Mainzisch-Hessischer Krieg

Mainzisch-Hessischer Krieg

Der Mainzisch-Hessische Krieg von 1427 war die letzte und entscheidende militärische Auseinandersetzung in dem zwei Jahrhunderte dauernden Streit zwischen dem Erzbistum Mainz und den Landgrafen von Hessen um die territoriale Vorherrschaft in Hessen. Die entscheidenden Siege des Landgrafen Ludwig I. über den Mainzer Heerführer Gottfried von Leiningen im Juli bei Fritzlar und über Erzbischof Konrad von Dhaun im August bei Fulda bedeuteten das Ende der mainzischen Ambitionen in Ober- und Niederhessen. Der am 8. Dezember 1427 geschlossene Friede von Frankfurt besiegelte dieses Ergebnis auch staatsrechtlich.

Kriegsverlauf

Im Sommer 1427 führte Gottfried von Leiningen, ein Neffe des Erzbischofs, mit 600 Reitern und zusätzlichen Fußtruppen von der Mainzer Enklave Fritzlar aus einen Feldzug gegen die landgräflich-hessischen Städte Gudensberg, Felsberg und Melsungen und verwüstete die Gegend. Die Dörfer Geismar, Haddamar, Heimarshausen, Werkel, Wehren, Lohne, Balhorn und Udenborn wurden ausgeplündert und niedergebrannt. Der Streit ging vordergründig um eine auf die Grafschaft Waldeck anstehende Pfandsumme. Ein von Landgraf Ludwig I. versammeltes Entsatzheer schob sich am 23. Juli 1427 zwischen die Stadt Fritzlar und die an diesem Tage ins nahe Dorf Udenborn ausgezogenen mainzischen Ritter, drängte sie auf der Großenengliser Platte ins offene Feld zwischen der heutigen Kalbsburg (bei dem Dorf Großenenglis) und der Wüstung Holzheim einige Kilometer südlich von Fritzlar, und fügte ihnen dort eine schwere Niederlage zu. Nach weiteren Niederlagen in Verfolgungsgefechten flohen Leiningen und der Rest seines Aufgebots zunächst zur mainzischen Burg Jesberg und dann nach Fulda.

Dort übernahm Erzbischof Konrad selbst den Befehl. Stadt und Abtei Fulda weigerten sich jedoch, den Mainzern innerhalb der Stadtmauern Schutz zu gewähren, da sich der Erzbischof wiederholt in ihre inneren Angelegenheiten eingemischt und sogar den dortigen Abt Johann von Merlau durch einem mainzischen Koadjutor ersetzt hatte. Landgraf Ludwig marschierte nach Fulda, besetzte die Stadt, verjagte den Koadjutor und setzte den alten Abt, mit dem er zuvor ein Bündnis abgeschlossen hatte, wieder ein. Als sich der Erzbischof weigerte, die von seinen Leuten besetzten fuldischen Burgen zu öffnen, kam es am 10. August 1427 auf dem Münsterfeld bei Fulda erneut zur Schlacht, die wiederum mit einem Sieg des Landgrafen endete. Das erbeutete Banner des Erzbischofs schenkte Ludwig I. der Elisabethkirche in Marburg.

Friedensschluss

Nach Verhandlungen vom 6. bis 8. Dezember in Frankfurt am Main schloss Erzbischof Konrad am 8. Dezember 1427 Frieden mit Landgraf Ludwig. Der Friede von Frankfurt besiegelte das Ende des langen Streits um die Vorherrschaft in Hessen. Kurmainz zahlte 44.000 fl. Entschädigung für Kriegsschäden und musste nahezu alle seine Besitzungen in Nieder- und Mittelhessen vom Landgrafen zu Lehen nehmen; ausgenommen blieben Fritzlar, Naumburg, Amöneburg und Neustadt. Die Stadt Fritzlar verlor damit endgültig ihre führende Stellung in Nordhessen an die landgräfliche Residenz Kassel.

Literatur

  • Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen, Johannes Stauda Verlag Kassel, 1981, S. 196 ff.
  • Werner Ide, Von Adorf bis Zwesten: Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg, A. Bernecker, Melsungen, 1972, S. 110.
  • Autorenkollektiv: Schöne Heimat Fritzlar-Homberg (2. Auflage), Verlagshaus Hans Meister KG Kassel, Fritzlar 1971, S.14ff.
  • Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. A. Bernecker Verlag Melsungen, S. 19
  • Eckhard G. Franz (Hrsg.): Die Chronik Hessens, Chronik Verlag, Dortmund, 1991, S. 96

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