedeutung von Kleidung
Die Bedeutung, die Kleidung im Leben eines einzelnen Menschen hat, ist individuell sehr unterschiedlich, auch abhängig vom gesellschaftlichen Umfeld (und dessen Rollenerwartungen an den einzelnen). Für den einen ist sie unwichtige Äußerlichkeit bzw. pragmatischer Gebrauchsgegenstand, für den anderen wesentlicher Bestandteil ihres Lebens.
Aber auch in der Art der Bedeutung, die der einzelne der Kleidung beimisst, bestehen erhebliche Unterschiede. Sie schlagen sich nieder in den sehr unterschiedlichen Aspekten, auf die der einzelne bei der Wahl seiner Kleidung vorrangig achtet: Mode- Marken-, Stil-, Schönheitsbewusstsein; Gebrauchsfunktionalität; Wohlfühlkomponenten etc. Dahinter können ganz unterschiedliche Motive stecken (je und /oder): Pragmatismus, Genussstreben, Wunsch nach Integration durch Assimilation, Ausdruck von Gefühlen und Stimmungen, Wunsch nach Wohlbefinden, Imponierverhalten, Ausdruck des eigenen Lebensstils, sozialer Status, Nonkonformismus, Rebellion und anderes.
Nach Auffassung des Anthropologen Pashos lässt sich der geschichtliche Zeitpunkt, seit dem Menschen regelmäßig Kleidung trugen, aus dem Auftreten der Kleiderlaus schätzen. Aktuelle Genanalysen deuten auf einen Entstehungszeitraum vor etwa 75.000 Jahren hin.[1]
Ähnliche, aber nicht synonyme Begriffe
Wenn von Kleidung die Rede ist, werden oft auch andere Begriffe mit nicht identischer Bedeutung verwendet:
- Textilien: Textilien beschreiben allgemein aus Fasern hergestellte Gegenstände bzw. Gewebe, Gestricke oder Gewirke (z. B. aus Leinen, Wolle, Nylon). Nicht alle Textilien sind Kleidungsstücke (z. B. Bettwäsche); nicht alle Kleidungsstücke sind Textilien (z. B. Lederjacken).
- Wäsche
- Garderobe
- Outfit: Die Gesamtheit der bewussten Gestaltung der äußeren Erscheinung: Kleidung, Schuhe, Schmuck, Frisur etc.
- äußere Erscheinung: Schließt neben Outfit auch das Aussehen des Körpers selbst mit ein.
- Mode / Kleidermode
- Anziehsachen: einfache Umgangssprache, der Begriff Anzug geht ursprünglich auch auf diese allgemeine Bedeutung zurück
- Tracht
- Bekleidung
- Klamotten: salopp, umgangssprachliches aber nicht als vulgär geltendes Wort, selten abwertend, manchmal mit leicht ironischem Unterton
Möglichkeiten der Unterteilung
Siehe auch: Liste der Kleidungsstücke
Kleidung lässt sich unterscheiden durch:
- unterschiedliche Materialien (z. B. Leder, Latex, Pelz, Webstoff, künstlicher Faserstoff mit unterschiedlichem Design),
- Lage der Kleidung (Oberbekleidung und Unterbekleidung (Unterwäsche))
- unterschiedliche Formen (z. B. Jacke, Hose, Rock, Mantel, Kleid, Bluse, Schuhe etc.)
