Malthus

Malthus
Thomas Malthus

Thomas Robert Malthus (* 14. oder 17. Februar[1] 1766 in Rookery bei Guildford; † 23. Dezember 1834 in Bath) war ein britischer Ökonom. Er kann zur klassischen Nationalökonomie gezählt werden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Thomas Malthus, geboren in Surrey, einer Grafschaft südlich von London, britischer Nationalökonom und Sozialphilosoph, war ab 1797 anglikanischer Pfarrer und ab 1806 Professor für Geschichte und politische Ökonomie an dem Haileybury College. Bekannt wurde Malthus vor allem durch seine Bevölkerungstheorie, die er in zwei Werken 1798 ("An Essay on the Principle of Population") und 1820 ("Principles of Economics") entwickelte. Es erfolgten jeweils fünf Auflagen seiner Essays. Jedoch unterscheiden sich ab der zweiten Auflage die Essays nur noch in Details. Er gilt als Pessimist innerhalb der Klassischen Nationalökonomie.

Malthus' Bevölkerungstheorie

Malthus veröffentlichte seine Bevölkerungstheorie 1798 im Buch Essay on the Principle of Population. Dort steht die Überbevölkerung als Problem einer sich entwickelnden Ökonomie und Gesellschaft im Zentrum seiner Überlegungen. Malthus geht davon aus, dass die Bevölkerungszahl exponentiell steige, die Nahrungsmittelproduktion in derselben Zeit aber nur linear. Dies folgt aus einfachen mathematischen Überlegungen. Wenn ein Paar vier Kinder hat und diese wieder vier Kinder pro Paar, so wächst die Bevölkerung immer schneller, die Bevölkerung verhält sich wie Zinseszinsen. Eine Steigerung der Lebensmittelproduktion folgt aber nicht dem gleichen Prinzip. Durch verbesserte Bewässerung steigt die Produktivität um 20%. Dieser Zuwachs erzeugt aber keinen weiteren Zuwachs mehr. Diese Annahme gilt nur, wenn das Bevölkerungswachstum nicht gebremst wird durch Kriege, Krankheiten, Familienpolitik usw. Die erheblichen sozialen Probleme seiner Zeit betrachtete Malthus in erster Linie als Folgen einer zu großen Bevölkerung. Seine Theorie hatte zu seiner Zeit großen Einfluss auf die Sozialwissenschaften. Seine Vorhersagen treffen zumindest jedoch für die heutige[2] industrialisierte Gesellschaft nicht zu. Trotzdem wird in der wissenschaftlichen Diskussion seine Theorie immer wieder aufgegriffen, da sie zum ersten Mal - nach der Veröffentlichung von Johann Peter Süßmilch Die göttliche Ordnung in den Veränderungen des menschlichen Geschlechts aus der Geburt, dem Tode und der Fortpflanzung desselben aus dem Jahre 1741 - die grundlegenden, bis heute ungelösten Fragen im Kontext der globalen Grenzen des Wachstums (siehe Wirtschaftswachstum und Club of Rome) des anhaltenden Bevölkerungswachstums und der begrenzten Tragfähigkeit der Erde thematisiert hat. Diese Ideen Malthus' wurden als Bevölkerungsgesetz bekannt. Jared Diamond ist zum Beispiel der Ansicht, dass der Völkermord in Ruanda ein Ergebnis dieses Bevölkerungsgesetzes war.

Malthus war der Inhaber des weltersten Lehrstuhls für politische Ökonomie, der 1805 am College der East India Company im englischen Haileybury eingerichtet wurde.

