Aouita

Aouita
Saïd Aouita, 1987

Saïd Aouita (* 2. November 1959 in Kenitra) ist ein ehemaliger marokkanischer Leichtathlet, Weltrekordhalter und Gewinner des 5000-Meter-Laufs bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles und den Leichtathletikweltmeisterschaften 1987.

Saïd Aouita dominierte während der 1980er Jahre die Mittelstreckendistanzen zwischen 800 und 5000 Meter. Da er auch über 10000 m und 3000 m Hindernis in der erweiterten Weltspitze war, bezeichnet man ihn oft als den Zehnkämpfer unter den Langstreckenläufern. Bis heute gelang es nur Aouita 800 m unter 1:44 Minuten, 1500 m unter 3:30 Minuten, 3000 m unter 7:30 Minuten und 5000 m unter 13:00 Minuten zu laufen. Er gewann Rennen gegen die Olympiasieger Joaquim Cruz (800 m), Peter Rono (1500 m), John Ngugi (5000 m) und Alberto Cova (10000 m) auf ihren jeweiligen Spezial-Distanzen.

Aouitas erster großer Erfolg gelang ihm bei den Leichtathletikweltmeisterschaften 1983 in Helsinki über 1500 m. Im Finallauf zeigte Aouita aber noch taktische Schwächen und musste Steve Cram und Steve Scott den Vortritt lassen. Daraufhin entschloss sich Aouita im folgenden Jahr bei den Olympischen Spielen über 5000 m anzutreten. Das 5000-Meter-Finale wurde bei einem hohen Tempo zunächst von Antonio Leitão aus Portugal angeführt. In der letzten Runde gelang es Aouita, Leitão im Sprint zu überholen.

In der nächsten Saison stellte Aouita zwei Weltrekorde auf: 5000 m in 13:00,40 Minuten am 27. Juli in Oslo und 1500 m in 3:29,46 Minuten am 23. August in Berlin. Vorausgegangen war Aouitas bitterste Niederlage (und eine von nur vier in 119 Rennen zwischen 1983 und 1990). In einem 1500-Meter-Rennen in Nizza am 16. Juli hatte Steve Cram den Weltrekord gebrochen und war als erster Mensch unter 3:30 Minuten geblieben. Aouita blieb nur Rang zwei, obwohl er in diesem Rennen die letzten 100 m in 13,0 Sekunden lief und Cram fast noch geschlagen hätte, was seinen Ruf als Superspurter begründete. 1986 gewann Aouita den IAAF Grand Prix. 1987 gelang es ihm auch den von Steve Cram gehaltenen Weltrekord über 2000 m in einer Zeit von 4:50,81 Minuten zu brechen. Nur sechs Tage später verbesserte er seinen eigenen Weltrekord über 5000 m und lief als erster Mensch diese Distanz unter 13 Minuten in 12:58,39 Minuten.

Bei der WM 1987 über 5000 m lief John Ngugi aus Kenia zunächst ein moderates Tempo. Aouita vertraute auf seine höhere Endgeschwindigkeit und entschied das Rennen nach einem Massensprint auf der letzten Runde in einer Zeit von 13:26,44 Minuten für sich.

Bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul, Südkorea, versuchte er das Double, allerdings nicht wie im Vorfeld erwartet über 5000 m und 10000 m, sondern über 800 m und 1500 m. Zwar gelang es ihm, bis ins Finale des 800-Meter-Laufs zu kommen, aufgrund einer Verletzung musste er sich schließlich aber mit der Bronzemedaille zufrieden geben. Aouita ist damit der einzige Athlet in der Geschichte der Olympischen Spiele, der Medaillen im 800- und im 5000-Meter-Lauf gewann. Wegen der Verletzung konnte er zum Halbfinale über 1500 m nicht mehr antreten. Die Hallenweltmeisterschaften des folgenden Jahres über 3000 m konnte Aouita für sich entscheiden. In der Freiluftsaison gelang es ihm endlich, den Weltrekord von Henry Rono über 3000 m, den er mehrfach vergeblich attackiert hatte, zu brechen. Auch hier betrat er in 7:29,45 Minuten als erster Mensch unter 7:30 Minuten Neuland. Mit Beginn der 1990er Jahre häuften sich allerdings die Verletzungen und Aouita konnte nicht mehr an alte Zeiten anknüpfen. 1991 erreichte er bei der WM in Tokio lediglich einen 11. Platz über 1500 m. 1992 meldete er sich noch einmal mit einem Hallenweltrekord über 3000 m (7:36,66 Minuten) zurück, der ihm jedoch von der IAAF aberkannt wurde, weil Aouita eine Bahnbegrenzungsmarke übertreten hatte. Weitere Comeback-Versuche 1993 und 1995 scheiterten.

Saïd Aouita gehört zu den großen Legenden im Mittel- und Langstreckenlauf. Er hielt zeitweise die Landesrekorde von Marokko auf sämtlichen Strecken von 800 m bis 10000 m inklusive 3000 m Hindernis. In der "ewigen" Weltbestenliste rückte er zu unterschiedlichen Zeitpunkten seiner Karriere bis auf folgende Positionen vor: 800 m (13); 1000 m (6); 1500 m (1); 1 Meile (2); 2000 m (1); 3000 m (1); 2 Meilen (2); 5000 m (1); 10000 m (6); 3000 m Hindernis (82). Eine halbwegs vergleichbare Bandbreite kann in der Geschichte der Leichtathletik einzig der Kenianer Kipchoge Keino vorweisen.

Nach dem Ende seiner Karriere versuchte sich Aouita mit mäßigem Erfolg als Nationaltrainer in seinem Heimatland und später in Australien. Seine Zeit in Australien endete 2004, nachdem er von einem seiner Athleten, Mark Fountain, beschuldigt wurde, ihn zum Konsum von Wachstumshormonen aufgefordert zu haben. Eine Untersuchung konnte den Verdacht nicht erhärten, doch Aouita trat zurück. Im Februar 2006 wurden die damals gemachten Anschuldigungen von einer weiteren australischen Leichtathletin, der Hindernisläuferin Melissa Rollison, bestätigt. Eine Wiederaufnahme der Untersuchung ist zu erwarten.

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