- unterschiedliches Beiwerk der Kleidung (Accessoires und Schmuck)
- Geschlecht und Alter der Träger: Branchenbezeichnung DOB (Damenoberbekleidung) und HAKA (Herren und Knaben); Kinderkleidung
- unterschiedliche Moden der einzelnen Epochen oder Jahrzehnte
- die gesellschaftlichen Gründe für die Ausprägung: Gesellschaftliche Distinktion
- durch Marken
- durch Abgerissenheit (in Lumpen gehen) – vgl. Lumpenproletariat
Zeichenhaftigkeit
Die Gründe der Abgrenzung durch Kleidung können gruppenspezifisch sein. So kann man anhand der Kleidung unterscheiden:
- den Volksstamm (stammesspezifische Kleidung),
- die Nation (Nationaltracht, z. B. Burnus, Tunika oder Toga)
- die Funktion als Amtsträger (Uniform, Amtstracht, Dienstkleidung) oder als Angehöriger eines Unternehmens bzw. einer Organisation (z. B. Kluft)
- die Religion (religionsspezifische Kleidung), z. B. Kopftuch, Burka,
- den Beruf (Berufskleidung) und darin unterschiedliche Funktionen oder Ränge (z. B. Arztkittel, OP-Kittel, Pflegepersonal-Kasak) – zum Teil mit Schutzkleidungsfunktion
- die Vereinszugehörigkeit, (Tracht, Couleur) etc., die jeweils bestimmte Gattungen und Ränge markiert.
- eine Stimmung, z. B. Trauerkleidung
Kleidung kann geschlechtsspezifisch, altersspezifisch oder auch standes-/klassen-/kastenspezifisch sein. In den westlichen Industriestaaten begründen die verschiedenen Lebensstile die unterschiedlichen Ausprägungen von und Abgrenzungen durch Kleidung. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Kleidung erfolgt durch die volkskundliche Kleidungsforschung.
Kennzeichnung von Kleidung
Um Auswahl und Pflege der Kleidung zu erleichtern, werden im oder auf dem konfektionsmäßig hergestellten Kleidungsstück meist einige Angaben gemacht:
- die Marke
- die Zusammensetzung der Materialien
- die unterschiedlichen Größe, in Konfektionsgrößen gegliedert.
- Textilpflegesymbole zur Orientierung, wie Kleidung gereinigt und gepflegt werden soll
- manchmal die Modellbezeichnung des einzelnen Kleidungsstückes.
Gefahren
Unzweckmäßige Kleidung kann gesundheitsgefährdend sein. Die Ursachen hierfür sind verschieden: (1) ungünstiger Schnitt kann zu engen oder zu fest anliegenden Kleidern führen, die auf Blutgefäße, Nerven oder leicht verletzliche Organe drücken, und die die erforderliche Ventilation und Wärmeregulierung verhindern (z. B. beim Schnüren); (2) Benutzung giftiger Substanzen zum Färben (Schweinfurter Grün, Chromgelb und bestimmte Anilinfarben), sie sind besonders gefährlich, wenn sie nur lose mit Stärke aufgelegt sind, wie bei Schleiern und Seidenzeug; (3) Aufnahme organischer Krankheitskeime und Übertragung auf Gesunde (Flanell und dünne Wollstoffe aufgrund ihrer rauen Oberfläche).
Siehe auch
- Artikel über die Geschichte der Kleidung
- Altkleidersammlung
- Kleiderordnung
- Liste der Kleidungsstücke
- Liste der Uniformstücke
- Statussymbol
- Mode
- Nude-Look
- Nacktheit
- Kostüm
- Tracht (Kleidung)
- Gewandung
Literatur
- Hans-Joachim Hoffman: Kleidersprache. Eine Psychologie der Illusion in Kleidung, Mode und Maskerade. Ullstein, Frankfurt am Main 1985
- René König: Die zweite Haut. Elefantenpress, Berlin 1987
- Ingrid Loschek: Mode – Verführung und Notwendigkeit. Bruckmann, München 1991.
- Ingrid Loschek: Reclams Mode- und Kostümlexikon. 5. Aufl., Reclam, Stuttgart 2005.
- Richard Sennett: Der Körper als Kleiderpuppe. In: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens. Fischer, Frankfurt am Main 1982.
- Roland Barthes: Die Sprache der Mode. (deutsche Übersetzung), Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985.
- Philipp Zitzlsperger: Kostümkunde als Methode der Kunstgeschichte. In: Kritische Berichte. 1, 2006, S. 36–51.
Einzelnachweise
Weblinks
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