Malawi-See

Malawi-See
Malawisee
Malawisee aus dem Orbit
Malawisee aus dem Orbit
Geographische Lage: Ostafrika
Abflüsse: Shire
Daten
Koordinaten 12° S, 34° O-12.18333333333334.366666666667474Koordinaten: 12° S, 34° O
Malawisee (Malawi)
DEC
Malawisee
Höhe über Meeresspiegel 474 m
Fläche 29.600 km²dep1
Seelänge 570 km
Seebreite 75 km
Volumen 8.400 km³dep1
Maximale Tiefe 704 mdep1
Mittlere Tiefe 292 mdep1
Besonderheiten Fischartenreichster See der Erde

Der Malawisee (früher Nyasasee, yao nyasa „See“) in Ostafrika ist der neuntgrößte See der Erde. Sein Abfluss ist der Shire. Die Anrainerstaaten des Sees sind Tansania, Malawi und Mosambik.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Lage des Malawisees im Süden des ostafrikanischen Grabenbruchsystems

Mit einer Länge von 560 km, einer Breite bis zu 80 km (durchschnittlich 50 km) und einer Tiefe von bis zu 704 m ist der Malawisee einer der größten Afrikanischen Großen Seen im Ostafrikanischen Grabenbruch. Er wird dort hinsichtlich seiner Fläche nur vom Tanganjikasee und vom Viktoriasee übertroffen.

Unterwasseraufnahme von Buntbarschen (Mbuna) im Malawisee in ihrem Biotop, dem Felslitoral

Der Malawisee ist für seinen Artenreichtum an maulbrütenden Buntbarschen bekannt (Artenschwarm). Viele sind beliebte Aquarienfische. Für die menschliche Ernährung von Bedeutung sind der Chambo, eigentlich vier Buntbarscharten, und der Kampango, eine Welsart (Bagrus meridionalis), die auch exportiert werden. Allerdings wird nur der südlichste Teil des Malawisees wirtschaftlich nach ihnen befischt. Auch Fischer in Pirogen angeln nach ihnen, nicht jedoch in markttauglichen Mengen. Zum Schutz der Brutstätten der Fische wurde 1980 am Südufer des Sees bei Monkey Bay der Malawisee-Nationalpark eingerichtet, der seit 1984 auch auf der Liste des UNESCO-Weltnaturerbe steht.

Das Wasser des Sees ist kristallklar. Mitunter lässt sich bis auf den Grund schauen. Unzählige Seeadler leben am Malawisee. Zu achten ist vor allem auf Flusspferde, die zu Wasser wie zu Lande sehr beweglich und schnell sind. Sie sind zwar Pflanzenfresser, greifen Menschen aber an, wenn sie ihnen den Fluchtweg ins offene Wasser abschneiden. Sie versuchen ihre Opfer unter Wasser zu ziehen und zu ertränken. Es kommen jedes Jahr mehr Menschen durch Nilpferde zu Tode als durch Krokodile, die im fischreichen See genug Nahrung finden. Wer zu kleineren, unbewohnten Inseln fährt, sollte auf Wildtiere gefasst sein, darunter Seepythons und große Warane. An bewohnten Stellen ist der See vergleichsweise ungefährlich.

Der Kontrast zu den Granitformationen ist im südlichen Teil des Sees oft bizarr. Nach Norden hin werden die Ufer steiler. Ganz im Norden ragen auf tansanischer Seite die Livingstone-Berge mit Steilwänden bis zu fast 2.500 m Höhe direkt aus dem See. Hier können sehr starke Winde mit hohem Wellengang und tückische Fallwinde auftreten. Wer hier segelt oder windsurft, muss diese Gefahren beachten. Die gegenüberliegende malawische Seeseite zwischen Karonga und Chilumba ist weit weniger schroff als die zwischen Chilumba und Nkhata Bay.

Tourismus

Seepanorama von der Insel Likoma aus gesehen

Auf dem Malawisee findet Passagier- und Frachtverkehr mit der MS Ilala statt. Die Häfen sind von Süden nach Norden: Monkey Bay, Chipoka, Makanjila, Nkhotakota, Nkhata Bay, Mphandi Port, Ruarwe, Charo, Mlowe, Chilumba, Kambwe bei Karonga. Die Hin- und Rückfahrt Monkey Bay-Karonga dauert fünf Tage. Von Nkhata Bay werden zweimal wöchentlich die Inseln Chizumulu und Likoma angelaufen.

Der Distrikt Mangochi bietet mit zahlreichen Hotels, Lodges und Camps für Touristen die beste Infrastruktur. Weiter nördlich befindet sich der Badeort Senga mit ähnlich gutem, doch weit weniger umfassendem Angebot. Bei Rucksacktouristen haben sich Nkhata Bay und Cape MacLear als Ziele etabliert.

Monkey Bay am Südufer des Malawisee mit ortstypischen Booten

Der Malawisee ist nur teilweise frei von Bilharziose. Als Grund für das im Vergleich zu anderen afrikanischen Seen geringere Vorkommen von Schistosoma-Larven im Wasser wird ein hoher Magnesiumgehalt des Wassers vermutet, aber auch, weil Buntbarsche Schnecken, also das Wirtstier des Schistosomiasis-Erregers fressen. Es handelt sich um Spekulationen. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommen Schistosoma allgemein in seichtem Wasser und an Flussmündungen zahlreicher vor, als an Sandstränden, in bewegtem und in tiefem Wasser. Für den Malawisee wurden bei Wasseruntersuchungen regional, abhängig von der Ufervegetation, Wassertiefe und anderen Faktoren unterschiedliche Konzentrationen des Erregers festgestellt. Jährlich werden zahlreiche Einheimische und Touristen von Schistosoma infiziert, wobei das höchste Risiko einer Erkrankung um Cape MacLear besteht.[1] Vor 1985 waren die offenen Teile des Sees frei von Schistosomiasis-Erregern, seitdem hat deren Vorkommen, vor allem im Süden, stark zugenommen. Möglicherweise ist die Überfischung der Buntbarsche eine Ursache.[2]

Geschichte

In der Kolonialzeit wurde eine Eisenbahnlinie von Mtwara am Indischen Ozean nach Mbamba Bay am Malawisee geplant, doch wurde der Plan nicht verwirklicht. Heute gibt es noch immer Pläne, die Eisenbahnstrecke, die sogenannte Mtwara Development Corridor zu bauen, um Kohlevorkommen im Mchuchuma-Katewakegebiet zu erschließen sowie eine alternative Seeverbindung für Malawi zu schaffen.

Nkhotakota ist einer der ältesten Marktplätze Afrikas südlich der Sahara. Seine Geschichte ist wenig erforscht.

Bei Karonga liegt der Fundort des ältesten zur Gattung Homo gestellten Fossils, das bisher von Paläoanthropologen entdeckt wurde. Der mehr als zwei Millionen Jahre alte, bezahnte Unterkiefer erhielt die Archivnummer UR 501 und wurde von seinem Entdecker, Friedemann Schrenk, als Homo rudolfensis eingeordnet.

Einzelnachweise

  1. Martin J. Genner und Ellinor Michel: Fine-scale habitat associations of soft-sediment gastropods at Cape MacLear, Lake Malawi. Journal of Molluscan Studies, London 2003
  2. J.R. Stauffer, H. Madsen, K. McKaye u.a.: Schistosomiasis in Lake Malawi: Relationship of Fish and Intermediate Host Density to Prevalence of Human Infection. EcoHealth Journal 2006

Weblinks


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