Malabarische Sprache

Malabarische Sprache
Malayalam (മലയാളം)

Gesprochen in

Indien; (Kerala, Lakshadweep, Mahé)
Sprecher 33 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Indien, Bundesstaaten Kerala, Lakshadweep und Puducherry
Sprachcodes
ISO 639-1:

ml

ISO 639-2:

mal

ISO 639-3:

mal

Malayalam (മലയാളം malayāḷaṁ) ist eine Sprache aus der dravidischen Sprachfamilie. Sie wird von 33 Millionen Menschen vor allem im Bundesstaat Kerala an der Südwestküste Indiens gesprochen und ist nah mit dem Tamil verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Sprachverwandtschaft und Geschichte

Malayalam gehört zur Familie der hauptsächlich in Südindien verbreiteten dravidischen Sprachen. Neben Tamil, Telugu und Kannada ist Malayalam eine der vier großen dravidischen Sprachen. Innerhalb dieser Sprachfamilie gehört Malayalam zum süddravidischen Zweig. Der nächste Verwandte des Malayalam ist Tamil, aus dem es sich erst zwischen 800 und 1000 n. Chr. als eigenständige Sprache entwickelte. Als ältestes Sprachzeugnis des Malayalam gilt die Vazhappalli-Inschrift aus dem 9. Jahrhundert. Das älteste literarische Werk ist das Ramacharitam aus dem 12. Jahrhundert. Die erste Malayalam-Grammatik, das Lilatilakam wurde im 14. Jahrhundert auf Sanskrit verfasst. Anders als das nah verwandte Tamil und noch stärker als die übrigen dravidischen Literatursprachen Telugu und Kannada ist Malayalam stark durch Sanskrit, die klassische Sprache des Hinduismus, beeinflusst worden.

Der Name Malayalam leitet sich von den Wörtern malai „Berg“ und āḷ „Mann“ oder āḻam „Tiefe, Ozean“ ab und bedeutet demnach entweder „Bergbewohner“ oder „Land zwischen Bergen und Ozean“.[1] Tatsächlich erstreckt sich das Malayalam-Sprachgebiet in Kerala zwischen den Westghats und dem Arabischen Meer. Ein Sprecher des Malayalam heißt „Malayali“.

Geografische Verbreitung

Malayalam hat laut der indischen Volkszählung von 2001 rund 33 Millionen muttersprachliche Sprecher.[2] Das Verbreitungsgebiet der Sprache umfasst den Bundesstaat Kerala und die im Arabischen Meer gelegenen Inselgruppen der Lakkadiven und Amindiven. Außerdem ist Malayalam in den angrenzenden Gebieten des Nachbarbundesstaats Tamil Nadu (Distrikt Kanyakumari) verbreitet. Zuwanderungsbedingt gibt es heutzutage größere Zahlen von Malayalam-Sprechern in anderen Teilen Indiens sowie unter den Auslandsindern in den Golfstaaten, Großbritannien und den USA.

In Kerala, dem Unionsterritorium Lakshadweep und in der zu Puducherry gehörenden Enklave Mahé dient Malayalam als Amtssprache. Daneben ist es auf überregionaler Ebene als eine von 22 Nationalsprachen Indiens anerkannt.

Schrift

Das Wort Malayalam in Malayalam-Schrift

Wie viele indische Sprachen besitzt Malayalam eine eigene Schrift, die Malayalam-Schrift. Diese gehört zur Familie der indischen Schriften. Mit den übrigen Schriften Indiens, Tibets und Südostasiens teilt sie den gemeinsamen Ursprung von der Brahmi-Schrift aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. und ein gemeinsames Funktionsprinzip: Es handelt sich bei ihnen um eine Zwischenform aus Alphabet und Silbenschrift, sogenannte Abugidas, bei denen jedes Konsonantenzeichen einen inhärenten Vokal a besitzt, der durch diakritische Zeichen modifiziert werden kann. Die Malayalam-Schrift entwickelte sich im 8. Jahrhundert über die Grantha-Schrift aus einer südindischen Brahmi-Variante.

