Makeda

Makeda
Salomon empfängt die Königin von Saba. Gemälde von Giovanni Demin

Die Königin von Saba ist eine biblische Gestalt, die im 10. Jahrhundert vor Christus eine Reise zum Hof König Salomons in Jerusalem unternommen haben soll. Außer im Alten Testament, der frühesten schriftlichen Erwähnung, erscheint sie auch im Koran und in äthiopischen Legenden, nicht jedoch in Quellen aus dem antiken Saba im heutigen Jemen. Ob ihr Reich tatsächlich dort oder in der Region um Aksum in Äthiopien gelegen hat, ist daher bis heute ebenso ungeklärt wie die Frage, ob die legendäre Königin eine historische Person zum Vorbild hatte. Allerdings scheint ihr Hauptsitz tatsächlich in Äthiopien gelegen zu haben, da Archäologen der Universität Hamburg einen Palast aus dem 10. Jahrhundert v. Chr. in Aksum im Jahre 2008 ausgegraben haben, welchen die Forscher der Königin von Saba zuschreiben.

Inhaltsverzeichnis

Jüdische Quellen

In den alttestamentlichen Geschichtsbüchern finden sich Verweise im 1. Kön. 10, 1-13 (ca. 6. Jh. v. Chr.) und im 2. Chron. 9, 1-9,12 (ca. 5. Jh. v. Chr.). Die Königin erfährt von der Weisheit König Salomons und findet sich an seinem Hof in Jerusalem ein, um das Gehörte zu überprüfen. Überwältigt von dem, was sie sieht, schenkt sie ihm „hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine“.

Im Neuen Testament wird die Königin von Saba als „Königin des Südens“ bezeichnet. In der Endzeit soll sie erneut erscheinen, um über die Menschen im Gericht Zeugnis zu geben (Mt 12,42; Lk 11,31).

Bei Flavius Josephus wird sie als Königin des Südens, Königin von Äthiopien, bezeichnet, die den Samen des Weihrauchbaums nach Palästina brachte (Antiquitates Judaicae, 94 n. Chr.).

Im Targum Sheni (vermutlich 8. Jahrhundert n. Chr.) wird, ausgehend vom Talmud, die biblische Geschichte durch ältere mündliche Überlieferungen ergänzt. Hier erscheint Salomon als Herr der Tiere, dem ein Wiedehopf die Nachricht von einer sagenhaft reichen Königin von Saba übermittelt.

Arabisch-islamische Quellen

Weitere Angaben über die Königin von Saba, die im Islam aufgrund ihrer Weisheit sehr geschätzt wird, finden sich im Koran (27. Sure, Verse 22 - 44). Im islamischen Kulturkreis trägt sie den Namen Bilqîs (andere übliche Transkription Bilkis oder Balkis, auch Aziz). (Nach ihr ist auch die ausgestorbene Jemen-Gazelle (Gazella bilkis) benannt.)

Äthiopische Quellen

Die Königin von Saba, äthiopisches Fresko

Besondere Bedeutung hat die Legende der Königin in der äthiopischen Geschichte. Sie wird im 14. Jahrhundert in Aksum in dem Werk Der Ruhm der Könige (Kebra Nagast) festgehalten. Die Königin trägt den Namen Mâkedâ und soll Salomon in Jerusalem besucht haben. Dabei soll sie mit ihm Menelik, den Stammvater der äthiopischen Könige, gezeugt haben. Weiter heißt es, Menelik sei später selbst nach Jerusalem gereist und habe von dort die Bundeslade mit den beiden Tafeln der Zehn Gebote nach Äthiopien entführt. Die Dynastie der Salomoniden, die von 1270 bis 1975 über Äthiopien herrschte, führte sich auf diese Verbindung zwischen Makeda und Salomon zurück. Der letzte Kaiser Haile Selassie bezeichnete sich als 225. Nachfolger des Sohnes der Königin von Saba.

Historizität der Königin von Saba

Es bleibt offen, ob die Königin von Saba wirklich existiert hat, da noch keine Nennung der Königin in sabäischen Inschriften aus dieser Zeit gefunden wurde. Als biblische Erzählung können die Ursprünge auch auf ältere Traditionen der sumerischen und chaldäischen Mythologie zurückgehen. Belegt ist, dass es arabische Königinnen gab, z.B. Zabibê, Königin von Aribi 744-727 v. Chr. Der schriftliche biblische Text entstand vermutlich erst zwischen dem 6. und 7. Jahrhundert v. Chr. Es ist denkbar, dass König Salomo zwar Verbindungen zu einer arabischen Königin unterhielt, dass der Name Saba aber eingefügt wurde, um die Bedeutung Salomons durch die Verbindung mit dem damals blühenden Sabäerreich hervorzuheben. Nach einer anderen Theorie basiert die Erzählung der Königin von Saba auf dem kanaanäischen Brauch der Heiligen Hochzeit. Das würde insbesondere erklären, warum die christlichen Äthiopier den Ursprung ihres Herrscherhauses aus einer unehelichen Beziehung zwischen Makeda und Salomo, aus der der legendäre König Menilek I. hervorging, ableiten.

