Mangrovenwald

Mangrovenwald
Mangroven auf Langkawi, Malaysia
Verbreitung von Mangrovenwäldern

Das Ökosystem Mangrove wird von Wäldern salztoleranter Mangrovenbäume im Gezeitenbereich tropischer Küsten gebildet. Weltweit gibt es etwa 15 Millionen Hektar Mangrovenwälder, also 150.000 km². [1]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung, Eigenarten und Vorkommen

Salz tritt aus den Blättern aus.

Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern verschiedener Pflanzenfamilien mit insgesamt fast 70 Arten, die sich an die Lebensbedingungen der Meeresküsten und brackigen Flussmündungen angepasst haben. Das Brack- oder Meerwasser, welchem die Bäume des Mangrovenwaldes täglich bis zum Kronenansatz ausgesetzt sind, hat ein sehr niedriges Wasserpotenzial (−20 bis −50 bar). Daher sind Anpassungen der Bäume an diese Bedingungen notwendig: Sie lagern Salz in ihre Zellen ein und gleichen somit das Potenzialgefälle aus. Einige Mangroven können genau wie die Kakteen Wasser speichern (Salzsukkulenz)[2], um hohe Salzkonzentrationen zu verdünnen. Über Salzdrüsen können sie überschüssiges Salz ausscheiden. Die mit Salz angereicherten Blätter werfen sie ab. Es gibt jedoch noch weitere morphologische Anpassungen. Da die Wurzeln von Pflanzen Sauerstoff für die Zellatmung benötigen, dieser aber in den Schlickböden nicht zur Verfügung steht, bilden die Bäume der Mangrovenwälder ein spezielles Belüftungssystem (Aerenchym). Dazu gehören auch die Lentizellen. Das sind korkverkleidete und somit wasserabstoßende Poren in der Rinde der Wurzeln. Die Wurzeln selber sind so geformt, dass sie auch bei Flut aus dem Wasser ragen. Die natürliche Verjüngung ist dadurch an die besonderen Standorteigenschaften angepasst, dass die schwimmfähigen, zigarrenförmigen Keimlinge auf den Mutterpflanzen gedeihen (Viviparie) und die zum Überleben erforderliche Höhe erreichen, bevor sie, bedingt durch ihre Größe und die mechanisch wirkenden Kräfte, abfallen und sich im Schlick verankern.[3]

Man unterscheidet West- und Ostmangroven. Erstere gedeihen an den Küsten Amerikas und Westafrikas, während Ostmangroven die Küsten Ostafrikas, Madagaskars, Indiens und Südostasiens besiedeln.[3] Während die Westmangroven mit nur sechs Baumarten relativ artenarm sind, finden sich in den Ostmangroven über 50 verschiedene Baumarten, dazu kommen spezialisierte Farne (Acrostichum), sowie die Nipapalme.[3] Aufgrund der extremen Bedingungen im Gezeitenbereich haben sich in Mangrovenwäldern verhältnismäßig produktive Gemeinschaften von hochspezialisierten Lebewesen entwickelt. Hier teilen sich Meeres- und Landorganismen den gleichen Lebensraum. Während in den oberen Stockwerken der Baum- und Strauchschicht terrestrische Organismen leben, wohnen zwischen den Wurzeln echte Meeresbewohner. Das Wurzelwerk der Mangrovenbäume und das sich zwischen den Wurzeln sammelnde Sediment sind Lebensraum und Kinderstube zahlreicher Organismen; Mangroven sind wichtige Laich- und Aufwuchsgebiete für Fische, Krebse und Garnelen, von denen einige später Korallenriffe oder andere Ökosysteme der Küstengewässer bevölkern.

Mangroven sind an Gegenden der Erde gebunden, wo ihre Aktivitätsperiode nicht durch einen kältebedingten Laubabwurf unterbrochen wird.[3] Bedingt durch den hohen Energieaufwand, den die Anpassungen der Mangrovenpflanzen an den Standort erfordern, erreichen diese Wälder oft nur Höhen von 5 bis 8 Metern, im Optimalbereich auch bis zu 20 Metern.[3] Entlang arider Küsten, auf Koralleninseln und an der nördlichen und südlichen Verbreitungsgrenze in den Subtropen entwickelt sich eine niedrige, buschartige Mangrove. Ihre größte Ausdehnung erreichen Mangrovenwälder im Bereich der Ästuare großer Flüsse in regenreichen und warmen Regionen.

