- Maorikriege
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Die Neuseelandkriege, auch The Land Wars und früher auch die Māorikriege genannt, waren eine Serie von Konflikten, die sich von 1845 bis 1872 in Neuseeland ereigneten. Verwickelt in die Kriege waren die Māori, die ersten Besiedler Neuseelands, und die europäischen Siedler, auch Pākehā genannt. Die europäischen Siedler wurden von hunderten, später tausenden erfahrener britischer Soldaten unterstützt.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Der Vertrag von Waitangi, der im Jahre 1840 unterzeichnet wurde, besagte, dass die Māoristämme ungetrübten Besitz von Land, Wäldern, Fischgründen und anderer taonga haben sollten. So mancher vorherige Handel mit Land war zum Nachteil der Māori und oft auch nicht rechtens, und es wurde versucht, manche dieser Abschlüsse noch vor dem Abschluss des Vertrags durchzubringen. Um solches zukünftig zu vermeiden, regelte der Vertrag, dass Land von den Māori nur noch an die Regierung verkauft werden dürfe. Dies wiederum führte zu Unzufriedenheit unter den Siedlern, deren Siedlungen nun auf Land standen, das zumeist weiterhin den Māori gehörte. Unter dem Druck der Siedler begann die Kolonialregierung allmählich, diese Regelung zu unterlaufen und erlaubte Siedlern, sich auf Land niederzulassen, dessen Eigentumsverhältnisse nicht sicher geklärt waren. Die Māori begannen, dagegen auch gewaltsamen Widerstand zu leisten.
Konflikte
Der Wairau-Tumult
→ Hauptartikel: Wairau-Tumult
Einen der ersten Scharmützel gab es 1843, bekannt als der Wairau-Tumult, und fand im Nordosten der Südinsel ca. 10 km nördlich des heutigen Blenheim am Wairau River statt. Ausgelöst wurden die Kampfhandlungen durch Siedler aus Nelson, die Land in Besitz nehmen wollten, das ihnen eigentlich nicht gehörte. 22 Mitglieder einer Art Bürgerwehr und vier Māori wurden hierbei getötet. Unter den Getöteten war auch Arthur Wakefield, der Gründer von Nelson.
Der Fahnenmastkrieg
Erste ernste Kriegshandlungen gab es dann als sog. Fahnenmastkrieg (flagstaff war) , der sich ganz im Norden der Nordinsel, in der Gegend der Bay of Islands, abspielte, von März 1845 bis Januar 1846. Auslöser war Hone Hekes Umsägen eines britischen Fahnenmastes zum vierten Mal, was einen Affront gegen die Briten darstellte.
Feldzüge
Gefolgt wurde dieser vom Hutt Valley-Feldzug, März bis August 1846, und dem Wanganui-Feldzug, April bis Juli 1847, im Südwesten der Nordinsel. Diese beiden Konflikte waren Folge des Vordringens von Siedlern auf Māori-Land.
In diesen drei ersten Abschnitten der Neuseelandkriege kämpften die Māori jeweils nur bis zu einem Gleichstand. Sie wollten die Briten nicht schlagen oder besiegen oder aus den jungen Städten vertreiben. Demzufolge herrschte nun de facto britisches Recht in den Städten und Māori-Recht und Sitten in den ländlichen Gebieten. Es folgte eine Phase relativen Friedens und wirtschaftlicher Zusammenarbeit, von 1848 bis 1860.
Erster Taranakikrieg
Während dieser Zeit nahm die Besiedelung Neuseelands durch europäische Siedler stark zu. Fast wöchentlich erreichte nun ein Auswandererschiff aus Großbritannien Neuseeland, und um 1859 war die Zahl der Siedler ungefähr so groß wie die der Māori, ca. 60.000. Da gleichzeitig die Bevölkerung der Māori abzunehmen begann, sahen manche das Aussterben des indigenen Volkes Neuseelands als wahrscheinlich an.
Die Erinnerungen der Pākehā, also der europäischen Siedler, an die ersten Kriege verblassten allmählich. Sie versuchten mit Militärgewalt, Landverkäufe durchzusetzen, was später von Gerichten des Landes als nicht rechtens verurteilt wurde. Trotzdem kam es zum Ersten Taranakikrieg, der 12 Monate andauerte, aber keine Überlegenheit der Briten brachte. Es kam zur Vereinbarung einer Waffenruhe.