Malthus' zweites Hauptwerk

Im zweiten Hauptwerk Principles of Political Economy ("Grundsätze der politischen Ökonomie") von 1820 macht er eine grundlegende Untersuchung über Wert, Grundrente, Arbeit und Arbeitslohn, um die Faktoren benennen zu können, die auf den Wohlstand eines Volkes einwirken. Vor Malthus ging man generell davon aus, dass mit wachsender Bevölkerung eine größere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes erreicht wird. Aus der malthusianischen Bevölkerungstheorie ergibt sich allerdings, dass das Bevölkerungswachstum stärker als das wirtschaftliche Wachstum ist und es somit zu Verarmung und Verelendung des Landes kommt. Malthus steht hier im Widerspruch zu den Ausführungen seines Freundes und wissenschaftlichen Rivalen David Ricardo und schreibt im Sinne der wirtschaftlichen Analysen von Adam Smith. Diese wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung der Bevölkerungstheorie von Malthus wird auch als Bevölkerungsfalle interpretiert. Der Biologe Charles Darwin wurde sehr stark von Malthus beeinflusst. Er übernahm viele Aspekte seiner Theorie für die Entwicklung seiner Evolutionstheorie. Berühmtheit erlangte ferner ein Briefwechsel mit Jean-Baptiste Say.

Ausgehend von der auch heute gültigen Annahme, dass die Hebung des allgemeinen Bildungsstandards zu einem Geburtenrückgang führen werde, empfahl Malthus eine Bildungsoffensive für die unteren Schichten. Dass das nicht gegen diese Schichten gerichtet war, zeigte Malthus bereits im „Essay“ mit seinem Hinweis, dass durch Luxus entstehende Arbeit keinen Nutzen für die Armen habe, wenn sie damit keine Macht und Unabhängigkeit gewinnen könnten[3].

Maßnahmen der "Royal Commission" werden oft einem Einfluss Malthus zugeschrieben. So erfolgte die Verschärfung des workhouse test, einer Prüfung, die Bestandteil eines neuen Armengesetzes von 1834 wurde: jeder, der öffentliche Unterstützung in Anspruch nehmen musste, hatte ins workhouse zu gehen und dort hart zu arbeiten. Unterstützung fand nur, wer sich als arbeitsunfähig erwies. Es wurde auch festgelegt, dass der niedrigste Lohn für freie Arbeit (als independent labour bezeichnet) die Obergrenze für die Unterstützung sein sollte. Dieses Prinzip wurde als less eligible-Prinzip bezeichnet. Die Bestimmungen und der von den workhouses ausgehende Abschreckungseffekt diente jedoch nicht der von Malthus geforderten Stärkung der Armen durch Besitz und Unabhängigkeit, sondern der Durchsetzung der Lohnarbeit und dem Dumping der Löhne.

Quellen und Anmerkungen

  1. Brockhaus. Die Enzyklopädie in 24 Bänden. Studienausgabe. 20. Auflage. F. A. Brockhaus, Leipzig, 2001. Band 14, S. 127
  2. Eine Verringerung des Bevölkerungswachstums wurde erst kürzlich beobachtet. Das ist nicht zu verwechseln mit einem Rückgang der Bevölkerung, sondern zeigt z.B. bei der logistischen Funktion an, dass die Mitte zwischen oberer und unterer Grenze erreicht wurde. Es ist dann noch nicht eindeutig genug feststellbar, ob die Vorhersagen von Malthus falsch oder richtig sind.
  3. „The labour created by luxuries, though useful in distributing the produce of a country. without vitiating the proprietor by power, or debasing the labourer by dependence, has not, indeed, the same beneficial effects on the state of the poor.“ (T.R.Malthus: ´´An Essay on the Principle of Population´´, letzter Absatz im Kapitel 14, 1798 (erste Ausgabe), ISBN 0-19-283747-8)

Werke in deutscher Übersetzung

  • Das Bevölkerungsgesetz (übersetzt von Christian M. Barth), Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1977, ISBN 3-423-06021-2

Siehe auch

Literatur

  • Jacques Dupaquier (Hrsg.): Malthus past and present. Academic, London 1983. ISBN 0-12-224670-5
  • Patricia James: Population Malthus. His life and times. Routledge & Kegan Paul, London 1979. ISBN 0-7100-0266-1
  • William Petersen: Malthus. Heinmann, London 1979. ISBN 0-435-54800-X
  • Michael Turner (Hrsg.): Malthus and his time. Macmillan, Basingstoke 1986. ISBN 0-333-38753-8
  • Helmut Winkler: Malthus - Krisenökonom und Moralist. Studien-Verlag, Innsbruck 1996. ISBN 3-7065-1132-0

Weblinks


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