Im Mai 2008 haben Archäologen der Universität Hamburg in Dungur bei Aksum Überreste eines Palastes unter neueren Palaststrukturen gefunden, der angeblich der sagenumwobenen Königin gehört haben soll, und über denen ihr Sohn Menelik einen jüdischen Tempel für die Bundeslade erbaut haben soll [1]. In der Fachwelt, u.a. an der Universität Hamburg, wird diese Interpretation des Fundes aber allgemein abgelehnt oder zumindest kritisch kommentiert[2]. Der Leiter der Ausgrabung, Ziegert, beruft sich auf mündliche Traditionen, die den Ort des Palastes der Königin von Saba in Aksum lokalisieren. Diese Traditionen können aber neueren Datums sein; der Ort der Ausgrabung wurde möglicherweise sogar erst mit Beginn der ersten Entdeckung der Palastreste in den 1970er Jahren mit der Legende der Königin von Saba in Verbindung gebracht. Die angeblich 3000 Jahre alte Überlieferung verweist außerdem nach Ziegert auf ein antikes Judentum in Äthiopien, von dem jedoch weder durch Inschriften, Schriftstücke oder Sprachreste (Lehnworte) irgendwelche Spuren nachweisbar sind. Im Gegenteil gibt es aus der Zeit vor der Christianisierung ausschließlich religiöse Kultstätten, die mit südarabischen Religionen in Verbindung stehen. Daher ist die Fachwelt längst dazu übergegangen, die Überlieferung eines alten äthiopischen Judentums für eine wesentlich neuere, politisch motivierte Konstruktion des Mittelalters zu halten. Die angebliche Ausrichtung der Fundstätte auf den Stern Sirius obendrein spricht geradezu gegen eine Zuschreibung der Palaststrukturen zum Judentum, da ein Sirius-Kult im Judentum eben keine besondere Rolle gespielt hat. Es gibt im übrigen auch sonst keine archäologischen Belege, die für die Existenz der Königin oder Menelik sprechen.

Literatur

  • Rolf Beyer: Die Königin von Saba, Engel und Dämon. Der Mythos einer Frau. Lübbe, Bergisch Gladbach 1988, ISBN 3-7857-0449-6
  • Nicholas Clapp: Die Königin von Saba. Rütten und Loening, Berlin 2002, ISBN 3-352-00639-3
  • Werner Daum (Hrsg.): Die Königin von Saba: Kunst, Legende und Archäologie. Belser, Stuttgart 1988, ISBN 3-7630-1748-8
  • Daniel Friedmann: Les enfants de la reine de Saba - les juifs d'Éthiopie (Falachas): histoire, exode et intégration. Éd. Métailié, Paris 1994, ISBN 2-86424-185-4
  • Oleg V. Volkoff: D'où vint la reine de Saba ? Institut Français d'Archèologie Orientale, Le Caire 1971
  • Annelies Glander: The Queen of Sheba's Round Table, a Study of the Most Favoured Daughters of Eve. Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-631-52939-2
  • Alice Jankowski (Hrsg.): Die Königin von Saba und Salomo. Buske, Hamburg 1987, ISBN 3-87118-792-5
  • Dierk Lange: Äthiopien im Kontext der semitischen Welt. Die Königin von Saba als kanaanäische Liebesgöttin. In: H. P. Hahn, G. Spittler: Afrika und die Globalisierung. Münster 1999, 269-277
  • Jacob Lassner: Demonizing the Queen of Sheba. Boundaries of Gender & Culture in Postbiblical Judaism & Medieval Islam. University of Chicago Press, Chicago 1993, ISBN 0-226-46915-8
  • H. St. John Philby: The Queen of Sheba. Quartet Books, London 1981
  • James B. Pritchard (Hrsg.): Solomon and Sheba. Phaidon, London 1977, ISBN 0-7148-1613-2
  • Roswitha G. Stiegner: Die Königin von Saba in ihren Namen. dbv, Graz 1977 (Dissertation der Universität Graz 1977)
  • Barbara Black Koltuv: Solomon und die Königin von Saba. Verlag J.R. Ruther, 1995, ISBN 3-929588-07-2

Siehe auch

Weblinks

Quellen und Anmerkungen

  1. Vgl. die Presseerklärung der Universität Hamburg, Pressestelle: http://www.verwaltung.uni-hamburg.de/pr/2/21/pm/2008/pm48.html
  2. http://www1.uni-hamburg.de/ethiostudies/saba.html


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