Makiguchi Tsunesaburo

Makiguchi Tsunesaburo
Makiguchi Tsunesaburō, Gründer und erster Präsident der Soka Gakkai

Makiguchi Tsunesaburō (jap. 牧口 常三郎; * 6. Juni 1871 in Kashiwazaki, Präfektur Niigata, Japan; † 18. November 1944, Tokio) war Philosoph und Pädagoge. Er war Gründer und erster Präsident der Soka Kyoiku Gakkai, der heutigen Sōka Gakkai International (SGI).

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Adoptiert von der Familie Makiguchi, zog Tsunesaburō im Alter von 14 Jahren auf Japans nördlichste Insel Hokkaidō. Seinen Schulabschluss machte er an einer Schule in Sapporo, der heutigen Hokkaido University of Education. Seine erste Anstellung erhielt er als Assistenz-Lehrer an einer Grundschule die seiner Alma Mater angegliedert war. Später unterrichtete er als Lehrer an einer Höheren Schule und arbeitete als Internats-Direktor. Nach seinem Umzug in die Hauptstadt Tokio arbeitete er von 1913 bis 1932 als Rektor an sechs verschiedenen Grundschulen.

Wertetheorie und Erziehungsansätze

Während dieser Jahre entwickelte Makiguchi zahlreiche Betrachtungen über das Verhältnis von Leben und Erziehung, formulierte seine Theorie der Schaffung von Werten, des individuellen Glücks und des Wohlstandes der Gesellschaft.

Sein erstes Buch A Geography of Human Life veröffentlichte er 1903. Darin entwickelte er einzigartige und fortschrittliche Thesen über die Beziehung von individuellem Leben und geographischer Heimat. Er reflektiert darin unter anderem seine Überzeugung, dass alle Menschen miteinander verbunden sind.

Ab 1930 veröffentlichte er innerhalb von fünf Jahren das vier Bände umfassende Soka Kyoikugaku Taikei (System der werteschaffenden Erziehung). Auf der Grundlage seiner langjährigen Erfahrung als Erzieher verdeutlichen diese Publikationen seine scharfsinnigen Beobachtungen und visionären Ansätze zur Reform des japanischen Erziehungs-Systems.

Ein Beispiel seiner Vorschläge ist die Schaffung eines Erziehungs-Systems, das eine Partnerschaft zwischen Schule, Familie und Gemeinschaft enthält, die jeweils Verantwortung für einen speziellen Teil der Erziehungs-Aufgabe übernehmen. In seinem Ansatz würde ein Jugendlicher einen halben Tag in der Schule verbringen und die zweite Tageshälfte in der Lehre oder bei anderen Arbeitsaktivitäten zuhause oder in der Gesellschaft. Diese Aktivitäten orientieren sich dabei an der Veranlagung und den individuellen Bedürfnissen des Jugendlichen. Makiguchi versprach sich von diesem Lehransatz einen grundlegenden Wandel vom gelangweilten, apathischen Schüler hin zum selbstbestimmten und motivierten Studenten.

Die Theorie und Praxis der werteschaffenden Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, im einzelnen Schüler die höchste Wertschätzung für das Leben zu verankern, weckte auch das Interesse von Erziehern außerhalb Japans. Die Soka Kyoikugaku Taikei wurde inzwischen in englisch, portugiesisch, französisch und vietnamesisch übersetzt.

Die Soka Kyoiku Gakkai

1921, im Alter von 50 Jahren hatte Makiguchi seinen ersten Kontakt mit der Philosophie des Buddhismus Nichirens. Er erkannte dessen tiefgründige Bedeutung und gesellschaftliches Potenzial als eine Lehre, mit der im täglichen Leben große Veränderungen erzielt und nachhaltige Werte erschafft werden können.

Jōsei Toda und Makiguchi

1928 begann er, zusammen mit seinem Freund und Schüler Jōsei Toda, aktiv den Buddhismus Nichirens zu praktizieren. Durch den Buddhismus Nichirens inspiriert, führte er sein Leben in eine neue, weitere Dimension. Er entwickelte die Grundlage dafür, den Buddhismus von einer weltabgewandten Theorie zu einer alltagstauglichen Lebensphilosophie zu machen. Dies bewegte ihn am 18. November 1930 zur Gründung der Soka Kyoiku Gakkai (Werteschaffenden Erziehungsgesellschaft), der Vorgänger-Gemeinschaft der heutigen Soka Gakkai International (SGI). Makiguchi initiierte damit eine neuartige, volksnahe Friedensbewegung, die auf den grundlegend humanitären Ansätzen und einem tiefen Verständnis des Buddhismus Nichirens beruhen.

Während des Zweiten Weltkrieges widersetzte er sich entschlossen dem Druck der totalitären japanischen Militärregierung. Diese wollte über die Doktrin des Staats-Shinto strikte Kontrolle über Religion und öffentliche Meinung gewinnen, um sie für ihre Kriegszwecke zu missbrauchen. Makiguchi wurde überwacht und die öffentlichen Treffen der Soka Kyoiku Gakkai regelmäßig von der Staatspolizei kontrolliert. Ohne sich davon einschüchtern zu lassen, organisierte er weiter buddhistische Versammlungen und hielt Vorträge über das Lotos-Sutra und den Buddhismus Nichirens. Darüber hinaus rügte er sehr streng die Haltung der Nichiren Shoshu Priesterschaft. Die war bereit, dem politischen Druck nachzugeben und, für ihr persönliches Schicksal, gefügige Kompromisse mit der Regierung einzugehen.

Am 6. Juli 1943 wurde Makiguchi, zusammen mit Josei Toda, als „Gedankenkrimineller“ festgenommen und inhaftiert. Obwohl zermürbend scharfen Verhören ausgesetzt, gab er seine Überzeugung nicht auf. Stattdessen verteidigte der inzwischen 72 jährige vehement den Wert der Religionsfreiheit als das fundamentalste aller Menschenrechte. Am 18. November 1944 starb er an den Folgen der über einjährigen Einzelhaft und Unterernährung im Gefängnis von Sugamo.

Literatur

  • Tsunesaburo Makiguchi, Dayle M. Bethel (Herausgeber): A Geography of Human Life. Caddo Gap Pr, 2002. ISBN 188019242X
  • Namrata Sharma: Value Creators in Education. Japanese Educator Makiguchi and Mahatma Gandhi and Their Relevance for Indian Education. Regency Publications 2002, ISBN 8186030603
  • Tsunesaburo Makiguchi, u. a.: Education for Creative Living. Ideas and Proposals of Tsunesaburo Makiguchi. Iowa State Pr 1989, ISBN 0813803926
  • Dayle M Bethel: Makiguchi the Value Creator. Revolutionary Japanese Educator and Founder of Soka Gakkai. Weatherhill 1973, ISBN 0834800772

Weblinks

Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Makiguchi ist hier somit der Familienname, Tsunesaburō ist der Eigenname.

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