Makarios III.

Makarios III.
Erzbischof Makarios III.
Statue von Makarios vor dem Palast des Erzbischofs in Nikosia

Erzbischof Makarios III. (* 13. August 1913 in Pano Panagia, Zypern; † 3. August 1977; eigentlich Michail Christodoulos Muskos (Μιχαήλ Χριστόδουλος Μουσκός) war ein zypriotischer Geistlicher und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Erste Jahre auf Zypern

1926 wird Makarios im Alter von 13 Jahren ins Kykko-Kloster – das größte und bekannteste Zyperns – als Novize aufgenommen. Von 1933-1936 ist er Stipendiat des Panzyprischen Gymnasiums in Nikosia. Nach Beendigung der Schullaufbahn arbeitet er als Lehrer im Kykko-Kloster. 1937 wird er Sekretär des Klosterrats in Nikosia und beginnt ein Jahr später das Theologiestudium in Athen. Im gleichen Jahr wird er zum Diakon geweiht; er legt seinen bisherigen Namen ab und trägt fortan den Namen Makarios (der Selige, der Gepriesene). Der Eintritt Griechenlands in den Zweiten Weltkrieg im Oktober 1940 unterbricht zunächst seine Studien. Makarios erlebt unmittelbar die deutsche Besetzung Athens im Jahr 1941, war aber nicht an Widerstandsgruppen gegen die Besatzer beteiligt. Im Sommer 1942 schließt er sein Theologiestudium ab. Er arbeitet als Priester in einer Gemeinde in der Hafenstadt Piräus. 1944 beginnt er ein Jurastudium. Ein Stipendium des Weltkirchenrats ermöglicht ein Studium in Boston mit dem Schwerpunkt Religionssoziologie (1946-1948).

1948-1959

In Folge der Neubesetzung und des Neuaufbaus der zypriotischen Kirche wird Makarios im April 1948 in seiner Abwesenheit zum Bischof von Kition gewählt. Makarios zögert die Wahl anzunehmen, sucht den Rat des Erzbischofs von Nord- und Südamerika, Athenagoras, dem späteren ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, der ihn überzeugt, die Wahl anzunehmen und nach Zypern zurückzukehren. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte wählt die Kirche Zyperns einen Studenten zum Bischof. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte alles auf eine universitäre Karriere hingedeutet. Die Weihe zum Bischof von Kition findet am 13. Juni 1948 statt. Makarios beginnt eine umfassende Modernisierung der Administration seines 17 Jahre vakant gebliebenen Bistums und wirkt am Wiederaufbau der Kirchenverwaltung mit. Mit der Einrichtung des Ethnarchie-Rats – dem politischen Exekutivorgan der Kirche – im Juli 1948 erhält Makarios ein Betätigungsfeld, in dem er seine taktischen und politischen Konzepte schulen und artikulieren kann. Aus dem Rat wurde eine vier Mitglieder umfassendes Exekutivbüro gewählt, dessen Vorsitz Makarios übernahm. Die Aufgabe des Büros bestand in der Koordination und Organisation der politischen Aktivitäten unter der Leitlinie „Enosis und nur Enosis“ (Enosis - politischer Anschluss an Griechenland). Zu diesem Zweck wurde u. a. eine Zeitschrift mit dem Namen „Griechisches Zypern“ herausgegeben.

Als Vorsitzender des Exekutivbüros hat Makarios maßgeblichen Anteil an der Durchführung eines Referendums vom 15.-22. Januar 1950, was den Willen der Bevölkerung zur Enosis zum Ausdruck brachte. Am 20. Oktober 1950 wird er im Alter von 37 Jahren zum Erzbischof von Zypern gewählt und ist damit der jüngste Erzbischof in der Geschichte der orthodoxen Kirche Zyperns. In der Doppelrolle Erzbischof und Ethnarch (politischer Repräsentant der griechischen Zyprioten) entfaltet Makarios eine zielgerichtete Aktivität in Zypern selbst, im griechischen Mutterland und auf internationaler Ebene, vor allem an der UNO und später, seit der Bandung-Konferenz 1955, auch innerhalb der Bewegung der Blockfreien Staaten. In Athen wird 1953 unter aktiver Beteiligung Makarios' eine Geheimorganisation für die Enosis gegründet. Bewaffnete Kämpfe auf Zypern führen nach der Londoner Zypern-Konferenz 1955 und dem Beginn des EOKA-Kampfes (EOKA = Nationale Organisation zypriotischer Kämpfer) zur Verbannung Makarios' für etwas über ein Jahr auf die Seychellen (März 1956 – April 1957). Nach seiner Freilassung und Rückkehr leitet Makarios gemeinsam mit Georgios Grivas (dem die EOKA militärisch unterstand) die politischen Aktivitäten gegen die britische Herrschaft. Fast 600 Menschen sterben bei den Kämpfen. Ab 1958 sieht Makarios in der völligen Unabhängigkeit Zyperns das eigentliche Ziel des Kampfes, während Griechenland in der UNO mit der Türkei über eine Lösung zu verhandeln beginnt. Auf der Londoner Zypernkonferenz im Februar 1959 unterschreibt Makarios schließlich als Vertreter der griechischen Volksgruppe das Zypernabkommen, das die britische Herrschaft beendete. Im Dezember 1959 wird er mit großer Mehrheit (66,85 %) zum 1. Präsidenten Zyperns gewählt.