Der Waikatokrieg
Diese währte allerdings nicht sehr lange, denn viele britische Siedler wollten sich nicht damit abfinden, dass die Māori den größten Teil der Nordinsel besaßen, und im Jahr 1863 brach erneut Krieg aus, der Waikatokrieg. Beginn war die Invasion von Waikato. Auf der Seite der Kolonialregierung kämpften ca. 18.000 Soldaten, die Māori waren 4.000 bis 5.000 Mann stark. Māori waren jedoch nie ausschließlich Krieger, immer auch Sammler und Farmer und hatten Familien zu versorgen, und so kämpfte maximal die Hälfte zu einem Zeitpunkt.
Dieser Krieg einschließlich des Tauranga-Feldzugs war der schwerste der Neuseelandkriege.
Zweiter Taranakikrieg
Das Ende des Waitakokrieges hatte die fast vollständige Enteignung allen Māori-Landes zur Folge und führte daher rasch zum Zweiten Taranaki-Krieg. Dieser brachte teilweise die neuseeländische Infrastruktur zum Erliegen, so waren zuletzt praktisch alle Schulen geschlossen.
Der East Cape-Krieg
Die Zeit ab Ende 1864 bis zu Beginn 1868 war dann wieder ruhiger. Der wahrscheinlich folgenschwerste Vorfall in dieser Zeit war die Ermordung des Missionars Carl Volkner. Zudem gab es zwei ernste Konflikte zwischen Māori-Stämmen, zwischen Anhängern und Gegners von Pai Marire, einer religiösen anti-Pākehā-Gruppierung, der insbesondere die sich entwickelnde Zusammenarbeit zwischen Māori und Pākehā ein Dorn im Auge war. Diese Auseinandersetzungen sind auch bekannt als der East Cape-Krieg, was eher eine Vereinfachung darstellt, denn dieser Krieg beschränkte sich nicht auf die Ostküste der Nordinsel, wie der Name vielleicht suggeriert.
Der Te Kooti- und der Titokowaru-Krieg
Die beiden letzten Konflikte waren der Te Kooti-Krieg und der Titokowaru-Krieg. Diese fanden zu Beginn der 1870er Jahre zeitgleich statt, wurden aber unabhängig voneinander ausgefochten.
nach 1872
Danach galten die Kriege zwischen der Kolonialregierung und den einheimischen Māori zunächst als beendet. Allerdings gab es auch danach immer wieder entsprechende Konflikte und Vorfälle, wenn sie auch nicht mehr unter dem Begriff der Neuseelandkriege zusammengefasst werden. Die Invasion von Parihaka im Jahr 1881 ist ein Beispiel. Ein weiterer Vorfall in den 1890er wurde bekannt als der Dog Tax War (Hundesteuerkrieg). Die Verhaftung von Rua Kenana 1916 oder selbst die Ereignisse am Bastion Point in den 1970ern können als Teil dieser grundsätzlichen Auseinandersetzung betrachtet werden.
Nicht nur Māori gegen Pākehā
Keiner der einzelnen Kriege war einfach nur ein Zwei-Parteien-Konflikt.
Es gab immer Māori, die auch auf der Seite der Briten kämpften. Im Fahnenmastkrieg kämpfte gar eine ganze Armee Māori unter Tāmati Wāka Nene, unabhängig von den Briten, gegen Hone Heke, der ein wichtiger Gegner der britischen Kolonialregierung war. In der Schlacht von Waimate Pa waren britische Soldaten gar nicht beteiligt.
In den 1870ern, im Te Kooti-Krieg kämpften Māori als Teil der Kolonialstreitmacht. Der Stamm Ngāti Porou formte ein eigenes Regiment. Die Entscheidung, auf der Seite der Briten zu kämpfen, leitete sich jedoch von eigenen Interessen ab, die sich ändern konnten, und bedeutete keine generelle Zustimmung.
Auch die Pākehā können in zwei Gruppen geteilt werden. Ein Teil waren britische Soldaten einschließlich Australier, die für die Kämpfe oftmals erstmals ihr Heimatland verlassen hatten. Die andere Gruppe bestand aus Rekrutierungen aus den Reihen der Siedler, die somit der neuseeländischen Regierung und nicht London unterstanden.[1].
Zudem gab es durchaus Siedler, die auf der Seite der Māori kämpften und sich mit ihnen identifizierten. Sie wurden Pākehā Māori genannt, übersetzt Pākehā, die Māori geworden waren. Der vielleicht bekannteste war Kimball Bent, der später ein anerkannter Tohunga, ein Priester wurde.