Phonologie

Bei der Phonologie des Malayalam ist zwischen einheimischen Kerninventar und den aus dem Sanskrit übernommenen Phonemen zu unterscheiden. Bei einheimischen Wörtern sind Stimmlosigkeit bzw. Stimmhaftigkeit sowie Aspiration nicht bedeutungsunterscheidend. Dafür haben die Plosive (Verschlusslaute) eine große Zahl an Allophonen, d. h. sie werden in Abhängigkeit von ihrer Position im Wort unterschiedlich ausgesprochen. Am Wortanfang und in Verdopplung werden sie stimmlos, nach Nasalen stimmhaft und zwischen Vokalen stimmhaft und spirantisiert gesprochen. Diese Allophone werden bei einheimischen Wörtern nicht in der Schrift gekennzeichnet, obwohl die Malayalam-Schrift durchaus unterschiedliche Zeichen für stimmlose und stimmhafte Plosive besitzt.

Ein auffälliges Merkmal des Malayalam ist die Unterscheidung der Plosive und Nasale nach sechs Artikulationsorten (labial, dental, alveolar, retroflex und velar). Während der Kontrast von dentalen und retroflexen Lauten für die Sprachen Südasiens typisch ist, ist die dreifache Unterscheidung dental-alveolar-retroflex äußerst selten. Der alveolare Plosiv [t] kommt nur in Verdopplung bzw. als stimmhafte Variante [d] nach dem entsprechenden Nasal vor. Intervokalisch wird er als Vibrant [r] realisiert, der vom Flap [ɾ] unterschieden wird. Der alveolare Nasal [n] wird in der Schrift nicht vom dentalen Nasal [] unterschieden, obwohl diese beiden Phoneme in Verdopplung kontrastieren (vgl. പന്നി panni [ˈpʌn̪ːi] „Schwein“ und കന്നി kanni [ˈkʌnːi] „erster“).

Anders als im nah verwandten Tamil werden Sanskrit-Lehnwörter weder in der Schreibweise noch in der Aussprache (zumindest von gebildeten Sprechern) an die Malayalam-Phonologie angepasst. Da im Sanskrit zwischen stimmlosen, stimmhaften, stimmlos-aspirierten und stimmhaft-aspirierten Plosiven unterschieden wird, vergrößert sich das Konsonanteninventar des Malayalam durch die aus dem Sanskrit übernommenen Phoneme beträchtlich.

Literatur

  • Ampattu Paily Andrewskutty: Malayalam: an intensive course. Trivandrum: Dravidian Linguistic Association, 1978.
  • Michail S. Andronov: A grammar of the Malayalam language in historical treatment. Wiesbaden: Harrassowitz, 1996.
  • Ronald E. Asher, T. C. Kumari: Malayalam. London: Routledge, 1997.
  • Leonhard Johannes Frohnmeyer: A progressive grammar of the Malayalam language for Europeans. Mangalore: Basel Mission Book & Tract Depoitory, 1889.
  • Christina Kamp, Jose Punnamparambil: Malayalam für Kerala Wort für Wort. Kauderwelsch Sprechführer Bd. 178, Bielefeld: Reise Know How Verlag, 2005.
  • Nagamangala Dasappa Krishnamurthy, Harihara Parameswaran, Uliyar Padmanabha Upadhyaya: Conversational Malayalam: a microwave approach. Bangalore: N. D. K. Inst. of Languages, 2005.
  • Rodney F. Moag: Malayalam: a university course and reference grammar. Ann Arbor, Mich.: Center for South and Southeast Asian Studies, Univ. of Michigan, 1980.
  • I. Vi. En. Namputiri: A brief history of Malayalam language. Thiruvananthapuram: International Centre for Kerala Studies, Univ. of Kerala, 2004.
  • B. Syamala Kumari: An intensive course in Malayalam. Mysore: Central Inst. of Indian Languages, 1981.

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Malayalam

Einzelnachweise

  1. Bhadriraju Krishnamurti: The Dravidian Languages, Cambridge 2003, S. 21.
  2. Indischer Zensus 2001

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