1960-1977

Besuch des Staatspräsidenten von Zypern, Erzbischof Makarios III., in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. Besuch in München, links Hans Ehard

Sein Versuch, die Verfassung im November 1963 in 13 Punkten zu revidieren, spaltet die beiden Volksgruppen und führt in der Folge zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen. In der Folge bahnt sich die räumliche Separation der türkischen Zyprioten im Norden der Insel. Seine Beteiligung an der Bewegung der Blockfreien Staaten bringt ihm hohes internationales Ansehen und zugleich – u.a. wegen der kompromisslosen Forderung nach dem Selbstbestimmungsrecht der Völker - innenpolitische Vorteile im kämpferisch werdenden politischen Klima auf Zypern ein. Weitere militärische Auseinandersetzungen in den Jahren 1964-1967 verhärten die Fronten. Verhandlungen zwischen Griechenland und der Türkei, vor allem auch die drohende Haltung des NATO-Mitglieds Türkei zwingen Makarios zum Einlenken: Er proklamiert eine Politik des Machbaren, die ihm schließlich 1968 auch die Wiederwahl zum Präsidenten Zyperns mit 95,7% der griechischen Stimmen sichert.

In einer innerkirchliche Auseinandersetzung fordern drei Bischöfe seine Absetzung. Makarios ruft 1973 eine „größere Synode“ ein und lässt die drei abtrünnigen Bischöfe absetzen (Bischof von Kyrenia Kyprianos, Bischof von Kition Anthimos und Bischof von Paphos Genadios).

Mit der Errichtung der griechischen Militärdiktatur (von 1967 bis 1974) wurde Makarios' zum Verfechter der freiheitlichen Demokratie auf Zypern. Der Diktatur war er bis zu seinem Sturz ein Dorn im Auge, da er sich dem Diktatur-Export von Athen nach Nikosia stets widersetzte. Sein moralisches Ansehen als 'Ethnarch', als Staatsoberhaupt Zyperns war groß, seine machtpolitische Position jedoch eher schwach durch die komplizierten Verflechtungen Zyperns mit Griechenland, der griechischen Armee, der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien und mit der Türkei. 1971 begann der nach Zypern zurückgekehrte ehemalige Bündnisgenosse Georgios Grivas mit der systematischen Verfolgung von Makarios' Anhängern durch die Organisation EOKA-B. Ende Juni 1974 begann die EOKA-B mit der Ermordung der Makariosanhänger.

In einem berühmten Brief vom 2. Juli 1974 an den damaligen griechischen Staatschef Gizikis forderte Makarios den Abzug der griechischen Offiziere von Zypern und kritisierte die Athener Militärdiktatur. Diktator Dimitrios Ioannidis rächte sich mit der Anzettelung eines Putsches; die geplante Ermordung Makarios' nach der Machtübernahme der griechischen Nationalgarde am 15. Juli 1974 scheiterte jedoch. Makarios gelang die Flucht nach Paphos, von wo er in einer Botschaft an die Zyprioten das verbrecherische Athener Regime des Staatsstreichs bezichtigen konnte. Dieser Putsch führte zur Intervention der Türkei, der gemäß dem Garantievertrag von 1960 dieses Recht zustand; am 20. Juli begann die Landung türkischer Truppen auf Zypern.

Nach der Rückkehr Konstantins Karamanlis' und der Wiederherstellung der griechischen Demokratie kehrte am 7. Dezember 1974 auch Makarios als legales Staatsoberhaupt nach Zypern zurück; dies steht in Analogie zu einer Doktrin, der das griechische Parlament zustimmte (der Putsch vermag auch dann, wenn sich die Verschwörer machtpolitisch durchgesetzt haben, die alte Rechtsordnung nicht abzuschaffen). Zypern war jedoch zu diesem Zeitpunkt zweigeteilt - die Türkei hatte im August 1974 durch eine völkerrechtlich nicht legitimierte zweite Attacke auf die Insel 37% des Gesamtgebietes der Insel besetzt. Es stellte sich somit das Problem von 200'000 obdachlosen griechischen Flüchtlingen aus dem nunmehr türkischen Insel-Norden.

Grabmal von Makarios

Am 12. Februar 1977 vereinbarten der Volksgruppenführer der Türkischzyprioten, Rauf Denktasch und Makarios Richtlinien für zukünftige interkommunale Verhandlungen, die inskünftig für die Regelung des Zypernkonflikts maßgebend sein sollten. Am 3. August desselben Jahres verstarb Makarios.

Die gerichtliche Untersuchung des Putsches gegen Makarios wurde 1974/75 beiseite geschoben. Die Türkei hätte die Ergebnisse einer durchgeführten Untersuchung für ihre Propagandazwecke einsetzen können; und es war nicht klar, ob nicht durch die detaillierte Aufdeckung des Ioannidis-Planes die Beziehungen zu den USA gestört würden - zahlreiche Historiker vermuten, dass Ioannidis seinen Putschplan mit CIA-Agenten erörtert hatte. Erst unter der Regierung Papandreou beschloss das griechische Parlament am 21. Februar 1986 die Bildung einer Untersuchungskommission, die aus 30 Abgeordneten bestand.

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