Nicht übersehen werden darf, dass es eine deutliche Antikriegsbewegung unter den britischen Siedlern gab. Sie versuchten auf diplomatischem Wege auf die Regierung Druck auszuüben und protestierten gegen die Enteignungen der Māori und Kriegshandlungen. Prominente Beispiele sind Bischof George Augustus Selwyn, Erzdiakon Octavius Hadfield, Sir William Martin und andere Menschen des öffentlichen Lebens. In aller Regel ließ sich die Regierung hiervon nicht beeindrucken.
Die Folgen
Māori wurden in weiten Teilen des Landes durch die Regierung enteignet, Gesetzesgrundlage hierfür war der New Zealand Settlements Act aus dem Jahr 1863, vermutlich als Instrument der Bestrafung für die Rebellion.[2] In Wirklichkeit waren wahllos auch loyale Stämme betroffen. Mehr als 16.000 km² Land wurden beschlagnahmt. Obwohl die Hälfte davon später zurückgegeben wurde oder wenigstens Entschädigungsgelder bezahlt wurden, erhielten oft genug nicht die ursprünglichen Besitzer das Land oder die Zahlungen.[3] Die Enteignungen hatten erheblichen Einfluss auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Stämme.
Das Vermächtnis der Neuseelandkriege ist bis heute spürbar. Heute werden die Schlachten vor den Gerichten oder am Verhandlungstisch gefochten. In zahlreichen Berichten hat das Waitangi-Tribunal die britische Krone für ihr Vorgehen in den Kriegen kritisiert, und einmal hatten auch Māori den Vertrag von Waitangi gebrochen.[4]
Die britische Krone hat eingeräumt, dass Aspekte der Kriegsführung und der Enteignung Bruch des Vertrags von Waitangi bedeuteten und hat eine Entschuldigung ausgesprochen.[5]
Siehe auch
- River Queen (Spielfilm 2005, Regie: Vincent Ward)
Fußnoten und Quellen
- ↑ Aus dieser Gruppe entwickelte sich später die neuseeländische Armee
- ↑ www.treatyofwaitangi.govt.nz/maps/landconfiscations.php
- ↑ www.treatyofwaitangi.govt.nz/story/slidetowar.php
- ↑ www.waitangi-tribunal.govt.nz/reports/summary.asp?reportid={DE526A10-DDDF-45E1-9E09-FEA0F939832D}
- ↑ www.legislation.govt.nz/libraries/contents/om_isapi.dll?clientID=374240358&infobase=pal_statutes.nfo&jump=a1995-058&softpage=DOC
Weiterführende Literatur
- Barthorp, Michael (1979). To Face the Daring Māori. Hodder and Stoughton.
- Belich, James (1988). The New Zealand Wars. Penguin.
- Belich, James (1996) Making Peoples. Penguin.
- Binney, Judith (1995). Redemption Songs: A Life of Te Kooti Arikirangi Te Turuki. Auckland: Auckland University Press.
- Buick, T.L. (1976). Old Marlborough. Christchurch: Capper Press. (Originally published in 1900)
- Cowan, J., & Hasselberg, P. D. (1983) The New Zealand Wars. New Zealand Government Printer. (Originally published 1922)
- Hobbins, Peter (2004). Maori and Pakeha: British Colonial wars in New Zealand (Part 1). Paper on the Victorian Military Society website. (Part 2 not yet published)
- Lee, Jack (1983). I have named it the Bay of Islands. Hodder and Stoughton.
- Lee, Jack (1987). Hokianga. Hodder and Stoughton.
- Maning, F.E. (1862). A History of the War in the North of New Zealand against the Chief Heke.
- Maxwell, Peter (2000). Frontier, the Battle for the North Island of New Zealand. Celebrity Books.
- Pugsley, Chris (1998). Manufacturing a War: Grey, Cameron and the Waikato Campaign of 1863-4. Paper by noted NZ military historian on the New Zealand Society of Genealogists website
- Simpson, Tony (1979). Te Riri Pākehā. Hodder and Stoughton.
- Sinclair, Keith (ed.) (1996). The Oxford Illustrated History of New Zealand (2nd ed.) Wellington: Oxford University Press.
- King, Michael (2003). The Penguin History of New Zealand. Penguin.
- Stowers, Richard (1996). Forest Rangers. Richard Stowers.
- Vaggioli, Dom Felici (2000). History of New Zealand and its inhabitants, Translated by J. Crockett. Dunedin: University of Otago Press. (Original Italian publication, 1896).
- Walker, Ranginui (2004) Ka whawhai tonu matou: Struggle without end Penguin.
- "The people of Many Peaks: The Māori Biographies". (1990). From The Dictionary of New Zealand Biography, Vol. 1, 1769-1869. Bridget Williams Books and Department of Internal Affairs.
Weblinks
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