Nutzen

Mangroven in Puerto Rico.

Neben Korallenriffen und den tropischen Regenwäldern zählen Mangroven zu den produktivsten Ökosystemen der Erde. In den Kronen des Mangrovenwaldes leben Reptilien und Säugetiere. Viele Wasservögel nutzen das reiche Nahrungsangebot und nisten in den Baumkronen. Das dichte Wurzelwerk der Mangroven bietet einer großen Zahl von Organismen auf engem Raum eine hohe Zahl kleinster Habitate. Die Wurzeln bieten vielen Fischen, Muscheln und Krabben einen sicheren Lebensraum und den Larven und Jungtieren vieler Arten beste Bedingungen. Auf den hölzernen Wurzeln der Bäume leben Schnecken, Algen, Austern, Seepocken und Schwämme. In tieferem Wasser leben Pistolenkrebse und Fische (z.B. Sciaenidae).

Deshalb werden viele Mangrovenwälder in Sammelwirtschaft vom Menschen genutzt (beispielsweise Mangrovenkrabben, Muscheln); daneben steht die oben erwähnte Bedeutung der Mangroven für die Fisch- und Garnelenbestände. Mangroven bieten Schutz gegen Küstenerosion. Die zerstörerische Wirkung von Flutwellen und Tsunamis[4] auf menschliche Siedlungen an der Küste kann durch davor liegende, intakte Mangrovenwälder reduziert werden.[5]

Gefährdung

Mangroven-Wälder sind in vielen Teilen der Welt vor allem durch die Anlage und Ausweitung von intensiv bewirtschafteten Garnelenzuchten („shrimp farms“) gefährdet.[6] Weil die Shrimpteiche nach nur drei bis zehn Jahren schwer mit Chemikalien verseucht sind, müssen sie nach nur wenigen Jahren wieder aufgegeben werden. Eine Wiederaufforstung mit Mangroven ist danach fast immer unmöglich. Weitere Gefährdungsursachen sind Verschmutzung durch Öl (Panama, Persischer Golf), aber auch Trockenlegung von Mangrovengebiet im Zuge des Siedlungsausbaus im Küstenbereich. Die ortsansässige Bevölkerung nutzt das Holz der Mangroven als Brennholz, zur Gewinnung von Holzkohle oder Gerbstoffen. Die Erträge der Küstenfischerei gingen überall drastisch zurück, wo die Mangrovenwälder großflächig abgeholzt wurden. Anstrengungen zur Wiederaufforstung von Mangroven werden z.B. in Vietnam, Thailand, Indien, Sri Lanka[7] und auf den Philippinen unternommen. Trotz dieser Bemühungen hält die Zerstörung von Mangrovengebieten an; der Verlust der letzten 20 Jahre beläuft sich auf 25 % der im Jahre 1980 vorhandenen Fläche.[8]

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. The world's mangroves 1980-2005. FAO Forestry Paper 153. Food and Agriculture Organization of the United Nations, Rome, 2007. S. 55, ISBN 978-92-5-105856-5. Online verfügbar
  2. http://www.down-under.org/cgi-bin/db_site.cgi/site_253/
  3. a b c d e Anton Fischer: Forstliche Vegetationskunde. Blackwell, Berlin, Wien u.a. 1995, ISBN 3-8263-3061-7. S. 101ff.
  4. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21252/1.html
  5. K. Kathiresan & N. Rajendran (2005): Coastal mangrove forests mitigated tsunami. Estuarine, Coastal and Shelf Science 65, 601-606
  6. http://www.gtz.de/de/presse/23696.htm
  7. http://www.globalnature.org/docs/02_vorlage.asp?id=23918&sp=D&m1=11088&m2=28211&m3=23910&m4=23918&m5=&domid=1011
  8. FAO (2003): Status and trends in mangrove area extent worldwide. Forest Resources Assessment Working Paper - 63.

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