Maisvergiftung

Maisvergiftung
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Klassifikation nach ICD-10
E52 Niazinmangel
Pellagra
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Pellagra ist eine Erkrankung, die durch Mangel an Vitamin B3 (Niacin) ausgelöst wird. Pellagra tritt auf, wenn die Nahrung hauptsächlich aus Mais oder Sorghumhirse besteht. Die dort vorliegende gebundene Form des Niacins (Niacytin) kann vom Körper nicht verwertet werden. Diese Krankheit war vor Kenntnis der Zusammenhänge in armen Regionen Südeuropas und Amerikas weit verbreitet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mais wurde nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus als eine der ersten Pflanzen nach Europa gebracht, wo sie sich aufgrund der hohen Ernteerträge rasch verbreitete. Bald trat in Gegenden mit hohem Maiskonsum eine seltsame Erkrankung auf, die nach dem Leitsymptom Pellagra = "raue Haut" genannt wurde. Der Zusammenhang von Pellagra und hohem Maiskonsum wurde schon im 18. Jahrhundert vermutet.

Erklärungen der damaligen Zeit:

  • verschimmelter Mais
  • vergifteter Mais
  • Ansteckung
  • Vererbung

Erst Joseph Goldberger und Kollegen bewiesen Anfang des 20. Jahrhunderts, dass sowohl die sogenannte Pellagra des Menschen als auch die 'Schwarze-Zunge'-Krankheit des Hundes durch einen Niacinmangel entstehen. Heutzutage tritt Pellagra in der Regel nur noch in armen Gegenden Afrikas oder bei extremer Fehl- bzw. Mangelernährung, z. B. bei Magersucht, auf. Interessanterweise führte die Entdeckung, dass Pellagra mit Bierhefe behandelbar ist, zu einer schlagartigen Verringerung der Anzahl der Insassen von Nervenheilanstalten in den betroffenen Gebieten. In Analogie zu Pellagra setzten die Ärzte Abram Hoffer und Humphry Osmond in der sogenannten "Mega-Vitamintherapie" hohe Dosen Niacin zur Behandlung von Schizophrenien ein. Ausgangspunkt war die folgende Überlegung: Wenn die im Rahmen einer Pellagra aufgetretenen Symptome der Schizophrenie durch die Behandlung mit Niacin verschwinden, könnte Niacin dann nicht vielleicht auch in Fällen von Schizophrenien ohne die übrigen Pellagra-Symptome hilfreich sein? Ihre Überlegungen führten zur orthomolekularen Psychiatrie, einer Form der orthomolekularen Medizin, die jedoch aufgrund des fehlenden Wirksamkeitsnachweises nicht Bestandteil der modernen evidenzbasierten Medizin ist.

Ursache

Generell: Einseitige, niacinarme Ernährung

Speziell: Hauptsächliche Ernährung mit Mais oder Sorghumhirse, da hier nur Niacytin enthalten ist, welches nicht vom Körper aufgenommen werden kann.

Folgen

Niacin ist ein wichtiges Vitamin, welches für zahlreiche Reaktionen mit Oxidations- und Reduktionsvorgängen, das heißt Wasserstoffübertragungen, verantwortlich ist. Wenn dieses Vitamin im Körper nicht ausreichend vorhanden ist, fehlt dem Körper Energie für diese Abläufe im Körper. Die Folgen sind Krankheiten wie Pellagra, welche sich in Juckreiz, Rötungen der Haut, Entzündungen der Schleimhäute des Verdauungstraktes, schmerzhafte Verdickung der Haut, sowie Braunfärbung und Schäden im Zentralennervensystem äußern.

Symptome und Krankheitsverlauf

Kennzeichen sind die 3 Ds:

  • Durchfall
  • Dermatitis (Hauterkrankung)
  • Demenz (organisches Psychosyndrom).

Hautveränderungen bilden sich typischerweise an dem Sonnenlicht ausgesetzten Stellen (Hände, Unterarme, Gesicht, Nacken). Die psychischen Erkrankungen werden mit dem Tryptophanmangel in Zusammenhang gebracht. Unbehandelt führt Pellagra nach drei bis fünf Jahren zum Tod.

Behandlung

Da es sich bei Pellagra um eine Mangelerscheinung handelt, lässt sie sich durch Gabe niacinhaltiger Lebensmittel gut behandeln. Hierzu gehören unter anderem: Leber, Fleisch, Fisch, Vollkorn-Getreide und Vollkornbrot, sowie Gemüse. Zudem kann die Behandlung durch eine direkte Gabe von Nicotinsäure oder Bierhefe erfolgen. Da Niacin wasserlöslich ist, kann dieses meist nicht lange gespeichert werden und wird ausgeschieden. Der Körper kann jedoch aus der essentiellen Aminosäure Tryptophan Niacin bilden. Deshalb werden Niacinmangelerscheinungen (Hypovitaminosen) häufig mit einer zusätzlichen Gabe von Tryptophan behandelt.

Der tägliche Niacinbedarf liegt bei ca. 5 mg (bei Kindern) bis zu 20 mg (bei Erwachsenen).

Gesundheitshinweis
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